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Die Seattle Seahawks vor dem Umbruch - das Ende einer Ära?

Die Seattle Seahawks stehen 2018 möglicherweise vor einem tiefgreifenden Umbruch
© getty
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Seattles Defense: Was wird aus Sherman, Chancellor und Co.?

Wenn man offensiv schon von philosophischen Umstellungen spricht, muss man die Defense nochmals mit ganz anderer Gewichtung betrachten. Das Herz dieses Teams war über Jahre hinweg die Kombination aus Spielern wie Thomas, Sherman, Chancellor, Wagner, Bennett, Wright und Avril und die spannende Frage wird sein: Wie sieht Seattles Defense 2018 rein individuell aus?

Sherman ist der Kandidat, der dabei zuerst im Fokus steht: Der 29-Jährige muss sich von einem Achillessehnenriss zurückarbeiten und würde 2018 in sein letztes Vertragsjar in Seattle gehen. Dabei würde er Seattles Salary Cap mit stolzen 13,2 Millionen Dollar belasten, und es ist schwer vorstellbar, dass er zumindest zu diesen Konditionen bleibt. Die bereits angesprochenen Trade-Gerüchte sind kein Geheimnis, die Verletzung macht einen Trade aber natürlich schwieriger.

Ein dann 30-jähriger Cornerback, der von einem Achillessehnenriss zurückkommt, ist nicht gerade ein Trade-Homerun. Trotz aller Qualitäten, die Sherman fraglos mitbringt. Seattle könnte ihn mit 2,2 Millionen Dollar Dead Cap entlassen.

Avril und Chancellor: Droht das Karriereende?

Bei Cliff Avril gibt es ganz andere Bedenken, seine Wirbelsäulenverletzung könnte den Defensive End zum vorzeitigen Karriereende zwingen und auch der 31-Jährige geht 2018 mit einer stolzen Summe (8 Millionen Dollar Cap Hit; 500.000 Dollar Dead Cap bei Entlassung) in sein letztes Vertragsjahr.

Mit Chancellor läuft die Defense Gefahr, in vielerlei Hinsicht ihre Seele zu verlieren. Der 29-Jährige könnte aufgrund seiner Nackenverletzung ebenfalls über das Karriereende nachdenken. Es sei allein Chancellors Entscheidung, ob er nochmals spiele, verriet Carroll Ende November. Neuzugang Richardson hat für 2018 ebenfalls keinen Vertrag.

Der Seahawks-Umbruch: Alles gar nicht so dramatisch?

So stehen die Seahawks, die lange zu den jährlichen NFC-Schwergewichten zählten, vor ihrer kritischsten Offseason in der Wilson-Carroll-Ära. Dabei muss man aber nicht zwangsläufig von einem monströsen Umbruch ausgehen: Während das Team bei Chancellor und Avril möglicherweise keine andere Wahl hat, ist ein Abgang Shermans überhaupt nicht in Stein gemeißelt. Vorausgesetzt, beide Seiten einigen sich auf eine Umstrukturierung des Vertrags.

Shaquill Griffin hat sich derweil als legitimer Starting-Corner etabliert, Byron Maxwell kann eine gute Backup-Option sein. Wagner und Thomas sind noch immer das Herz im Zentrum der Defense und mit Jarran Reed, Frank Clark und Nazair Jones hat Seattle auch in der Line jede Menge junge Qualität.

Sollten Chancellor und Sherman tatsächlich 2018 nicht mehr in Seattle spielen, wäre es natürlich das Ende einer beeindruckenden Ära. Doch der vielerorts bereits prognostizierte drastische Umbruch muss eventuell qualitativ gar nicht so dramatisch ausfallen, zumindest auf den meisten defensiven Positionen. Vielmehr sollte der Blick eher auf die Offense gehen.

Denn während Seattle defensiv nicht nur ein klares Konzept, sondern auch in allen Bereichen noch immer hohe individuelle Qualität mitbringt, sieht das offensiv ganz anders aus. Die Seahawks müssen sich klar werden, welche Philosophie sie offensiv verfolgen wollen - und die dann auch rigoros durchsetzen.

Eine Sandkasten-Offense, letztlich maßgeblich auf Wilsons Improvisationen aufgebaut, wird jedenfalls immer hohe Hochs und tiefe Tiefs haben, einfach weil es keinen Plan B und keine Struktur gibt, auf die sich Seattle offensiv verlassen kann. Das muss sich ändern, angesichts der defensiven Veränderungen um so dringender. Die Offense muss das Team auch häufiger tragen können.

Seahawks vs. Cowboys: "So funktionieren wir"

Was bleibt jetzt noch in dieser Spielzeit? Seattle hat noch eine Außenseiter-Chance auf die Playoffs, muss dafür an Weihnachten aber direkt das nächste Run Game stoppen: Das Duell mit den Dallas Cowboys steht auf dem Programm, die dafür Ezekiel Elliott nach abgesessener Sperre zurück begrüßen.

Und auch wenn das Team defensiv am Stock geht, offensiv schon die ganze Saison über eine klare Identität fehlt und die Leistung gegen L.A. wenig Optimismus versprüht: Die Seahawks sind trotz alledem noch immer ein Team, auf das niemand in einem entscheidenden Spiel treffen will. Genau das wird das Spiel gegen Dallas sein, der Verlierer ist endgültig raus aus dem Playoff-Rennen.

"Wir sind bereit, loszulegen. Das müssen wir", fasste es Carroll zusammen und setzt dabei auf die Qualitäten, für die Seattle ligaweit gefürchtet ist: "Wir haben jetzt ein großes Spiel vor uns, also müssen wir sofort wieder in die Spur finden. Ich weiß, dass es für Außenstehende schwer ist, sich vorzustellen, wie wir das schaffen wollen. Aber das werden wir. So arbeiten wir. So funktionieren wir."

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