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Wer ist hier eigentlich der Favorit?

Week 6 endet mit dem Duell der Tennessee Titans gegen die Indianapolis Colts
© getty

Week 6 endet in Nashville: Die Indianapolis Colts sind zu Gast bei den Tennessee Titans - und nachdem die Titans vor der Saison für die meisten der große Division-Favorit waren, ist die Ausgangslage plötzlich gar nicht mehr so eindeutig. Können die Colts in der AFC South an Tennessee vorbeiziehen? Im Coin Toss argumentiert SPOX-Redakteur Adrian Franke für die Titans, mySPOX-User BigLuck für seine Colts. Das Spiel gibt es in der Nacht von Montag auf Dienstag ab 2.30 Uhr live auf DAZN zu sehen!

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Tennessee Titans (2-3) - Indianapolis Colts (2-3) (Di., 2.30 Uhr live auf DAZN)

mySPOX-User BigLuck: Fan der Indianapolis Colts zu sein erfordert dieser Tage starke Nerven. Es war klar, dass es eine Übergangssaison werden wird mit einer völlig neu formierten Defense und der unbekannten Ausfallzeit Andrew Lucks. Nach dem peinlichen Auftritt im Opener entwickelte sich aber ein Trend, der es einem Colts-Fan während eines Spiels nie erlaubt, sich zurückzulehnen.

In der ersten Halbzeit spielt das Team jeweils guten Football, oder zumindest gut genug, um den Gegner in Schach zu halten und mit einer Führung in die Pause zu gehen. In dieser verlernt das Team dann aber regelmäßig alles, was mit Football zu tun hat und fällt in sich zusammen.

Was also macht Hoffnung, dass die Colts das Monday Night Game gegen die Titans gewinnen? Zunächst einmal der obligatorische Hinweis: Tennessee weiß gar nicht mehr, wie man gegen die Colts gewinnt, verlor die letzten elf (!) sowie 16 der letzten 17 Spiele. Bereits in der vergangenen Saison haben Titans-Spieler zugegeben, dass sie dies im Hinterkopf hatten.

Schauen wir uns die Personalsituation der Colts an, gibt es gute und schlechte Nachrichten. Grundsätzlich lichtet sich das Lazarett, außer Luck und Clayton Gaethers sollten alle Starter zur Verfügung stehen. Die O-Line musste allerdings einen weiteren Schlag verkraften, Jack Mewhort wurde am Samstag auf die Injured-Reserve-Liste gesetzt und wird den Rest der Saison verpassen.

Haben die Colts die nötige Konstanz?

In Bezug auf den Gegner dürfte Marcus Mariota spielen, aber in seiner Mobilität eingeschränkt sein. Dies spielt den Colts in die Karten, da sie oftmals Probleme hatten, Mariota in der Pocket zu halten. Wenn das gelingt und man dann das gefährliche Run-Game (Platz 2 nach DVOA) eindämmen oder sogar neutralisieren kann, gibt man der Offense die Gelegenheit, das Spiel zu gewinnen.

In der Offense spielt Jacoby Brissett bisher (abgesehen von einigen kostspieligen Fehlern) eine super Saison mit gutem Passspiel und ist auch bei eigenen Läufen gefährlich. Die Colts nutzen bereits mehrfach die Read Option für ihn, auch ein Touchdown resultierte bereits daraus. Mit der Rückkehr von Doyle und wohl auch Chester Rodgers steht ihm das gesamte Arsenal an Passempfängern zur Verfügung, dazu kommen im Backfield der ewige Frank Gore sowie Marlon Mack, der in der letzten Woche sein Potential zeigen konnte.

Der wichtigste Faktor für einen Sieg wird die Konstanz sein. Die Colts haben gezeigt, dass sie Spiele bis zur Pause eng halten oder sogar bestimmen können. Auch gegen die Titans sollte das möglich sein, die Offense ist durch die Verletzung von Mariota eingeschränkt, die Defense gehört zu den schwächsten der Liga (Rang 26 nach DVOA). Wenn man eine solche Leistung auch in die zweite Hälfte mitnehmen kann und der Coaching Staff nicht wieder in ultrakonservatives Play-Calling und Prevent Defense verfällt, dann ist auch ein Sieg gegen den Favoriten drin.

Adrian Franke (SPOX): Es ist ein Spiel, das eine berechtigte Frage aufwirft: Wer ist hier eigentlich der Favorit? Die Titans gingen gefühlt mindestens als Geheimtipp, für viele als ernsthafter Playoff-Kandidat in die Saison. Nach den ersten fünf Spielen muss man sagen: Allzu viel ist vom August-Optimismus nicht geblieben.

Denn die Realität ist eine andere. Tennessee hat es bislang trotz zahlreicher Investitionen über die Offseason eben nicht geschafft, die schon in der Vorsaison eklatanten Schwachstellen in der Secondary zu reparieren. Die Pass-Defense bleibt so ein konstantes Problem, während offensiv Marcus Mariota trotz guter Pass-Protection nicht überzeugen konnte. Dass die Alternative natürlich nicht besser ist, war dann letzte Woche gegen Miami eindrucksvoll sichtbar.

Die gute Nachricht - und hier geht die Argumentation langsam in eine Pro-Titans-Sicht über - ist hier, dass Mariota infolge seiner Oberschenkelprobleme unter der Woche schon wieder trainieren konnte und mutmaßlich spielen wird. Die Colts haben sich defensiv verbessert und werden das weiterhin tun, aktuell aber lassen sie defensiv noch immer die drittmeisten Yards pro Pass sowie die mit Abstand meisten Big Plays (34 Passing-Plays von über 20 Yards) zu.

Aus Titans-Sicht muss das also ein Matchup sein, das Mariota ausnutzt, auch aus der Pocket heraus. Das bislang gnadenlos ineffiziente Passing Game könnte am Montagabend ein Stück weit zurück in die Spur finden. Dabei ist auch klar, dass das Run Game die Basis der Titans-Offense sein muss. Die große Dominanz, die vereinzelt letztes Jahr zu sehen war, fehlt zwar noch. Gleichzeitig aber stehen 4,8 Yards pro Run sowie sieben Rushing-Touchdowns zu Buche. Indys neue Front muss erst einmal zeigen, dass sie auch hier standhalten kann.

Wann fängt sich die Pass-Defense der Titans?

Die Argumentation auf der anderen Seite des Balls ist ungleich schwieriger. Tennessee muss sich dringend in der Pass-Defense steigern, die Secondary offenbart noch entschieden zu viele Löcher und der Pass-Rush ist deutlich zu inkonstant.

Die gute Nachricht defensiv ist bislang die Run-Defense, Tennessee wirkt hier bisher weitestgehend stabil und hat als einziges Team neben Detroit über die ersten fünf Partien noch keinen Big-Play-Run (mindestens 20 Yards) zugelassen.

Was hat das zur Folge? Es sollte die Colts-Offense eindimensional machen und das Spiel klar in Brissetts Hände legen. Das mag auf den ersten Blick angesichts der Titans-Probleme in der Pass-Defense nicht das schlechteste Szenario für die Colts sein - gleichzeitig aber ist es Tennessee durchaus zuzutrauen, Brissett mit Blitz-Paketen und -Kombinationen zu Fehlern zu zwingen. Wenngleich die Titans, das kann man nicht schönreden, so oder so eine Antwort auf T.Y. Hilton finden müssen.

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