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Defense made in Germany

Kasim Edebali lieferte am Montag gegen Detroit sein bestes NFL-Spiel ab
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Die Verletzung der Woche: Tyrann Mathieu. Jetzt hat es auch die Cardinals erwischt: Von allen Titel-Anwärtern hatte Arizona bislang in dieser Saison das größte Glück, was die Verletzungen angeht. Doch am Sonntagabend schlug es dann umso härter ein. Tyrann Mathieu, ein absoluter Leistungsträger und legitimer Kandidat für die Auszeichnung zum Defensive Player des Jahres, riss sich gegen die Eagles das Kreuzband. Zwei Minuten vor dem Ende, als das Spiel entschieden war, ohne Gegnereinwirkung.

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Mathieu wird den Cardinals beim Versuch, die Playoffs zu meistern, enorm fehlen - umso mehr, wenn man sich die (wahrscheinlichen) Gegner anschaut. Mit Seattles Russell Wilson und Carolinas Cam Newton könnten zwei mobile Quarterbacks warten, in gewisser Weise fällt auch Green Bays Aaron Rodgers in diese Kategorie. Mathieu ist mit seiner Vielseitigkeit wie gemacht für solche Duelle, er kann Quarterback-Runs und -Improvisationen unterbinden, im Slot spielen und als Blitzer QBs unter Druck setzen.

Aus der Wüste war schnell zu hören, dass das Team eine Trotzreaktion folgen lassen will. Emotional gibt es daran keinen Zweifel, doch die jetzt fehlenden sportlichen Qualitäten des Honey Badgers kann das Team individuell nicht auffangen.

Die honorable Erwähnung der Woche: Danny Woodhead und die Chargers. Acht Rushing-Versuche für zehn Yards. Macht 1,3 Yards pro Run und kein gutes Spiel, es ist auch die Stat-Line für Danny Woodhead vom Sonntag gegen Miami. Doch die positive Erkenntnis: San Diego hat erkannt, dass hinter dieser Line aktuell kein Running Game möglich ist - und gab Woodhead endlich wieder ordentlich Snaps im Passing Game.

Das Resultat daraus: Sechs Catches, 50 Yards, drei Touchdowns und ein 30:14-Sieg im mutmaßlich (oder wahrscheinlich? Wer weiß das schon...) letzten Chargers-Heimspiel in San Diego. Das Team gilt als heißer Kandidat für den Umzug nach Los Angeles, und der Abschied vor den eigenen Fans sorgte für jede Menge Gänsehaut - genau wie die emotionalen Interviews und Szenen im Stadion nach dem Spiel.

Die langjährigen Chargers Philip Rivers, Antonio Gates und Malcom Floyd wurden kurz vor Schluss allesamt ausgewechselt. Die Delay-of-Game-Strafe nahm das Team während der Standing Ovations von den Rängen nur allzu gerne in Kauf und ich glaube, hier mir ist gerade ein bisschen Staub ins Auge geflogen...

Der Captain Obvious der Woche: Russell Wilson und Doug Baldwin. Hey, NFL-Defensive-Coordinator, ein kleines Heads Up: Doug Baldwin ist ein Receiver in Seattle, und er ist ziemlich gut. Über die letzten vier Spiele fing der 27-Jährige zehn (!) Touchdown-Pässe. ZEHN! Und trotzdem war er auch gegen Cleveland am Wochenende frei in der Endzone.

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Vielleicht ist es an der Zeit, Baldwin langsam aber sicher wie einen Nummer-1-Receiver zu behandeln. Spätestens seit dem Saisonaus von Jimmy Graham ist er nämlich genau das. Touchdown-Pässe von Wilson auf Baldwin sind somit seit einem Monat zum Standard geworden, Wilson spielt seinerseits seit nunmehr fünf Spielen in unfassbarer Form (19 TDs, 0 INT). Seattle läuft zur genau richtigen Zeit sowas von brandheiß.

Der Play Call der Woche: Die Philadelphia Eagles. Eagles-Coach Chip Kelly ist bekannt für seine unterhaltsamen Play-Calling-Schilder und -Gesten an der Seitenlinie. Da gibt es schon mal ein Foto von Rocky, ein Bild von Will Smith oder aber eine überdimensionale Abbildung eines Sandwiches.

Aber gegen die Cardinals hob Philly seine Play-Calling-Gestik nochmals auf ein neues Level. Es war ein Play Call, den ich an dieser Stelle nicht weiter beschreiben möchte. Jeder ist hiermit dazu angehalten, sich seinen eigenen Reim darauf zu machen (und natürlich seine Weisheiten zu teilen).

Das Comeback der Woche: Brandon Weeden. Guess who's baaack? Brandon Weeden! Der "begabteste Passer den es gibt" (O-Ton Jerry Jones) hielt sich ja bekanntermaßen nicht allzu lange als Interims-Starter in Dallas. Aber glücklicherweise gibt es im Lone Star State noch ein anderes Team, das seit Jahren einen Quarterback sucht - und so schlugen die Houston Texans eben zu.

Nur T.J. Yates stand noch zwischen Weeden und einer triumphalen Rückkehr auf den Platz. Yates riss sich im Spiel gegen die Colts am Sonntag das Kreuzband, Weeden durfte ran und führte die Texans zum ersten Sieg in Indianapolis überhaupt! Houston hatte noch NIE beim Division-Gegner gewonnen! Geschafft, jetzt gilt es, die Division auch einzutüten. Und am Ende führt womöglich Weeden doch noch ein Team aus Texas in die Playoffs...

Kurz vor dem Karriereende stehen...viele, viele Leute in Indianapolis - zumindest, auf die Colts-Karriere bezogen. Mit Siegen in den vergangenen beiden Spielen gegen Jacksonville und Houston hätte Indy mutmaßlich die Division eingetütet, nach den beiden Pleiten sind die Playoffs jetzt selbst in der AFC South in weite Ferne gerückt.

Indianapolis hat dabei Probleme, die schon seit langem kein Geheimnis mehr sind: Die Offensive Line der Colts kann NFL-Fronts nicht standhalten, sodass Luck-Backup Matt Hasselbeck Hit um Hit einsteckt und Indy überhaupt kein Running Game zustande bekommt. Wer möchte einmal raten, wie viele individuelle 100-Yard-Rusher die Colts in dieser Saison hatten? Die Antwort gibt's am Schluss.

Coach Chuck Pagano wird gehen, da gibt es kaum noch einen Zweifel. Gleiches dürfte für große Teile des Trainerstabes sowie einige Mitglieder der O-Line gelten und dass Andre Johnson in den langfristigen Planungen eine Rolle spielt, darf ebenfalls bezweifelt werden. Es fehlt in Indianapolis an so vielem mehr, als nur am verletzten Luck - unter anderem eben auch an jeglichem Ansatz von einem Running Game. Die Antwort auf die Frage: Keinen. Indianapolis hatte keinen individuellen 100-Yard-Rusher in dieser Saison.

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