NFL

Bezwingt Jameis die Turnover-Seuche?

Von Stefan Petri
Hat Jameis Winston gegen Carolina mehr Erfolg als zuletzt gegen Denver?
© getty

Week 5 endet in Carolina: Dort empfangen die strauchelnden Carolina Panthers den Division-Rivalen aus Tampa Bay, und das ohne MVP Cam Newton. Dementsprechend vorsichtig ist User DavidSilva21x3, der als Vertreter der SPOX-Community dennoch gute Chancen für den Super-Bowl-Teilnehmer sieht. SPOX-Redakteur Stefan Petri hält es mit den Buccaneers - unter einer Bedingung. Zu sehen gibt es die Partie ab 2.30 Uhr live auf DAZN.

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Carolina Panthers (1-3) - Tampa Bay Buccaneers (1-3) (Di., 2.30 Uhr live auf DAZN)

mySpox-User DavidSilva21x3: Warum schlägt Carolina die Tampa Bay Buccaneers ? Ehrlich gesagt: Wirklich viele plausible Argumente fallen mir da derzeit nicht ein, und das will was heißen. Immerhin haben die Panthers seit 2012 nicht mehr gegen die Bucs verloren.

Spätestens aber nach der Offenbarung gegen die Falcons in der letzten Woche sollten aber bei jedem, der es mit den Panthers hält, die Alarmglocken schrillen. Dass man defensiv gerade gegen den Pass Probleme bekommen wird, wenn man überwiegend auf Rookies und vormalige Second- oder gar Third-String-Cornerbacks setzt, war absehbar. Das Problem liegt aber vor allem darin, dass man durch das fehlende Vertrauen in die Secondary nur noch bei 26,29 % (Platz 24) aller Plays blitzt und die auf dem Papier hervorragend besetzte Defensive Line es bisher nicht versteht, aus Four-Men-Rushes Druck auf den Quarterback auszuüben. Übrigens: Wenn man denn blitzt, kommt meist etwas Gutes bei heraus. Laut Pro Football Focus liegt man bei der "Pass Rush Productivity" auf Rang zwei.

Bei aller Kritik an der Defense darf man allerdings nicht vergessen, dass diese - vom Julio-Jones-Desaster letzte Woche abgesehen - zwar deutlich unter ihren Möglichkeiten spielt, aber immer noch mindestens NFL-Durchschnitt ist. Nach dem überraschenden Cut von Bene Benwikere muss gegen Tampa jetzt allerdings eine Reaktion kommen. Und dabei wird es wieder hauptsächlich auf die junge Secondary ankommen, in der James Bradberry mit einer Zehenverletzung noch fraglich ist und wohl Worley, McClain und Sanchez, der seine ersten NFL Snaps sehen wird, starten werden.

Alles andere als erneute 40+ Pass Atempts von Jameis Winston würden mich da schon sehr wundern.

Bessere Offense ohne Cam?

Doch es wird nicht besser. Die Offense wird aufgrund einer Gehirnerschütterung auf MVP Cam Newton verzichten müssen. Stattdessen wird Derek Anderson, einer der besseren QB-Backups der Liga, wieder einmal die Kohlen aus dem Feuer holen müssen. Mit Siegen gegen Tampa kennt der sich aber bestens aus: Schon 2014 sprang er in beiden Duellen für Newton ein und trug maßgeblich zu den Erfolgen bei. Bei den bisherigen Leistungen von Newton ist es vielleicht aber auch gar nicht so schlecht (Football Outsiders sieht ihn bei den QBs nur auf Rang 26), dass dieser pausiert.

Dabei muss auch Anderson vorerst weiter ohne RB Jonathan Stewart auskommen. Ich bin aber vorsichtig optimistisch, dass die Offense sich mit Anderson under Center sogar steigern kann. Entscheidend wird dabei sein, dass Anderson den Ball nicht so lange halten wird, wie das Newton bisher zu oft tut. Mit Benjamin und Olsen hat man Optionen, die gegen die Bucs auf jeden Fall Missmatches kreieren werden. Und im Vergleich zu den Problemen der Buccaneers-Defense (Nummer 27 gegen den Pass) erscheint mein Jammern über die Panthers-Defense ja fast lächerlich.

