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Renaissance der Old-School-Ravens?!

Terrell Suggs und seine Defense gehören zum Besten, was die NFL zu bieten hat
© getty

Die Baltimore Ravens (4-4) empfangen im Thursday Night Game zum Auftakt von Week 10 die Cleveland Browns (0-9) (ab 2.30 Uhr live auf DAZN) und sind drauf und dran, nach drei mehr oder minder mageren Jahren endlich wieder in die Spur zu finden. Was macht die Ravens derzeit so stark und was darf man vom kommenden Gegner erwarten?

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Trotz eines späten Aufbäumens von Ben Roethlisberger gelang den Baltimore Ravens in Week 9 der so wichtige wie prestigeträchtige Erfolg über den Erzrivalen Pittsburgh Steelers. Baltimore steht damit bei 4-4 und an der Spitze der AFC North zu Saisonmitte. Das lässt vorsichtig darauf hoffen, dass Baltimore nach 2014 wieder in die Playoffs einziehen könnte und vielleicht sogar der erste Division-Titel seit 2012 möglich wäre. Dazwischen lagen eine 8-8-Saison nach dem Erfolg in Super Bowl XLVII sowie 5-11 im Vorjahr, als man weite Teile der Saison auf Quarterback Joe Flacco verzichten musste.

Unterm Strich kann man mit dem bisherigen Saisonverlauf für den Moment in Maryland zufrieden sein, zumal die Truppe von Head Coach John Harbaugh einmal mehr personell auf dem Zahnfleisch geht. Zahlreiche Leistungsträger haben schon Zeit verpasst, darunter der immer noch effektive Wide Receiver Steve Smith Sr., Pass-Rush-Maschine Terrell Suggs oder auch Guard Marshal Yanda, der auch im Thursday Night Game von Week 10 gegen die Cleveland Browns wahrscheinlich fehlen wird.

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Einfach verlief die Saison also nicht für die Ravens, die gegen die Steelers immerhin ihre Pleitenserie von vier Spielen beendeten und wieder bei .500 stehen. Doch der Weg, auf dem sie sich die Topplatzierung zur Halbzeit gesichert haben, wirkt ungeachtet des Personals schon ein wenig anachronistisch. Nicht mit Offense, sondern eher mit beinharter Defense setzte man sich durch.

Ein wenig erinnert die aktuelle Verfassung des Teams schon in Ansätzen an die erfolgreiche Vergangenheit. Natürlich verfügt das Team mit Joe Flacco über einen deutlich besseren Quarterback als einst Trent Dilfer. Auf der anderen Seite steht dort aber auch kein Ray Lewis mehr in der Defense. Und dennoch hält letztere Einheit das Team auf Kurs. Vier Siege trotz eines Punkteverhältnisses von 154:153. So einfach ist das nicht!

Top-Defense in allen Belangen

Schaut man konkret auf die Zahlen der Defense, stellt man fest, dass es derzeit in der NFL kaum eine bessere Unit als diese gibt. In den Bereichen Total Defense, Yards pro Spiel und Lauf-Yards pro Spiel belegen die Ravens jeweils den zweiten Platz in der NFL. Zudem lassen sie im Schnitt die neunwenigsten Punkte zu und die siebtwenigsten Pass-Yards.

Fünfmal gleich hielten sie ihre Kontrahenten unter 20 Punkte, einmal gar unter zehn (beim 13:7-Sieg über die Bills in Week 1). Aufgrund dieser Defensiv-Produktion gelang es zudem, selbst in den Niederlagen meist nah dran zu sein. Gegen die Raiders etwa fehlte nur ein Punkt (28:27), gegen die Giants deren vier (27:23) und sechs gegen die Redskins (16:10). Und selbst die höchste Niederlage bei den Jets (16:24) wäre mit einem Score aufzuholen gewesen.

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Die Defense hält die Mannschaft im Rennen und macht Defizite in der Offense wett. Selbige gehört ans hintere Ende der Skala in der Liga. Man erzielt im Schnitt die fünftwenigsten Punkte und belegt bei den Pass-Yards im Schnitt nur den 20. Rang. Die eigentliche Stärke des Teams, das Laufspiel, ist indes komplett abgemeldet - nur Platz 28 in der NFL in Sachen Yards pro Spiel.

Das wiederum hat viele Gründe. Da wäre die Tatsache, dass sich Flacco gerade erst von einer Kreuzband-Verletzung erholt hat und wohl noch nicht ganz fit ist. Seine O-Line erlebte bislang zu viele Fluktuationen, während das Receiving-Corps zahlreiche Ausfälle zu verkraften hatte. Und was das Laufspiel angeht, ist dies eine einzige Baustelle. Kurz vor Saisonstart wurde Justin Forsett entlassen, um ihn dann wieder zu verpflichten. Dann wurde er erneut vor die Tür gesetzt. Neue Nummer eins im Backfield ist daher Terrance West, der es immerhin auf vier Yards pro Carry bringt, aber auch nicht sonderlich häufig den Ball bekommt.

