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Third and Long Super Bowl Edition: "So kann Philly die Patriots schlagen"

Die Eagles müssen gegen New England auf ihre starke Defense bauen.
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Lukas Dilsen: Für wie wahrscheinlich hältst du es, dass Brady und Belichick nach dieser Saison Schluss machen, sollten sie den sechsten Ring holen?

Bei Brady geht die Wahrscheinlichkeit für mich gegen Null. Brady ist vielleicht der am meisten von seinem Willen nach dem nächsten Erfolg und dem nächsten großen Ziel getriebene Sportler aller Zeiten. Der sechste Super-Bowl-Titel wäre natürlich toll und würde seinen Vorsprung in den Geschichtsbüchern weiter ausbauen - ich gehe aber fest davon aus, dass Brady schon jetzt darüber nachdenkt, wie weit er die als allgemein gültig gehaltene "Altersgrenze" für einen NFL-Quarterback weiter nach hinten schieben kann.

Dafür arbeitet er, darauf hat er sein ganzes Leben mit all den absurden Ernährungsregeln ausgerichtet. Und wenn wir ehrlich sind, gibt es angesichts seiner Leistungen in dieser Saison in der Hinsicht nicht einmal den Ansatz eines sportlichen Grundes, warum Brady aufhören sollte. Familiäre Gründe fallen da natürlich in eine andere Kategorie.

Belichick ist da deutlich schwerer einschätzbar und ehrlich gesagt wäre alles, was ich jetzt schreibe, rein spekulativ. Würde es mich schocken, sollte es tatsächlich zwischen den Alpha-Tieren in Foxboro dicke Luft geben und Belichick nach einem weiteren Titel Schluss machen? Absolut nicht. Gleichzeitig kann ich aber auch nicht sagen, dass ich mit einem Belichick-Abschied rechne.

Kai B: Werden die Patriots ihre Wide Receiver wieder so erfolgreich aus dem Slot einsetzen können? Oder kommt es wieder vermehrt auf die Running Backs an?

Mit Patrick Robinson im Slot hat Philadelphia eine mehr als vielversprechende Antwort auf Danny Amendola. Wenn Jacksonvilles größte Secondary-Qualität fraglos die Outside-Cornerbacks sind, könnte man argumentieren, dass dieser Titel bei den Eagles Robinson im Slot gehört. Ein Duell zwischen Gronkowski und Eagles-Safety Malcolm Jenkins - das wäre das Matchup in Man Coverage, das ich anstelle der Eagles versuchen würde - wäre für sich betrachtet extrem faszinierend und könnte New England tatsächlich einige Probleme bereiten.

Das rückt im Passspiel einerseits die Running Backs gegen die Linebacker, andererseits aber auch das Outside-Passing-Game in den Fokus. Minnesota hatte bei Ersterem über McKinnon Erfolg, die Pats sind dafür noch deutlich besser aufgestellt.

Ben Thor: Welche Rolle spielt Saban bei der Vorbereitung auf die Run Pass Options der Eagles?

Interessante Frage. Für diejenigen, die es nicht wissen: Alabama-Head-Coach Nick Saban und Bill Belichick haben eine lange gemeinsame Historie, haben schon zusammengearbeitet und tauschen sich auch heute noch konstant über Football-Strategien und dabei natürlich primär Defensiv-Taktiken aus. Da Run Pass Options im College schon viel länger ein Thema sind, ist es durchaus möglich, dass die beiden über dieses Thema schon in der Vergangenheit gesprochen haben.

Generell glaube ich aber, dass New England die Run Pass Options schon seit einer Weile einstudiert. Zu eklatant waren die Probleme bei der Auftaktpleite gegen die Chiefs, zu auffällig hat sich dieses Thema durch die Saison gezogen. Mit den Jaguars und den Titans hat New England gerade gegen zwei Teams, die auf Run Pass Options und den Zone Read setzen, gespielt, im Vorfeld der Playoffs hat sich Belichick damit angesichts des Playoff-Felds und eines möglichen erneuten Duells mit den Chiefs sicher abermals befasst.

Football-Coaches, in der NFL am allermeisten, treibt es schier in den Wahnsinn, wenn sie das Gefühl haben, auf bestimmte Szenarien nicht vorbereitet zu sein oder noch keine gute Antwort auf gegnerische Taktiken gefunden zu haben - nicht umsonst holten sich mehrere Coaches nach der Rookie-Saison von RG III, als die Read Option die NFL im Sturm eroberte, im College Tipps. In dem Fall würde ich davon ausgehen, dass Belichick längst diverse Ideen gegen die Run Pass Options im Kopf hat - die Safeties, um RPOs gut zu verteidigen, hat er in jedem Fall.

