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"Man braucht die Willenskraft eines Ninjas!"

Scott Hanson moderiert die NFL RedZone-Konferenz an jedem Sonntag - über sieben Stunden lang
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SPOX: Zurück nochmals zu der Frage davor: Sie checken keine Fantasy-Ergebnisse, aber mir ist aufgefallen, dass Sie gelegentlich während all dem Irrsinn einen Tweet abschicken. Wie klappt das, wenn parallel acht Spiele laufen?

Hanson: Das stimmt, ein kleiner, gewiefter Move. (lacht) Ich habe eigentlich alle Hände voll zu tun, aber manchmal schnappe ich mir kurz mein Handy oder das Tablet und wenn es etwas gibt, dass ich den Zuschauern gerne mitteilen möchte, live im TV aber gerade nicht kann, dann mache ich das gelegentlich per Tweet. Das kann ein Kommentar zur Show sein, zu einem bestimmten Play oder etwas anderes. Ich füge gerne ein wenig Bonus-Material zum Nachmittag - oder in Deutschland zum Abend - hinzu. Ich glaube, viele Leute haben ihre Social-Media-Kanäle offen, während sie RedZone schauen und sie wollen einige Extra-Informationen: Vielleicht etwas lustiges, vielleicht ein Blick hinter die Kulissen. Wenn ich das liefern kann, dann versuche ich es. Und manchmal interagiere ich auch einfach gerne mit Fans, die mir Tweets senden.

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SPOX: Gibt es noch andere "gewiefte Moves", die Sie während der Show machen, die Zuschauer aber nicht mitbekommen?

Hanson: Ja! Beispielsweise trage ich Sneakers, keine Anzugsschuhe, weil ich so lange stehe. Ich bin ein Mensch, der viel Energie hat. Deshalb stehe ich gerne während der Show und gehe auch physisch mit, wenn ich einen Spielzug verbal beschreibe. Ich mag es, während der Übertragung aus mir raus zu gehen, und ich glaube, die Zuschauer mögen das auch. Ansonsten...wie gesagt, ich nehme keine Toilettenpause, und alles was ich während der Show esse, ist meist eine Banane. Die hilft mir dabei, keine Krämpfe zu bekommen, obwohl ich ja nichts trinke. Und man kann sie einfach kauen, falls ich plötzlich anfangen muss, zu reden. Außerdem habe ich gerne das Gefühl, als würde ich direkt mit Augenkontakt zum Publikum reden.

SPOX: Wie bewerkstelligen Sie das?

Hanson: Nehmen wir das Eagles-Vikings-Spiel vor eineinhalb Wochen als Beispiel. Diese beiden Teams kamen mit den ligaweit wenigsten Turnovern in die Partie - aber im ersten Viertel hatten beide zusammengenommen fünf Turnover! Es war unglaublich! Immer, wenn wir in den ersten zehn bis fünfzehn Minuten ein Update zu diesem Spiel gemacht haben, war es ein weiterer Turnover! Wenn etwas so Verrücktes passiert, dann habe ich gerne das Gefühl, als würde ich direkt mit dem Publikum sprechen. Das mache ich so: Direkt neben mir sitzen ein Spotter und ein Researcher im Studio. Ich packe dann den Researcher bei der Schulter, damit er mich anschaut und dann rede ich mit ihm - während ich live zum TV-Publikum spreche. Das gibt mir das Gefühl, als würden wir das Spiel zusammen schauen und diesen verrückten Moment, das Drama und all die anderen Dinge gemeinsam erleben, als Freunde.

SPOX: Bleiben wir doch bei dem Highlight-Beispiel: Wenn mehrere Dinge passieren, schaltet RedZone meist zunächst zu einem Spiel, Sie erklären, was passiert, und dann geht es, nach dem Live-Kommentar, weiter mit dem nächsten Spiel. Haben Sie tatsächlich alle Highlights gesehen, bevor sie gezeigt werden? Oder sehen Sie die manchmal selbst erst mit dem TV-Publikum?