Gewinnen ist alles

Drei Siege zum Start, dann vier Pleiten, nun wieder ein Sieg. Konstanz sieht anders aus. Doch gerade ein alter Hase wie T-Sizzle, der mit einem gerissenen Bizeps spielt und aufgrund dessen riskiert, einen Teil der "Schraubenzieher"-Bewegung in seinem Arm zu verlieren, sieht den wechselhaften Start nicht als Problem an: "Es geht nur danach, wie man eine Saison beendet", so der Ravens-To-Pass-Rusher (5 Sacks): "Wenn man die Playoffs verpasst, interessiert es niemanden, wie gut deine Defense gerankt war. Es geht nur darum, Spiele zu gewinnen, die Playoffs zu erreichen, Division-Titel zu gewinnen und Meisterschaften zu holen." Und Suggs unterstrich, was wirklich wichtig ist: "Am Ende des Tages kann man sagen: 'Oh, sie hatten eine Top-10-Defense', was auch immer, aber wenn du nicht gewinnst, interessiert das nicht. Gewinnen ist das einzige, was interessiert, das einzige."

Und speziell gegen den anstehenden Gegner im Thursday Night Game darf man auch einen Sieg erwarten, schließlich sind die Cleveland Browns nicht ganz zufällig 0-9 und auf Kurs einer Imperfect Season. Allerdings hatte auch Cleveland das eine oder andere Spiel, das es durchaus hätte gewinnen können. Vor zwei Wochen gegen die Jets etwa lag man zwischenzeitlich 20:3 vorn, brachte es aber nicht nach Hause. Gegen die Titans fehlten letztlich nur zwei Punkte. Und auch gegen die Ravens in Week 2 (20:25) wäre mehr drin gewesen, zumal man damals 20:0 in Front lag.

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Vielleicht deshalb warnt Ravens-Head-Coach John Harbaugh vorm kommenden Gegner: "Wir verstehen, dass es sich um ein gutes Footballteam handelt, mit dem wir es zu tun bekommen." Vom bisherigen Saisonverlauf der Browns will sich Harbaugh auch nicht blenden lassen: "Spiele verliert man aus verschiedenen Gründen. Normalerweise ist es Play hier, ein Play da und einige dieser Plays gingen eben nicht zu ihren Gunsten aus. Es kann so laufen. Wir waren in derselben Situation. Wir haben vier Spiele in Folge verloren. Es war einfach so. Es kann passieren. Aber unsere Jungs wissen um die Rivalität, die wir mit Cleveland haben."

Im Lager der Browns verlegt man sich derweil auf Durchhalteparolen, um den ersten 0-10-Start in ihrer 66-jährigen Geschichte zu verhindern. Wie das gehen soll? Chris Kirksey hat zumindest eine vage Idee: "Wir müssen die Schläge wegstecken. Wir müssen wieder aufstehen und weiter kämpfen. So ist das Leben. Wir werden nicht 0-16 gehen. Wir bleiben nicht sieglos. Wir werden ein Spiel gewinnen", so der Linebacker.

Browns blicken voraus

Um das schon in Baltimore zu realisieren braucht es auch eine starke Vorstellung der eigenen Offense, in der Cody Kessler weiter der Starter sein wird. Aus gutem Grund: "Er ist ein junger Spieler und ich will die Chance haben, ihn gegen die härteste Konkurrenz spielen zu sehen, sodass wir ihn besser für die Zukunft evaluieren können", so Browns-Head-Coach Hue Jackson.

Während die Ravens also um die Division und die Playoffs kämpfen - am Sonntag tritt Erzrivale Pittsburgh gegen die Cowboys nicht unbedingt als Favorit an - geht es für die Browns darum, die Peinlichkeit einer 0-16-Saison abzuwenden und gleichzeitig die Weichen für die Zukunft zu stellen. Viel größer könnte die Schere also nicht auseinander gehen. Doch es birgt für die Browns auch die Chance, relativ frei aufspielen zu können, weil ohnehin keiner einen Sieg erwartet.

Der NFL-Spielplan im Überblick

Das SPOX-NFL-Tippspiel, Week 10:

Florian RegelmannStefan PetriAdrian FrankeMarcus Blumberg

Browns @Ravens

RavensRavensRavensRavens

Texans @Jaguars

TexansTexansTexansTexans

Broncos @Saints

BroncosSaintsSaintsSaints

Rams @Jets

JetsJetsRamsJets

Falcons @Eagles

FalconsFalconsFalconsFalcons

Chiefs @Panthers

PanthersPanthersChiefsChiefs

Bears @Buccaneers

BuccaneersBuccaneersBearsBears

Vikings @Redskins

RedskinsVikingsVikingsRedskins

Packers @Titans

PackersPackersPackersPackers

Dolphins @Chargers

ChargersChargersChargersChargers

49ers @Cardinals

CardinalsCardinalsCardinalsCardinals

Cowboys @Steelers

SteelersCowboysCowboysCowboys

Seahawks @Patriots

PatriotsPatriotsPatriotsPatriots
Bengals @GiantsGiantsGiantsGiantsGiants
Week 99-411-28-59-4
Insgesamt74-5976-57

81-52

78-55
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