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NFL Draft 2018, 1. Runde - die Einordnung der Top-10-Picks: "Neun Fehler"

Von Pascal De Marco
Josh Rosen fiel bis an die zehnte Stelle des Drafts.
© getty

Die erste Runde des Drafts steht in den Büchern und das erwartete Spektakel ist eingetreten. Vier Quarterbacks sind mit den ersten zehn Picks vom Board gewesen. Die größte Überraschung im Bereich der Top 10 kam aus Cleveland, jedoch nicht mit dem ersten Pick. SPOX ordnet die Geschehnisse von Donnerstagnacht ein.

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Pick 1: Cleveland Browns - Baker Mayfield, QB, Oklahoma

Die Browns hatten die Wahl aus vier realistischen Optionen für ihren Franchise-Quarterback und haben sich für eine entschieden, die nicht zu den Favoriten auf den ersten Pick im Draft gehörte. Baker Mayfield soll es also sein und das Quarterback-Karussell in Ohio beenden. Im ehemaligen Heisman-Trophy-Gewinner haben die Browns all das gesehen, was es für einen Spieler braucht, der die Franchise endlich wieder in eine erfolgreiche Ära führen soll.

Mayfields Tape zeigt, wie konstant und akkurat er eine Offense führen kann. Sein Passspiel überzeugt durch Genauigkeit und wenige Fehler. Eine Eigenschaft, auf die die Browns schon bei der Verpflichtung von Tyrod Taylor Wert gelegt haben. Mayfield setzt viel auf seine Beine und fühlt sich außerhalb der Pocket wohl. Seine Passer-Fähigkeiten leiden nicht darunter, wenn er aus der Bewegung zum Wurf gezwungen wird. Ein wichtiger Part im Spiel des Oklahoma-Produkts, das mit seinen 1,85 Metern nicht gerade Idealgröße aufweist.

Zweifel gibt es aber, ob alle der im War Room der Browns wortführenden Personen mit der Entscheidung für Mayfield einverstanden waren und sind. Geschäftsführer John Dorsey und Offensive Coordinator Todd Haley sollen klar im Lager Mayfield gewesen sein. Jedoch war man sich offenbar bis zum Ende nicht sicher, ob Head Coach Jackson schlussendlich dessen Namen auf die Draft-Karte schreiben würde.

Nun liegt es an allen Beteiligten, Mayfield ideal auf das nächste Level und die neue Browns-Offense vorzubereiten. Wie lange die Anpassungszeit hinter einem noch voll im Schuss stehenden Taylor, der gerade noch ein Team unerwartet in die Playoffs geführt hat, dauern wird, ist selbstverständlich Spekulation. Genauso wie die Frage, ob ein kleiner Quarterback, der auf seine Mobilität setzt, aber nicht besonders schnell ist (4,8 Sekunden beim 40-Yard-Dash) und für eine Menge Aufmerksamkeit neben dem Football-Feld sorgt, einen Number-1-Pick Wert rechtfertigen kann.

Pick 2: New York Giants - Saquon Barkley, RB, Penn St.

Eli Manning wird in dieser Nacht gut geschlafen haben. Die Giants haben sich gegen die Variante mit der Zukunftsperspektive entschieden und in Running Back Saquon Barkley das herausragende Skilled-Player-Prospect im Draft verpflichtet. Eine teure Investition, die ein klares Statement mit sich bringt. Die Giants glauben an Eli. Und sie glauben, dass das Team unter ihm noch einmal einen Playoff-Run starten kann.

Es ist schwer, gegen seine athletischen Fähigkeiten zu argumentieren. Barkley ließ Scouts bei der Draft Combine mit offenem Mund stehen, als er die 40-Yard-Dash in 4,40 Sekunden absolvierte, einen 1,04-Meter-Vertikalsprung zeigte und 29 Mal die 100-Kilo-Bank drückte. Gleiches gilt für die 3.843 Yards, die er in seiner Penn-State-Karriere abspulte. Und dennoch bleibt Barkley ein Running Back. Ein Spieler auf der Position, auf der statistisch gesehen die meisten Spiele verletzungsbedingt verpasst werden und die durchschnittlich längsten Abstinenzen pro Verletzung notiert wurden.

