NFL

Jung, wild und bereit für die große Bühne?

Von Pascal De Marco
Die Los Angeles Rams bescheren dem Memorial Coliseum das erst Playoff-Heimspiel seit 1978
© getty

Das neue Jahr ist da und somit auch der Start in die Playoffs. Die Wild-Card-Round beginnt mit dem Aufeinandertreffen der Kansas City Chiefs und den Tennessee Titans und der Frage, ob die Chiefs unter Andy Reid auch in den Playoffs endlich erfolgreich sein können. Später geht es dann für die jungen Los Angeles Rams gegen den Super-Bowl-Verlierer der letzten Saison, die Atlanta Falcons. Dabei kommt es für ein legendäres Stadion zur Playoff-Rückkehr. Beide Spiele könnt Ihr am Samstag ab 22.35 Uhr live auf DAZN verfolgen.

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No. 4 Kansas City Chiefs (10-6) - No. 5 Tennessee Titans (9-7) (Sa., ab 22.35 Uhr live auf DAZN)

Der Weg in die Playoffs:

Chiefs: Die Saison glich einer Berg- und Talfahrt, die zunächst enorm Positives versprach und dann plötzlich ins Besorgniserregende abdriftete. Es begann mit dem Sieg beim Super-Bowl-Champion in New England, als man das erste Ausrufezeichen setzen konnte, mit der Verletzung von Eric Berry aber auch direkt einen herben Rückschlag einstecken musste. Während der zuvor wegen seiner übertriebenen Vorsicht in Verruf geratene Alex Smith über die ersten Wochen auch im Downfield-Passing-Game bemerkenswert effizient spielte, hatte die Defense im Pass Rush und im Backfield große Probleme.

Nachdem sich Defenses langsam auf Andy Reids offensives Konzept eingestellt hatten, wirkte die Offense um den furiosen Rookie-Running-Back Kareem Hunt oftmals ausrechenbar und einfallslos. Der Fünf-Sieges-Serie zu Beginn der Saison folgten sechs Niederlagen aus den nächsten sieben Spielen. Pleiten gegen die bis dahin schwachen Raiders, Giants und Jets ließen im Playoff-Rennen in der AFC West plötzlich wieder Spannung aufkommen. Im Schlussspurt rehabilitierte sich das Team eindrucksvoll und konnte auch offensiv wieder an den Auftakt anknüpfen. In Week 16 machte man schließlich die Playoff-Teilnahme klar.

Titans: In seiner dritten Saison als Head Coach der Titans setzte Mike Mularkey wieder voll auf Smash-Mouth-Football und konnte sich und sein Team lange Zeit aussichtsreich im Playoff-Rennen in der AFC platzieren. Nur drei Teams sammelten weniger als die 157 Passing-First-Downs, die die Titans gesammelt haben - so gut wie alles musste über den Lauf erfolgen. Die Box wurde deshalb von den Gegnern gerne zugestopft und Tennessee und seine Go-to-Optionen in DeMarco Murray und Derrick Henry bei 4,1 Yards pro Laufversuch gehalten. Die Titans kamen auf durchschnittlich lediglich 60,9 Plays pro Spiel, ebenfalls viertniedrigster Wert der Liga.

Doch trotz der Effektivität der möglicherweise altertümlich erscheinenden Spielphilosophie und einem angenehmen Programm im Laufe der Saison haben die Titans die Playoffs nur gerade so erreicht. Niederlagen gegen die Cardinals, 49ers und Rams machten aus einer komfortablen Position vor dem Schlussviertel der Saison ein Do-or-Die-Game gegen die Jaguars in Week 17. Man setzte sich zwar durch, steht als laut dem Football Power Index von ESPN 19.-stärkstes Team der Saison aber nur aufgrund günstiger Tie-Breaker in den Playoffs.

Die aktuelle Situation:

Chiefs: Die Chiefs haben im Saisonendspurt wieder eine Menge Selbstvertrauen tanken können. Das Downfield-Passing-Game klickte wieder und deshalb funktionierte auch das Running Game wie zu Beginn der Saison. Gegen eine starke Run-Defense der Titans wird es aber vor allen Dingen auf das Spiel durch die Luft ankommen. Hier ist man neben den herausragenden Optionen Hill und Travis Kelce etwas dünn aufgestellt. Für den Quarterback hingegen könnte jedes Spiel das letzte für seine Farben sein. Smith spielt seine vermutlich beste Saison, die Chiefs sind wohl aber schon bereit, mit Patrick Mahomes in die Zukunft zu gehen.

