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Alptraum made in Hollywood

Jared Goff war der Top-Pick des vergangenen Drafts - in L.A. wird er vorerst nur die Nummer 3 sein
© getty

Durchatmen allerseits: Es ist vollbracht! Die Preseason ist vorbei und der Hangover blickt auf Week 4 zurück. Da wäre die "From First to Last"-Story bei den Rams, während die New York Jets noch eine Weile an ihrem "Projekt Hackenberg" zu knabbern haben dürften. Außerdem: Die Mingo-Party, Aaron Rodgers als Cowboy, Cousins Hawaii-Hemden und der Madden-Wahnsinn.

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From First to Last: "Ich denke, es wird noch etwas Zeit brauchen. Das heißt nicht, dass er nicht der Backup sein oder starten könnte. Aber wie es im Moment steht, werde ich wohl eher Sean Mannion als die Nummer 2 einsetzen."

Was Rams-Coach Jeff Fisher hier ein wenig rausdruckste, war nichts anderes als die Demontierung seines Nummer-1-Draft-Picks: Jared Goff wird als Nummer-3-Quarterback der Los Angeles Rams in die kommende Saison gehen. Somit hat er es jetzt auch offiziell nicht geschafft, Case Keenum (!!) und Sean Mannion (!!!) auszustechen.

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Sollte das Rams-Fans zumindest ein wenig Sorge bereiten? Absolut. Was allerdings noch deutlich mehr Falten auf die Stirn eines jeden L.A.-Anhängers treiben dürfte, ist die Tatsache, dass die Entscheidung absolut nachvollziehbar ist.

Schauen wir doch mal auf das letzte Preseason-Spiel: Goff hatte dabei eine Serie von fünf Third-Down-Plays, die sich wie folgt gestaltete: Overthrow, Overthrow, Overthrow, Ball weggeworfen, Fumble beim Shotgun Snap. Ugh. Es passte in das Gesamtbild seiner Preseason, in der Goff auch gegen Backups schlicht nicht bereit war. Das Spiel scheint noch viel zu schnell für ihn zu sein und ein wenig Licht wechselte sich mit viel Schatten ab.

Damit dürfen wir uns beim Monday Night Game in Week 1 auf den Gassenfeger Case Keenum vs. Blaine Gabbert freuen. Ich würde mittlerweile so weit gehen, zu sagen, dass Goff 2016 nicht zum Einsatz kommt - verglichen mit der Stimmung vor drei, vier Monaten zweifellos eine Enttäuschung. Und man darf nicht vergessen, dass der Top-Pick die Rams teuer zu stehen bekam ...

Oh je, Christian: Die gute Nachricht aus Goffs Sicht: Schlimmer geht immer! Meet Christian Hackenberg. Der kontrovers diskutierte Jets-Rookie hatte ein völlig desolates Preseason-Finale, in welchem er nur 54 Passing-Yards auflegte - bei 31 Versuchen!!

Nochmal: 31 Pass-Versuche, 54 Yards. Macht satte 1,7 Yards pro Pass. Meine Güte. Zum Vergleich: Nick Foles war 2015 hier der schlechteste QB mit 6,1 Yards pro Pass. In der heutigen NFL (gegen Backup- und Backup-Backup-Defenses, wohlgemerkt) unter zwei Yards pro Pass zu bleiben ist schon eine Leistung. Und leider, aus Hackenbergs Sicht, endete das Debakel hier nicht.

Da war einerseits dieser 90-Yard-Pick-Six gegen Safety Ed Reynolds, den Reynolds anschließend so kommentierte: "Ich dachte: 'Niemals wirft er diesen Ball.' Und dann hat er ihn geworfen." Jap, fasst das Ganze ziemlich gut zusammen. Andererseits wären da seine Horror-Werte unter Druck der Defense: Ein Sack, eine Interception, 1/7, -1 Yard. Hackenberg hat damit über zwei Preseason-Spiele insgesamt 36,2 Prozent seiner Pässe an den Mitspieler gebracht.

Ja, Hackenberg ist ein Projekt. Womöglich aber eher für fünf bis sieben als für zwei bis drei Jahre...

Tommy und Barkevious: Ja ne, is klar - so in etwa dürften Browns-Fans am Donnerstagabend reagiert haben, als sie sich ungläubig die Augen rieben, während Barkevious Mingo sein Debüt für die Patriots gab. Mingo, der über die letzten beiden Jahre in 31 Spielen ganze zwei Sacks für Cleveland gesammelt hatte, lief nach dem Trade erstmals für New England auf. Das Resultat: Sechs Tackles, ein Tackle for Loss, zwei QB-Hits und ein Forced Fumble.

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Zu allem Überfluss schwärmte dann auch noch Coach Bill Belichick: ""Barkevious kam direkt aus Tampa, wo die Browns trainiert haben, hier her und ist nicht mehr zurück nach Cleveland. Auch als die Spieler einen freien Tag hatten, war er den ganzen Tag über hier und hat mit den Coaches gearbeitet, um aufzuholen." Klar - wer will schon freiwillig zurück nach Cleveland?

Allerdings war das nicht das einzige, was aus dem Pats-Spiel zu erwähnen ist: Belichick ließ doch tatsächlich Tom Brady spielen! In einem vierten Preseason-Spiel, mit Backups und somit erhöhter Verletzungsgefahr. All das nur, weil Brady für die ersten vier Spiele gesperrt ist?! Erscheint doch etwas extrem, zumal er in Week 5 so oder so etwas eingerostet sein dürfte. Brady, der inzwischen auf seinem Kopf übrigens die 90er Jahre wieder aufleben lässt, belohnte es mit zwei Runs für neun Yards. Week 4 der Preseason eben.

Kopfschütteln - Tampa-Bay-Style: Was für ein absurdes Preseason-Spiel war das eigentlich in Tampa Bay?! Zunächst musste die Partie aufgrund eines heraneilenden Unwetters von Donnerstag auf Mittwoch verschoben werden, was wohl auch seinen Anteil daran hatte, dass man die Zuschauer im Stadion per Hand abzählen konnte.

Auf dem Platz ging es dann mit Kopfschütteln weiter: Tight End Austin Seferian-Jenkins legte sich nach einem Spielzug laut- und ausdrucksstark mit Coach Dirk Koetter an, Receiver Russell Shepard musste den Tight End zurückhalten.

Und ja, wir sprechen von dem Austin Seferian-Jenkins, der noch im Juni aus dem Training geworfen, seinen Platz an Cameron Brate verloren und sich öffentlich mit Bucs-Fans angelegt hatte. Solide Offseason, ASJ.

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"Wir sollten nicht vergessen, dass Spieler spielen und Coaches coachen. Seine Frustration war der Grund dafür", ließ Koetter anschließend verlauten. Zumindest einer ließ sich von all dem aber nicht beirren: Washingtons Co-DB-Coach Aubrey Pleasant lief wie gewöhnlich die Stadion-Treppen rauf und runter. Regen hin oder her.

Oh, und noch jemand, den die Umstände unbeeindruckt ließen: Rookie-Kicker Roberto Aguayo lieferte sein zweites perfektes Spiel in Folge ab. Nach drei erfolgreichen Field Goals und drei PATs in Week 3 verwandelte er jetzt beide FG-Versuche, darunter ein 50-Yarder im Regen von Tampa, sowie seinen einzigen Extra-Punkt.

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