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Cards gewinnen Thriller in Seattle

Michael Floyd war mit zwei Touchdowns ein Schlüsselspieler in Seattle
© getty

Es war ein irrer Showdown in der NFC West: Die Arizona Cardinals (7-2) schlagen die Seattle Seahawks (4-5) mit 39:32 und beißen sich in eine Partie zurück, die Seattle zwischenzeitlich komplett drehte. Carson Palmer hielt die Cards gegen eine herausragende Defense im Spiel, Seattles Offense enttäuschte dagegen über weite Strecken. Trotzdem gab es ein Herzschlagfinale.

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Hawks-Quarterback Russell Wilson (14/32, 240 YDS, TD, INT) bekam über das komplette Spiel keine Beständigkeit ins Passing Game, musste das Team aber gleichzeitig als Top-Rusher (6 ATT, 52 YDS) mittragen. Davon abgesehen gelangen den Hawks hinter einer anfälligen Offensive Line bei zwölf Versuchen nur 63 Rushing-Yards.

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Auch Arizona hatte hier seine liebe Mühe, konnte sich aber über weite Strecken auf sein Passing Game um Carson Palmer (29/48, 363 YDS, 3 TDs, INT) verlassen - auch wenn Palmer einige harte Hits einstecken musste. In der zweiten Hälfte wachte Seattles Defense auf und stellte das Spiel komplett auf den Kopf, doch Arizona blieb dran und machte den späten Division-Sieg mit einem 48-Yard-TD-Run von Andre Ellington perfekt. Die Cards verschaffen sich damit ein kleines Polster in der NFC West.

Die Stimmen:

Pete Carroll (Head Coach Seahawks): "Wir haben nicht so gespielt, wie wir das wollten, weil wir zu viele Strafen kassiert haben. Larry (Fitzgerald) war unfassbar stark heute."

Russell Wilson (Seahawks-Quarterback): "Das ist nicht das Ende der Welt. Wir haben noch viele Spiele vor uns und in allen Partien, die wir verloren haben, hatten wir eine Chance. Doug Baldwin hatte ein tolles Spiel."

Carson Palmer (Cardinals-Quarterback): "In der ersten Hälfte haben wir unsere Aufgabe viel besser erfüllt, in der zweiten Hälfte habe ich ihnen zwei Touchdowns geschenkt. Aber dieses Team ist unglaublich stark und widerstandsfähig. Es macht so viel Spaß hier zu spielen und es ist toll, hier zu gewinnen. Das ist ein großer Sieg für uns, der uns in der Division hilft. Ich freue mich schon auf das Spiel vor unseren Fans am kommenden Sonntagabend."

Michael Floyd (Cardinals-Receiver): "Wir wussten, dass das heute eine richtige Schlacht wird - das ist es immer, wenn man hier her kommt, vor diesen Fans und allem. Es lief nicht alles so, wie wir das gehofft hatten, aber wir haben zusammengehalten und Plays gemacht, als wir sie machen mussten."

Der Spielfilm:

Vor dem Kick-Off: Der NFC-West-Kracher in Week 10 verspricht Drama und Spannung: Während die Seattle Seahawks bereits zum Siegen verdammt sind, kann sich Arizona innerhalb der eigenen Division ein kleines Polster verschaffen. Gleichzeitig wäre ein Sieg das Statement, auf das die Cardinals warten, nachdem es bislang primär Siege gegen schwächere Teams gab.

Ein maßgeblicher Faktor dürfte dabei das Running Game sein. Beide Teams haben gute Run-Defenses, die Hawks werden früh versuchen, Marshawn Lynch ins Rollen zu bringen. Bei Arizona erlebt Chris Johnson seinen zweiten Frühling, heute wartet sein bislang härtester Test in dieser Saison. Beide Teams kommen frisch aus der Bye Week und können in Bestbesetzung antreten, die Cardinals erhalten pünktlich zum Division-Duell Pass-Rusher Alex Okafor und Receiver John Brown zurück.

13.: INTERCEPTION! Das erste Big Play der Partie gehört den Hausherren: Arizona marschiert nach je einem Punt auf beiden Seiten über fast acht Minuten sowie mit 16 Plays das Feld runter und steht kurz vor der Goal Line. Doch bei Third Down will es Palmer gegen doppelte Manndeckung erzwingen und Safety Earl Thomas schnappt zu - Interception! Arizona schenkt früh die Chance auf zumindest drei Punkte her.

