NFL

Rekorde, Träume, Playoff-Irrsinn

Eric Decker und die New York Jets können aus eigener Kraft in die Playoffs einziehen
© getty

Die Regular Season biegt auf die Zielgerade ein, der Sonntag verspricht Drama und Spannung - nicht nur mit Blick auf die Playoffs: SPOX beantwortet die wichtigsten Fragen, erklärt, wie die New York Jets und die Indianapolis Colts in die Postseason kommen und wie Julio Jones und Adrian Peterson Rekorde brechen können. Die Einstimmung auf einen Kracher-Sonntag!

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Die Playoffs: Wer ist dabei, wer hat frei? Klare Sache in der NFC: Die Carolina Panthers, die Arizona Cardinals, die Green Bay Packers, die Washington Redskins, die Seattle Seahawks und die Minnesota Vikings stehen in den Playoffs. Alle sechs Plätze sind somit verteilt, kein Team kann sich mehr theoretische Hoffnungen machen und den Sonntag mit Taschenrechner und Liveticker verbringen.

In der AFC dagegen ist, neben den feststehenden Playoff-Teilnehmern New England, Denver, Kansas City und Cincinnati, noch mindestens ein Platz wirklich offen - und der hat es in sich. Die Pittsburgh Steelers und die New York Jets befinden sich im Fernduell, gewinnen beide Teams, ist Gang Green dabei. Nur falls die Jets verlieren und Pittsburgh zeitgleich gewinnt, würden die Steelers noch vorbei ziehen. Die unerwartete Pleite gegen Baltimore in Week 16 könnte Ben Roethlisberger, Antonio Brown und Co. somit teuer zu stehen kommen. Die vielleicht explosivste Offense der Liga läuft Gefahr, die Postseason vor dem Fernseher zu verfolgen.

Der Week-16-Hangover: Ein Feigling im Punter-Kostüm

Doch während Pittsburgh mit den Cleveland Browns das nächste Must-Win-Spiel vor der Brust hat, wird das Saisonfinale für die Jets parallel alles andere als ein Selbstläufer: Es geht nach Buffalo zu den Bills, wo Ex-Jets-Coach Rex Ryan eine enttäuschende Saison mit einem Sieg zumindest halbwegs versöhnlich beenden und dem Division-Rivalen die Playoffs versauen kann. Im ersten Duell dieser Spielzeit klappte das bereits überraschend gut.

Zumindest rechnerisch ist daneben gar noch ein zweiter Playoff-Platz frei: Der Division-Titel in der AFC South ist nach wie vor nicht final in Houston. Ähnlich wie die Jets haben auch die Texans ihr Schicksal selbst in der Hand. Ein Sieg gegen Jacksonville, und alles ist klar. Verliert Houston aber, und gewinnt Indianapolis zuhause gegen die Tennessee Titans, geht die Rechnerei los.

Folgende Ergebnisse müssten in Week 17 exakt so eintreffen, damit Indianapolis Houston bei gleicher Bilanz noch überholen würde: Buffalo schlägt die Jets, Miami schlägt New England, Atlanta schlägt New Orleans, Baltimore schlägt Cincinnati, Denver schlägt San Diego, Oakland schlägt die Chiefs und Pittsburgh schlägt die Browns. Dann, und nur dann, wäre Indianapolis tatsächlich noch dabei...

Playoffs: Von Eins bis Sechs (NFC): Weil die Lage in der NFC auch was die Positionen angeht schön übersichtlich ist, starten wir erneut hier: Washington (NFC East), Carolina (South) und Arizona (West) haben ihre Divisions bereits gewonnen und Carolina sowie Arizona dürfen sich auch schon auf eine Bye Week in der Wildcard-Runde freuen. Die einzige noch offene Frage hierbei: Verspielen die Panthers tatsächlich den Top-Seed? Nach der Pleite gegen Atlanta bräuchte es dafür eine weitere Niederlage gegen Tampa Bay am Sonntag sowie einen Sieg der Cardinals gegen die Seahawks.

Das Week-16-Roundup: Perfect no more...

Weiter unten ist es noch deutlicher: Washington geht als Nummer-4-Seed in die Playoffs, egal was passiert - und hat ein Heimspiel in der Wildcard-Runde. Seattle muss als Nummer-6-Seed ran, außer die Seahawks schlagen Arizona und Minnesota verliert in Green Bay. In diesem Fall klettern die Hawks noch auf den fünften Platz und reisen nach Washington.

Als Nummer-6-Seed reist Seattle zum NFC-North-Divisionsieger - hier wartet das große NFC-Highlight in Week 17: Green Bay empfängt Minnesota zum Finale, der Gewinner darf den Division-Titel feiern. Green Bay wäre im Falle einer Niederlage definitiv der Nummer-5-Seed, Seattle kann die Packers aufgrund der Pleite im direkten Duell früher in der Saison bei gleicher Bilanz nicht mehr abfangen.

