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Wie konnte es so weit kommen?

Die Panthers, Cardinals, Bengals und Jets gehören zu den Enttäuschungen dieser Saison
© getty
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Cincinnati Bengals (3-7-1)

Was lief falsch? Es scheint fast so, als wäre Cincinnati über Nacht alt geworden. Diesen Eindruck jedenfalls gewinnt man, wenn man sich die Offensive Line der Bengals anschaut: Über Jahre hinweg eine Stärke, ist die Line insbesondere in Pass-Protection in dieser Saison zu einem großen Risiko geworden. Während der Pleite in Baltimore am vergangenen Sonntag stand Andy Dalton wieder einmal unter unglaublichem Druck, Football Outsiders listet Cincy als sechstschwächste Line was Protection angeht.

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In Kombination damit war der offensive Aderlass umso schwerwiegender: Cincinnati hatte in der vergangenen Saison ein unglaubliches Arsenal, die Abgänge von Mohamed Sanu und Marvin Jones sowie der lange Ausfall von Tyler Eifert haben Cincy zur A.J.-Green-Show gemacht - über weite Strecken der bisherigen Saison wurde kein Receiver so häufig von seinem Quarterback gesucht wie Green bei den Bengals.

Und auch die andere Seite der Line of Scrimmage war ein ungewohntes Problem, was sich insbesondere in der Run-Defense niederschlägt.

Was bleibt in dieser Saison? Wenig. Durch die Ausfälle von Green sowie von Running-Back-Allzweckwaffe Gio Bernard ist die Offense viel zu harmlos, defensiv wird Cincinnati in den verbleibenden Spielen mit Teams wie Philadelphia, Pittsburgh und Baltimore in der Run-Defense ebenfalls Probleme bekommen. Womöglich bieten die weiteren Partien Coach Marvin Lewis die Chance, einige der jungen Offensive Linemen zu testen - denn hier ist ein zeitnaher Umbruch unausweichlich.

Wie geht es weiter? Die Bengals, über Jahre eines der talentiertesten Teams der Liga, stehen zum ersten Mal seit längerem mit mehreren klaren und schwerwiegenden Baustellen da. Auch Lewis wird inzwischen in der Öffentlichkeit angezählt, insbesondere, weil es Disziplin-Probleme innerhalb des Teams geben soll - eine Entwicklung, die es im Auge zu behalten gilt. Der ungewohnt hohe Draft-Pick sollte dabei helfen, in die Trenches zu investieren.

Arizona Cardinals (4-6-1)

Was lief falsch? Die Erwartungen waren riesig, die Realität um so härter: Die Cardinals sind vom heißen NFC-Titelkandidaten zu "gerade noch rechnerisch im Playoff-Rennen" abgestürzt, und das hat vor allem einen Grund: Die Offense konnte, David Johnson (auf Kurs für 2232 Scrimmage Yards und 19 Touchdowns) sowie Larry Fitzgerald ausgenommen, auf keiner Position an das Vorjahres-Niveau anknüpfen.

Da wäre zunächst die desolate Pass-Protection, nicht erst seit dem Saisonaus von Left Tackle Jared Veldheer ein riesiges Problem. Dazu kommen die Einbrüche im Receiving-Corps: Michael Floyd ist zwar in seinem letzten Vertragsjahr, spielt aber seine mit Abstand schlechteste NFL-Saison. John Brown hat große Teile der Saisonvorbereitung verpasst und ist seither immer wieder verletzt. J.J. Nelson plagen Drop-Probleme, für Jaron Brown ist die Saison verletzungsbedingt längst beendet.

Als wäre all das nicht genug, hat darüber hinaus auch Coach Bruce Arians im Play-Calling deutlich schwächer agiert, als noch in der so erfolgreichen Vorsaison und Palmer konnte sein sensationelles 2015er-Level ebenfalls nicht halten. Defensiv ziehen sich zwei Fragen wie ein roter Faden durch die Saison: Wer kann verlässlich gegenüber von Patrick Peterson spielen - und wann ist Tyrann Mathieu endlich wieder bei 100 Prozent? Zumindest der Pass Rush macht Hoffnung.