Auf der defensiven Seite müssen sich die Chiefs auf eine Run-lastige Offense einstellen. "Sie sind sehr von der Philosophie des Running Games überzeugt. Das kommt von Coach Mularkey", erklärte Defensive Coordinator Bob Sutton. "Er hat dieses System als Spieler in Pittsburgh gelernt. Es ist ziemlich klar, was sie versuchen mit dir zu machen und wie sie es versuchen." Die Erinnerung kommt unter anderem vom letzten Aufeinandertreffen, als man in Week 15 der 2016er-Saison eine 17:19-Pleite einstecken musste.

Titans: Nicht nur offensiv, sondern auch defensiv konzentrieren sich die Titans auf das Spiel auf dem Boden. Die zugelassenen 3,6 Yards pro Laufversuch sind Bestwert unter den Playoff-Teilnehmern, genauso wie die 3 zugelassen Big Plays (20+ Yards). Tennessee tendiert außerdem häufig dazu zu blitzen. Ein Stilmittel, mit dem man sich vor allem gegen Play Action wehrt. Dies könnte auch im Spiel gegen die Chiefs ein Faktor werden.

Dies gilt auch für die Abstinenz von Murray. Der Running Back fällt mit einer Knieverletzung aus und wird das Zepter der Verantwortung für das Laufspiel nun gänzlich Henry überlassen müssen. Unter dem Aspekt der schwachen Saison von Marcus Mariota, der für mehr Interceptions als Touchdowns geworfen hat, erwartet Henry einen sehr großen Workload - zumindest, falls das Spiel nicht schnell eindeutig zugunsten der Chiefs kippt.

Players to Watch:

Chiefs: Travis Kelce. Der Tight End hat eine tolle Saison absolviert und war eine ständige Go-to-Option für Smith. Kelce könnte gegen die Blitz-freudige Defense der Titans eine wichtige Rolle einnehmen, da er gegen den hohen Druck auf den Quarterback eine schnelle Pass-Option darstellt und aus zentraler Position bei einer vollen Box auf die Außenbahn ausweichen kann. Kelce kann sich außerdem auch auf Außen aufstellen und stellt in Man Coverage ein ständiges Miss-Match gegen Defensive Backs und wendige Linebacker dar.

Titans: Marcus Mariota. Mariota muss das erschreckend schwache Jahr abschütteln und sich nur auf das Spiel konzentrieren. Der junge Hawaiianer brachte in dieser Saison 62 Prozent seiner Pässe an den Mann und warf für 13 Touchdowns bei 15 Interceptions. Dem Passer Rating von 95,6 aus dem Vorjahr folgte in dieser Saison eines von 79,3. Verletzungen nagten an seiner Produktivität im Laufspiel und der Genauigkeit im Passspiel. Wollen die Titans erfolgreich sein, so darf sich Mariota keine Fehler erlauben. Die Chiefs sind aber eher über die Luft anfällig und Mariota muss versuchen, diese Chancen wahrzunehmen.

Darauf kommt es an:

Die Chiefs gehen als Favorit in die Partie und sind in der Verantwortung, ihre offensive Durchschlagskraft im Passing Game auszunutzen. Während der Negativ-Phase in dieser Saison hatte man Probleme, kurze Pässe gegen Zone Coverage anzubringen und wurde somit zu Downfield-Pässen gezwungen, die zu selten Erfolge einbrachten. Die Titans haben mit 231 Passing-First-Downs die mit Abstand meisten in der Liga zugelassen, versuchen aber gerade Big Plays zu verhindern. Die Chiefs werden wieder über kurze Pässe und Yards after Catch kommen.

Auf der anderen Seite lautet die Devise Run, Run, Run. Die Titans müssen das Spiel auf dem Boden und somit die Uhr kontrollieren. Gelingt ihnen das bei einer möglichst risikoarmen Passing-Assistenz, so verbringt man viel Zeit mit dem Ball in der eigenen Hand und kann ein Low-Scoring-Game mit offenem Ausgang gestalten.

Prognose:

Den starken Eindruck, den die Chiefs in den letzten Wochen vermittelt haben, werden sie gegen die Titans bestätigen können. Hierbei spielt auch die Erfahrung eine bedeutende Rolle. In vier der fünf Saisons unter Reid haben die Chiefs den Playoff-Einzug geschafft (1 Sieg, 4 Niederlagen) und stellen 39 Spieler, die bereits ein Playoff-Spiel absolviert haben. Auf der anderen Seite sind es 18. In einem fehlerbehafteten Jahr wie dem, welches Mariota erlebt, keine guten Voraussetzungen. Außerdem können sich die Chiefs darauf konzentrieren, die Box zuzustellen, um Tennessees Offense schon großteils einzuschränken. Tipp: 20:10 Chiefs

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