Phil: Wäre es für die Jaguars nicht cleverer, den Quarterback-Spot mit einem Rookie zu besetzen? Bortles ist nicht gut und potentiell zu teuer, der Rookie Vertrag hilft, das restliche Team zusammen zu halten. Konkurrenzfähig wäre man dann ja trotzdem.

Ich weiß nicht, ob ein Rookie bereits 2018 die Antwort ist - aber die knapp 20 Millionen Dollar, mit denen Bortles in diesem Jahr den Cap belasten würde, könnte Jacksonville in jedem Fall besser investieren. Das große Problem bei Bortles ist ja, dass er so wahnsinnig inkonstant ist - und das macht es für ein Team auf dieser Position zur Glücksache, ob man letztlich ein Titel-Contender ist oder eben nicht.

Im Championship Game war dann dramatisch zu sehen, wie die Jaguars Bortles verstecken wollten und fast Angst davor hatten, ihm den Ball zu überlassen und irgendetwas außerhalb von komplett klaren Reads und kurzen Pässen zu riskieren. Das führt zu erzkonservativem, "nicht verlieren statt gewinnen wollen"-Coaching.

Jacksonville würde es also schon reichen, einen Game Manager under Center zu haben. Ein Quarterback, der wenige Fehler macht und innerhalb eines Offense-Schemes die Plays umsetzen kann. Case Keenum in diesem Jahr wäre mehr oder weniger das perfekte Beispiel dafür. In diese Richtung würde ich an Stelle der Jags gehen, um das jetzt geöffnete Titelfenster dieser Defense auszunutzen. Möglicherweise sogar mit Keenum selbst, falls die Vikings ihn gehen lassen.

All diese Gedankenspiele werden aber selbstverständlich wertlos, falls Bortles' Gehalt für 2018 durch die OP letztlich garantiert wird.

Rene J.: Was hältst du von Predictions, wer dieses Jahr den Franchise Tag bekommt?

In fast allen Fällen ist natürlich ein langfristiger Deal das oberste Ziel - gerade bei Jimmy Garoppolo bin ich fest davon überzeugt, dass beide Seiten das hinbekommen. Die Liste ist somit eher meine Einschätzung, bei wem ich davon ausgehe, dass Teams zum Tag bereit sind, sollte es keine anderweitige Einigung geben:

  • Jimmy Garoppolo, QB, San Francisco 49ers
  • LaMarcus Joyner, FS, Los Angeles Rams
  • DeMarcus Lawrence, DE, Dallas Cowboys
  • Patrick Robinson, CB, Philadelphia Eagles
  • Case Keenum, QB, Minnesota Vikings

Ich kann mir nicht vorstellen, dass Washington Kirk Cousins rund 34 Millionen Dollar für 2018 zahlt - so viel wäre bei einem dritten Franchise Tag fällig. Auch dass die Steelers 14,5 Millionen Dollar von ihrem ohnehin nicht gerade übermäßigen Cap Space für eine Saison in Le'Veon Bell investieren ist unwahrscheinlich. Die Patriots zahlen in ihrer Secondary bereits viel Geld an Gilmore, der Tag für Malcolm Butler, der keine sonderlich gute Saison gespielt hat, käme da durchaus überraschend.

LukardoS: Wen holen die Patriots als Backup-Quarterback? Einen Rookie oder einen eher etablierten Spieler? Und wie lange macht Tom Brady noch, auch im Hinblick, dass er den sechsten Ring holen kann und es hinter den Kulissen kriseln soll?

Davon ausgehend, dass Brady und Belichick bleiben, ist der erste Teil der Frage für mich klar zu beantworten: Die Patriots werden sich wieder im Draft nach Quarterback-Optionen umschauen. Dieses Muster verfolgt New England jetzt schon seit Jahren, Garoppolo war gewissermaßen "nur" der größte Treffer. Ryan Mallett und Matt Cassel sind zwei andere Beispiele dafür. Hinter Brady lernen, für den Verletzungsfall als möglicher, sehr günstiger Ersatz bereit stehen und im Idealfall noch einen höheren Draft-Pick via Trade einbringen - kein schlechtes Modell.

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