Hanson: Meistens habe ich das Highlight gesehen, oder zumindest einen Teil davon. Ich stehe etwa einen guten Meter von einer Wand von Fernseh-Bildschirmen entfernt, auf jedem läuft ein anderes Spiel. Also schaue ich acht oder neun Spiele gleichzeitig, und meine Augen springen von einem Bildschirm zum nächsten - immer auf der Suche nach dem Big Play. Im Kontrollraum sitzen nochmals ungefähr 30 Leute, die die Spiele auch alle schauen und mein Producer kann mir jederzeit beispielsweise sagen: "Wir hatten gerade ein Big Play im Patriots-Spiel." Dann schaue ich zum Patriots-Monitor und sehe zumindest das Ende des Plays. Wenn mein Producer mit dann also sagt, dass wir das Highlight vorliegen haben und jetzt zu diesem Spiel gehen, weiß ich zumindest grob, was passiert ist. Gleichzeitig aber versuche ich ohnehin, dem Publikum nicht zu viel zu verraten. Aber natürlich reden wir von NFL RedZone, und die Leute, die das Programm regelmäßig schauen, wissen wahrscheinlich, dass etwas passiert ist, wenn wir ein Spiel plötzlich zeigen. Unser Ziel ist es, dass die Leute alles, worüber sie am Montag reden, bei uns gesehen haben. Das ist eine große Herausforderung, aber ich möchte gerne glauben, dass uns das in etwa 99 Prozent der Fälle gelingt.

SPOX: Hat RedZone in Ihren Augen die Art, wie die Leute Football konsumieren, verändert? Die Fantasy-Football-Beziehung haben wir ja schon angesprochen, aber auch die Geschwindigkeit und die Intensität sind während RedZone natürlich auf einem komplett anderen Level, wenn man das mit einem Einzelspiel vergleicht.

Hanson: Ich will es mal so sagen: Wenn die Leute NFL RedZone schauen, und danach dann Sunday Night Football, bekomme ich immer jede Menge Tweets, die sich darüber beschweren, wie langsam das Spiel mit all den Unterbrechungen ist. Es ist ein anderer Stil, überhaupt keine Frage. Auf der anderen Seite hat Sunday Night meist die besten Teams und die spannendsten Matchups, weshalb es natürlich auch Spaß macht.

SPOX: Und manchmal gibt's eben auch ein 6:6-Unentschieden in Overtime!

Hanson: Ganz genau! (lacht)

SPOX: Eine letzte Frage, etwas noch eher Persönliches: Ich habe gelesen, dass Sie, ehe Sie bei der NFL angefangen haben, für eine Wohltätigkeitsorganisation gearbeitet haben. Wie kam es dazu und was haben Sie daraus mitgenommen?

Hanson: Bevor mich die NFL unter Vertrag genommen hat, war ich aus dem TV-Geschäft zwischenzeitlich raus. Ich habe den Armen und Obdachlosen in Los Angeles geholfen, ich habe damals mit der Mutter-Teresa-Organisation zusammengearbeitet. Und ich habe auch einen Trip nach Afrika unternommen, um den Menschen dort zu helfen. Ich würde sagen, das hat mir vor allem eine neue Perspektive beigebracht. Ich liebe Football, ich liebe die NFL. Aber es kann nicht die größte Liebe in meinem Leben sein, es kann nicht alles in meinem Leben sein. Es kann zu viel des Guten sein, etwas, das im Grunde Entertainment ist, zur Nummer Eins in deinem Leben zu machen. Ich bin Christ, das oberste Ding in meinem Leben ist der Glaube und meine Beziehung zu Gott. Und eine Art und Weise, meinen Glauben auszuleben, ist es, denjenigen zu helfen, die im Leben weniger Glück hatten. So habe ich eine neue Perspektive gewonnen, wie ich alles andere in meinem Leben genießen kann. Inklusive meinen Job, inklusive Profi-Football, der ein großer Teil meines Lebens ist. Ich würde es so sagen: Meine Karriere und meine Liebe für die NFL sind durch meinen Glauben in meinem Leben eine bessere Nummer zwei, als sie jemals eine Nummer eins sein könnten.

SPOX: Das ist doch ein schönes Schlusswort!

Hanson: Vielleicht eine letzte Sache noch, wenn ich darf: Liebe Grüße an all unsere Zuschauer in Deutschland, wir freuen uns unglaublich über eure Unterstützung!

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