NFL

Generationen-Kampf zu Zeiten der Revolution

Ben Roethlisberger trifft mit seinen Pittsburgh Steelers auf die Tennessee Titans
© getty

Zukunft und Vergangenheit stehen im Vordergrund, wenn die Pittsburgh Steelers (7-2) die Tennessee Titans (6-3) zum Auftakt von Week 11 im Thursday Night Game begrüßen. Auf dem Feld bahnt sich ein Kampf der Quarterback-Generationen an, eine Legende kehrt ins Heinz Field zurück und den Zuschauern wird Revolutionäres geboten. Das Spiel gibt es in der Nacht zum Freitag ab 2.25 Uhr live auf DAZN zu sehen!

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In der Papierform mutet das Duell der Steelers und Titans hochwertig an. Die Steelers haben ihre letzten vier Spiele in Serie gewonnen. Selbiges gilt für die Titans, die in Week 10 erst in den Schlusssekunden die Entscheidung gegen Cincinnati Bengals herbeiführten. Marcus Mariota fand Running Back DeMarco Murray für einen kurzen Screen-Pass, der sorgte dann mit einer brutalen Körpertäuschung für das kleine bisschen Platz, das er brauchte, um die Endzone zu erreichen.

Die Steelers wiederum machten es in Indianapolis unnötig spannend. Der Tag begann suboptimal mit einem Pick von Ben Roethlisberger, doch der Veteran-QB fing sich recht zügig wieder und war am Ende mit seiner Offense nicht mehr aufzuhalten.

Mit besonderer Spannung wird nun das erste Aufeinandertreffen von Roethlisberger und Mariota erwartet. Beide sind ein wenig angeschlagen, trainierten zuletzt aber voll mit. Mariota jedoch hat derzeit die größeren Probleme mit seinen Verletzungen an Schulter und Sprunggelenk. Das zieht sich schon durch die ganze Saison und behindert den QB in seiner Mobilität.

Mariota hat folgerichtig noch nicht so richtig in die Saison gefunden, jedenfalls was zählbare Produktion betrifft. In acht Spielen warf er lediglich sieben Touchdown-Pässe (1183 YDS) und sechs Interceptions. Roethlisberger sah in diesen Disziplinen aber auch nicht wesentlich besser aus: zwölf Touchdowns stehen zehn Picks gegenüber (2298 YDS).

Letzteres ist besonders deshalb beachtenswert, weil "Big Ben" bekanntlich ein weitgefächertes Arsenal an Passoptionen zur Verfügung hat. Neben den Superstars Le'Veon Bell und Antonio Brown spielt sich derzeit JuJu Smith-Schuster in den Vordergrund. Er fing schon fünf Touchdowns und mindestens einen in den letzten drei Spielen.

Pittsburgh Steelers: Defense macht derzeit den Unterschied

Bemerkenswert für Pittsburgh ist, dass die eigene Defense derzeit den Unterschied macht, nicht die theoretisch explosive Offense: Im Schnitt lassen die Steelers nur 16,4 Punkte zu, Platz zwei in der Liga. Gleiches gilt für Total Defense mit 284,4 Yards im Schnitt.

Die Titans dürften damit alle Hände voll zu tun haben, denn ihre 328,7 Yards pro Spiel reichen lediglich für Platz 19 der Liga.

"Ihre Pass-Defense ist ihr Pass Rush", analysierte Titans-Coach Mike Mularkey den kommenden Gegner. "Du musst diese Jungs blocken. Sie haben ein kompliziertes Scheme wie wir auch. Wir werden alle Hände voll zu tun haben."

Nicht mitwirken wird jedoch Cornerback Joe Haden, der sich das Bein gebrochen hat. Coty Senabaugh startet an seiner Stelle. Das sollte aber der einzige namhafte Ausfall sein, zumal bei den Titans gar niemand auf dem Injury Report auftauchte.

Dick LeBeaus Rückkehr an alte Wirkungsstätte

Ein Schlüssel für die Titans könnte indes ein Mann sein, der seine Rückkehr ins Heinz Field feiern wird. Der langjährige Defensive Coordinator der Steelers bekleidet den Posten mittlerweile für die Titans.

Mit den Steelers gewann der heute 80-Jährige in zehn Jahren im Amt zwei Super Bowls und da Tennessee vor 2019 voraussichtlich nicht mehr in Pittsburgh zu Gast sein wird, könnte dies sein letzter Auftritt im Heinz Field sein. "Ich habe darüber überhaupt nicht nachgedacht", sagte LeBeau gegenüber ESPN.

Ans Aufhören scheint der Defensiv-Guru aber noch lange nicht zu denken. NFL-Experte und Ex-Steelers-Cornerback Ike Taylor sagte über seinen früheren Coach: "Er sagte mir schon vor Jahren: 'Was könnte ich denn überhaupt in einem Altenheim machen? Was könnte ich machen, wenn ich zurücktrete?'"

LeBeau war so lange in Pittsburgh, dass sie dort weiterhin an seinem System festhalten. Ein System, dass er nun auch seit 2015 in Tennessee spielen lässt. "Ich habe vor ein paar Jahren mal ein High-School-Spiel gesehen. Ich sah, wie sie Zone Blitzes gespielt haben und da dachte ich mir: 'Hm, ich weiß, wo das herkommt', das war ziemlich cool", erinnert sich LeBeau. "Verschiedene Leute fügen ihre Nuancen hinzu. Aber das System hält sich immer noch ziemlich gut. Ich sehe es immer noch in der NFL. Wahrscheinlich hält nichts für immer, aber es hatte eine ziemlich gute Zeit."

