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49ers schocken erschreckend harmlose Rams

Die San Francisco 49ers dominierten das Spiel über ihr Running Game und mit ihrer Defense
© getty

Die San Francisco 49ers sind etwas überraschend mit einem Sieg in die Saison gestartet: Im ersten Spiel unter dem neuen Head Coach Chip Kelly dominierten die Niners die Line of Scrimmage offensiv wie defensiv und schockten so völlig überforderte Los Angeles Rams (0-1). 28:0 (7:0, 7:0, 0:0, 14:0) hieß es am Ende aus Sicht der Hausherren, die Quarterbacks überzeugten auf beiden Seiten wenig.

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Es war aus offensiver Sicht auf beiden Seiten eine extrem zähe Vorstellung. San Francisco bekam riesige Probleme, sobald Blaine Gabbert (22/35, 170 YDS, TD) in offensichtliche Passing-Down-Situationen kam, immerhin das Running Game funktionierte aber phasenweise.

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Los Angeles bekam von Beginn an nicht einmal ein Running Game zustande: Todd Gurley (17 ATT, 47 YDS) wurde durchweg unter Kontrolle gehalten, damit war dieser Offense der Zahn auch schon gezogen. Case Keenum (17/35, 130 YDS, 2 INTs) sammelte wenige Argumente für sich - genau wie das Receiving-Corps der Rams. Tackle Aaron Donald wurde zudem nach einer Rangelei vom Platz gestellt.

Die Stimmen:

Chip Kelly (49ers): "Die aussagekräftigste Statistik ist in meinen Augen die Tatsache, dass wir nur zwei Strafen hatten. Derart diszipliniert zu spielen war enorm wichtig. Ein großes Lob an unsere Defense und die Defense-Coaches. Sie haben heute alle wirklich gute Arbeit geleistet. Darauf können wir aufbauen."

Blaine Gabbert (49ers): "Für mich die wichtigstes Schlussfolgerung war unsere Bilanz in der Red Zone, wo wir alle vier Drives erfolgreich abgeschlossen haben. Wir haben gekämpft und gewonnen. Es ist immer toll, wenn du die Saison mit einem Conference-Sieg beginnst."

Jeff Fisher (Rams, auf die Frage nach einem QB-Wechsel): "Dieses Spiel ändert, was unsere Quarterbacks angeht, überhaupt nichts."

Der Spielfilm:

Vor dem Kick-Off: Die California-Rivalry ist zurück - das erste Regular-Season-Spiel nach dem Umzug nach Los Angeles führt die Rams nach San Francisco. Nicht mit von der Partie ist Top-Pick Jared Goff: Nach enttäuschender Preseason ist Goff hinter Case Keenum und Sean Mannion nur die dritte Wahl, weshalb er heute nicht im aktiven Kader steht.

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Das gleiche Schicksal ereilt aufseiten der Niners Erstrunden-Pick Joshua Garnett, der Guard ist ebenfalls inactive. Auch in San Francisco gab es unter dem neuen Head Coach Chip Kelly ein Quarterback-Duell, das vorerst Blaine Gabbert für sich entschieden hat - Colin Kaepernick muss also zumindest vorerst zusehen. Anthony Davis, der aus dem vorübergehenden Ruhestand zurückgekehrt ist und um den es erneute Rücktritts-Gerüchte gibt, wird nicht starten.

1. Viertel: Es ist zunächst die erwartete Defensiv-Schlacht. Die aggressive Niners-Defense stoppt L.A. mehrfach, die Rams können ihr Run Game noch gar nicht aufziehen. Aufseiten der Niners funktioniert offensiv ebenfalls nicht viel, auch weil Gabbert viel zu ungenau agiert und Gelegenheiten liegen lässt. Allerdings holt er mit improvisierten Runs regelmäßig Yards raus und führt die Offense so schließlich doch tief in die Rams-Hälfte - wo Carlos Hyde aus elf Yards mit seinem bislang besten Run ohne Probleme in die Endzone marschiert. Die 49ers spielen die Kelly-typische schnelle Offense, die Rams-Front offenbart immer wieder Lücken. 7:0 San Francisco.

2. Viertel: Los Angeles versucht krampfhaft, einen Zugriff auf diese Partie zu bekommen. Doch es bleibt offensiv eine desolate Vorstellung und die Rams stehen sich zudem mit Strafen und schlechtem Time-Management selbst im Weg, ehe Keenums Pass abgefälscht in den Händen von Linebacker NaVorro Bowman landet - Turnover! San Franciscos Offense ist jetzt zumindest im Running Game im Rhythmus und steht schnell wieder in der Red Zone, wo Shaun Draughn den Drive aus drei Yards abschließt! Den Rams merkt man den Frust inzwischen an, Gurley leistet sich eine Taunting-Strafe, Aaron Donald lässt sich zu einer offensichtlichen Roughing-the-Passer-Strafe hinreißen. Selbst ein Draughn-Fumble verursacht durch Easley ändert nichts, Los Angeles' O-Line stoppt hier schlicht niemanden. 14:0 San Francisco.

