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Hoffnungsschimmer und tragische Muster

Tony Romo verletzte sich in der Preseason erneut - und fällt wieder mal lange aus
© getty
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Die Verlierer der Preseason

Jared Goff: Jared Goff ist noch nicht so weit, und wenn die Preseason irgendein Indiz ist, wird der Top-Pick des vergangenen Drafts auch noch eine ganze Weile brauchen. Goff (22/49, 232 YDs, 2 TD, 2 INT, 3 FUM) zeigte nachhaltig, dass das Spiel auch ohne gezielt vorbereitete Defenses noch zu schnell für ihn ist.

Der Week-4-Hangover: Alptraum made in Hollywood

Oft brauchte er zu lange, um von einem Read zum nächsten zu gehen und auch seine Präsenz in der Pocket ließ doch arg zu wünschen übrig, weshalb er zu viele Hits einsteckte und mehrfach angeschlagen raus musste. Dazu kamen merkliche Probleme mit den Snaps - es war eine Preseason zum Vergessen.

Die Rams dürften folgerichtig jetzt hoffen, dass der zum Starter ernannte Case Keenum möglichst lange zumindest solide spielt. Andernfalls würden die Fans in Los Angeles schnell nach dem teuer erkauften Top-Pick schreien. Eine akzeptable Saison von Keenum dagegen erlaubt es den Rams womöglich, Goff entgegen aller ursprünglichen Pläne doch über die komplette Saison auf die Bank zu setzen. Für ihn selbst wäre das wohl die beste Lösung.

Tony Romo: Man kann es inzwischen kaum mehr anders sagen: Es ist ein tragisches Muster, das sich bei Tony Romo immer stärker heraus kristallisiert. Ein Bandscheibenriss, Knochenbrüche an der Wirbelsäule, zwei Brüche des linken Schlüsselbeins und jetzt der im Preseason-Spiel gegen Seattle erlittene Knochenbruch am Rücken - und das waren nur die schweren Verletzungen der letzten drei Jahre.

Die erneute Rückenverletzung setzt den inzwischen 36-Jährigen bis etwa zur Saisonmitte außer Gefecht, doch die traurige Wahrheit ist: Cowboys-Fans können, genau wie die Verantwortlichen in Big D, inzwischen schlicht nicht mehr mit Romo planen. Es scheint vielmehr zunehmend so zu sein, dass er auch nach erfolgreichen Reha-Stints nur einen Hit von der nächsten Zwangspause entfernt ist.

Der einzige positive Nebeneffekt aus Cowboys-Sicht: In Dak Prescott (siehe erste Seite) könnte Dallas nach zehn Jahren endlich einen vernünftigen Romo-Backup und potentiellen Romo-Nachfolger gefunden haben.

Die Buffalo Bills: Eine wahre Alptraum-Offseason geht aus Sicht der Buffalo Bills endlich zu Ende. Erstrunden-Pick Shaq Lawson (Schulter-OP) verpasst rund die Hälfte der Saison, Zweitrunden-Pick Reggie Ragland (Kreuzbandriss) verpasst die komplette Saison. Marcell Dareus, der beste Verteidiger des Teams, wurde für die ersten vier Spiele gesperrt und wird sich anschließend in eine Reha-Klinik begeben. Rückkehr offen. Auch Running Back Karlos Williams wurde suspendiert, kehrte außer Form ins Training zurück und wurde entlassen. Kleines Trostpflaster: Die Starting-Offense sah über die ersten beiden Spiele gut aus, ehe Rex Ryan die Reißleine zog und nur noch vereinzelt Starter einsetzte.

Bridgewater und die Vikings: Es ist ohne jede Frage die tragischste Geschichte der Preseason: Vikings-Quarterback Teddy Bridgewater erlitt im Training am Dienstag eine schwerwiegende Knieverletzung, zusätzlich zu einem Kreuzbandriss muss Bridgewater ein ausgerenktes Kniegelenk und weitere strukturelle Schäden überwinden. Damit ist nicht nur die sportliche Zukunft des jungen Quarterbacks selbst offen - auch wenn das Team bereits vermelden ließ, dass es mit einer kompletten Regeneration rechnet - sondern auch die unmittelbare Zukunft des Teams.

