NFL

Jung, wild und bereit für die große Bühne?

Von Pascal De Marco
Die Los Angeles Rams bescheren dem Memorial Coliseum das erst Playoff-Heimspiel seit 1978
© getty
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No. 3 Los Angeles Rams (11-5) - No. 6 Atlanta Falcons (10-6) (So., ab 2.15 Uhr live auf DAZN)

Der Weg in die Playoffs:

Rams: Keine Frage, die Rams waren die Sensation der Saison. Sean McVay übernahm das Team als jüngster Head Coach der Liga mit 31 Jahren und wandelte die schlechteste Offense der Liga in die wohl aufregendste um. Gegenüber den 224 erzielten Punkten in der letzten Saison unter Jeff Fisher brachte es die diesjährige auf 478. Todd Gurley spielte eine Saison, die ihn nach über 2.000 Scrimmage Yards in die MVP-Verlosung beförderte, Jared Goff zeigte sich gegenüber seiner Rookie-Saison stark verbessert und in Aaron Donald hat man auf der gegenüberliegenden Seite einen Spieler, der heißer Anwärter auf den DPOY-Titel ist.

Doch gerade McVays Offense war es, die das Team in diesem Jahr getragen und für eine bemerkenswerte Euphorie-Welle in und um die Mannschaft gesorgt hat. Mit dem zweitjüngsten Kader ist man in die Saison gegangen und hat den Cardinals und den Seahawks in der NFC West den Rang abgelaufen. Schon frühzeitig war klar, dass man die Division gewinnen würde. Doch gerade die Themen Alter und Erfahrung bereiten Kopfzerbrechen.

Falcons: Nach dem Drama im Super Bowl ging es für die Falcons sehr gemächlich los. Bei den Siegen in Chicago und in Detroit kam man noch jeweils mit einem blauen Auge davon und die Wehen, die der Abgang von Head Coach Kyle Shanahan bereitete, wurden spätestens in den Woche 4 bis 6 eindeutig bemerkbar, als man gegen die Bills, Dolphins und Patriots drei Spiele in Folge abgab. Die Offense hatte ihren Glanz und die Dominanz aus der Vorsaison verloren. Matt Ryan machte ungewohnte Fehler und Superstar-Wideout Julio Jones wurde nicht richtig in Szene gesetzt.

Verbesserungen kamen dagegen von der defensiven Seite. Hier spielte man stark auf die Physis ausgelegt und profitierte von den tollen Entwicklungssprüngen, die die Second-Year-Spieler Deion Jones, De'Vondre Campbell und Keanu Neal gemacht haben. Außerdem schaffte man es, Turnover zu forcieren. Eine der überzeugendsten Leistungen gab es wohl im Saisonfinale gegen die Panthers, als man den Playoff-Platz sichern konnte.

Die aktuelle Situation:

Rams: L.A. wird auch in der Postseason für spektakuläre Offense sorgen, dafür garantieren McVay und seine Offense nahezu. Jedoch trifft man gegen die Falcons auf eine Defense, die gerade in den letzten Wochen stärker geworden ist. Die Rams werden diese wie häufig in der Saison gesehen mit unterschiedlichen Konzepten attackieren und versuchen, Gurley zu füttern und aussichtsreich zu positionieren.

An Postseason-Erfahrung mangelt es jedoch gewaltig: Der ganze aktive Kader bringt es gerade einmal auf mickrige 21 Playoff-Spiele. Das ist mit großem Abstand der geringste Wert unter allen Playoff-Teilnehmern. Der erfahrenste Spieler ist Kicker Greg Zuerlein. Er wurde nach Week 15 auf die Injured-Reserve-Liste gesetzt und in Sam Ficken durch einen Mann ersetzt, der zuvor noch nie in einem NFL-Spiel einen Kick versucht hatte. Seine ersten beiden Versuche gingen prompt daneben. Angesichts der wichtigen Rolle, die Zuerlein für die Rams in dieser Saison gespielt hat (meiste erzielte Punkte der Liga trotz zwei verpasster Spiele), könnte auch dies eine unangenehme Rolle spielen.