3. Viertel: Die Rams-Defense kommt merklich aggressiver aus der Pause - die Offense aber unverändert. Das Passing Game ist von Ängstlichkeit und konservativem Play-Calling geprägt, die Niners-Front hat Gurley weiterhin unter Kontrolle und Mitte des dritten Viertels sehen die Zuschauer in Santa Clara bereits den achten (!) Punt der Gäste. Los Angeles hat das Spiel defensiv inzwischen ebenfalls halbwegs im Griff, doch es braucht einen guten Punt-Return von Tavon Austin, um endlich mal wieder in die Niners-Hälfte zu kommen - wo Keenum direkt seine zweite Interception wirft. 14:0 San Francisco.

4. Viertel: San Francisco hat doch noch einen Drive in sich - und sorgt damit für die Vorentscheidung: Gabbert liefert bei Third Down in der Red Zone seinen mutmaßlich besten Wurf und findet Vance McDonald zum Touchdown. Die Rams haben das Spiel daraufhin auch defensiv scheinbar aufgegeben. Gabbert hat mehr Zeit in der Pocket und findet offene Fenster in der Secondary, während L.A. offensiv weiterhin überhaupt nichts zustande bringt und sich insgesamt weitere Disziplinlosigkeiten leistet: Aaron Donald wird nach wiederholtem Vergehen vom Platz gestellt. Hyde lässt daraufhin aus einem Yard Touchdown Nummer zwei folgen, kurz vor Schluss darf gar Colin Kaepernick noch für rund zweieinhalb Minuten rein. Niners win! 28:0 San Francisco.

Der Star des Spiels: NaVorro Bowman. Der Linebacker der 49ers hatte entscheidenden Anteil daran, dass die Front Gurley immer wieder frühzeitig stoppte. Bowman, der klare Leader dieser Defense, war als Blitzer brandgefährlich und führte sein Team mit neun Tackles an, dazu kam die Interception. Ebenfalls erwähnenswert: Die Offensive Line der Niners, die sich sehr stark präsentierte und einen starken Auftakt für Carlos Hyde ermöglichte.

Der Flop des Spiels: Die O-Line der Rams. Gegen eine talentierte Niners-Front war die Offensive Line der Rams - zumindest in Pass-Protection in der Vorsaison noch eine verlässliche Einheit - ein Debakel. Gurley hatte keine Chance, Keenum erging es ähnlich. Gleichzeitig aber könnte man hier quasi das komplette Rams-Team auflisten: Die Receiver, die sich nicht frei laufen konnten. Die D-Line, die erst in der zweiten Halbzeit aufwachte. Donald für seinen Ausraster. Und, und, und.

Das fiel auf:

  • San Franciscos Defense spielte von Beginn an äußerst aggressiv. Gegen eine der im Vorjahr besten O-Lines in Punkto Pass-Protection erzeugten die Niners so von Beginn an viel Druck auf Keenum, der damit große Probleme hatte. Und nicht nur das: Die 49ers stoppten mit Linebacker- und Safety-Blitzen auch viele Runs nahe an der Line of Scrimmage. Darauf aufbauend konnte die Defense dann darüber hinaus Blitze antäuschen.
  • Das Running Game der Rams hatte so enorme Probleme, gerade bei Inside-Runs funktionierte wenig und Gurley sah oft frühzeitig einen heranstürmenden Linebacker. Das machte eine ohnehin äußerst wacklige Offense eindimensional und leicht ausrechenbar.
  • Im Run-Blocking setzte Chip Kelly etwas überraschend auch mehrfach auf Power-Elemente. So etwa bei Hydes Touchdown-Run, als der Tight End als Lead-Blocker und der Right Guard als Puller fungierte. Die Rams-Front hatte dabei Probleme, mehrfach entkam Hyde den Tackling-Versuchen. Insgesamt dominierte die Interior-Line der Niners die Rams im Run-Blocking teilweise überraschend - lediglich Aaron Donald war auch von zwei Gegenspielern nicht zu stoppen - und auch Outside Runs bereiteten L.A. große Probleme.
  • Die Rams setzten offensiv Option-Spielzüge ein, aus welchen Keenum auch mehrere Runs versuchte. Davon abgesehen war es viel Play Action und Screens, um Tavon Austin ins Spiel zu bringen - sichere Pässe für Keenum, die um das Running Game herum aufgebaut waren. Doch keiner der Receiver konnte sich mal bei umkämpften Bällen in Szene bringen, kaum ein Pass brachte Gefahr. Keenum verzeichnete so fast so viele Yards pro Run (3,33) wie pro Pass (3,71).
  • Keenums Gegenüber Gabbert hatte, wie schon in der Preseason, große Probleme mit der Passgenauigkeit, wo er äußerst inkonstant spielte. Teilweise leistete er sich unerklärliche Fehlwürfe mit hohem INT-Potential, die mehrere Yards daneben gingen, teilweise lieferte er einen perfekten Pass. Mehrere Drops seiner Receiver halfen ihm zugegebenermaßen wenig. Umso effektiver war Gabbert dafür bei seinen Scrambles, bei denen er sich allerdings harten Hits aussetzte.
  • Die Rams-Defense, insbesondere die Defensive Line, steigerte sich in der zweiten Hälfte merklich, und sobald Gabbert zum Pass gezwungen war, war es mit dem Rhythmus in der Niners-Offense vorbei. Diese beiden Teams haben noch viel Arbeit vor sich, um in dieser Saison offensiv auch nur halbwegs konkurrenzfähig zu sein.

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