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Es kann nur einen geben

Tom Brady und Peyton Manning kreuzen zum 17. Mal die Klingen
© getty

It's Championship Sunday! Der NFC-Titel wird in Charlotte vergeben, wo die Carolina Panthers nach ihrem Sieg über Seattle die Arizona Cardinals empfangen. Arizonas Baustelle ist dabei klar, Carolina könnte die Green-Bay-Vorlage verwenden. In Denver kommt es derweil zum größten Quarterback-Duell der vergangenen zehn Jahre: Tom Brady trifft auf Peyton Manning - das Schlüsselduell liegt in Mile High allerdings woanders.

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No. 1 Denver Broncos (12-4) - No. 2 New England Patriots (12-4) (So., 21.05 Uhr)

Der Weg in die Playoffs:

Denver: Es war nicht immer schön, aber zumindest defensiv doch über weite Strecken eindrucksvoll: Die Broncos gewannen ihre ersten sieben Spiele und konnten dank einer herausragenden Defense auch so manche große Offensiv-Baustelle kaschieren. Der neue Head Coach Gary Kubiak schaffte es noch nicht, das von ihm gewünschte Running Game voll zu installieren und Quarterback Peyton Manning baute auf dem Platz rapide ab. Die Interceptions häuften sich, bis er schließlich während einer Horror-Partie gegen Kansas City in Week 10 durch Brock Osweiler ersetzt wurde.

Dem Running Game tat das gut und Denver gewann die ersten drei Spiele mit Osweiler als Starter. Es gab aber auch Pleiten gegen Oakland und Pittsburgh. Ein Overtime-Sieg über die Bengals ebnete den Weg und gegen San Diego sicherte sich Denver schließlich noch den Top-Seed - dramaturgisch besonders wertvoll, da Manning während der Partie wiederum Osweiler ablöste und einem wackligen Broncos-Team neuen Auftrieb gab. Im Divisional Game kamen dann die stark angeschlagenen Steelers: Antonio Brown und DeAngelo Williams fielen aus, Ben Roethlisberger war angeschlagen. Trotzdem reichte es für Denver lediglich zum späten Zittersieg.

New England: Nach einem dominanten Auftakt in die Saison stoppten erst die Broncos in Week 12 den Siegeszug der Patriots: Ein angeschlagenes Pats-Team (Julian Edelman, Dion Lewis und Danny Amendola fehlten, Rob Gronkowski folgte im Laufe des Spiels) verlor in Mile High in einem dramatischen Spiel - es war gleichzeitig der Auftakt zu einem merkwürdigen Schlussspurt. Eine verrückte Special-Teams-Niederlage gegen die Eagles, eine knappe Pleite gegen die Jets: Auch wenn der Division-Sieg vorzeitig feststand, schleppte sich New England ein wenig dem Ende der Regular Season entgegen.

Das ging so weit, dass Coach Bill Belichick der eigenen Offensive Line im Saisonfinale gegen die Miami Dolphins offenbar nicht traute, und das Passing Game lange fast komplett ignorierte. So setzte es auch gegen Miami noch eine Niederlage, der AFC-Top-Seed war futsch. In der Divisional Round war dann aber von den Wacklern nichts mehr zu sehen. Edelman kehrte zurück, die O-Line war so vollzählig wie lange nicht mehr und wie auf Knopfdruck funktionierte die gefürchtete Offense-Maschinerie der Pats wieder - zum Leidwesen der Kansas City Chiefs.

Die aktuelle Situation:

Denver: Die Ansage von Running Back C.J. Anderson war stellvertretend für die Stimmung im ganzen Team: "Die Leute sagen, wir hätten keine Chance. Wenn dich das nicht motiviert, dann bist du im falschen Geschäft. Alle sagen, dass wir am Sonntag platt gemacht werden. Das klingt in meinen Ohren schon komisch." Cornerback (und Ex-Patriot) Aqib Talib fügte hinzu: "Mit unserem Selbstvertrauen ist alles in bester Ordnung. Wir spielen gegen ein Team, das wir in dieser Saison schon geschlagen haben und wir spielen zuhause. Die Jungs sind fit, also lasst uns das Ding gewinnen."

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Zumindest was die Gesundheit im Kader angeht würde Talibs Cornerback-Partner Chris Harris wohl widersprechen. Harris plagt eine Schulterverletzung, wegen welcher er bereits in der Vorwoche gegen Pittsburgh vorzeitig aus der Startformation raus musste. Berichten zufolge wird er es am Sonntag zwar versuchen, es ist aber nicht auszuschließen, dass Harris wieder frühzeitig raus muss. Coach Gary Kubiak machte den Fans immerhin Hoffnung: "Ich denke, Chris geht es gut. Er hatte eine gute Woche und alles, was ich im Training gesehen habe, sagt mir, dass er spielen kann."

Hoffnung bereitet seit einigen Wochen auch das Running Game, gegen Pittsburgh lebten die Broncos von einigen guten Runs von C.J. Anderson. Die O-Line sah vereinzelt besser aus - ist aber über 60 Minuten noch immer anfällig. Helfen würde es Manning und der Line, wenn das Tight-End-Corps einspringen und mehr kurze Pässe ermöglichen würde. Vernon Davis stand über die letzten drei Spiele zusammen genommen für lediglich 13 Snaps auf dem Platz.

