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Divisional Round: Bleibt Keenum auch in den Playoffs Cold Case?

Von Pascal De Marco
Case Keenum spielte die beste Saison seiner Karriere
© getty

Wenn man am ersten Tag der Divisional Round noch von Favoritenstellungen ausgehen konnte, ist dies heute nicht mehr der Fall: Bei den Pittsburgh Steelers versucht Ben Roethlisberger, eine 5-Interception-Performance aus dem ersten Aufeinandertreffen mit den Jaguars wiedergutzumachen. Später dürfen Case Keenum und die Minnesota Vikings beweisen, dass sie ihre starke Saison auch in den Playoffs gegen ein Kaliber wie die Saints bestätigen können. Beide Spiele seht ihr ab 19.05 Uhr live auf DAZN.

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No. 2 Pittsburgh Steelers (13-3) vs. No. 3 Jacksonville Jaguars (10-6) (So., ab 19.05 Uhr live auf DAZN)

Der Weg in die Playoffs:

Steelers: Die Steelers-Saison begann mit starken Leistungsschwankungen, selbst gegen die Browns reichte es beim Auftakt nur zu einem knappen Sieg. Daraufhin bezwang man die Vikings deutlich, nur um in der darauffolgenden Woche in Chicago enttäuschend zu verlieren. Es folgte ein deutlich Sieg gegen die Ravens, bevor es zu einer der großen Überraschungen kam: Ben Roethlisberger warf im ersten Aufeinandertreffen mit den Jaguars fünf Picks und verhalf den Jaguars damit zu einem vergleichsweise einfachen Sieg auf fremden Boden.

Steeler-Nation rehabilitierte sich im Anschluss und marschierte mit großem Selbstvertrauen in Richtung Playoffs, auch wenn nicht alle Leistungen überzeugend waren. Doch mit großer Erfahrung, den drei B's und dem aufstrebenden Rookie JuJu Smith-Schuster verschaffte man sich eine tolle Ausgangslage, um den First Seed in der AFC zu holen.

Im entscheidenden Spiel auf heimischem Boden scheiterte man aber an der umstrittenen Catch-Regel, einem Missverständnis zwischen Big Ben und Mike Tomlin und der eben daraus resultierenden Interception in New Englands Endzone. Mit dem sogenannten "Chip on the Shoulder" gehen die Steelers seit der schlimmen Verletzung von Ryan Shazier zusätzlich motiviert in die Playoffs.

Jaguars: Jacksonville hatte vor der Saison viel investiert und wurde dafür belohnt. Defenses gibt es nicht viele in der Liga, die besser gespielt haben als die Jags. Ob es einer der gefährlichsten Pass-Rushs der Liga oder die herausragende Coverage ist: Defense Wins Championships. Nach dieser Mentalität will man in Jacksonville Großartiges leisten. Ob das allerdings auch mit einem Quarterback wie Blake Bortles möglich ist? Fehler jedenfalls darf er sich keine Großartigen erlauben.

In der Wildcard-Runde sah es dann lange nicht gerade so aus, wie man es sich aus Jags-Sicht erhofft hatte. Leonard Fournettes Wege waren wieder einmal durch 8-Men-Boxes versperrt und auch das Passing Game sah kein Land. Bortles musste sich daraufhin selbst so gut wie neu erfinden und nahm seine Beine in die Hand. Schlussendlich hatte er mehr Rushing- als Passing-Yards auf dem Buckel und gewährleistete den Jaguars trotz einer mageren Vorstellung den Einzug in die Divisional-Runde.

Die aktuelle Situation:

Steelers: Nach einer Verletzung kurz vor Ende der Regular Season bangten die Steelers um den Einsatz von Antonio Brown. Der Elite-Wideout scheint aber bei 100 Prozent und für das vielleicht interessanteste Receiver-Corner-Matchup des Jahres bereit zu sein. Neben Brown kann Pittsburgh voraussichtlich auch auf den Einsatz von Artie Burns hoffen. Der Cornerback verletzte sich am Mittwoch im Knie, soll aber nach eigener Aussage bis Sonntag fit werden.

Nicht zu ersetzen ist derweil der Verlust von Shazier. Der Linebacker hat durch seine Explosivität enorm viele Lücken stopfen können und gegen den Run sowie im Passspiel geglänzt. Die Steelers werden wie nicht wenige andere Teams in erster Linie darauf achten, die Box zuzustellen. Die Jaguars-Offense sah so schon gegen Buffalo nicht gerade gut aus. Sollte der Gegner aber mehr Play Action spielen und Bortles wieder intelligent seine Beine für Raumgewinn in Bewegung setzen, so braucht man einen Linebacker, der dies kontinuierlich verteidigen kann.

