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Willkommen im Eisschrank!

Vor wenigen Wochen noch schlug Seattle Minnesota ohne jegliche Probleme
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No. 4 Washington Redskins (9-7) - No. 5 Green Bay Packers (10-6) (So, 22.40 Uhr)

Der Weg in die Playoffs:

Washington: Nach nur vier Siegen im letzten Jahr waren die Erwartungen in der zweiten Saison von Head Coach Jay Gruden nicht allzu hoch, zumal die Quarterback-Situation alles andere als unkompliziert war: Der gute Karrierestart von Robert Griffin III. schien Jahrzehnte her, sein Backup Kirk Cousins hatte sich auch nicht immer mit Ruhm bekleckert.

Doch als Griffin in der Vorbereitung mit einer Gehirnerschütterung ausfiel, musste "Captain Kirk" ran und sicherte sich schließlich auch den Job als Starting Quarterback. Der Saisonstart verlief nicht besonders erfolgreich: Receiver-Star DeSean Jackson verletzte sich schon beim Auftakt gegen die Dolphins, und Cousins feuerte fleißig Interceptions. Nach sechs Wochen stand man bei einer Bilanz von 2-4 - und in Week 7 lag man gegen Tampa Bay schon mit 0:24 zurück.

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Doch im vielleicht entscheidenden Moment der Redskins-Saison führte Cousins das Team doch noch zu einem 31:30 - größtes Comeback der Franchise-Geschichte - und lieferte danach im Kabinengang die geflügelten Worte "You like that!? YOU LIKE THAT!" ab. Danach war Cousins ein anderer Mensch. Und zwar einer der besten Quarterbacks der NFL. Die Redskins profitierten von der schwachen NFC East und gewannen fünf der letzten Spiele, um sich die Division-Krone aufzusetzen, zum ersten Mal seit 2012.

Green Bay: Bei den Packers verlief die Saison mehr oder weniger spiegelverkehrt. Zwar verloren die Offense und Quarterback Aaron Rodgers schon vor der Saison mit Jordy Nelson den besten Receiver, doch mit sechs Siegen in den ersten sechs Spielen - unter anderem schlug man die Seahawks und die Chiefs - war man auf Kurs, Rodgers spielte auf MVP-Niveau und die Lücken im Kader machten sich kaum bemerkbar. Auch die Defense machte einen guten Eindruck.

Und dann ging es abwärts. Plötzlich konnten die Receiver wie James Jones nicht mehr überzeugen, Running Back Eddie Lacy lieferte ein Auf und ab, und auch Rodgers zeigte ungewohnte Schwächen. So kassierte man gegen Denver, Carolina und die Bears vor eigenem Publikum drei Pleiten in Folge. Das einzige große Highlight in der zweiten Saisonhälfte war der Hail-Mary-Erfolg in letzter Sekunde in Detroit. Gegen die Cardinals gab es vor zwei Wochen eine derbe Schlappe, und auch das Saisonfinale gegen Minnesota um die NFC-North-Krone setzte man in den Sand. Heispiele in Lambeau wird es damit nicht gehen.

Die aktuelle Situation:

Washington: Seit der Schlappe gegen die Patriots, die die Skins auf 3-5 zurückwarf, ist Cousins einfach nur heiß wie Frittenfett: Drei Viertel seiner Pässe kommen an, 19 Touchdowns stehen nur zwei Picks zu Buche. DeSean Jackson ist wieder fit, mit ihm, Jordan Reed und Pierre Garcon hat er eine Menge Waffen zu Verfügung. Cousins spielt auch um einen neuen Vertrag, der aktuelle läuft aus. Legt er in der Postseason eine flotte Sohle aufs Parkett, sollte die Kasse klingeln - und die fast 36 Punkte im Schnitt in den letzten drei Partien sprechen eine deutliche Sprache.

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Vor allem die Offense muss es also richten, und da die Passing Offense. Denn am Laufspiel hapert es gewaltig: 4,8 Yards lässt die Defense pro Run zu (122 Yards pro Spiel), macht Platz 30 in der NFL. Und selbst legt man seit Oktober nur 3,5 Yards pro Laufspielzug auf. Die gute Form ist zudem mit Vorsicht zu genießen: Gegen drei Teams mit positiver Bilanz spielte man im Laufe der Saison (Jets, Pats, Panthers). Es setzte drei Pleiten. Deshalb warnte Coach Gruden bereits vor dem Gegner: "Das ist ein abgebrühtes Team auf der anderen Seite, mit einer Menge Playoff-Erfahrung. Wir müssen uns steigern."