Barkley wird die Giants sofort besser machen und ihnen endlich einen Running Back geben, der Druck von Manning nimmt. Doch kann ein Running Back auch nur so viel leisten, wie ihm die Offensive Line erlaubt. Die war im letzten Jahr schwach und wurde bis dato nur durch Nate Solder aufgewertet. Hat sie weiterhin Probleme wie im vergangenen Jahr, baut Eli weiter ab oder schafft es die Defense nicht, ihre zahlreichen Abgänge zu kompensieren, so wird sich Dave Gettlemen vermutlich wünschen, eine andere Wahl mit dem zweiten Pick getroffen zu haben.

Pick 3: New York Jets - Sam Darnold, QB, USC

Als die Jets ihren sechsten Pick gegen den dritten Pick der Colts eingetauscht hatten, hätten sie wohl nicht damit gerechnet, dass Darnold zu ihnen fallen könnte. Dementsprechend wird man sich bei Gang Green überglücklich schätzen, dass der von vielen als bester Quarterback der Klasse eingeschätzte Darnold nicht von den Browns und Giants gezogen wurde.

Die Jets gehen nun mit drei potenziellen Startern auf der Quarterback-Position in die neue Saison, haben in Darnold aber ganz eindeutig ihren Mann für die Zukunft. Einen physisch hervorragend gebauten Athleten mit starkem Arm und gutem Football IQ. Einen Quarterback mit exzellenter Field Vision und schneller Auffassungsgabe, der sich bereits durch zahlreiche Snaps Under Center behauptet hat. Und einen Leader, den sich Coaches wünschen und der durch seine Arbeitseinstellung sein Team mitreißen soll.

Darnold leistete sich allerdings 2017 weitaus mehr Fehler als noch im Jahr zuvor bei USC. Dementsprechend gibt es noch einige Fragezeichen im Hinblick darauf, wie lange es dauern wird, bis er bereit ist, zu starten. Hinter Josh McCown und in einem Quarterback-freundlichen System bei den Jets sollte Darnold aber ideale Adaptions-Möglichkeiten vorfinden. Der grüne Part von New York sollte mit einem breiten Grinsen durch die Straßen laufen. In Darnold hat man an dritter Stelle einen absoluten Glücksgriff getätigt.

Pick 4: Cleveland Browns - Denzel Ward, CB, Ohio St.

Auch an vierter Stelle wussten die Browns zu überraschen. Wo Edge-Rusher Bradley Chubb erwartet worden war, um ein beängstigendes Pass-Rush-Duo mit Myles Garrett zu bilden, füllen die Browns stattdessen ein anderes Need: Die Cornerback-Position.

In Denzel Ward kommt der mit Abstand beste Corner der gesamten Klasse. Die Man-Coverage-Fähigkeiten sind herausragend. Sein Manko in Sachen Körpergröße macht er durch seinen enorm physischen Spielstil wett. Ward ist ein sogenannter Shut-Down-Corner und kann der Bronws-Secondary ein Gesicht verleihen. Wo er bei den Buckeyes mehr auf dem Flügel gespielt hat, wird Ward bei den Browns wohl häufig in der Slot-Rolle zu finden sein. Die Edge-Rolle in der Line kann derweil auch weiterhin Emmanuel Ogbah anstatt Chubb ausfüllen. Cleveland hat hier keineswegs einen Fehler gemacht.

Pick 5: Denver Broncos - Bradley Chubb, DE, N.C. State

Die Broncos konnten vor dem Draft mit dem fünften Pick gar nicht so viel anfangen. Immer wieder wurde über einen Down-Trade spekuliert oder darüber, dass man einen Quarterback verpflichtet. Allerdings hing dies auch damit zusammen, dass in nahezu jedem Mock Draft der herausragende Pass Rusher dieser Klasse an fünfter Stelle bereits vergeben war.

Allerdings brachte Clevelands unerwarteter Ward-Pick einiges durcheinander. Denver hatte plötzlich die Möglichkeit, wieder an der Mannschaft anzuknüpfen, die noch vor nicht allzu langer Zeit den Super Bowl gewonnen hat. Und diese Mannschaft hatte eine besondere Stärke - keine O-Line konnte ihren Pass-Rush stoppen.

Die Broncos bekommen mit Bradley Chubb einen technisch enorm reifen Edge-Rusher, der gemeinsam mit Von Miller ein furchteinflößendes Pass-Rush-Tandem darstellt. Chubb bringt eine Vielzahl von Moves mit und weiß seine Hände schnell und effektiv einzusetzen. Die Broncos haben trotz der offensichtlichen Schwächen in der Offense die richtige Entscheidung getroffen, auf Chubb und eine womöglich erneut dominante Defense zu setzen.

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