Jaguars: Die Jaguars haben in den letzten drei Spielen jede Menge an Momentum eingebüßt. Wertlose Niederlagen gegen die 49ers und die Titans kosteten zum Saisonende den Rhythmus, den sich Bortles in einem starken Dezember eigentlich aufgebaut hatte. Das Spiel gegen die Bills war alles andere als zuversichtlich stimmend. Ohne ein erfolgreiches Run Game scheint den Jaguars derzeit der Zahn bereits gezogen zu sein. Fournettes 2,5 Yards pro Laufversuch werden in Pittsburgh nicht genug sein.

Auf der defensiven Seite hingegen läuft es weiter wie geschmiert. Standout-Corner Jalen Ramsey machte gegen Buffalo mit seinem akrobatischen Pick gegen den Pass von Nathan Peterman den Sieg, wie hätte es anders sein sollen, klar. Turnover waren im ersten Spiel gegen die Steelers zwar ebenfalls ein enormer Faktor.

Die Run-Defense hielt Le'Veon Bell aber auch bei mickrigen 47 Yards auf dem Boden. In der vergangenen Woche sehen die 75 Yards von Shady McCoy im Boxscore aufgrund eines 25-Yard-Runs nach mehr aus, als das Laufspiel wirklich effektiv war. Gegen den Lauf haben sich die Jaguars stark verbessert und dies sollte auch am Sonntag nicht anders sein, wenn Jacksonville eine Chance haben will.

Players to Watch:

Steelers: Antonio Brown. Der Wideout ist zweifelsohne der Go-to-Guy im Receiving-Corps der Steelers. Die Werte in der abgelaufenen Saison sind überragend: 101 Receptions, 1.533 Yards und 9 Touchdowns sammelte Nr. 84 in den 14 Saisonspielen bis zu seiner Verletzung. Am Sonntagabend erwartet ihn der vielleicht beste Cornerback der Liga. Nicht der beste Zeitpunkt um angeschlagen in eine Partie zu gehen. Brown jedoch wird Wege finden, an den Ball zu gelangen und versuchen seine Stat-Line aus der ersten Begegnung (10 REC, 157 YDS) mit den Jaguars auch in einer aussichtsreicheren Ausgangslage wiederholen zu können.

Jaguars: Leonard Fournette. Die Jaguars werden gegen Pittsburgh nicht ohne Offense auskommen. Eine weitere derartige Leistung und Jacksonvilles Traum endet. Fournette und die Jaguars müssen endlich einen Weg finden, das Run Game wieder effektiv in Szene zu setzen. Etwa wie beim ersten Spiel gegen die Steelers, als der Jacksonvilles Top-Pick 181 Yards abspulte und dabei zwei Mal in die Endzone lief.

Darauf kommt es an:

Die fünf Interceptions von Roethlisberger aus dem ersten Spiel sehen zwar nach viel aus, waren aber nicht alle auf Fehler von ihm zurückzuführen. Oftmals spielte auch Pech bei abgefälschten Pässen eine große Rolle. Big Ben darf ruhig weiter werfen und tut gut daran, seine pfeilschnellen Receiver auf kurzen Crossing-Routen zu treffen, gerade gegen Press-Man-Coverage sollte dieses Rezept gegen die starken Corner helfen. Defensiv muss in erster Linie die Run-Defense stimmen. Und: Achtung vor Bortles' Scrambles!

Auf der anderen Seite muss das Passspiel endlich effektiver werden. Jacksonville muss mehr Risiko gehen und häufiger Play Action verwenden. Auch in den eigenen Reihen befinden sich schnelle Receiver, die sich aus der Coverage befreien können. Defensiv gibt es das große Duell zwischen einer der besten Pass-Rush-Fronts und der laut Football Outsiders besten O-Line in Sachen Pass-Protection. Schafft man es, genug Druck auf Big Ben aufzubauen, so kann man Fehler erzwingen.

Prognose:

Vor heimischem Publikum in den Playoffs scheint es für Pittsburgh gerade so zu reichen. Jacksonvilles Offense hat schlichtweg zu wenige Möglichkeiten, das Feld herunter zu marschieren. Auf der anderen Seite spielen die Steelers gegen eine der besten Defenses der Liga, finden aber immer wieder ihre Wege, Spiele für sich zu entscheiden. Dies gab es auch in der aktuellen Saison häufig genug zu beobachten. Die große Playoff-Erfahrung, auf die man außerdem zurückgreifen kann, schadet ebenfalls nicht. Tipp: 20:16 Steelers

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