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Bortles' Abgang? Alternativlos und eine Lektion

Die Zeit von Blake Bortles bei den Jacksonville Jaguars geht ihrem Ende entgegen
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3. Die Quarterback-Frage in Chicago könnte schnell kippen

Hätte man mich vor drei Wochen gefragt, so wäre meine Antwort eindeutig gewesen: Die Bears gehen mit Mike Glennon in die Saison, Mitch Trubisky sehen wir frühestens in der Endphase der kommenden Spielzeit und dann zum Start der 2018er Saison. Inzwischen allerdings bin ich mir da nicht mehr so sicher.

Das hat mehrere Gründe. Die Unterschiede auf dem Platz sind mehr als offensichtlich, Trubisky wirkt deutlich sicherer in der Offense, tritt selbstbewusster auf und zeigt sowohl seine Athletik als auch gutes Verhalten in der Pocket. Das kommt aber nicht von Ungefähr, vielmehr ist die Offense, wie sie Chicago bislang in der Preseason zeigt, klar auf Trubiskys Stärken ausgerichtet: Rollouts, Bewegen der Pocket, Quarterback tritt geplant aus der Pocket.

All das liegt Trubisky - und Glennon eben nicht. Für mich ein klarer Fingerzeig darauf, dass die Schlüssel für die Offense auch eher früher als später in Trubiskys Hände gelegt werden sollen.

Last but not least: Für die Langlebigkeit eines Coaches ist es immer von Vorteil, wenn er zeigen kann, dass der junge Franchise-Quarterback unter ihm Fortschritte macht. Und John Fox' Stuhl ist jetzt nicht gerade der stabilste in der NFL, jetzt ist es an der Zeit, dem Rookie ein paar Preseason-Snaps gegen Starter zu sehen.

Prognose: Wir sehen Trubisky spätestens ab Mitte Oktober auch in der Regular Season auf dem Platz. Spätestens.

4. Weitere Notizen zur NFL-Woche

  • Nachdem in seine Äußerung über Tyrod Taylor nach dem Preseason-Spiel gegen Philly eine Quarterback-Debatte rein interpretiert wurde (wenig überraschend), sorgte Bills-Coach Sean McDermott inzwischen ja für Klarheit - er plane keinen Quarterback-Tausch und habe "vollstes Vertrauen" in Taylor. Mein Problem damit: In welche Richtung soll die Bills-Offense gehen, damit Taylor mit ihr realistisch Erfolg haben kann? Mit Woods, Goodwin und dann natürlich auch Watkins hat Buffalo seinen Kader in puncto Deep-Threats deutlich dezimiert - der lange Pass ist jedoch Taylors beste Qualität im Passing Game. Matthews lässt auf mehr Slants, Underneath-Pässe und ein stark Timing-basiertes Passspiel schließen, in die gleiche Kategorie fiel auch Anquan Boldin - der ist inzwischen ja aber zurückgetreten. In einer solchen Offense würde es das Team dem eigenen Quarterback schon sehr schwer machen, Erfolg zu haben - es sei denn, wir erleben eine heftige Dosis Read Option. Und wenn man ganz ehrlich ist, wäre diese Art der Offense tatsächlich eher für Rookie Nathan Peterman geeignet. Ich hoffe, dass ich hier falsch liege, aber für mich wächst der Eindruck immer stärker: Die Bills sägen Taylor langsam aber sicher ab.
  • Die Verletzung von Tackle George Fant, für den die Saison gelaufen ist, wird Seattle sehr heftig treffen. Die Seahawks durften zumindest auf eine durchschnittliche Offensive Line hoffen, ohne den Left Tackle muss jetzt entweder Luke Joeckel ran - der womöglich einen soliden Guard abgegeben hätte, aber als Tackle bislang seine NFL-Tauglichkeit noch schuldig ist - oder aber Rees Odhiambo. Der sah gegen die Vikes gleich mal ziemlich schlecht aus. Eventuell tut sich auch der jüngst via Trade aus Philly verpflichtete Matt Tobin positiver hervor. Eddie Lacy mag Seattle dabei helfen, trotz alledem wieder ein produktiveres Run Game an den Tag zu legen: Mit seiner Fähigkeit, Yards nach Gegnerkontakt zu erzeugen, ist er durchaus eine Marshawn-Lynch-Light-Version (no pun intended!). Aber wenn Russell Wilson wieder das Spiel aus der Pocket machen soll, während die Pocket dauernd zusammenbricht, wird Seattle die gleichen Probleme wie auch in der vergangenen Saison bekommen. Die gute Nachricht: Wilson zeigte gegen Minnesota einmal mehr, wie gut er gegen Pressure ist.
  • Stichwort Verletzungen in der Offensive Line: Dass die Indianapolis Colts jetzt doch länger auf Ryan Kelly (Fuß-OP, sechs bis acht Wochen Pause) verzichten müssen, tut richtig weh. Die Line war im ersten Preseason-Spiel ohne Kelly schon ein echtes Problem, Kelly ließ in seiner Rookie-Saison in 626 Passing-Snaps nicht einen (!) Sack zu. Bekanntermaßen fehlt auch Andrew Luck nach wie vor und der Ausfall von Kelly dürfte Luck an die 128 zugelassenen QB-Hits der vergangenen Saison zurückdenken lassen. Lange Rede, kurzer Sinn: Ich glaube, Indy droht ein düsterer Saisonstart.
  • Ezekiel Elliott ist gegen seine Sechs-Spiele-Sperre in Berufung gegangen, Harold Henderson wird der Anhörung am 29. August vorsitzen. Der könnte nicht nur manchen Cowboys-Fans noch ein Begriff sein, weil er bereits 2015 die Sperre von Greg Hardy von zehn auf vier Spiele reduziert hatte. Eine vergleichbare Reduktion ist dieses Mal mit dem neu installierten Strafenkatalog, der sechs Spiele für einen solchen Fall klar vorsieht, deutlich schwieriger. Elliotts Seite muss vereinfacht gesagt beweisen, dass das Ursprüngliche Urteil so daneben ist, dass es einer Grundlage entbehrt. Dass das gelingt darf nach der einjährigen, offensichtlich tiefgreifenden Untersuchung angezweifelt werden. Mein Tipp: Sollten wir tatsächlich eine Reduzierung sehen, reden wir maximal von einem Spiel. Erwarten würde ich sie nicht.
  • Zum Abschluss: Die Tatsache, dass die Atlanta Falcons in ihrem neuen Stadion ein Chick-fil-A haben werden, ist so dermaßen doof. Gemäß der Richtlinie von Samuel Cathy, Begründer der beliebten Fast-Food-Kette, haben seine Geschäfte an Sonntagen geschlossen. Ausnahmen werden auch nicht für die NFL gemacht, und so werden Falcons-Fans bei sieben der acht Regular-Season-Heimspiele an einem geschlossenen Chick-fil-A vorbei laufen. Einzige Ausnahme: Das Thursday Night Game gegen die Saints am 7. Dezember. Wohl bekomm's!
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