NFL

Die "richtige Entscheidung" getroffen?

Die Rams spielten bereits von 1946 bis 1994 in Los Angeles - jetzt kehrt das Team zurück
© getty
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4. Wie tief sind die Rams-Wurzeln in Los Angeles?

Bei allen Diskussionen darüber, ob Franchise-Umzüge vertretbar sind, gilt es eines nicht zu vergessen: Die Rams, gegründet 1936 in Cleveland, spielten bereits von 1946 bis 1994 (!) in Los Angeles. St. Louis war die Alternativoption für das L.A.-Team - nicht umgekehrt.

Die Filmstadt ist die eigentliche Heimat dieser Franchise, die Los Angeles im Jahr 1951 die erste Pro-Sports-Championship bescherte (ein 24:17 Sieg im Title-Game, ausgerechnet über Cleveland) und in der 1979er Saison erst im Super Bowl an den Pittsburgh Steelers um Terry Bradshaw, Franco Harris und Mean Joe Greene scheiterte.

Es war ein Team, das außerdem einen der größten Running Backs der NFL-Geschichte zu bieten hatte: Eric Dickerson brach zwischen 1983 und 1987 diverse Rekorde im Trikot der Rams, seine 6.968 Rushing-Yards über die ersten vier Jahre sind nach wie vor absoluter NFL-Rekord. Unvergessen seine 1984er Saison, als Dickerson mit 2.105 Rushing-Yards einen bis heute gültigen NFL-Rekord aufstellte und bei 379 Laufversuchen 5,6 Yards pro Run verzeichnete - eine unfassbare Statistik.

90er? Wenig zu lachen...

Klar ist aber auch: Diese Erinnerungen sind lange her. Dickerson wurde 1987 an die Indianapolis Colts abgegeben, zwei Jahre später setzte es im NFC-Championship-Spiel gegen die San Francisco 49ers eine krachende 3:30-Klatsche. Es sollte die letzte Playoff-Teilnahme für die Rams sein, ehe Kurt Warner die "Greatest Show on Turf" 1999, inzwischen in St. Louis, zum Super Bowl führte.

Nach der Pleite gegen die Niners schrumpfte auch das Fan-Interesse in Los Angeles kontinuierlich, große Spieler blieben ebenfalls aus - abgesehen von Jerome Bettis: Erneut gab ein Running Back den Fans zumindest gelegentlich Grund zum Jubeln, ironischerweise wurde auch Bettis per Trade abgegeben. In Pittsburgh mauserte er sich schließlich zum künftigen Hall-of-Famer, der Deal gilt, aus Sicht der Rams, bis heute als einer der schlechtesten Trades der NFL-Geschichte.

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Die schlechte Stadion-Situation wurde von den Verantwortlichen schnell als ein Grund für den ausbleibenden Erfolg angeführt. Eine nur zu gerne gewählte Vorgehensweise, um eigene Fehler in den Kader- oder Trainer-Entscheidungen zu überdecken. Eigentümerin Georgia Frontiere wollte das Team bereits nach Baltimore verlegen, nach einigen Komplikationen entschied sie sich schließlich aber für ihre Geburtstadt - St. Louis. Die Stadt hatte bereits begonnen, den Edward James Dome zu bauen, um ein Team anzulocken.

Und dennoch: Die Fan-Basis in Los Angeles ist nach wie vor vorhanden, auch wenn ihr Altersschnitt vergleichsweise hoch sein dürfte. Viele Fans, die in den 70er und 80er Jahren zum Football kamen, werden auch jetzt wieder ins Stadion pilgern. Der Durst nach Profi-Football ist groß.

Gleichzeitig gilt es, auch wenn nach Verkündung der Entscheidung diverse Social-Media-Jubelstürme losbrachen, die jungen Fans für sich zu gewinnen. Immerhin wurde eine ganze Generation geboren und ist aufgewachsen, ohne dass Los Angeles ein eigenes Football-Team hatte. Zu den seit Jahren so erfolglosen Rams kam diese Generation mutmaßlich nur durch die eigenen Eltern. Um in der Metapher zu bleiben: Die Wurzeln reichen mehr als tief. Neue Früchte müssen aber erst reifen. So bleibt trotz allem offen, ob Kroenkes Milliarden-Projekt am Ende auch als langfristiger sportlicher Erfolg verbucht werden wird.