NFL

Gut gebrüllt, Löwe!

Calvin "Megatron" Johnson baute gegen hilflose Eagles seinen Thanksgiving-TD-Rekord aus
© getty

Die Detroit Lions (4-7) haben den Philadelphia Eagles (4-7) in ihrem traditionellen Thanksgiving-Heimspiel eine herbe 45:14-Niederlage beigebracht. Gegen hilflose Gäste lieferte die Offensive der Lions eine Gala-Vorstellung ab, Quarterback Matthew Stafford und Wide Receiver Calvin "Megatron" Johnson boten Rekord-Vorstellungen. Damit wird die Luft für Eagles-Coach Chip Kelly immer dünner.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Nachdem es die Eagles in ihrem ersten Drive die Chance verpassten, per Field Goal in Führung zu gehen, kam die Offense aus Detroit schnell ins Rollen: Quarterback Matthew Stafford (27/38, 337 YDS, 5 TDs) spielte mit einer überforderten Secondary Katz und Maus und hatte im dritten Viertel schließlich fünf Touchdown-Pässe auf dem Konto. Damit stellte er den Thanksgiving-Rekord und seine persönliche Bestmarke ein.

Lieblingsziel von Stafford war Johnson, der allein gleich drei Touchdown-Pässe fing. Damit baute der vielleicht beste Wideout des vergangenen Jahrzehnts seinen eigenen Thanksgiving-Rekord auf elf Touchdowns aus.

Die Eagles, die sowohl in der Offense, als auch in der Defense chancenlos waren, kassieren damit die zweite hohe Pleite in Folge und müssen sich von ihren Playoff-Hoffnungen wohl verabschieden. Coach Kelly stehen unruhige Tage bevor - und in der kommenden Woche reist man ausgerechnet zu den Patriots. Die Lions empfangen die Green Bay Packers.

Die Stimmen:

Chip Kelly (Head Coach Eagles) auf die Frage, ob alle Spieler 100 Prozent geben: "Ich glaube, dass unsere Spieler gekämpft haben, ja." (Alle?) "Ja." (Wenn die Spieler 100 Prozent geben, ist er dann das Problem?) "Ich weiß nicht. Ich habe darauf keine Antwort."

DeMarco Murray (Running Back Eagles) auf die Frage, ob sich die Spieler aufgegeben haben: "Nein. Niemals. So lange ich hier bin, wird das nicht passieren."

Der Spielfilm:

Vor dem Kick-Off: Es ist Thanksgiving-Time! Seit fast 80 Jahren gehört ein Heimspiel der Detroit Lions am vierten Donnerstag im November, zur amerikanischen Variante des Erntedankfestes, einfach dazu. Und pünktlich zum Feiertag haben die Lions zu guter Form gefunden: Die letzten beiden Partien wurden dank starker Defensiv-Vorstellungen gewonnen. Auch wenn die Playoffs wohl außer Reichweite sind - es geht aufwärts in der Motor City.

Die Eagles dagegen kassierten in der vergangenen Woche ein herbe 17:45-Pleite gegen die Tampa Bay Buccaneers, die Kritiker von Coach Chip Kelly wurden dementsprechend wieder lauter: Sind seine Konzepte aus dem College einfach nicht für die Profis geeignet? In der mittelmäßigen NFC East ist zwar noch alles möglich, diesmal muss das Team aber liefern.

Bei den Lions sind die angeschlagenen Calvin Johnson und Darius Slay dabei, die Eagles müssen dagegen mit Backup-Quarterback Mark Sanchez vorlieb nehmen: Starter Sam Bradford kann wegen verletzter Schulter nicht mittun. Außerdem sind Running Back Ryan Mathews und Tight End Zach Ertz nicht dabei, die Offense ist so empfindlich geschwächt.

13.: Die Eagles fangen gut an, Sanchez führt sein Team das Feld herunter, alles sieht nach Punkten aus - doch dann wirft sie eine Facemask-Strafe zurück, Kicker Caleb Sturgis muss aus 50 Yards Entfernung ran. Pfosten! Die Lions haben zu Beginn ebenfalls Probleme, aber beim zweiten Drive läuft es. RB Ameer Abdullah mit einem 23-Yard-Run, dann verteilt Stafford das Bällchen. 8-Yard-Touchdown auf Theo Riddick, der aus dem Backfield völlig ungedeckt ist. 7:0 Lions!

23.: Philly kontert! Big Plays von DeMarco Murray und Receiver Trey Burton, der gleich 43 Yards abreißt. Dann wirft sich Tight End Brent Celek mit dem Ball über die Linie - Ausgleich! Aber die Lions gehen sechseinhalb Minuten später wieder in Front: Golden Tate lässt einen Verteidiger aussteigen und spaziert dann förmlich zum Touchdown. Beide Teams haben übrigens bereits hochkarätige Verletzte zu beklagen: Bei den Eagles sind Lineman Jason Peters und Corner Nolan Carroll raus, Lions-Safety Glover Quinn ist ebenfalls verletzt. 14:7 Lions.