Pittsburgh Steelers: Die Offense schwächelt

Die Steelers-Offense wird also auf eine Defense treffen, die der ihrigen sehr ähnlich sieht. In Sachen Effektivität ist die Defense der Titans aber doch noch weit weg von der der Steelers. Im Schnitt lässt sie 328,3 Yards zu (Platz 16 der Liga), zudem 23,7 Punkte. Die Offense Pittsburghs ist mit 20,8 Punkten (Platz 19) aber auch nicht sonderlich effektiv, sodass es einen offenen Schlagabtausch geben könnte.

Einen offenen Schlagabtausch, den die TV-Zuschauer aus besonderer Perspektive sehen werden. Der übertragende Sender, NBC, nämlich fühlte sich inspiriert von seiner Sunday-Night-Übertragung der Patriots gegen die Falcons aus Week 7. Damals herrschte so dichter Nebel, dass die normale Hauptkamera unbrauchbar wurde und fast ausschließlich auf die SkyCam - hierzulande als Spider Cam bekannt - zurückgegriffen werden musste.

NBC wird dieses Thursday Night Game nun mit Absicht von vornherein hauptsächlich aus der SkyCam-Perspektive zeigen. Die Kamera ist an Stahlseilen befestigt und fliegt gewissermaßen frei über das Spielfeld. Kenner werden sich an das Videospiel "Madden" erinnert fühlen, dort spielt man seit Jahren standardmäßig aus dieser Perspektive.

Der Vorteil liegt auf der Hand: Das Spielgeschehen wird im Rücken der Offense betrachtet, man sieht also im Grunde, was der Quarterback sieht. Die herkömmliche seitliche Perspektive liefert dagegen nur einen beschränkten Blick auf eben jenen Aspekt des Spiels.

NBC: SkyCam "würdiger Versuch"

"Ich denke, es ist ein würdiger Versuch", sagte Fred Gaudelli, der Executive Producer von Sunday Night Football und Thursday Night Football auf NBC. "Sehen Sie, Football wurde essenziell vom ersten Tag an auf demselben Wege gezeigt. Ja, wir haben Kameras hinzugefügt. Wir haben zusätzliche Technologie eingeführt. Wir haben all diese Dinge hinzugefügt. Aber das Spiel an sich wurde auf eine bestimmte weise übertragen und ich denke, dies ist jetzt die Chance, uns etwas davon zu lösen und den Leuten eine andersartige Produktion zu präsentieren, um sie zu bewerten und zu sehen, ob sie es mögen oder nicht."

In Zeiten von fallenden Quoten, die freilich nicht auf Football beschränkt, sondern generell auf dem amerikanischen TV-Markt festzustellen sind, ist dies sicher ein interessanter Versuch, neue Wege zu gehen und vielleicht neues Interesse zu wecken. Einen Versuch ist es wert.

Steelers vs. Titans - Preview im Kurzformat

Pittsburgh Steelers (7-2) - Tennessee Titans (6-3) (Fr. 2.25 Uhr live auf DAZN)

  • Ben Roethlisberger benötigt 214 Passing Yards, um Hall-of-Famer Warren Moon (49.325) auf Platz 8 der All-Time-Liste zu überholen.
  • Obwohl sich beide Defenses recht ähnlich sehen, funktioniert der Pass Rush der Steelers deutlich besser: Sie haben 29 Sacks (Platz 2 der NFL), die Titans nur 14 (Platz 28). Die Defensive Ends Cameron Heyward und Vince Williams haben je fünf Sacks und führen damit die Steelers an. Bei den Titans kommt Linebacker Derrick Morgan ebenfalls auf fünf Sacks.
  • Es ist das erste Aufeinandertreffen der Steelers und Titans seit dem 17. November 2014. Damals gewannen die Steelers mit 27:24.
  • Die Steelers sind daheim 2-1, während die Titans eine Auswärtsbilanz von 2-2 aufweisen.

Das SPOX-NFL-Tippspiel, Week 11:

Florian RegelmannAdrian FrankeMarcus Blumberg

Pascal

De Marco

Titans @SteelersSteelersSteelersSteelersSteelers
Buccaneers @DolphinsDolphinsBuccaneersBuccaneersDolphins
Lions @BearsLionsLionsLionsLions
Jaguars @BrownsJaguarsJaguarsJaguarsJaguars
Ravens @PackersPackersRavensRavensPackers
Cardinals @TexansTexansCardinalsCardinalsCardinals
Rams @VikingsVikingsVikingsVikingsRams
Redskins @SaintsSaintsSaintsSaintsSaints
Chiefs @GiantsChiefsChiefsChiefsChiefs
Bills @ChargersChargersChargersChargersChargers
Bengals @BroncosBroncosBroncosBengalsBroncos
Patriots @Raiders (Mexiko)PatriotsPatriotsPatriotsPatriots
Eagles @CowboysEaglesEaglesEaglesEagles
Falcons @SeahawksSeahawksFalconsFalconsFalcons
Week 1010-410-49-59-5
Insgesamt
96-50

90-56

90-5691-55
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