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Historische Miami-Pleite - Flacco verletzt

Die Ravens hatten mit schwachen Dolphins keinerlei Probleme
© getty

Die Baltimore Ravens (4-4) melden sich im AFC-Playoff-Rennen zurück! Gegen völlig desolate Miami Dolphins (4-3) reicht eine solide Vorstellung der Offense - die allerdings noch vor der Halbzeit Quarterback Joe Flacco nach einem brutalen Hit verlor. Eine wieder einmal in allen bereichen zahnlose Dolphins-Offense konnte daraus aber kein Kapital schlagen, stattdessen setzte es eine historische Shutout-Pleite: 0:40 hieß es am Ende aus Miamis Sicht!

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Wie erwartet mussten die Dolphins ohne Starting-Quarterback Jay Cutler auskommen, der sich in der Vorwoche gegen die Jets mehrere Rippen gebrochen hatte - Cutler selbst will wohl schon kommende Woche sein Comeback geben und nach diesem Spiel muss er um seinen Stammplatz nicht bangen. Es ist fraglich, ob die Offense mit ihm anders ausgesehen hatte. Klar ist nur: Mit Moore war sie ein Debakel.

Moore (25/44, 176 YDS, 2 INT) warf zwei Pick Sixes spät im Spiel, die alle möglicherweise noch übrigen Zweifel beseitigten. Vor allem aber war Miami den Ravens physisch nicht gewachsen und hatte einmal mehr in der Offensive Line riesige Probleme. Das galt plötzlich auch für die eigene Defensive Front, als Baltimore nach Maclins Touchdown und einem Field Goal zu Beginn des zweiten Viertels mit 10:0 führte hatten die Dolphins gerade einmal zwei First Downs produziert.

Die Geschichte des Spiels aber ist die Verletzung von Flacco. Flacco (10/15, 101 YDS, TD) wurde noch in der ersten Halbzeit während er sich nach einem Run aufgab und zu Boden rutschte, von Kiko Alonso extrem heftig am Kopf getroffen und verließ das Spiel sofort mit einer Gehirnerschütterung.

Es war nicht der einzige unschöne Auftritt eines Dolphins-Verteidigers: In der Schlussphase setzte ganz offensichtlich noch Frust ein, so dass Ndamukong Suh Flaccos Backup Ryan Mallett (3/7, 20 YDS, TD) am Hals packte und William Hayes Baltimores Austin Howard während einer Rangelei absichtlich ins Auge fasste. Das Spiel war zu dem Zeitpunkt schon längst entschieden, neben den beiden Pick Sixes im Schlussviertel hatten die Ravens zusätzliches Glück: Receiver Chris Moore schnappte sich einen Mallett-Fumble zum Touchdown in der Endzone.

Die wichtigsten Statistiken

Baltimore Ravens (4-4) - Miami Dolphins (4-3) 40:0 (7:0, 13:0, 0:0, 20:0) BOXSCORE

  • Die Ravens hatten plötzlich ein Run Game! Alex Collins (18 ATT, 113 YDS) und Javorius Allen (17 ATT, 55 YDS) gaben Baltimores Offense eine gewisse Basis - etwas, das man gegen die zuletzt so starke Dolphins-Front nicht erwarten konnte.
  • Im Passspiel machte sich für Baltimore vor allem die Rückkehr von Jeremy Maclin bemerkbar. Maclin fing drei Pässe für 53 Yards und einen Touchdown. Kurios: Er war der einzige Wide Receiver, der Ravens-Pässe fing! Die anderen zehn Completions gingen an die Running Backs (4) und Tight Ends (6).
  • Einige historische Einordnungen zu Miamis erneuter Shutout-Pleite: Es war der Shutout-Sieg in der Geschichte der Ravens, die Dolphins auf der anderen Seite haben jetzt offiziell die schlechteste Punkte-Differenz aller Zeiten für ein 4-3-Team (-60). Schon jetzt gab es in dieser Saison sechs Shutouts insgesamt - so viele wie in den vergangenen beiden Spielzeiten zusammen gerechnet.
  • Für die Dolphins war es nach der Niederlage in London schon der zweite Shutout in dieser Saison - mehr noch: Miami ist das erste Team seit den Tampa Bay Buccaneers 2014, das über die ersten sieben Saisonspiele vier Mal in der ersten Halbzeit ohne eigene Punkte blieb. Außerdem war es die höchste Shutout-Pleite für die Dolphins seit 1997. Damals gab es ein 0:41 gegen die Colts - mit Jim Harbaugh als deren Quarterback.

Die Stimmen zum Spiel

Kiko Alonso (Linebacker Dolphins, über den Flacco-Hit): "Das war ein Bang-Bang-Play. Ich dachte, wenn er vielleicht eine Sekunde früher zu Boden gegangen wäre, hätte ich das antizipiert und ihn nicht getroffen. Aber es war eine Sekunde zu spät. Wenn jemand zu Boden rutscht, ist das Ziel sehr klein. Ich denke, es war einfach eine Sekunde zu spät, deshalb habe ich ihn getroffen."

