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Warum gewinnen Eagles und Patriots?!

Die Eagles, Vikings, Broncos, Patriots und Ravens haben ihre ersten drei Spiele gewonnen
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Patriots und Ravens - im Nordosten nichts Neues?

Zwei Siege, bestenfalls - viel mehr hatten die wenigsten den Patriots ohne Tom Brady über die ersten vier Spiele zugetraut. Und doch gehen wir in Week 4, New England ist ungeschlagen und empfängt die Bills, ehe Brady gegen Cleveland zurückkehrt. Offensiv haben die Patriots bereits ein Meisterstück vollbracht, indem sie ihre Offense in vier Tagen von Jimmy Garoppolo auf Jacoby Brissett umstellten - und jeweils die Stärken ihrer Quarterbacks betonten. All das mit einer ordentlichen Dosis LeGarrette Blount.

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Doch die Stärke der Patriots war - das Muster der ungeschlagenen Teams setzt sich also fort - die Defense. New England hat in drei Spielen nur sechs gegnerische Auftritte in der eigenen Red Zone zugelassen. Bei Pässen, die mindestens 16 Yards weit fliegen, lassen die Pats ein Passer Rating von lediglich 33,2 zu - ein herausragender Wert.

Das passt zu den beiden beeindruckenden Siegen in Arizona und gegen Houston: Coach Bill Belichick hat in beiden Spielen jeweils das gegnerische Deep-Passing-Game eliminiert, eigentlich die große Stärke der Cardinals und der Texans. Die Patriots stellten, und hier dürfte das nächste Muster auffallen, die langen Passwege zu, und verließen sich auf ihre Front, um dann das Running Game zu kontrollieren. Mit Erfolg. Das erzwingt gegen solche Offenses schnelle Punts, weshalb die Pats nur 1,36 Punkte pro gegnerischem Drive erlauben.

Bleiben noch die Ravens, von allen 3-0-Teams das wohl schwächste. Doch die aktuelle Erfolgsformel in der NFL greift auch in Baltimore: Mit Brandon Williams und Timmy Jernigan sowie dahinter C.J. Mosley sind die Ravens ebenfalls im Zentrum der Defense stark. Zieht man den 85-Yard-Touchdown-Run von Clevelands Isaiah Crowell ab, ließ Baltimore über die restlichen 67 Rushing-Versuche nur 2,6 Yards pro Run zu.

Cardinals und Packers - Gefahr durch Ausrechenbarkeit

Arizonas Debakel in Buffalo am vergangenen Sonntag war zumindest ein Weckruf. Die Cardinals-Offense wirkte schon beim Auftakt gegen die Patriots gehemmt, der Eindruck täuscht nicht: Im Vergleich zur Vorsaison ist die Offense bisher längst nicht so spektakulär und weit entfernt von jener Big-Play-Maschine. Nur 6,47 Prozent der Cards-Plays sind Big Plays (Runs von über zehn Yards, Pässe von über 25 Yards) - und dank David Johnson ist das Verhältnis von Run zu Pass hier gar bei 7:6.

Stichwort Johnson: Bruce Arians lässt bisher im Vergleich zur Vorsaison ein wenig die Balance vermissen. Als Arizona das Spiel in Buffalo mit fünf Punts eröffnete, waren nur vier der 15 Plays Runs. Es scheint fast, als versuche Arians einen Schnellstart der Offense zu erzwingen, das Ergebnis ist genau das Gegenteil. Das ist insbesondere ein Faktor, wenn die O-Line, wie gegen die Bills, klar unterlegen ist. Carson Palmer warf gegen Buffalo sieben Pässe von wenigstens 20 Yards. Das Resultat: Eine Completion, drei Interceptions.

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Defenses scheinen sich auf Arizonas Offense gut einzustellen, ein stärkerer Fokus auf das Run Game könnte das Play-Action-Game öffnen und die Cardinals so wieder schwerer ausrechenbar machen. Stichwort ausrechenbar: Das führt zu einem weiteren NFC-Contender, der bisher wackelt. Die Green Bay Packers spielten ein sensationelles erstes Viertel gegen Detroit, hatten Erfolg mit In-Breaking-Routes und gaben ihren Receivern endlich auch schematisch Hilfe.

Die Packers-Offense ist sonst stark auf Routes ausgelegt, bei denen Receiver direkte Eins-gegen-Eins-Duelle gewinnen müssen. Das macht sich schnell bemerkbar, wenn die Receiver-Qualität nicht stimmt. Gegen Detroit gab es mehr aufeinander aufbauende Routes, also Spielzüge, in denen sich die Laufwege der Receiver gegenseitig unterstützen, indem etwa ein Verteidiger isoliert wird. Allerdings verfielen die Packers wie bei der Pleite in Minnesota in ihr altes Muster und eine konservative zweite Hälfte machte das Spiel nochmals spannend.

Zusammenfassung: Was bedeutet all das?

Die defensiven Trends der vergangenen Jahre zeigen: Die Position des Defensive Tackle wird immer wichtiger. Seit vier Jahren werfen Quarterbacks den Ball nach dem Snap konstant schneller, 2,48 Sekunden waren es 2015 nach dem Snap und 20 Quarterbacks wurden den Ball nach durchschnittlich 2,5 Sekunden oder weniger los. Quarterbacks positionieren sich immer häufiger in der Shotgun- oder Pistol-Formation, also weiter weg von der Line of Scimmage und somit auch von der Defense.

Die logische Schlussfolgerung: Ein Defensive Tackle, der also vor dem Snap vergleichsweise zentral positioniert ist, hat den kürzesten Weg zum Quarterback und die beste Chance, die Pocket innerhalb der kurzen Zeit bis zum Pass zu zerstören. Das macht die Arbeit für Linebacker und Pass-Rusher einfacher - und so ergibt sich ein Muster: Alle fünf Teams, die mit drei Siegen in die Saison gestartet sind, sind aktuell in gewisser Weise um eine starke defensive Front herum aufgebaut.

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Das verkürzt das Zeitfenster für die Quarterbacks und in der Folge wird so das Spiel insbesondere für vertikale Offenses erschwert. Das bekam Arizona gegen New England und Buffalo zu spüren: Die dominante Front erlaubte es, viele Spieler für die Coverage abzustellen und so die Pass-Fenster für Palmer klein zu halten. Genau wie es Philly mit Pittsburgh machte. Von den fünf ungeschlagenen Teams steht lediglich New England nicht in der Top-5 was Sacks pro gegnerischem Pass-Versuch angeht.

All das bedeutet natürlich nicht, dass sie ohne eigene Offense auskommen. Vielmehr gehören die Eagles (2,71 Punkte pro eigenem Drive), die Patriots (2,31) und die Broncos (2,63) auch hier ins obere Liga-Drittel. Minnesota (1,94) und Baltimore (1,63) fallen dabei allerdings schon deutlich ab. Doch die Dominanz der Teams mit starker defensiver Front - Carolina kann in diese Gruppe zurückkehren, knüpft bisher aber nicht an die starke Vorsaison an - ist ein Trend, den es im Auge zu behalten gilt.

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