22.: Es ist bislang ein durchwachsener, von Strafen geprägter Auftritt der Hawks-Offense. Arizona kommt im Gegenzug schnell in die Red Zone, hat da aber einmal mehr Probleme. Per 33-Yard-Field-Goal gibt es trotzdem die ersten Punkte der Partie. Defensiv dominieren die Cardinals derweil die Line of Scrimmage und Wilson verliert bei Second Down den Ball! Zwar kann er ihn gegen zwei Verteidiger behaupten - allerdings erst in der Endzone. Safety, 5:0 Cardinals.

26.: Wenig später aber rückt das Spiel in den Hintergrund: Cards-Guard Mike Iupati prallte heftig mit dem Kopf zuerst mit Kam Chancellor zusammen und wurde minutenlang behandelt, ehe er vom Platz gefahren wurde. Seine Gliedmaßen konnte er bewegen. Aber die Cardinals marschieren: Nach einem Sack findet Palmer Michael Floyd, der Richard Sherman geschlagen hatte, bei Third and Long zum 27-Yard-Touchdown! Arizona steht zu diesem Zeitpunkt bei 143 Passing-Yards, die Hawks bei derer acht. Höchste Zeit für Seattle, offensiv aufzuwachen - doch auch beim nächsten Drive gelingt das nicht. Umgekehrt bekommt keiner der Hawks-Cornerbacks Floyd in den Griff, und Palmer füttert seinen Receiver mit der nächsten Bombe! 35-Yard-Touchdown, 19:0 Cardinals.

28.: Doch Seattle antwortet noch vor der Pause: Russell Wilson gelingen in der No-Huddle-Offense die ersten Big Plays im Passing Game und nach einer Pass-Interference-Strafe gegen Tyrann Mathieu hämmert Fullback Will Tukuafu das Ei aus einem Yard über die Goal Line. Die Cards tun sich im anschließenden Drive offensiv schwerer als zuvor, kommen aber nochmals in die Hälfte der Hausherren und aus 43 Yards erhöht Chandler Catanzaro. 22:7 Cardinals zur Pause.

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37.: Seattle eröffnet die zweite Hälfte vielversprechend, vor allem weil das Running Game erstmals etwas konstanter ins Rollen kommt. Aber in der Red Zone hält Arizonas Defense schließlich, so dass nur ein Field Goal herausspringt. Die Hawks bekommen den Ball dann schnell zurück - und schenken ihn sofort wieder her! Wilson versucht den weiten Pass, Mathieu passt auf und schlägt Doug Baldwin zur Interception! Es ist Wilsons erste Home-INT in dieser Saison, weiter 22:10 Cardinals.

46.: Mit einem 43-Yard-FG stellte Arizona den Pausen-Vorsprung wieder her, aber Seattle wacht jetzt auf! Wilson dirigiert einen 69-Yard-Drive mit nur drei Plays, am Ende steht der 32-Yard-TD-Pass auf Baldwin. 25:17 Cardinals, dieses Spiel ist komplett offen und Seattle macht weiter! Palmer verliert den Ball kurz darauf beim Sack. K.J. Wright schnappt sich das Ei an Arizonas 3-Yard-Line! Den Rest erledigt Marshawn Lynch, die Two-Point-Conversion klappt aber nicht. 25:23 Cardinals.

47.: DEFENSE! Und Seattles Defense schlägt schon wieder zu, unglaublich was jetzt hier abgeht! Arizonas O-Line kann überhaupt nichts mehr aufhalten, diese Mal kommt Wright frei durch und schlägt Palmer das Ei aus der Hand. Bobby Wagner läuft unberührt in die Endzone, Touchdown! Auch die zweite Two-Point-Conversion misslingt, dennoch: 29:25 Seahawks, dieses Spiel ist komplett gekippt!

58.: Aber Arizona lebt noch - und wie! Palmer dirigiert, obwohl die Pass Protection weiter bedenklich wackelt, einen herausragenden Drive und bedient Jermaine Gresham in der Endzone. 32:29 Cardinals, die danach einen schnellen Punt erzwingen. Mit sechs Minuten auf der Uhr bekommt Arizona den Ball zurück und kann plötzlich wieder ein Running Game aufziehen: Bei Third Down kurz vor der 2-Minute-Warning rennt Ellington 48 Yards in die Endzone. 39:29 Cardinals! Seattle kommt per Field Goal nochmal ran, der Onside Kick landet aber in den Händen von Fitzgerald. Game Over!