Adam Gase (Head Coach Dolphins): "Wir sind offensiv einfach schlecht. Wir machen überhaupt nichts richtig. Wir werden versuchen, die Dinge zu reparieren. Ich versuche herauszufinden, warum wir nicht in der Lage sind, lange Drives hinzulegen."

Ronnie Stanley (Tackle Ravens, über den Flacco-Hit): "Der Quarterback ist offensichtlich zu Boden gegangen und hat sich aufgegeben. Wenn du ihn runter ziehen willst, dann geh mit deiner Hand zuerst ran."

Der Knackpunkt: Der Touchdown kurz vor der Halbzeitpause

Dieses Spiel schien zu keinem Zeitpunkt wirklich eng, viel zu harmlos war Miamis Offense. So war Baltimores zweiter Touchdown zwei Minuten vor Ende des zweiten Viertels schon mehr als die Vorentscheidung - und auch psychologisch wichtig. Flacco war gerade sichtbar verletzt in die Kabine gegangen, drei Plays später fand Mallett Ben Watson aus zwei Yards zum Touchdown. Die Dolphins gingen so mit einem 20:0 in die Halbzeitpause.

Das entscheidende Duell: Ravens-Front vs. Miamis O-Line

Die Ravens gingen mit einer der anfälligeren Run-Defenses in das Spiel, Miami versucht seit Wochen, sein Run Game ins Rollen zu bringen und schien hier tatsächlich eine Chance zu haben. Doch diese Hoffnungen mussten die Dolphins schnell begraben: Jay Ajayis erster Run war prompt ein 21-Yarder - es folgten noch zwei Yards bei zwölf weiteren Versuchen. Baltimore kontrollierte die Line of Scrimmage defensiv komplett und bestimmte damit auch nahezu durchgehend den Rhythmus des Spiels.

Der Star des Spiels: Alex Collins

In einem Spiel, in dem kein Team die 180-Passing-Yard-Marke knacken konnte und vor allem Baltimores Defense komplett dominierte, war Collins für die offensiven Glanzlichter zuständig. Bewegte die Offense konstant und zeigte seine Explosivität, all das gegen eine der bislang ligaweit besten Run-Defenses. Zwei Catches für 30 Yards bestätigten den guten Eindruck, fast die Hälfte seiner Rushing-Yards kamen nach erstem Gegnerkontakt. Vier Forced Missed Tackles verzeichnete er zudem.

Der Flop des Spiels: Matt Moore

Als Moore gegen die Jets rein kam, jubelten die Fans in Miami. In den vergangenen Wochen hatten die Zuschauer in South Beach schon mehrfach lautstark Moore gefordert und tatsächlich schien sein aggressiverer Ansatz der Offense gut zu tun. Davon war gegen Baltimore überhaupt nichts mehr zu sehen: Desaströse vier (!) Yards pro Pass, die beiden Pick Sixes als finale Sargnägel - selbst aus sauberer Pocket war Moore desaströs, übersah freie Receiver oder verfehlte sie. Es war ein weiteres komplettes Debakel für Miamis Offense. Erwähnt werden sollte hier auch Alonso für seinen Hit gegen Flacco.

Die Taktik-Tafel

  • Bei aller Kritik an Moore und Ajayi muss man Miamis Offensive Line in die Pflicht nehmen, vor allem Laremy Tunsil hatte ein desolates Spiel. Wie so viele Teams haben die Dolphins hier in dieser Saison Probleme, in bisher keinem Spiel war das wohl so eklatant wie in Baltimore. Miami fehlte über weite Strecken wieder einmal jegliche Big-Play-Gefahr, während die Dolphins gleichzeitig kein Run Game haben, um sich konstant über den Platz zu bewegen. Das Resultat ist die Offense, die man heute wieder einmal gesehen hat.
  • Baltimore spielte defensiv früh mit seinen Blitz-Paketen und bereitete Miami so allerhand Probleme. So sah man überraschende Blitze sowie 8-Men-Coverage aus einer Blitz-Formation heraus. Die Dolphins produzierten fünf oder weniger Yards bei sieben ihrer ersten zehn Drives - vier davon endeten mit Raumverlust!
  • Überraschend war, dass Miamis Defense selbst in offensichtlichen Run-Situationen und mit vollgestellter Box Baltimore viel zu selten stoppen konnte. Das hatte primär keine individuellen Gründe - Suh etwa lieferte abgesehen von seinem späten Ausraster ein sehr gutes Spiel ab - sondern war eher durch das Scheme bedingt. Trotzdem unerwartet war hier die Tatsache, dass die Interior-Line der Ravens Lücken kreierte.
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