Playoffs: Von Eins bis Sechs (AFC): Und jetzt: Taschenrechner raus, mitschreiben - in der AFC wird es komplizierter. Zunächst zum Offensichtlichen: Die Patriots (East) und die Bengals (North) haben ihre Division-Titel sicher, New England muss lediglich Miami schlagen, um sich den Top-Seed und somit den Heimvorteil durch die Playoffs zu sichern. Verlieren die Pats und schlägt Denver San Diego, ziehen die Broncos noch vorbei. Cincinnati kann nicht mehr zum Top-Seed aufschließen, könnte aber mit einem Sieg (und einer Broncos-Pleite) noch Denver vom zweiten Platz verdrängen.

Gleichzeitig kämpfen die Broncos aber noch um ihre Division: Eine Pleite gegen die Chargers sowie ein zeitgleicher Sieg der Chiefs über die Raiders, und die AFC West geht an Kansas City. Kurios: Cincinnati wäre auch der Nummer-2-Seed, wenn die Bengals und die Broncos verlieren und die Chiefs gewinnen - denn Kansas City kann Cincinnati aufgrund der Pleite im direkten Duell nicht mehr überholen.

Neben den bereits beleuchteten Szenarien rund um die Jets, die Steelers sowie die AFC South geht es dann noch um den Platz der Chiefs: Als Division-Sieger wären sie die Nummer drei, ein Sieg über Oakland (bei gleichzeitigem Broncos-Sieg) bringt Andy Reids Team auf den fünften Seed. Der sechste Seed ist auch noch denkbar, sollten die Jets gewinnen und KC verlieren. Pittsburgh kann den fünften Seed (und somit das Gastspiel beim AFC-South-Sieger) nicht mehr erreichen, das beste Szenario für die Steelers wäre der Nummer-6-Seed und damit ein Auswärtsspiel in Cincinnati, Kansas City oder Denver.

Wer spielt um seinen Job? Das Ende der Regular Season ist für viele Teams der Start der neuen Saison - und nicht selten beginnt der mit einem Rundumschlag. Der "Black Monday", der Montag nach Week 17, ist traditionell der Tag, an dem die enttäuschten Teams den Neubeginn anvisieren, indem sie ihren Head Coach feuern. Auch wenn Philadelphia bereits früher losgelegt und somit einen kleinen Vorsprung hat: An Entlassungen dürfte es am Black Monday auch in diesem Jahr nicht mangeln.

Der offensichtlichste Kandidat scheint Mike Pettine zu sein. Die Cleveland Browns stagnieren seit Jahren, von verbesserter Defense oder verbessertem Running Game (vor allem ersteres ist Pettines Steckenpferd) ist nichts zu sehen. Man könnte gar argumentieren, dass Pettine in dieser Auflistung nichts verloren hat: Sein Schicksal scheint, glaubt man den Meldungen aus Cleveland, vielmehr bereits besiegelt.

Stattdessen sollte der erste Blick nach Indianapolis gehen: Laut einem ESPN-Bericht vom Mittwoch wird Colts-Coach Chuck Pagano am Montag seinen Hut nehmen müssen - sollten die Colts ihre Mini-Chance nicht doch noch nutzen und in die Playoffs einziehen. Berichte über vermeintliche Spannungen zwischen Pagano und Geschäftsführer Ryan Grigson helfen der Position des Head Coaches wenig, Paganos Vertrag läuft aus. Er hatte im März ein Angebot zur Vertragsverlängerung vorliegen, wollte aber einen längeren Deal und lehnte ab. Pagano wettete auf sich selbst und bekommt nach einer maßlos enttäuschenden Saison jetzt wohl die Quittung.

Weitere Coaches, die es im Auge zu behalten gilt: San Franciscos Jim Tomsula könnte mit einem guten Saisonfinale Argumente sammeln, um ein zweites Jahr als Head Coach der 49ers zu bekommen. Gleiches gilt für Jim Caldwell, der sich trotz mehrerer Entlassungen um ihn herum mit einem starken Zwischenspurt bei den Detroit Lions bislang über Wasser gehalten hat.

Für Tom Coughlin könnte eine erfolgreiche, aber zuletzt auch überaus frustrierende Zeit bei den New York Giants zu Ende gehen. Mike McCoy könnte die Verletzungsmisere der San Diego Chargers am Ende retten, zuletzt häuften sich Berichte, wonach McCoy bleiben darf. Bei den Rams dürfte sich Jeff Fisher mit zuletzt drei Siegen in Folge (und einem möglichen vierten gegen die Niners am Sonntag) einmal mehr gerettet haben.

Wer gewinnt das MVP-Rennen? Die große Frage: Wie sehr hat die Pleite der Panthers in Atlanta am vergangenen Sonntag, wodurch der Traum von der perfekten Saison zu einem jähen Ende kam, Cam Newtons MVP-Kampagne geschadet? Der Konsensus war vorher: Gewinnt Carolina jedes Spiel, hat Newton den Titel sicher. Nach wie vor sollte eine 15-1-Saison, an welcher Newton einen enormen Anteil hat, reichen. Doch was wäre im Fall einer Pleite?

