NFL

"Die Patriots werden sich strecken müssen"

Tom Brady und die New England Patriots gehen als AFC-Top-Seed in die Playoffs
© getty
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2. Die Patriots sind in den AFC-Playoffs ohne Konkurrenz

Marcus Blumberg (SPOX): Pflichtgemäß weise ich darauf hin, dass es in der NFL keine Garantien gibt. Es kann alles sehr schnell gehen, das zeigen die Raiders gerade aktuell mit ihren Verletzungen. Außerdem: Auch das beste Team verliert mal, das wissen die Patriots selbst seit 2007 sehr genau. Aber rein sportlich betrachtet, gibt es in der AFC kein Team, dem ich es zutraue, in Foxboro zu gewinnen. Dazu hat New England einfach zwei zu große Vorteile gegenüber allen anderen: Den Quarterback und den Head Coach. Tom Brady hat eine nahezu perfekte Saison gespielt (PFF ratet ihn mit 99,1) und ich kann mich höchstens an vier schlechte Pässe in der gesamten Saison erinnern. Und Belichick ist ohnehin auf einem anderen Level als alle anderen Coachs der Liga. Was gerne vergessen wird: Man hat nicht nur eine kaum berechenbare Offense, sondern die Defense ist auf Platz eins im Scoring und ließ die wenigstens Punkte im Schnitt seit drei Jahren zu!

mySPOX-User DanMarinoseinSohn: Da darf ich dir widersprechen, Marcus! Bedenkt man, dass die Patriots ihre zwei Saisonniederlagen zu Hause in Foxboro kassierten, dann kann man schon meinen, dass der Home Field Advantage in dieser Saison keiner zu sein scheint. Sowohl Kansas City als auch die Steelers sind hier sicherlich die größten Bedrohungen der Patriots, die auf beiden Seiten des Balles schon eine außergewöhnlich gute Saison spielen. Ich sehe derzeit kein Szenario, in dem die Raiders, Texans oder gar die Dolphins dem Regime von Bill Belichik und Tom Terrific ernsthaft Widerstand leisten könnten. Aber hey, es sind Playoffs! Die Chiefs durften im letzten Jahr schon in der Divisional Round bei den Patriots antreten und sind seitdem nicht schlechter geworden. Das Team mit dem größten Turnover-Differential der Liga (+16, geteilt mit den Raiders) stellt eine der besten Passverteidigungen der Liga und hat mit der Ankunft von Tyreek Hill eine herausragend schnelle Allzweckwaffe bekommen. Zudem haben die Chiefs auch bei den Broncos, bei den Panthers und in Atlanta gewonnen. Sie verstehen sich also auf Auswärtssiege. Und dann gibt es da ja auch noch die eher schwer einzuschätzenden Steelers mit ihrer variablen Offense, die an einem guten Tag auch das Team alleine tragen kann. Konkurrenzlos sind die Patriots in meinen Augen nicht, aber sie sind das Team, das es in der AFC zu schlagen gilt!

Stefan Petri (SPOX): Keine Konkurrenz? So weit würde ich nicht gehen. Aber die Pats sind für mich ein interessanter Fall. Nach der Rückkehr Bradys waren gefühlt irgendwie nur noch wenige Aufreger dabei. 14-2, mal wieder der One-Seed, Brady mal wieder fantastisch. Und trotzdem irgendwo ein - dominanter - Dienst nach Vorschrift? Der Schedule hat es mit New England derart gut gemeint, dass es zuletzt keine Standortbestimmung gab. Wie sehr fehlt Gronk wirklich? Wie gut ist die beste Scoring-Defense der Liga gegen eine richtig potente Offense? Positiv: Nach der Bye Week geht es wahrscheinlich gegen den Sieger aus Houston/Oakland, was eigentlich nicht mehr als ein lockerer Aufgalopp sein sollte. Andererseits wartet danach wohl KC oder Pittsburgh, und wer immer sich da durchsetzt, wird voller Selbstvertrauen nach Foxborough reisen. Nein, die Pats werden sich schon noch einmal richtig strecken müssen, wenn sie den Super Bowl erreichen wollen.

Das Playoff-Power-Ranking: Chiefs klettern - Seahawks stolpern

Adrian Franke (SPOX): Die Patriots sind das kompletteste Team in den Playoffs, da müssen wir nicht groß diskutieren - und das Seeding spielt New England mit dem voraussichtlichen Heimspiel gegen Connor Cook oder Brock Osweiler natürlich in die Karten. Überspringen wir das und schauen ins Championship Game: Ich nehme auch das Steelers- oder Chiefs-Szenario. Man könnte durchaus argumentieren, dass New England in der kompletten Saison gegen genau eine starke Offense gespielt hat: gegen die Seahawks. Da setzte es bekanntermaßen eine Heimpleite. Pittsburgh mit voller Kapelle wäre ein ganz anderes Kaliber - vorausgesetzt Roethlisberger findet sich. Traue ich diesem Steelers-Team mit dem gefährlichsten Running Back und Receiver der AFC-Playoffs, das sich auch defensiv deutlich verbessert präsentiert, einen Sieg in Foxboro zu? Ja! Und die Chiefs? Andy Reid gelingt es per Scheme, Alex Smiths Limitierungen zu überspielen und mit Kelce und Hill Yards nach dem Catch zu kreieren. Allerdings befürchte ich bei KC, dass die aggressive Defense von Brady bestraft werden würde, während Blount den Ausfall von Linebacker Derrick Johnson bestrafen könnte. Lange Rede, kurzer Sinn: Die Steelers in Topform wären für mich ein Konkurrent auf Augenhöhe, die Chiefs würden die Pats zumindest lange ärgern können.