NFL

Packers zerlegen Washington

Aaron Rodgers führte die Packers zum Auswärtssieg in Washington
© getty

Die Green Bay Packers haben sich eindrucksvoll zurückgemeldet: Nach wochenlangen Problemen in der Offense boten die Packers im Wildcard-Spiel bei den Wasington Redskins eine überraschend gute Leistung und zogen hochverdient in die nächste Runde ein. Neben einem starken Aaron Rodgers überzeugte auch das Running Game endlich wieder.

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Insgesamt 142 Yards bei 31 Versuchen erlief Green Bay, das dabei durchaus kreativ agierte - so durfte Wide Receiver Randall Cobb mehrfach als Tailback aus einer I-Formation Laufspielzüge durchführen. Aaron Rodgers (21/36, 210 YDS, 2 TDs) steigerte sich im Laufe der Partie merklich und zerlegte die Redskins-Defense vor allem in der zweiten Hälfte phasenweise. Auch A-Rod profitierte enorm vom verbesserten Run Game.

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Sein Gegenüber Kirk Cousins (29/46, 329 YDS, TD) dagegen begann gut, konnte die Offense aber ab Mitte des dritten Viertels nur noch sporadisch nach vorne bewegen und leistete sich spät im Spiel dann auch einige Fehler. Die Pässe kamen insgesamt schlicht nicht genau genug, bei mehreren möglichen Interceptions hatte er noch Glück und vom Run Game kam zu wenig Unterstützung.

Zum ersten Mal in der Geschichte der NFL haben damit am Wildcard-Weekend alle vier Auswärtsteams gewonnen. Für Green Bay geht es jetzt am kommenden Samstag zu den Arizona Cardinals.

Die Divisional Playoffs im Überblick

New England Patriots - Kansas City Chiefs (Samstag, 22.35 Uhr)

Arizona Cardinals - Green Bay Packers (Sonntag, 2.15 Uhr)

Carolina Panthers - Seattle Seahawks (Sonntag, 19.05 Uhr)

Denver Broncos - Pittsburgh Steelers (Sonntag, 22.40 Uhr)

Die Stimmen:
Mike McCarthy (Head Coach Packers): "Playoff-Siege sind etwas Besonderes, jeder einzelne davon. Es ist toll, dass wir hier her kommen und eine solche große Herausforderung bewältigen können. Unsere Pass Protection war besser, das hängt natürlich mit dem Run Game zusammen. Unsere D-Line hat heute toll gespielt."

...über das Duell mit Arizona, wo Green Bay jüngst mit 8:38 verlor: "Du bekommst nicht häufig die Chance auf ein so schnelles Rematch. Wir freuen uns darauf."

James Jones (Packers-Receiver): "Wir haben großes Selbstvertrauen, auch wenn manche Experten uns abschreiben wollen: Wir haben ein gutes Football-Team. Nach den ersten Drives haben wir unser Tempo, unseren Rhythmus gefunden. Dann hatten wir ein paar Free Plays und wenn wir unseren Rhythmus erst einmal finden, ist es schwer, uns zu stoppen."

Aaron Rodgers (Packers-Quarterback): "Wir haben so ein Spiel gebraucht, um unser Mojo zurück zu bekommen. Unser Selbstvertrauen ist war wieder da, man braucht nur ein solches Spiel. Die Playoffs bringen alles aus dir raus. Wir wissen, wie man diese Spiele gewinnt."

Jay Gruden (Head Coach Redskins): "Natürlich ist das jetzt bitter, aber ich glaube, dass wir hier dabei sind, etwas Gutes aufzubauen. Ich bin stolz auf die Jungs und mir gefällt, wie die Zukunft dieses Teams aussieht."

Der Spielfilm:
Vor dem Kick-Off:
Green Bay hat sich nur so in die Playoffs geschleppt, vor allem in der Packers-Offense läuft nur wenig rund. Ein inkonstantes Running Game, Receiver, die sich nicht frei laufen und dazu inzwischen auch noch Probleme in der Pass Protection. Bitter hierbei: Tackle David Bakhtiari ist nicht rechtzeitig fit geworden, bis wenige Stunden vor dem Kick-Off hatten die Verantwortlichen noch auf einen Einsatz gehofft. Auch Cornerback Sam Shields muss zuschauen.

Bei Washington auf der anderen Seite fällt Running Back Matt Jones aus, somit rückt Alfred Morris stärker in den Fokus. Davon abgesehen aber ist das Team aus der Hauptstadt auf einem absoluten Hoch: Quarterback Kirk Cousins kann diese Offense mittlerweile anführen, es ist eine Offense, die auf viele, sichere Pässe und dann gelegentliche Shots ausgelegt ist. Vor allem aber im Fokus: Der Pass-Rush der Redskins hatte einen starken Saison-Schlussspurt, gegen diese O-Line ist heute erneut einiges drin.