30.: Wenn die Eagles nicht aufpassen, wird das hier der zweite üble Blowout in Folge! Die Offense hat ohne Peters keine Chance gegen den Pass-Rush der Hausherren und produziert zwei Three-and-outs, die Lions legen ein Field Goal nach - und dann nur Sekunden vor der Halbzeit: Third-and-17, Stafford findet Johnson mit einem Monsterpass! 25 Yards zum Score! 24:7 Detroit.

40.: Es ist ein Blowout! Detroit macht gegen die schwache - und dann auch noch dezimierte - Secondary, was es will. Für Carroll ist ein Rookie ins Spiel gekommen, der steht nun zumeist allein gegen Calvin Johnson. Und macht dementsprechend keinen Stich. Touchdown zum 31:7, und weil man Sanchez danach den Ball per Sack-Fumble abjagt, legt "Megatron" noch einen drauf. Schon drei TDs heute! 38:7 Lions!

57.: Die Lions haben noch einen Touchdown draufgelegt - diesmal aber nicht durch die Luft: Joique Bell katapultiert sich zum 45:7 über die Linie. Dann wird das Ding nur noch heruntergespielt, Sanchez betreibt mit einem 24-Yard-Pass auf Jordan Matthews noch etwas Ergebniskosmetik. 45:14 Detroit.

Der Star des Spiels: Calvin Johnson. Gleich mehrere Spieler boten sich im Lions-Jersey an, hier fällt die Wahl auf "Megatron". Der hatte bisher eine für seine Verhältnisse sehr mäßige Saison erlebt - und verdoppelte seine Touchdown-Ausbeute von drei auf sechs. Insgesamt waren es acht Catches für 93 Yards, aber weil alle drei TD-Catches einfach wunderschön und nicht gerade einfach waren, wird er hier ausgezeichnet. Außerdem verbesserte er seinen eigenen Thanksgiving-Rekord.

Der Flop des Spiels: Chip Kelly. Einem einzelnen Eagles-Spieler den Narrenhut aufzusetzen, wäre wohl unfair. Sanchez spielte im Rahmen seiner Möglichkeiten nicht schlecht, war gegen den Pass Rush aber chancenlos. DeMarco Murray (14 CAR, 30 YDS) bekam ebenfalls keine Lücken. Und Cornerback Eric Rowe? Als Rookie im Eins-gegen-eins gegen Johnson? Einfach nur unfair. So bleibt es am Coach hängen. Kelly weigerte sich, Megatron zu doppeln, bot keinerlei Überraschungen - und puntete im dritten Viertel bei Fourth-and-short. Es sieht so aus, als hätte er das Team verloren.

Das fiel auf:

  • Wenn Stafford so mit seinen Receivern harmoniert, dann ist die Offense der Lions einfach nur hochexplosiv. Go-Routes oder kurze Slants auf Calvin Johnson, schnelle Pässe auf Golden Tate, dazu kommen Optionen aus dem Backfield wie Bell oder Riddick und Tight End Eric Ebron. Gegen zugegebenermaßen lustlose Eagles zeigte das Team, wie man in der vergangenen Saison mit elf Siegen die Postseason erreicht hatte.

  • Auch die Defense dominierte - wie schon in den vergangenen Wochen. Zweimal hatte man weniger als 50 Rushing-Yards zugelassen, und hätte man am Ende nicht abgeschenkt, es wären wohl aller guten Dinge drei gewesen (68 Yards). Auch der Pass Rush war sensationell gut, gleich sechsmal wurde Sanchez gesackt.
  • Ziggy Ansah war in der D-Line so gut, dass er noch einmal gesondert erwähnt werden muss. 3,5 Sacks, dazu erzwang er das Fumble von Sanchez und sicherte sich den Ball höchstpersönlich. Mehrere Tackles für Raumverlust, provozierte Penalties - er war einfach nicht zu stoppen.
  • Die Eagles hatten allerdings auch kein Glück mit ihren Verletzungen. Mit Jason Peters verloren sie ihren besten O-Lineman, für Nolan Carroll ist die Saison mit einem Knöchelbruch wohl sicher beendet. Eine schwache Secondary UND eine geschwächte Line für Mark Sanchez? Für Detroit die perfekte Kombination.
  • Apropos Sanchez: Der für seinen an Thanksgiving erlittenen "Buttfumble" berühmt gewordene QB hatte eigentlich insgesamt kein schlechtes Spiel (19/27, 199 YDS, 2 TDs), wenn man bedenkt, dass er unter Dauerdruck stand und keinerlei Hilfe vom Running Game bekam. Er leistete sich keine Interception, hatte beim Fumble kaum eine Chance und warf zwei schöne Touchdown-Pässe. An ihm lag es heute nicht.

Week 12 im Überblick

Artikel und Videos zum Thema