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Das Spiel mit den Zahlen

Carson Palmer und die Cardinals-Offense muss gegen Baltimore wieder Drives abschließen
© getty

Die Baltimore Ravens wollen in Week 7 bei den Arizona Cardinals ihren zweiten Saisonsieg einfahren, es dürfte die letzte Chance darauf sein, die Wildcard noch im Blick zu behalten. MySPOX-User RaylanGivens glaubt im Coin Toss, dass die Ravens überfällig für einen Leistungssprung sind. Redakteur Adrian Franke hält im Spiel der Zahlen dagegen. SPOX zeigt das Duell in der Nacht zum Dienstag (1.30 Uhr) im LIVESTREAM FOR FREE!

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Arizona Cardinals (4-2) - Baltimore Ravens (1-5) (Di., 1.30 Uhr im LIVESTREAM)

mySPOX-User RaylanGivens: Die Saison für die Ravens ist eigentlich schon so gut wie verloren, denn während man in der AFC South mit einem Sieg noch um die Divisionskrone mitspielt, ist der Norden dafür zu schwer. Letzte Hoffnung ist eine Wildcard - warum aber läuft es so schlecht? Zum einen ist hier die Bilanz in sogenannten Close Games zu nennen. Alle sechs Spiele der Ravens endeten innerhalb eines Scores, also maximal acht Punkten, nur war man dabei bisher nicht vom Glück verwöhnt: Langfristig gesehen gewinnen NFL-Teams 50 Prozent ihrer One-Possession-Games, Baltimore steht hier bei 1-5.

Wenn in fünf dieser Spiele jeweils nur ein Play anders verläuft, stünden die Ravens also bei 5-1 oder 6-0 und kein Mensch würde sich beschweren. Daran lässt sich erkennen, dass Baltimore ein leicht unterdurchschnittliches Team hat, das aber keinesfalls so schlecht ist, wie seine Bilanz aussagt. Die Gesamtpunktedifferenz der Ravens etwa steht bei -19 - San Francisco beispielsweise liegt bei -60, hat aber bereits zwei Spiele gewonnen, obwohl man das schwächere Team ist. Football ist manchmal nicht fair.

Die Bilanz in engen Spielen wird aber so nicht zu halten sein, Teams erfahren grundsätzlich hierbei Regression zur Mitte. Seit 1970 gab es erst zwölf (andere) Teams, bei denen die ersten sechs Spiele derartige Close Games waren. Die Bilanz dieser Teams: 35-37.

Ungewohnte Defense-Sorgen

Das Hauptproblem Baltimores ist aber die Defense. Nachdem die Ravens im vergangenen Jahr im Schnitt 18,9 Punkte zuließen, kassiert man dieses Jahr 27 Punkte pro Spiel! Dabei ist die Run-Defense mit einer Success-Rate, hier werden Down, Distance und Spielsituation mit berücksichtigt, von 64,3 Prozent nicht das Problem. Die Pass-Verteidigung dagegen ist massiv enttäuschend, und das, obwohl man bereits gegen Broncos, 49ers und Mike Vick verteidigen durfte.

Die Gründe dafür sind auch in der Front-Seven zu suchen: Im Sommer verlängerte man in alter Ravens-Manier nicht mit dem talentierten Pass-Rusher Pernell McPhee (bereits mit 32 QB-Pressures bei den Bears, Ligahöchstwert) und gab DT Ngata an die Lions ab. Man konnte diesen Aderlass bislang nicht auffangen, weil sich Terrell Suggs die Achillessehne riss und Upshaw und Dumervil den erhöhten Arbeitsaufwand nicht bewältigen konnten.

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Um die gegnerischen QBs aber dennoch genug unter Druck zu setzen, muss DC Peas viel häufiger auf den Blitz setzen, als es für die Defense gut wäre. Man schafft es zwar, wie im vergangenen Jahr beim QB in knapp einem Viertel aller Dropbacks Druck zu erzeugen, aber dafür muss man in 36,5 Prozent der Fälle blitzen - viel zu viel und das funktioniert nur, wenn die Secondary dies auffangen kann.