New England: Auch die Patriots gehen mit ihren Verletzungssorgen in das Championship-Game - vor allem die Front Seven, ein wesentlicher Faktor am Sonntag, ist angeschlagen. Für Linebacker Jerod Mayo (Schulter) ist die Saison vorzeitig beendet und auch die LB-Kollegen Jamie Collins (Oberschenkel) und Dont'a Hightower (Knie) sind angeschlagen. Beide sind für die Pats unverzichtbar: Collins steht vor allem bei den von Manning gerne verwendeten Pässen zu den Running Backs im Fokus. Hightowers Präsenz ist essentiell, um Denvers Stretch-Runs zu verhindern.

Während der Pleite in Mile High in Week 12 musste Hightower verletzt raus, es machte sich sofort bemerkbar: Mit dem Linebacker auf dem Platz hatten die Broncos 2,9 Yards pro Run und blieben ohne Touchdown. Ohne Hightower? 8,3 Yards pro Run, drei Rushing-TDs (jeweils 16 Run-Versuche). Dazu kommt die Zehenverletzung von Chandler Jones. Fehlt der Defensive End, leidet New Englands Rotation innerhalb der Defensive Line.

Offensiv dagegen sind die Patriots mit Edelman, Gronkowski und Sebastian Vollmer so fit wie seit Wochen nicht mehr. Die Sorge bleibt das Run Game, wo Steven Jackson bisher nicht der erhoffte LeGarrette-Blount-Ersatz ist. Trotzdem betonte auch Coach Bill Belichick: "Je mehr von diesen Jungs wir auf dem Platz haben, desto schwerer ist es, uns zu verteidigen. Tom weiß, wie er sie einsetzen muss, er findet die richtigen Matchups. Daran müssen wir festhalten."

Players to Watch:

Denver: Chris Harris. "Ich war nicht ich selbst. Es war schwer, die Dinge zu tun, die ich normalerweise mache", erklärte Harris seine von ihm selbst geforderte Auswechslung im Divisional Game gegen die Steelers. Ohne den verletzten Antonio Brown auf dem Platz konnten die Broncos den Ausfall von Harris halbwegs gut auffangen, gegen Edelman wird sich Denver diesen Luxus mutmaßlich nicht leisten können. Es braucht einen der besten Cover-Spieler der Liga auf dem Platz - allerdings nur, wenn der auch fit ist.

Andernfalls rückt, wie gegen Pittsburgh, Bradley Roby in den Fokus. Der bringt immerhin Erfahrung mit, die Broncos setzten Roby in dieser Saison schon häufig als Slot-Cornerback ein. Ein fitter Harris hätte Edelman in Manndeckung womöglich über weite Strecke neutralisieren können. Ob Roby dazu gegen einen sehr guten Route-Runner ebenfalls in der Lage ist, bleibt abzuwarten.

New England: Danny Amendola und Brandon LaFell. Denvers defensiver Game Plan wird mutmaßlich darauf abzielen, Brady die kurzen Pässe zu nehmen und Gronkowski möglichst zu neutralisieren. Das kann zwei andere Dinge für die Pats öffnen: Das Running Game und lange Outside Pässe. Ein Running Game hat der Titelverteidiger schlicht nicht, deshalb kommt hier LaFell ins Spiel. Der hat zwar eine durchwachsene Saison hinter sich, verzeichnete aber trotzdem noch 13,9 Yards pro Catch.

Die zweite wichtige Option im Passing Game ist Danny Amendola. Ebenfalls davon ausgehend, dass die Broncos ihre stärksten Ressourcen für Edelman und Gronkowksi aufwenden, wird es an Amendola liegen, das Kurzpassspiel aufrecht zu erhalten. Ohne Edelman und Amendola konnte New England im ersten direkten Duell dieser Saison lediglich zwei von 13 (!) Third Downs in neue First Downs verwandeln.

Darauf kommt es an: Kann Denvers in dieser Saison so dominanter Pass-Rush (52 Sacks, ligaweiter Höchstwert) das Spiel bestimmen? Brady brachte den Ball bei der Rückkehr von Edelman gegen die Chiefs nach im Schnitt 2,19 Sekunden weg, ohne den Receiver dauerte es durchschnittlich 2,55 Sekunden. "Zwei Sekunden? Manchmal brauche ich nur eine", kündigte Denvers Von Miller bei CSN New England selbstbewusst an: "Es geht sehr schnell, unsere Secondary muss eng decken. Die kleinen Fenster, die wir bekommen, müssen wir nutzen."

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Auch auf der anderen Seite steht die Front Seven im Fokus: Wenn Ronnie Hillman und C.J. Anderson kein kontinuierliches Running Game aufziehen können, wird Denver massive Probleme bekommen. Logan Ryan (gegen Demaryius Thomas) und Malcolm Butler (gegen Emmanuel Sanders) leisteten im Duell dieser beider Teams früher in der Saison gute Arbeit, man darf erwarten, dass New England gegen Manning mehr Druck über die Mitte bringt als noch gegen Osweiler in Week 12. Darauf muss Denver mit einem Running Game antworten können.

Prognose: Genau das wird Denver aber nicht gelingen. Auch wenn New England rein statistisch nicht zu den besten Run-Defenses der Liga gehört, ist das Mismatch dieser Front gegen Manning und Denvers O-Line zu groß. Belichick wird es nicht zulassen, dass die Aufstellung vor dem Snap Manning zu viel verrät und die Pats werden Fehler erzwingen. Umgekehrt haben die Patriots gezeigt, dass sie auch ohne ein nennenswertes Running Game punkten und gewinnen können - das gelingt auch am Sonntag. 24:13 Patriots.

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