5 Fragen zur Bridgewater-Verletzung: Wann geht die Sonne wieder auf?

Für viele war Minnesota zumindest ein Außenseiter-Kandidat auf den Titel: Eine junge, hochtalentierte Defense, ein guter Trainerstab und eine Offense, die sich auf Adrian Peterson stützen kann, während Bridgewater ganz offensichtlich bereit war, den nächsten Schritt zu machen. All das in Kombination mit dem neuen Stadion - es hätte eine märchenhafte Saison werden können. Jetzt ruhen die Hoffnungen stattdessen auf Sam Bradford, den Minnesota am Samstag über einen teuren Trade aus Philadelphia holte.

Mark Sanchez: Die Ergänzung zu Trevor Siemian: Es war Sanchez' große Chance. Ähnlich wie in seinen besten Jahren bei den Jets hätte er mit Denvers Defense wieder Spiele gewinnen und seinen Ruf verbessern können. Stattdessen verlor er das interne Duell gegen einen ehemaligen Siebtrunden-Pick, attestierte sich selbst "schwaches Quarterback-Play" und musste Denver gar noch vor dem Saisonstart verlassen. Den nächsten Buttfumble gibt es jetzt womöglich in Dallas - wo es den Routinier nach seiner Entlassung bei den Broncos hinzieht.

Die Chargers: Es war eine unerträgliche Posse, die sich durch die komplette Preseason zog: Die Chargers und Joey Bosa zerstritten sich über einige Klauseln im eigentlich fast vorgegebenen Rookie-Vertrag, sodass Bosa, als er seinen Vertrag schließlich am vergangenen Montag endlich unterschrieb, einen immensen Teil der Saisonvorbereitung verpasst hatte.

Denvers Gegner: Wer dachte, dass Denvers Defense nach einigen Abgängen Schwächen offenbaren könnte, sieht sich zumindest nach der Preseason getäuscht. Bei der Generalprobe in Week 3 etwa vergab Pro Football Focus drei der vier besten Edge-Rusher-Noten an die Broncos (Dekoda Watson, Shaquil Barrett und Von Miller), während DeMarcus Ware überhaupt nicht spielte und Shane Ray seinerseits vier QB-Hurries verzeichnete. Denvers aggressive Front in Kombination mit einer mindestens Top-3-Secondary dürfte auch 2016 dominieren.

Chip Kelly: Nach dem so unrühmlichen Aus bei den Philadelphia Eagles sollte in San Francisco eigentlich alles besser werden, doch die Quarterback-Situation der 49ers dürfte jegliche Chancen auf eine zumindest halbwegs zufriedenstellende erste Saison am Ruder der Niners torpedieren. Eigentlich sollten sich Colin Kaepernick und Blaine Gabbert ein spannendes Duell um den Starter-Platz liefern, doch die Tatsache, dass die Wahl letztlich wohl auf Gabbert fällt, wirkt nach der Preseason eher wie die Wahl des kleineren (sportlichen) Übels.

Denn tatsächlich stieg Kaepernick, der die Schlagzeilen eher aufgrund seines Hymnen-Protests dominiert, aufgrund seiner Schulter-Probleme erst verspätet in die Vorbereitung ein und lieferte ein mehr als durchwachsenes Saison-Debüt gegen Green Bay, gefolgt von einem verbesserten Auftritt gegen San Diego. Die wenigen Trainingseinheiten mit den Startern könnten sich aber noch einmal melden. Gabberts Trumpf auf der anderen Seite sollten die bessere Präzision und die schnelleren Entscheidungen sein. Zu sehen war davon in der Preseason wenig bis gar nichts und so ist es nicht unwahrscheinlich, das beide Quarterbacks in der Regular Season auf ihre Einsätze kommen. Wenn sie nicht vorher gecuttet werden. Irgendwie ist da nichts auszuschließen.

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