Die Defensive Backs der Ravens spielen bislang aber deutlich unter ihrem eigentlichen Level, ein weiterer Grund für den Abfall einer sonst immer guten Defensive. Es ist aber auch hier zu erwarten, dass gestandene Spieler wie Jimmy Smith, Kyle Arrington oder Will Hill wieder besser spielen werden, zumal Coach John Harbaugh der zweitbeste Coach der Liga ist. Die Ravens sind viel zu gut, als dass es sich nicht irgendwann in Siegen widerspiegeln wird. Die Cardinals sind ein harter Brocken, aber es wäre der perfekte Zeitpunkt für ein Comeback!

Adrian Franke (SPOX): Ja, Baltimore hatte viele enge Spiele - der eigene (einzige) Overtime-Sieg gegen Vick und die Steelers mit eingeschlossen. Eben jene Steelers konnte Arizona nicht schlagen, und die Problemzone wurde dabei wieder mehr als nur offensichtlich: Die Cardinals belohnen sich selbst nicht für gute Drives. In allen Spielen dominierte die Offense bis in die Red Zone, doch bei den beiden Pleiten gab es aus den neun Red-Zone-Chancen nur zwei Mal Punkte. Die Bilanz bei den vier Siegen? 16 aus 17.

Besonders frustrierend daran für die Coaches: Es ist nicht wirklich festzumachen, woran Arizonas Probleme kurz vor der Endzone genau liegen. Das Running Game funktionierte plötzlich nicht mehr so effizient, während Carson Palmer bei einigen Pässen ungenau war - ganz im Gegenteil zu dem, was Palmer ansonsten in dieser Saison zeigt. Ein Grund dafür ist sicher die Tatsache, dass gegnerische Defenses (und die Safeties insbesondere) in der Red Zone keine Cards-typischen weiten Pässe befürchten und aggressiver spielen können.

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Woran genau es aber auch liegt: In jedem Fall wird sich das am Montagabend ändern müssen. Baltimores Defense ist sowohl gegen das Laufspiel, als auch gerade in der Red Zone stark. Es wird somit an Palmer und den Receivern liegen, die bislang so anfällige Secondary nicht ins Spiel kommen zu lassen und früh intensiv auf die Probe zu stellen. Zuletzt sahen Clevelands Josh McCown und San Franciscos Colin Kaepernick gegen Baltimores Defensive Backs sehr gut aus. Es muss Palmers und Arizonas Anspruch sein, das Duell in diesem Bereich klar für sich zu entscheiden.

Peterson vs. Smith? Schlüsselduell!

Auch Coach Bruce Arians weiß: "Wir haben einige Probleme ausgemacht, die wir korrigieren mussten. Wenn wir wieder in so ein knappes Spiel kommen wissen wir, wie wir reagieren müssen." Trotzdem bleibe ich skeptisch, ob das Duell mit den Ravens überhaupt eng wird - denn auch wenn sich Arizonas Offense neben vier herausragenden Spielen zwei Mal nicht selbst belohnen konnte, so hat sich die Defense bislang im Vergleich zum Vorjahr zumindest nicht verschlechtert. Auch wenn der Ausfall von Pass-Rusher Alex Okafor wehtut.

Zum einen spielen die Safeties Tyrann Mathieu, Rashad Johnson und Tony Jefferson auf einem extrem hohen Level, darüber hinaus aber hat Patrick Peterson seinen besten NFL-Saisonstart bislang hingelegt. Er wird sich am Montagabend meist im Eins-gegen-Eins-Zweikampf mit Steve Smith befinden, ein weiteres Schlüsselduell. Kann Smith aus dem Spiel genommen werden, wird Baltimore große Probleme haben, den Ball zu bewegen. Das Running Game hat sich zwar zuletzt verbessert, Arizonas Run-Defense muss sich aber vor niemandem verstecken.

Die beiden Niederlagen waren für Arizona ein wichtiger Weckruf: Jedem Cardinals-Spieler ist spätestens jetzt klar, dass selbst gegen Pittsburghs dritten Quarterback kein Prozent nachgelassen werden darf. So halte ich es mit Steve Smith, der es im Vorfeld so treffend auf den Punkt brachte: "Mann, ich hätte gerne Arizonas Probleme. Wir stehen bei 1-5." Baltimore hat Potential, aber auch extrem viele Baustellen und ein wütendes Cardinals-Team holt seinen ersten Sieg über die Ravens seit 1997.

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