Nach dem 1-3 Saisonstart ist es jetzt ähnlich wie für die Cardinals am Donnerstag auch einfach eine Charakterfrage. Man muss dieses Spiel gewinnen, andernfalls war es das wohl mit den Playoffs.

Stefan Petri (SPOX): Ich muss zugeben, dass für mich dein letzter Absatz das größte Pfund ist, das für einen Panthers-Sieg spricht. Nämlich der Gedanke, dass es ja so einfach nicht weitergehen kann. Dass Carolina eigentlich viel besser ist als das, was man bisher abgeliefert hat. Und dass es sich um ein absolutes "Must-Win-Game" handelt, wie man so schön sagt.

Da schreibt sich das Skript ja quasi selbst: Anderson, der alte Tampa-Killer, spielt mal wieder an oder über seinen Möglichkeiten. Defense und Wide Receiver wissen, was die Stunde geschlagen hat, und geben alle noch einmal ein paar Prozent mehr. Die Zuschauer tun ihr übrigens. Und in der Kabine hält Cam am besten noch eine schön feurige Rede. Super Team statt Superman.

Vielleicht kommt es tatsächlich so. Aber die Bucs halten selbst auch einige Trümpfe in der Hand. Und der gewichtigste ist natürlich Jameis Winston. Zugegeben, dessen letzte Wochen waren kein sonderlich gutes Bewerbungsvideo. Aber in Sachen Talent ist er Anderson immer noch meilenweit voraus, ist eingespielter mit seiner O-Line und den Wideouts. Ist die Chance nicht größer, dass Winston die Kurve kriegt und eine gute Leistung abliefert, als dass Anderson wieder über sich hinaus wächst?

Panthers-Gameplan als Vorteil für Jameis

Du hast es angesprochen: Die Panthers blitzen in diesem Jahr sehr selten. Das kommt Jameis aber sehr gelegen, der laut ESPN so oft geblitzt wird wie kein zweiter QB in der Liga - womit er zuletzt eine Menge Probleme hatte. Aber ich glaube nicht, dass es sich Rivera leisten kann, zu aggressiv zu verteidigen. Nicht gegen Mike Evans, Vincent Jackson und Co., bei diesen Cornern. Winston hat ja in Week 1 gezeigt, dass er seine Receiver finden und Big Plays hinlegen kann. Das wird Carolina verhindern wollen, mit einem konservativen Gameplan.

Und der spielt Winston wiederum in die Karten. Die Tatsache, dass es gegen einen Backup-QB und ein angeschlagenes Running Game geht, lässt das eigene am Stock gehende Running Game (es ist unklar, ob Doug Martin und Charles Sims spielen können) verschmerzen. Winston weiß: Er muss wohl keine 30+ Punkte auflegen, kann sicherer spielen und so Turnover vermeiden. Ja, das ging gegen Denver auch schief. Aber der Unterschied zwischen der Broncos- und der Panthers-D ist in dieser Saison doch deutlich.

Evans als "Julio Light"?

Es wird darauf ankommen, dass die Bucs weiter gut gegen den Run verteidigen, bisher nur 3,3 Yards pro gegnerischem Carry. Und Stewart ist erneut nicht dabei, es könnte also gelingen, Anderson in third-and-long-Situationen zu zwingen. Dann dürfte Tight End Greg Olsen die erste Anspielstation sein, aber den haben Kwon Alexander und Co. traditionell gut im Griff (nur je zwei Catches in der letzten Saison).

Ein klare Sache ist es auf dem Papier natürlich trotzdem nicht. Aber es gibt Gründe für vorsichtigen Optimismus: Die Turnover-Seuche kann so ja eigentlich kaum weitergehen. Ging sie 2015 übrigens auch nicht, als Winston nach acht Ballverlusten in den ersten vier Wochen dann einen Monat ohne Turnover blieb. Mike Evans ist von den Panthers eigentlich nicht zu verteidigen. Ja, er ist kein Julio Jones, aber vielleicht ein "Julio Light" mit 150 Yards? Nicht unmöglich. Hält man das Spiel offen, werden die Zuschauer nervös oder Anderson will sein Glück erzwingen. Achtung, Klischee: Es wird eine ganz enge Kiste. Da halte ich es lieber mit dem besseren QB.

Und wenn wir schon von "Must-Win-Game" sprachen: Das ist es für die Buccaneers natürlich auch.

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