5.: SAFETY! Die ersten Punkte der Partie gehen an die Hausherren - und sofort wird ein altes Problem in der Packers-Offense schmerzhaft offensichtlich: Green Bays O-Line kann bei einem langen Third Down nicht standhalten, Backup-Left-Tackle JC Tretter hat das Nachsehen gegen Preston Smith. Der erwischt Rodgers so in der Endzone zum Safety! 2:0 Washington!

13.: Umgekehrt ein toller Auftakt für Washington. Kirk Cousins zerlegt Green Bay mit seinen kurzen Pässen auf die Tight Ends, in der Red Zone findet Cousins dann DeSean Jackson, der den Touchdown nur um Zentimeter verpasst - weil er den Ball nicht über die Goal Line streckt. Das rächt sich: Green Bays Defense gelingt ein eindrucksvoller Stand an der Goal Line. So reicht es nur zum Field Goal, 5:0 Washington. Green Bays Offense ist noch überhaupt nicht im Spiel, auf der anderen Seite hat Cousins Glück, dass ein Fumble wieder in seiner Hand landet. Immerhin der Pass-Rush der Packers ist voll da.

17.: TOUCHDOWN! Das könnte hier böse enden für die Packers, wenn Green Bay nicht schnell mehrere Schalter umlegt: Die Offense hat mehrere Sandsäcke im Getriebe, hier geht bislang gar nichts. Auf der anderen Seite reißt Jordan Reed dieses Spiel an sich: Ein unfassbarer einhändiger Catch verhindert einen möglichen Pick Six, kurz darauf ist er zum 24-Yard-Touchdown-Catch zur Stelle. Der PAT geht zwar daneben, dennoch: 11:0 Washington.

27.: Und Green Bay antwortet, wir haben ein Spiel! Rodgers erwischt Washington mit einem blitzartigen Snap mit zwölf Spielern auf dem Platz, seinen 12-Yard-Pass fängt Randall Cobb in der Endzone! Touchdown Packers! Und jetzt muss Washington wiederrum aufpassen: Cousins leistet sich seinen zweiten Fumble, dieses Mal schnappt Julius Peppers zu. Packers Football, und auch wenn Green Bay nach fünf Versuchen noch immer kein Third Down verwertet hat: Zu einem Field Goal reicht es. 11:10 Washington. Und es wird noch besser für die Packers! Weil Goldson Davante Adams aus den Augen verliert, fängt der nach einem ersten Big Catch auch noch den Touchdown-Pass aus zehn Yards. 17:11 Packers zur Pause!

41.: Washington, jetzt seinerseits wieder mit dem kräftigen Wind im Rücken, antwortet nach der Pause allerdings schnell: Die Redskins stehen dank mehrerer Big Plays, inklusive einer Fourth-Down-Conversion, kurz vor der Endzone. Da nutzt Washington die komplette Breite des Feldes und zwingt Green Bay so, sich aufzuteilen. Cousins läuft den Ball kurzerhand selbst rein. 18:17 Washington. Aber die Packers schlagen auch gegen den Wind zurück! Eddie Lacy trägt die Offense mit zwei wichtigen Runs an die 4-Yard-Line und James Starks erledigt den Rest. 24:18 Packers.

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48.: TOUCHDOWN PACKERS! Green Bay bleibt jetzt mit dem Fuß auf dem Gas. Die Defense erzwingt sofort ein Three-and-Out, die Offense profitiert dank eines deutlich verbesserten Running Games jetzt von mehr Balance. Daraus resultiert eine brandgefährliche Play Action, Rodgers ist jetzt voll im Rhythmus. Cobb und James Starks tun Washington im Run Game weh, von der 3-Yard-Line hämmert dieses Mal Lacy den Ball über die Goal Line! Die Packers-Offense überrollt hier die Hausherren, auch die 2-Point-Conversion klappt. 32:18 Packers.

55.: Das wars wohl: Washington muss ein Fourth Down ausspielen, weil Washington die Zeit davon läuft. Gleiches gilt allerdings auch für Cousins in der Pocket: Der Pass-Rush der Packers macht schnell die Tür zu und erwischt Cousins erneut. Turnover on Downs! Green Bay erhöht nochmals per Field Goal und stoppt die Redskins zum zweiten Mal bei Fourth Down. Lacy verliert noch einen Fumble, aber da brennt heute nichts mehr an!

