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Shaun O'Hara im Interview: "Die dümmste Entscheidung, die ich je getroffen habe"

Shaun O'Hara gewann 2007 mit den Giants den Super Bowl gegen die Patriots.
© getty
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SPOX: Gab es damals bei Ihnen irgendeinen besonderen Trick? Irgendetwas, das die Coaches beispielsweise gemacht hätten, um das Team mental auf den Super Bowl vorzubereiten?

O'Hara: Man muss sich all diese Dinge einfach gezielt bewusst machen. Viele beispielsweise machen ihr Aufwärmprogramm alleine für sich, einfach um Adrenalin zu sparen. Normalerweise kommt man nach dem Aufwärmen zurück in die Kabine und hat dann etwa fünf Minuten bis zum Kick-Off. Beim Super Bowl dauert alles länger, deshalb starten manche ihr Aufwärmprogramm auch später.

SPOX: 2007 gab es die Situation, dass die Giants gegen New England bereits in Week 17 gespielt haben. Damals war das eine große Sache, die Patriots brauchten noch einen Sieg für eine perfekte Regular Season (16 Siege, keine Niederlage, d. Red.) und Ihre Giants haben die Starter eingesetzt - obwohl es für New York mit Blick auf das Playoff-Seeding nichts mehr zu gewinnen oder verlieren gab. Es war dann ein enges Spiel, was hat diese Partie mit dem Team gemacht? War es wirklich der Katalysator, für den es viele Außenstehende bis heute halten?

O'Hara: Ich glaube dieses Spiel, und die Tatsache, dass wir die Patriots schon da beinahe geschlagen haben, hat uns jede Menge Selbstvertrauen gegeben. Jedes Team versucht immer, herauszufinden, wie gut es wirklich ist. Dieses Spiel hat uns ein Gefühl dafür gegeben, wo wir standen. Es hat uns auch gezeigt, dass wir ein sehr physisches Team waren, das haben wir damals während der Partie gespürt. Und wir haben gemerkt, dass wir gegen Tom Brady in keinen Shootout geraten wollen. Wir haben gemerkt, dass der einzige Weg die Patriots zu schlagen darin liegt, das Spiel langsamer zu machen. Ab diesem Punkt konnte unsere Defense das Zepter übernehmen.

SPOX: Noch vor dem Super Bowl gab es das Championship Game gegen die Packers und Brett Favre in Green Bay. Ist es wirklich etwas anderes, ein Playoff-Spiel in Lambeau zu spielen?

O'Hara: Oh ja, keine Frage. Wann auch immer man in Lambeau spielt, hat man einen Gänsehaut-Moment. Man saugt die Legacy dieses Feldes förmlich auf. Ich habe da einige Male gespielt, dieses Championship Game war aber unvergleichlich. Es war der kälteste Tag meines Lebens, so kalt war mir noch nie! Und die dümmste Entscheidung, die ich jemals getroffen habe, war die, an diesem Tag ärmellos aufzulaufen. Ich weiß nicht, was wir uns damals gedacht haben! Woran ich mich noch erinnere, ist, dass mir durch den Kopf ging: "Jeder fühlt sich gerade so richtig mies." Wann man bei derart niedrigen Temperaturen spielt, ist das physischere Team deutlich im Vorteil. Diese kalten Hits tun wirklich weh. Und ich glaube, die Tatsache, dass Brett Favre etwas älter war, hat ebenfalls geholfen. Seine Bälle sind etwas kürzer geflogen.

SPOX: Sie haben es bereits angesprochen, die Giants waren ein sehr physisches Team. Damals hatten Sie auch mit Ahmad Bradshaw und Brandon Jacobs ein sehr gutes Running-Back-Duo, und hier kommen wir zu den Parallelen zurück: Die Eagles sind mit Jay Ajayi und LeGarrette Blount in einer ähnlichen Situation. Wie wichtig kann so etwas für ein Team insbesondere in den Playoffs sein?

O'Hara: Wann auch immer man gegen eine großartige Offense spielt, ist es eine Möglichkeit, sie ein wenig aus dem Spiel zu nehmen um ihre Feuerkraft zu reduzieren. Das Run Game ist hierfür hauptverantwortlich. Für uns war Brandon Jacobs der Hammer, er hat Defenses müde gemacht. Später hat uns Ahmad Bradshaw dann einen neuen Boost gegeben und für die Defense eine ganz andere Aufgabe dargestellt. Wenn man diese Option hat, kann das eine wichtige Waffe sein.

SPOX: Wenn Sie den Eagles-Spielern ein, zwei Tipps für den Super Bowl geben könnten - welche wären das?

O'Hara: Zunächst einmal: Ihr dürft keine Field Goals kicken. Ihr müsst Touchdowns hinbekommen. Das muss offensiv die Einstellung sein. Defensiv - man muss Tom fast blitzen. Wenn man ihn mit der Front Four unter Druck setzen kann, ist das natürlich super. In jedem Fall muss man Wege finden, damit er sich in der Pocket unwohl fühlt. Man darf ihm keine vier Sekunden in der Pocket geben. Je länger er da steht, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass er dich zerlegt.

SPOX: Letzte Frage: Was ist Ihr Tipp? Wer gewinnt, und warum?

O'Hara: Es ist schwierig, aktuell gegen Brady zu tippen, wenn man sieht, was er immer wieder leistet. Die Verpflichtung von Brandin Cooks hat dieser Offense ein Deep-Ball-Element gegeben, das sie so lange Zeit nicht hatte. Ich denke auch, dass es Gronkowski ein großer Faktor sein wird. Ich werde nicht gegen Brady tippen, aber ich mag die Eagles und deren Matchups. Ich hoffe einfach auf ein gutes Spiel - und auf einige gute Werbe-Clips!

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