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Third And Long: Cousins und Co. - die Quarterback-Prognose vor der Free Agency

Das Quarterback-Karussell wird das große Thema der kommenden Free Agency sein.
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Vienna Falcons: Jenseits der Quarterbacks: Welche Position ist in deinen Augen am stärksten in der diesjährigen Free Agency? Welche ist Top-Heavy mit wenig Tiefe, welche hat kaum Stars aber viel gutes, billiges Midlevel-Talent?

Tiefste Gruppe: Defensive Tackle und Cornerback. Sheldon Richardson, Muhammad Wilkerson, Dontari Poe, Star Lotulelei, Haloti Ngata, Chris Baker, Bennie Logan, Kyle Williams - die Defensive-Tackle-Gruppe gehört für mich zur tiefsten Gruppe in der Free Agency in diesem Jahr. Hier ist für verschiedene Schemes verschiedene Positionen und vom "sicheren" Rotationsspieler bis zum Risiko-High-Upside-Kandidaten (Wilkerson vorneweg) jede Menge geboten.

Die Cornerbacks sind noch tiefer. Neben Malcolm Butler, Trumaine Johnson und Patrick Robinson als die Header kommt ein hochinteressanter Spieler wie Kyle Fuller - um den man zumindest bieten kann - dazu. Dann gibt es verlässliche Spieler wie Prince Amukamara oder Tramon Williams, Rashaan Melvin sticht ebenfalls heraus.

Ein Morris Claiborne sollte nach der vergangenen Saison genau wie Nickell Robey-Coleman, E.J. Gaines und Aaron Colvin hohe Aktien haben. Da sprechen wir noch gar nicht von soliden Ergänzungsspielern wie Byron Maxwell und Bashaud Breeland.

Top-Heavy mit wenig Tiefe: Offensive Tackle. Abgesehen von Nate Solder würde ich keinen Free-Agent-Tackle verpflichten wollen. Bei den Pass-Rushern sieht es nur bedingt besser aus.

Kaum Stars, vieles gutes, billiges Talent: Wide Receiver. Mit Allen Robinson und Sammy Watkins gibt es zwei potenzielle Stars, die Stand heute sogar beide auf den Markt kommen. Selbst ohne die beiden gefällt mir dahinter die Breite, die finanziell erschwinglich sein sollte: Marqise Lee, Paul Richardson, Donte Moncrief, John Brown, Albert Wilson, Dontrelle Inman, Jaron Brown, Terrelle Pryor, und so weiter. Einen Nummer-1-Wideout würde ich aus dieser Gruppe außerhalb von Robinson und Watkins nicht wählen wollen, aber für die 2 und die 3 ist genug dabei.

Roman John: Bradford, Bridgewater oder Keenum: Wer bekommt das meiste garantierte Geld im neuen Vertrag?

Keenum. Der am wenigsten talentierte der drei Kandidaten kommt gleichzeitig aber auch mit den wenigsten Fragezeichen. Bei Bridgewater würde mich alles andere als ein Ein- bis Zweijahresvertrag - möglicherweise mit eingebauten Optionen für weitere Spielzeiten - schwer überraschen. Bradford, sportlich die Nummer 1 aus diesem Trio, hat inzwischen auch für den größten Fan eine zu große Krankenakte. Ein Quarterback, der nicht spielt, hilft niemandem. Deshalb erwarte ich, dass Teams bei beiden finanziell vorsichtig agieren und sich auch sportlich absichern wollen.

Derartige Bedenken bringt Keenum nicht mit, bei ihm ist es die Frage: Kann er seine Vorjahres-Saison wiederholen? In meinen Augen hat man einige Dinge gesehen, die er wiederholen kann. Ganz besonders sein Verhalten in der Pocket, aber auch der Mut im Downfield-Passing-Game sowie sein Auftreten gegen Pressure. Keenum braucht definitiv die richtige Situation um sich herum, aber abgesehen von Cousins (und Brees, falls man den dazuzählen will), trifft das auf alle Free-Agent-Quarterbacks zu.

Thomas Fritzsche: Welche Free Agents könnten sich in deinen Augen zu echten Steals was das Preis/Leistungs-Verhältnis angeht entwickeln?

