NFL

Ausverkauf, Verzweiflung, Hoffnung

Osweiler und Miller (l.) sowie Vernon und Jenkins gehören zu den FA-Schwergewichten
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Die Gewinner: Die Oakland Raiders. Über Jahre hinweg waren die Raiders als das Free-Agency-Team bekannt, das Altstars viel zu teure Verträge gibt und auf einen späten Frühling spekuliert. Doch das hat sich über die vergangenen Jahre geändert. Oakland hat gut gedraftet und zieht inzwischen auch auf dem Transfermarkt nach.

Der erste Tag der Free Agency im Re-Live

Drei Verpflichtungen springen dabei ins Auge: Kelechi Osemele (5 Jahre, 58,5 Millionen Dollar, 25,4 Millionen garantiert) war zwar teuer, allerdings bekommen die Raiders mit dem Ex-Raven einen herausragenden Guard, der auch als Tackle aushelfen kann. Derek Carr wird es den Verantwortlichen danken.

Bruce Irvin aus Seattle zu verpflichten war der nächste schlaue Move. Der 29-Jährige (4 Jahre, 37 Millionen Dollar, 19 Millionen garantiert) ist kein kompletter Spieler, aber ein brandgefährlicher Pass-Rusher. Gegenüber vom dominanten Khalil Mack wird Irvin zweifellos Zahlen produzieren. Dazu kommt das absolute Schnäppchen: Sean Smith für weniger als zehn Millionen im Jahr zu bekommen - gerade im Vergleich zu Janoris Jenkins - grenz schon an die Kategorie "unverständlich".

Die Emotionslosen: Die Philadelphia Eagles. So etwas sieht man nicht aller Tage, selbst im schnelllebigen Geschäft der NFL. Man bekam in den vergangenen Tagen unweigerlich den Eindruck, als wollte Philly möglichst schnell mit den "Altlasten" der Chip-Kelly-Ära aufräumen: DeMarco Murray? Für einen Tausch der Viertrunden-Draft-Picks nach Tennessee. Byron Maxwell und Kiko Alonso? Für den Tausch der Erstrunden-Picks zu den Miami Dolphins.

Es war ein klares Statement des unter Kelly demontierten Howie Roseman, der eindrucksvoll wieder das Kommando übernahm. Wie die Faust aufs Auge passte es dazu, das mit Doug Pederson ein langjähriger Schüler von Andy Reid als neuer Head Coach geholt wurde - jener Andy Reid, den Kelly vor einigen Jahren beerbte. Achja: Mark Sanchez wurde übrigens auch abgegeben.

Allerdings gilt es, trotz des Winterschlussverkaufs in Philly, nicht zu vergessen, dass sich die Eagles auch sinnvoll verstärkt haben: Guard Brandon Brooks unterschrieb für fünf Jahre und 40 Millionen Dollar. Brooks sollte helfen, eine der größten Schwachstellen der Eagles in der Vorsaison zu beheben.

Die Verlierer: Die Cleveland Browns. Mit Alex Mack, Mitchell Schwartz, Travis Benjamin und Tashaun Gipson verloren die Cleveland Browns bislang vier Starter in dieser Free Agency, durch die Abgänge von Schwartz und Mack wird aus der einzigen Stärke - der O-Line - jetzt vermutlich ebenfalls eine Schwäche. Die Browns haben nicht erst seit der Entlassung von Johnny Manziel keinen Quarterback, wissen nicht, ob und wann sie Josh Gordon zurückerhalten und haben kurz gesagt viel mehr Fragen als Antworten

Der zweite Tag der Free Agency im Re-Live

Dieses Gefühl haben übrigens nicht nur die Fans in Cleveland: Berichten zufolge rumort es inzwischen auch innerhalb des Teams, die Spieler fragen sich, was genau die Verantwortlichen vorhaben. Die bisherige Vorgehensweise passt offenbar zumindest überhaupt nicht zu dem, was den Spielern versprochen wurde.

Es bleibt abzuwarten, wie die Browns weiter vorgehen, und ob sie in den kompletten Rebuild-Modus umschwenken. Mit Left Tackle Joe Thomas hat Cleveland genau einen wirklich wertvollen Trade-Kandidaten und der Kommentar von Benjamin sagte eigentlich alles. Auf die Frage, ob es ihm schwer gefallen sei die Browns zu verlassen und nach San Diego zu wechseln, antwortete der Receiver: "Nein. Überhaupt nicht." Gut denkbar, dass es Thomas inzwischen genau so geht.

Das Fragezeichen: Der Chase-Daniel-Deal. Nochmal zurück zu den Eagles, denn die für viele offensichtlichste "Altlast" blieb in Philadelphia: Sam Bradford verlängerte in Philly für zwei Jahre und garantierte 22 Millionen Dollar. Eine stolze Summe, nimmt man Bradfords vergangene Saison nochmals unter die Lupe.

Wer allerdings davon ausging, dass Philadelphias Quarterback-Frage damit geklärt ist, sah sich kurz nach dem Start der Free Agency auf dem Holzweg: Pederson holte Chase Daniel von seinem Ex-Team Kansas City nach - und die Eagles gaben dem vermeintlichen Backup-Quarterback einen Dreijahresvertrag über 21 Millionen garantiert! Das ist kein Backup-Quarterback-Gehalt, um genau zu sein liegt Daniel damit pro Jahr drei Millionen über dem nächstbesten Backup-QB-Deal (Chad Henne in Jacksonville).

Natürlich lässt das die Vermutung zu, dass Daniel in Philly mehr sein soll als ein Backup - auch wenn Pederson diese Gerüchte sofort und vehement dementierte. Die Eagles haben sich mit dem Daniel-Vertrag aber dennoch mutmaßlich eine Quarterback-Debatte ins Haus geholt und bei Division-Rivale Washington war in der Vorsaison eindrucksvoll zu sehen, wie schnell ein im März vom Coach als Starter titulierter QB degradiert werden kann.

Alle Jahre wieder...sparen die Jacksonville Jaguars nicht mit ihren Mega-Verträgen. Da wäre natürlich der dickste Free-Agency-Fisch zu nennen: Malik Jackson unterschrieb für sechs Jahre und über 85 Millionen Dollar. Die spannende Frage: Funktioniert der in der vergangenen Saison so dominante Defensive Tackle auch, wenn er der Star der Defense ist? Den Luxus, Von Miller, Derek Wolfe und DeMarcus Ware um sich herum zu haben, hat er jetzt jedenfalls nicht mehr.

Wesentlich größer ist aber das Fragezeichen hinter der Verpflichtung von Chris Ivory. Fünf Jahre und 32 Millionen Dollar für einen erwiesenermaßen verletzungsanfälligen Running Back? Schon auf den ersten Blick kein guter Deal. Bedenkt man dann aber außerdem noch, dass die Jags in T.J. Yeldon einen jungen und guten Back im Kader haben, scheint die Ivory-Verpflichtung noch mehr wie raus geworfenes Geld. Ein günstiger, erfahrener Backup hätte wohl völlig ausgereicht.

Da es allerdings wesentlich schöner ist, auf einer positiven Note zu enden, bekommen die Jags auch Lob: Cornerback Prince Amukamara für einen Einjahresvertrag zu bekommen (berichtet wird über ein Gehalt in Höhe von etwa acht Millionen Dollar) ist ein guter Deal. Amukamara hat seit 52 Spielen keinen 100-Yard-Receiver mehr zugelassen.

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