Der Star des Spiels: Carson Palmer. Der Pick früh im Spiel war mehr als nur unnötig und hätte sich am Ende rächen können. Davon abgesehen aber war es eine weitere starke Vorstellung des Routiniers. Die Fumbles lesen sich unschön in der Stat-Line, der gegnerische Free-Runner war dabei so aber zweifellos nicht vorgesehen. Umso beeindruckender war, wie Palmer danach zurückkam: Trotz weiterhin wackliger Line führte er seine Offense zum Gresham-Touchdown gegen eine Top-Secondary bemerkenswert das Feld runter und war der Sieggarant für die Cards.

Der Flop des Spiels: Arizonas rechte Seite der O-Line, namentlich Bobby Massie und Jonathan Cooper. Als Seattle im dritten Viertel begann, diese Seite gezielt anzugreifen, waren Massie und Cooper komplett überfordert. Es war der Grund für Palmers Fumbles und der Grund dafür, dass Seattle in dieses Spiel zurück kam. Als Arizona dann spät im Spiel zumindest ein wenig ein Running Game aufziehen konnte, lief dieses über die linke Seite und mit der Unterstützung mehrerer Tight Ends. Sollte Mike Iupati länger ausfallen, kommt hier viel Arbeit auf die Line zu.

Das fiel auf:

  • Das Spiel wurde aus zwei Gründen nochmals spannend: Weil Seattles Defense aufwachte und weil Arizonas O-Line zwischenzeitlich zusammenbrach. Daraus resultierte, dass die Cards lange kein Running Game auf die Beine stellen konnten und die Pass Protection bei den offensichtlichen Passing Downs nicht standhielt.

  • Arizonas Passing Game war letztlich aber der entscheidende Faktor: Seattle hatte seine Probleme mit Larry Fitzgerald und den Underneath-Pässen, gleichzeitig konnte Michael Floyd die Cornerbacks mehrfach bei weiten Pässen schlagen. Sherman verfolgte Fitzgerald nicht über den Platz sondern blieb auf seiner linken Seite. Ein wichtiger Aspekt dabei: Palmers gute Bewegungen in der Pocket, der Routinier wirkte agil und wich den Pass-Rushern, wenn möglich, gut aus.
  • Stichwort Sherman: Für Seattles Cornerback war es anfangs ein ungewöhnlich harter Abend. Die Cardinals attackierten Shermans linke Seite immer wieder gezielt, und das mit Erfolg: Floyd sowie Fitzgerald fingen mehrere Pässe gegen Sherman, der sich darüber hinaus gleich mehrere Strafen leistete. Es war ein Grund dafür, dass die Hawks 22 Punkte im zweiten Viertel zuließen - seit 2007 hatte Seattle so viele Punkte nicht mehr in einem Viertel kassiert. Allerdings ist auch festzuhalten: Sherman fing sich und spielte ab Mitte des dritten Viertels deutlich besser.
  • Seattle leistete sich offensiv sehr viele Strafen (vier Mal First Down and 20 Yards oder mehr in der ersten Hälfte) und stand sich so selbst im Weg. Dazu kamen brutale Probleme in der Offensive Line, die das Duell mit Arizonas D-Line über weite Strecken verlor. Wie schon die ganze Saison über lag hier, vor allem in Pass Protection, Seattles Achillesferse. Wenn Wilson und Co. das Tempo anzogen, etwa kurz vor der Pause, öffneten sich aber Türen für die Offense.
  • Chris Johnson erwischte seinen schwächsten Tag im Cards-Trikot. CJ2K leistete sich einige Drops im Passing Game und die Stretch-Runs in Richtung Seitenlinie waren so gar nicht erfolgreich. Coach Bruce Arians reagierte und gab Andre Ellington ab Mitte des zweiten Viertels mehr Snaps.
  • Das Passing Game der Seahawks bleibt insgesamt eine Baustelle. Wilson stand von Beginn an enorm unter Druck und konstante Pässe für ein paar Yards waren kaum möglich. Seattle lebt hier von den Big Plays und bleiben die aus, wird es schwierig für die Offense.
  • Noch während des Spiels gab es bei Mike Iupati Entwarnung. Der Guard, der nach seinem Zusammenprall mit Chancellor minutenlang auf dem Boden gelegen hatte und lange behandelt worden war, wurde direkt in ein Krankenhaus gebracht und untersucht. Röntgenbild und CT-Scan kamen aber normal zurück, nach kurzer Taubheit hatte Iupati laut Arians auch wieder Gefühl in allen Gliedmaßen.

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