Green Bay: So hat man Rodgers noch nie gesehen - oder zumindest schon eine Ewigkeit nicht mehr. Angesichts eines wechselhaften Running Games, einer Offensive Line im Schweizer-Käse-Format und überforderten Receivern wie Veteran James Jones hat A-Rod zum ersten Mal seit 2008 ein Passer Rating unter 100 vorzuweisen. In der zweiten Saisonhälfte ist er gar Schlusslicht in Sachen Completion Percentage, dazu kommen acht Turnover in den letzten sechs Spielen.

Trotzdem hat Cousins großen Respekt vor dem zweifachen MVP: "Aaron steht an der Spitze. Das habe ich wahrscheinlich auch über Tom Brady und Drew Brees gesagt, aber, ich meine, Aaron Rodgers ist Aaron Rodgers. Er ist schwer zu schlagen. Ich studiere sein Spiel und lerne von ihm." Rodgers muss es richten, aber seine Bewacher machen es ihm nicht leicht. 13 Mal wurde er in den letzten zwei Spielen gesackt, insgesamt kassierte kein Playoff-QB so viele Sacks wie er. "Dieses Risiko, dem er da ausgesetzt ist, ist inakzeptabel. Das weiß er auch", betonte Coach Mike McCarthy. Ebenfalls bitter: Cornerback Sam Shields muss mit einer Gehirnerschütterung weiter passen.

Players to Watch:

Washington: Jordan Reed. "Captain Kirk" ist der Motor der D.C.-Offense, doch seine Lebensversicherung ist Tight End Jordan Reed. Der 25-Jährige ist besonders in der Red Zone das erste Ziel von Cousins und fing insgesamt schon 11 Touchdowns - fünf in den letzten vier Spielen. "Ich hab das Gefühl, dass ich das jede Woche sage: Er ist einer der Besten überhaupt", so Left Tackle Trent Williams. "Definitiv einer der Besten, und das beweist er immer wieder aufs neue."

Die Passing Defense der Packers gehört zu den besten, die die NFL zu bieten hat (Platz 6), auch gegen Tight Ends. Sie könnte es Reed schwer machen oder ihn in die Line zwingen, um den Pass Rush zu entschärfen. Doch Gruden macht sich keine Sorgen. "Sie haben noch keinen Tight End wie Jordan gesehen. Er ist ein ganz anderes Kaliber." Und: "Wenn sie ihn doppeln oder aus dem Spiel nehmen, kommen eben DeSean Jackson, Pierre Garcon, unsere Halfbacks und Jamison Crowder ins Spiel."

Green Bay: Eddie Lacy. Neue Receiver aus der flachen Hand zaubern können die Packers nicht. Umso wichtiger ist es, die schwache Run Defense der Redskins zu attackieren, so die Linebacker nahe an die Box zu zwingen und für Rodgers Platz zu schaffen, womöglich auch per Play-Action. Und da kommt Lacy ins Spiel. Der enigmatische Runing Back, der sich im Laufe der Saison auch mit Gewichtsproblemen herumplagte, lieferte vier Spiele mit mindestens 90 Yards ab, aber auch vier Spiele mit 10 oder weniger Yards Raumgewinn.

Es dürfte ein Zweikampf werden zwischen der schwachen Interior Defensive Line der Redskins und der ebenfalls unterdurchschnittlichen O-Line der Packers: Wer gewinnt den Kampf an der Line of Scrimmage? Lacy muss sich dabei gegen den Trend der letzten Wochen stemmen: In den letzten drei Spielen kam er auf lediglich 39 Yards im Schnitt, 3,3 Yards pro Carry.

Darauf kommt es an: Will the real Aaron Rodgers please stand up? Wenn Wisconsins QB-Ikone nicht ihre Bestform zeigen kann und Cousins Paroli bietet, wird es ganz schwer. Immerhin gibt es positive Vorzeichen aus der Vergangenheit: Auch 2010 ging man als Wild-Card-Team in die Playoffs - und holte anschließend den Titel.

Prognose: Es ist schon lange nicht mehr die Saison der Packers. Schon das Spiel gegen die Vikings war eigentlich ein Must-win-Game, trotzdem blieb man chancenlos. Die Redskins, wenn auch unerfahrener in den Playoffs, haben das Momentum und den Heimvorteil auf ihrer Seite - und derzeit auch den besseren Quarterback. Es wird der erste Playoff-Sieg für Washington seit zehn Jahren. 23:16 Redskins.

Florian RegelmannStefan PetriAdrian FrankeMarcus BlumbergBastian
Strobl
Seahawks @Vikings24:1323:1026:1638:1327:16
Packers @Redskins

27:2416:2317:2417:2020:23
Week 17:8-811-510-6

9-7

11-5
Insgesamt161-95156-100

160-96

147-109

150-106

Seite 1: Minnesota Vikings vs. Seattle Seahawks

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