Falcons: Mangelnde Playoff-Erfahrung ist bei den Falcons wohl nicht das Problem. Hier gilt es schon eher die offensive Flexibilität zu nennen. Ryan tendiert dazu, den Ball in Richtung Jones zu forcieren, gerade wenn noch viel Feld zu überqueren ist. In der Red Zone allerdings weicht er dann davon ab, zu ihm zu werfen, bzw. bietet es das Scheme gar nicht an. Atlanta muss Jones in der Endzone finden. Über die abgelaufene Saison sind die 3 Touchdowns des Superstars schlichtweg zu wenig.

Das Back-Duo Devonta Freeman und Tevin Coleman hatte in den letzten Wochen immer wieder mit Verletzungen zu kämpfen. Für das Spiel gilt es diese Situation im Auge zu behalten. Die Rams sind über den Lauf anfällig und die Falcons werden gut daran tun, Gurley und Co. so lange wie möglich vom Feld fernzuhalten.

Players to Watch:

Rams: Todd Gurley, 2.093 Scrimmage Yards, 19 Touchdowns, 1.305 Rushing Yards, 13 Rushing Touchdowns. Gurley war in dieser Saison nichts anderes als überragend. Hinter einer starken offensive Line dominierte er sowohl als natürlicher Running Back, wie auch als Pass-Empfänger. Niemand profitiert von den Schemes von McVay so sehr wie er. Seine vielfältigen Einsatzmöglichkeiten werden auch den Falcons enorme Probleme bereiten.

Falcons: Devonta Freeman. Der Running Back kam zum Ende der Saison immer besser in Fahrt. Im Aufeinandertreffen mit den Rams trägt das Laufspiel der Falcons große Verantwortung. Freeman wird den Ball, so lange der Sieg in Reichweite ist, häufig in die Hände bekommen. Grund zur Sorge werden bei den Falcons-Anhänger Fumble-Probleme sein, die er in dieser Saison gezeigt hatte, ohne jedoch zählbaren Schaden anzurichten. Immer wird ihm das Glück bei Unachtsamkeiten nicht zur Seite stehen. Derartige Fehler könnten Atlanta in L.A. teuer zu stehen kommen.

Darauf kommt es an:

Gurley, Sammy Watkins, Cooper Kupp, Robert Woods. Die offensiven Optionen sind zahlreich. Genau wie die Schemes. Die Rams sind breit aufgestellt und werden den Falcons wieder viele Formationen präsentieren, auf die sie reagieren müssen. In erster Linie wird es aber Gurley sein, den man ins Spiel bringen muss. Bekommt man den Running Back in beiden offensiven Phasen ins Spiel und kreiert man weiter effektive YAC-Möglichkeiten durch tolle Downfield-Blocking-Schemes, so wird es ein langer Abend für die Falcons-Defense.

Mit einem Jones auf der Gegenseite kann es sich keine Defense leisten, sich nur auf das Zentrum zu konzentrieren. Die Rams werden den Receiver oftmals mit einem zweiten Gegenspieler zustellen. Die Chance für die Falcons ist es deshalb, das Zentrum und die anfällige Run-D der Rams zu attackieren. Hier muss man versuchen das Spiel zu diktieren und den Rams offensive Möglichkeiten zu nehmen.

Prognose:

Im ersten Playoff-Spiel im Los Angeles Memorial Coliseum seit 1978 werden die Rams früh versuchen, in Rhythmus zu kommen, um erst gar keine Nervosität aufkommen zu lassen. L.A. wird vor erwarteten 70.000 Zuschauern mit vielen verschiedenen offensiven Konzepten arbeiten und versuchen, seine Wideouts und Gurley auf Yards nach dem Catch kommen zu lassen. Für die Falcons wird es auf der defensiven Seite schwer, sich darauf einzustellen und das Tempo mitzugehen. An einem guten Tag ist die Offense der Falcons aber auch in der Lage, Großartiges zu leisten. Tipp: 27:23 Rams

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