NFL

Zweite Chance = letzte Chance?

Platz im Fanclub der Nationalmannschaft gibt es für Björn Werner. Und bei den Jaguars?
© getty
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Weshalb dauerte die Teamsuche so lange?

Am 8. März 2016 entließen die Colts den Pass Rusher aus seinem noch ein Jahr geltenden Vertrag. Rund zwei Monate später griffen die Jaguars zu. Ein First-Rounder in der NFL bekommt schon aufgrund seines Talents eigentlich fast immer eine zweite Chance bei einem anderen Team. Warum musste Werner bis zum Mittwoch warten?

Die 31 Konkurrenten registrierten die Entlassung Werners natürlich. Dann galt es erst einmal, die eigenen Hausaufgaben zu machen: Woran ist Werner in Indianapolis gescheitert - und wie gut ist die Chance, dass es bei uns besser läuft? "Dir wird immer klar, dass es eben ein Geschäft ist. Die Leute fragen natürlich, warum ich entlassen wurde", musste Werner zugeben. Da werden Fühler ausgestreckt und Möglichkeiten abgeklopft.

So oder so: Vor dem Draft war ein Deal unwahrscheinlich. Dafür ist die Talente-Auswahl eine Gleichung mit zu vielen Unbekannten: Gleich 14 Draft Picks hatten etwa die Cleveland Browns Ende April in Chicago im Köcher, mit denen getradet und/oder die Löcher im eigenen Kader gestopft werden. Danach geht es darum, die nicht gedrafteten Spieler abzugreifen und ins eigene Training Camp und die Practice Squad zu verfrachten.

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Wenn sich der Staub gelegt hat, wird schließlich Bilanz gezogen: Wo hat man noch Lücken, wo würde man die Konkurrenzsituation im eigenen Kader gerne erhöhen, und sei es nur für die sommerlichen Trainingseinheiten? Und wo gibt es bei der Konkurrenz eventuell interessante Spieler, die nach dem Draft überflüssig geworden sein könnten?

Kein Wunder also, dass Werner sich erst einmal in Geduld üben musste. Bei anderen Ex-NFL-Profis kann das auch noch länger dauern. Einige kommen erst im Laufe der Regular Season bei Teams unter, wenn diese durch Verletzungen dezimiert worden sind.

Für Werner machte es gleichermaßen keinen Sinn, zu früh zu unterschreiben. Auch für ihn war es die bessere Lösung, auf eine passende Gelegenheit zu warten und nicht sofort beim ersten Team zu unterschreiben - sowohl in Sachen Gehalt, als auch im Hinblick auf die Chancen, es in den Kader zu schaffen. Die zweite Chance könnte dann doch die letzte sein. Es galt also, ein erneut unpassendes System wie in Indy möglichst zu vermeiden.