Neben Bridgewater könnte auch sein (noch)-Teamkollege Jerick McKinnon in diese Kategorie fallen. Der hatte endlich eine konstante Saison, überzeuge im Laufspiel und glänzte im Passspiel. Mit Dion Lewis kommt gewissermaßen eine bessere Version von McKinnon auf den Markt, genau wie mehrere Backs mit mehr gutem Tape - ganz zu schweigen vom Draft, der einmal mehr jede Menge Running-Back-Qualität zu bieten hat. McKinnon könnte als Co-Starter für ein Team zum Steal werden.

Für mutmaßlich fast nichts wird man Alfred Morris verpflichten können, obwohl der in Dallas mehr als solide Leistungen gezeigt hat. Im Passspiel sind die beiden Cardinals-Receiver Jaron Brown und John Brown hochinteressant - man darf davon ausgehen, dass Arizona mindestens einen der beiden gehen lässt. Vor allem John Brown kommt verletzungsbedingt mit einigen Fragezeichen, was seinen Deal schmälern wird.

Ein Spieler, dessen Markt ich noch nicht einschätzen kann, ist Paul Richardson. Insofern bleibt abzuwarten, ob er finanziell ein Steal wird - aber in einer guten Offense kann er auf jeden Fall glänzen. Der ultimative Risiko-Spieler abseits von Bridgewater ist Tyler Eifert. Bei ihm dreht sich alles darum, ob er fit bleiben kann und das wird ihn 2018 in einen günstigen Einjahresvertrag zwingen. Als er fit war, war Eifert ein Top-4-Tight-End.

Was die Trenches sowie die Defense insgesamt angeht, fiel mir diese Analyse noch schwerer. Zwei Spieler, die ich defensiv hervorheben würde: Prince Amukamara, der sich seit Jahren mit Einjahresverträgen in der Liga hält und eigentlich nie enttäuscht, sowie Alex Okafor, der nach soliden Leistungen in Arizona in der Vorsaison bis zu seiner Verletzung in New Orleans voll überzeugen konnte. Mögliche Wildcard: Junior Galette, der jetzt jahrelang verletzt war, ähnlich wie Okafor aber einer der wenigen guten Pass-Rusher auf dem Markt sein könnte.

Flo: Alle reden über Cousins, aber vorausgesetzt, dass das Knie hält: Könnte nicht eher Bridgewater der Preis-Leistungs-Quarterback der Free-Agency werden? Und welcher Backup wäre geeignet, um im Notfall einzuspringen?

Ganz klar: Bridgewater kann der größte Free-Agency-Steal seit einer ganzen Weile werden. Deshalb bin ich auch der Meinung, dass sich das Risiko lohnt. Natürlich könnte er floppen, aber dieser Aspekt ist bei nahezu jedem Free Agent gegeben, und durch Bridgewaters Vorgeschichte sollte sich das finanzielle Risiko in Grenzen halten.

Natürlich kann man nicht mit Bridgewater als alleiniger Option in die Saison gehen - hier wäre das sportliche Risiko zu groß und kein Head Coach würde dem zustimmen. Ich würde ihm einen Spieler wie Josh McCown oder Ryan Fitzpatrick zur Seite stellen. Erfahrene Quarterbacks, die notfalls einspringen können, aber keine sofortige Quarterback-Debatte auslösen, wenn Bridgewater anfangs noch Probleme hat. Wenn man bereit ist, es mit Bridgewater zu riskieren, wäre das eine Konstellation, die ich gut heißen würde.

TheRealRasmus: Welche Teams werden in der Free Agency am aggressivsten sein?

Wenn man bei einem Team sicher sein kann, dann sind das die Cleveland Browns. Die Entscheidung, nach nur zwei Jahren wieder einmal den Kurs radikal zu wechseln, spricht eine klare Sprache: Team-Besitzer Jimmy Haslam wurde ungeduldig und will sofortigen sportlichen Erfolg, auch auf die Gefahr hin, den eigentlich langfristig eingeschlagenen Kurs abzubrechen.