Der Star des Spiels: Aaron Rodgers. Was muss es für eine Genugtuung gewesen sein, nach all der Kritik der vergangenen Wochen und nach dem schwachen Start in die Partie am Ende so ein Spiel abzuliefern. A-Rod brachte seinen Hard Count wie in besten Tagen an und erwischte Washington mehrfach. Seine Pässe kamen nach einigen Wacklern am Anfang extrem gut, Rodgers sezierte Washington phasenweise. Ebenfalls mehr als nur erwähnenswert: Die O-Line der Packers, ein Garant für den Sieg heute - im Passing Game, aber auch im Run Game. Aufseiten der Redskins ist Tight End Jordan Reed hervorzuheben.

Der Flop des Spiels: Washingtons Front Seven. 38 Sacks verzeichnete Washington in der Regular Season, vor allem im Saison-Schlussspurt gab es jede Menge Druck für gegnerische Quarterbacks. Die Front um Terrance Knighton, Jason Hatcher und Ryan Kerrigan hätte auch heute gegen eine anfällige O-Line zum entscheidenden Faktor werden können. Stattdessen: Nur ein Sack und immer wieder riesige Lücken in der Run-Defense, wo Washington auch in der Regular Season Probleme hatte. Hier hätten die Hausherren das Spiel gewinnen können, bei den ersten vier Drives sah es auch noch ganz danach aus. Dann allerdings wendete sich das Blatt dramatisch.

Das fiel auf:

  • Green Bay hatte offensiv zunächst große Probleme: Drops und Wackler in der Pass Protection prägten das Bild, auch Rodgers selbst startete durchwachsen. Die Pässe kamen häufig ungenau, man hatte das Gefühl, dass er mental noch nicht voll im Spiel war. Auch einige Fundamentals stimmten nicht. Ganze elf Yards (!) sprangen in den ersten vier Drives zusammen genommen raus und Bakhtiari-Vertreter JC Tretter ließ prompt den Safety gegen Preston Smith zu. Es sollte sich nur als Momentaufnahme erweisen.

  • Die Packers konnten schon im Laufe der ersten Halbzeit an einigen Schrauben drehen. Die generell erhöhte Geschwindigkeit in der Offense bereitete Washington Schwierigkeiten, die O-Line steigerte sich enorm und Rodgers fand in der Tempo-Offense merklich seinen Rhythmus. Darüber hinaus fingen Davante Adams, Randall Cobb und James Jones endlich jene schwierigen Pässe, die sie in den vergangenen Wochen so selten mal verlässlich gefangen hatten. Zunächst ebenfalls eine Schwachstelle: Third Down. Nur eines von sechs verwertete Green Bay im ersten Durchgang (Rodgers: 1/5, Sack bei Third Down). Auch das wurde in der zweiten Hälfte deutlich besser.
  • Fast das exakt umgekehrte Bild bei Washington: Die Redskins starteten verheißungsvoll, Cousins Underneath-Pässe erwiesen sich als extrem effektiv, vor allem Jordan Reed (nicht selten gegen Micah Hyde) war ein Mismatch. Doch dann wachte Green Bays Pass-Rush auf und setzte Cousins stärker unter Druck, was den Rhythmus der Offense störte.
  • Ein nicht zu unterschätzender Faktor war der starke Wind in der Hauptstadt. Die Offense, die gerade mit dem Wind im Rücken spielte, war vor allem über die ersten zweieinhalb Viertel merklich im Vorteil. Dank Green Bays Run Game wurde dieser Aspekt zunehmend unwichtiger.
  • Beide Teams gingen mit Problemen im eigenen Running Game in die Partie, insofern ruhte hier ein X-Faktor: Welche Offense würde ein Running Game aufziehen können, und so das eigene Passspiel entlasten? Die Antwort: Green Bay. Kurios: Bis Mitte des dritten Viertels war der einzige Packers-Runner, der etwas Gefahr ausstrahlte, Receiver Randall Cobb (5 CAR, 24 YDS). Der wurde mehrfach einfach als Tailback eingesetzt. Das Run Game der Gäste war dann aber insgesamt, inzwischen auch dank Eddie Lacy und James Starks, in der zweiten Hälfte ein mitentscheidender Faktor. In der ersten Halbzeit hatte Green Bay neun Laufversuche - in der zweiten derer 23.
  • Ein Mini-Trost für Cousins, auch wenn seine Offense am Ende nur bei 1/4 in der Red Zone stand: Der Shootingstar dieser Saison ist jetzt der erste Redskins-Quarterback, der in einem Postseason-Spiel einen Passing- und einen Rushing-Touchdown verzeichnen konnte. Als nächstes stehen die Vertragsgespräche an.
  • Sorgenfalten gibt es bei den Packers noch wegen Davante Adams. Der Receiver verletzte sich in der Schlussphase am Knie und kam nicht mehr auf den Platz zurück. Seinen Status gilt es unter der Woche zu beobachten.

Die Playoffs: Wildcard Weekend im Überblick

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