Was bleibt in dieser Saison? Wer kann sich in der O-Line für weitere Aufgaben empfehlen? Kann Floyd noch irgendwelche Argumente hinsichtlich seiner Vertragsgespräche sammeln? Findet Mathieu seine Form wieder? Und kann sich Arians an die neuen personellen Umstände seiner Offense mit dem Play-Calling anpassen? Darüber hinaus die Frage: Gelingt es einem der Rookies, namentlich Brandon Williams, oder dem zuletzt von Arians harsch kritisierten Robert Nkemdiche, doch noch positive Akzente zu setzen?

Wie geht es weiter? Palmer dürfte bleiben, Arians sieht die Probleme in der Offense anderswo - und eine Entlassung würde Arizona mit 13,2 Millionen Dollar an Dead Cap zurücklassen. Derartige Experimente können sich die Cardinals nicht leisten, denn, und das ist das spannendste Thema in der Wüste mit Blick auf die nächsten Monate: Zahlreiche Verträge laufen aus, unter anderem wären hier Floyd, Calais Campbell, Chandler Jones, Tony Jefferson, Chris Johnson, Evan Mathis, Kevin Minter, Alex Okafor, Frostee Rucker, A.Q. Shipley.

Carolina Panthers (4-7)

Was lief falsch? Unter dem Strich könnte man sagen: Die Panthers haben gepokert - und verloren. Es begann mit der Entscheidung, Cornerback Josh Norman ziehen zu lassen und auf die starke Front Seven zu vertrauen. Nur erreichte hier lange niemand außer Luke Kuechly, der bis auf weiteres ausfällt, sein normales Level, vor allem die 2015 noch so herausragenden Defensive Tackle enttäuschten.

Das hatte weitreichende Auswirkungen: Der Pass-Rush war dadurch deutlich harmloser, gegnerische Quarterbacks hatten mehr Zeit in der Pocket. Das erhöhte den Druck auf die Secondary und führte schließlich zu einigen haarsträubenden Leistungen - zweifellos der Tiefpunkt darunter war der 300-Yard-Auftritt von Julio Jones.

Und auch offensiv ging Carolina Risiko: Die O-Line, schon in der Vorsaison die einzige echte Schwachstelle und im Super Bowl schließlich entblößt, wurde erneut nicht nennenswert verstärkt. Spätestens nach der Verletzung von Michael Oher wurde das zu einem ernsthaften Problem, inzwischen fällt auch Center Ryan Kalil für den Rest der Saison aus.

Was bleibt in dieser Saison? Die Panthers sind noch immer ein starkes Team, das haben sie bei ihren Beinahe-Comeback in Oakland am Sonntag erneut bewiesen. Die Lücken sind deutlich, aber gleichzeitig in ihrem Umfang überschaubar und somit reparierbar. Ein möglicher interessanter Aspekt über die verbleibenden Wochen sind die Entwicklungen im Cornerbacks-Corps sowie die Auftritte der Front Seven ohne Kuechly - die Raiders jedenfalls attackierten dessen Ersatzmann A.J. Klein oft gezielt in Coverage.

Wie geht es weiter? Die Panthers sind von all den hier aufgeführten Teams in der besten Situation. Carolina hat noch immer absolute Franchise-Spieler auf beiden Seiten des Balls und dürfte mit einigen Verstärkungen 2017 wieder voll angreifen können. Der hohe Cap-Space sowie die mutmaßlich lukrative Draft-Position sollte dann aber endlich auch mal in die Offensive Line fließen. Spannend außerdem: Erhält Kawann Short trotz enttäuschender Saison einen neuen Vertrag?

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