John Dorsey und Co. - Sashi Brown durch Dorsey zu ersetzen spricht hierbei schon für sich - sollen diese Offseason als Katalysator nutzen, um ein Team zusammen zu stellen, das schon 2018 zumindest konkurrenzfähig sein kann. Die Browns haben 111 Millionen Dollar an Cap Space und im Draft in den Top-65-Picks hat Cleveland gleich sechs Draft-Optionen (1, 4, 33, 35, 64, 65). Cleveland wird sehr aggressiv vorgehen.

Nico Bellic: Welcher "Star" wird in der Free Agency leer ausgehen und kein Team finden?

Es ist im Vergleich zu den letzten Jahren nicht gerade eine gut besetzte Free-Agency-Klasse, insofern gehe ich davon aus, dass alle großen Namen letztlich irgendwo unterkommen werden. Ein Spieler, der es aber denke ich schwer haben wird, ist Adrian Peterson. Die Cardinals werden Peterson entlassen und auch wenn der noch einige gute Spiele in der vergangenen Saison - die für ihn verletzungsbedingt vorzeitig endete - hatte: In der heutigen NFL ist Petersons Wert schlicht sehr begrenzt.

Ein 2-Down-Back, der aus der Shotgun-Formation nicht effizient ist sowie Defizite als Pass-Protector und als Receiver hat, löst nicht gerade Begeisterungsstürme bei Offensive Coordinators aus. So gut Peterson als Runner tatsächlich noch immer sein mag, seine Limitierungen werden den Markt für ihn sehr klein machen. Und dann ist die große Frage, für welche Summe Peterson noch spielen will.

Martin Schmitt: Was meinst Du: Werden die Cowboys in Sachen Wide Receiver auf dem Free-Agent-Markt tätig? Und wenn ja: wer? Oder draften sie komplett neu? Wie hoch würdest Du den Verbleib von Dez Bryant prozentual einschätzen?

Dez Bryant bleibt in Dallas, da habe ich keinen Zweifel - Jerry Jones will ihn (noch) nicht abgeben. Wir werden hier mutmaßlich eine kurze Vertragsverlängerung sehen, die den Cap Hit für 2018 deutlich reduziert. Damit brauchen die Cowboys für meinen Geschmack trotzdem noch immer mindestens einen Starting-Receiver. Und zwar idealerweise eine echte Nummer 1, denn in dieser Rolle sehe ich Bryant längst nicht mehr.

Im Slot ist Dallas mit Beasley und Switzer gut aufgestellt, aber Terrance Williams sollte bestenfalls die 3, vielleicht sogar eher die 4 sein. Meine Vermutung: Die Cowboys sind ein heißer Kandidat für einen Wide Receiver in der ersten Runde des Drafts, und werden sich in der Free Agency somit auf eine "bessere" Nummer 3 mit Potenzial nach oben konzentrieren. John Brown, Marqise Lee, Dontrelle Inman - in dieser Kategorie gibt es mehr als genügend interessante Optionen.

Niklas_Cage: Welche Franchise wäre ein potentieller Fit für Johnny Manziel?

Bei Manziel muss man Scheme-Fits und sonstige spielerische Dinge erst einmal komplett hinten anstellen. Für ihn werden ganz andere Dinge wichtig sein, sollte er tatsächlich nochmal einen NFL-Vertrag erhalten: Ein überdurchschnittlich stabiles Team mit klaren Anführern. Eine möglichst solide Quarterback-Situation. Und ein Head Coach, der bereit ist, mit ihm zu arbeiten.

Ein Team, das für mich nahezu wie geschaffen für Manziel scheint, sind die Kansas City Chiefs. Andy Reid hat nicht nur bei Mike Vick gezeigt, dass er einen unkonventionellen, vor allem aber einen einst in Ungnade gefallenen, reumütigen Quarterback unter seine Fittiche nehmen kann. Spieler wie Eric Berry, Justin Houston oder Mitchell Schwartz geben dem Team interne Stabilität, während Patrick Mahomes als der klare Starter in die kommende Saison geht.

Darüber hinaus benötigt KC nach dem Trade von Alex Smith einen neuen Backup-Quarterback - und selbst mit Blick auf das Scheme muss man sich nur die vergangene Chiefs-Saison anschauen, um viele Dinge zu sehen, die zu Manziels Spiel passen würden.

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