Falls die Panthers tatsächlich noch den Top-Seed an Arizona verlieren, könnte Cardinals-QB Carson Palmer womöglich auch noch an Newton vorbei ziehen. Auch Palmer spielt eine herausragende Saison, tut das allerdings mit entschieden mehr Waffen um sich herum als Cam. Im Endeffekt dürfte es einer der beiden werden, Tom Brady ist nach der Pleite gegen die Jets mutmaßlich eher noch in Lauerstellung.

Leading Receiver, leading Rusher? Ein Zweikampf bei den Receivern: Julio Jones (1.722 Yards) geht mit einem kleinen Polster auf Antonio Brown (1.647 Yards) in das Regular-Season-Finale und kann Geschichte schreiben. Mit 17 Catches würde Jones den Single-Season-Rekord von Marvin Harrison (143) einstellen, 243 Yards fehlen ihm noch zur All-Time-Bestmarke von Calvin Johnson (1.964). Gegen die Passing-Defense der Saints nicht unvorstellbar - doch Brown dürfte gegen Cleveland ebenfalls auf seine Zahlen kommen.

Auch der Rushing-Titel wird zwischen zwei Backs entschieden. Adrian Peterson (1.418 Yards) und Doug Martin (1.354 Yards) gehen in den Zweikampf, die Vikings haben ihr Season-Finale in Green Bay und die Packers werden viel investieren, um Peterson zu stoppen. Doch Martin bekommt es mit Carolinas Front Seven zu tun, die nach der Pleite in Atlanta wieder zurückschlagen will. Beide werden um jedes Yard kämpfen müssen.

Für Peterson könnte es eine historische Marke bedeuten: Es wäre nicht nur (als erst achter Spieler überhaupt in dieser Liste) sein dritter Rushing-Titel, er wäre auch der erste Spieler seit Curtis Martin 2004, der im Alter von mindestens 30 Jahren die NFL in Rushing-Yards anführt. Es wäre "schon irgendwo etwas Besonderes, aber andererseits auch nicht wirklich", erklärte Peterson selbst: "Für mich ist es einfach etwas, das ich in jedem Jahr von mir erwarte."

Bester defensiver, bester offensiver Rookie? Gegen Mitte der Saison war scheinbar schon alles klar: Todd Gurley spielte, nachdem ihm die Rams infolge seines Kreuzbandrisses schließlich grünes Licht gegeben hatte, derart herausragend, dass er die Liga im Sturm eroberte. Als erster Rookie verzeichnete er in vier aufeinanderfolgenden Spielen mindestens 125 Yards, zudem stellte Gurley den Rams-Rookie-Rekord für Spiele mit mindestens 100 Rushing-Yards ein und noch jetzt hat in dieser Saison nur Doug Martin (17) mehr Runs von mindestens 20 Yards auf dem Konto als Gurley (16).

Raiders-Receiver Amari Cooper wurde in der zweiten Saisonhälfte zu häufig abgemeldet, Marcus Mariota standen die Verletzungen im Weg. Somit bleibt in der Offensive nur ein Konkurrent: Bucs-Quarterback Jameis Winston. Winston steigerte sich in den vergangenen Wochen enorm und könnte mit einem Sieg in Carolina nochmal ordentlich Argumente sammeln. Arizonas Running Back David Johnson explodierte zwar eindrucksvoll, aber mutmaßlich zu spät.

Defensiv kommen unter dem Strich zwei Cornerbacks in Frage: Buffalos Ronald Darby war über weite Strecken der Favorit, doch Kansas Citys Marcus Peters holte eindrucksvoll auf. Acht Interceptions und zwei Touchdowns verzeichnete der 22-Jährige, darüber hinaus ließ er im Laufe der Saison immer weniger Touchdown-Pässe zu und zeigte eine beeindruckende Entwicklung. Peters hat der Chiefs-Defense, die im Vorjahr kaum Turnover zustande brachte, ein neues Element gegeben und sollte sich den Award sichern.

With the First Pick... Die Tennessee Titans haben ihr Schicksal - in gewisser Weise - in der eigenen Hand: Verlieren die Titans in Indianapolis, geht der Nummer-1-Draftpick an Tennessee. Backup-Quarterback Zach Mettenberger muss dabei für den verletzten Marcus Mariota ran, doch auch Indy hat seine große Quarterback-Baustelle: Stephen Morris oder Josh Freeman muss es in Abwesenheit des verletzten Andrew Luck und des angeschlagenen Matt Hasselbeck wohl richten.

Page 2: Die Quarterbacks vor dem 2016er Draft unter der Lupe

Gewinnt Tennessee das Duell der Backups, bekommt Cleveland den Top-Pick, sollten sie zeitgleich nicht die Steelers schlagen. Die Chargers, Cowboys und 49ers können Ende April bestenfalls noch den dritten Draftplatz innehaben. Allerdings wäre sowohl für Tennessee, als auch für Cleveland ein Trade um einige Spots zurück nicht undenkbar: Beide Teams haben massive Löcher im Kader und den unumstrittenen, sofort einsetzbaren Franchise-Quarterback, den Cleveland seit Jahren sucht (und den Tennessee im Vorjahr in Mariota gefunden hat), gibt es in diesem Draft wohl nicht.

Der Schedule: Week 17 im Überblick

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