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Colts schlagen Texans auch ohne Luck

Andre Johnson fing zwei Touchdown-Pässe gegen sein Ex-Team
© getty

Mit einem 27:20-Sieg über Division-Rivale Houston haben die Indianapolis Colts (3-2) den dritten Saisonsieg in Folge eingefahren. Obwohl Quarterback Andrew Luck erneut ausfiel, lieferte die Colts-Offense mit Backup Matt Hasselbeck einen guten Auftritt ab. Die Offense der Houston Texans (1-4) dagegen enttäuschte - Quarterback Ryan Mallett kostete das Duell wohl den Startplatz. Auch defensiv kam von den Texans zu wenig.

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Nach einem harten Hit musste Mallett (7/10, 50 YDS, INT) im zweiten Viertel zunächst nur für zwei Snaps aussetzen - er kam, obwohl er grünes Licht von den Ärzten erhielt, nicht mehr zurück. Brian Hoyer (24/31, 312 YDS, 2 TDs, INT) wirkte vom ersten Moment an sicherer und lieferte alles in allem eine gute Partie ab, auch wenn er die Niederlage ebenfalls nicht verhindern konnte. Defensiv wirkten die Texans wie schon in der Vorwoche extrem anfällig.

Houston steht nach der vierten Pleite im fünften Spiel bereits vor den Scherben der eigenen Saison, Indianapolis dagegen grüßt trotz des schwachen Saisonstarts nach fünf Spielen doch wieder von der Tabellenspitze der AFC South. Die Colts konnten ohne Luck auf den 40-jährigen Matt Hasselbeck (18/29, 213 YDS, 2 TDs) bauen, der eine fehlerfreie Partie ablieferte. Darüber hinaus gelang vor allem Routinier Frank Gore (22 ATT, 98 YDS, TD) sein bestes Spiel im Colts-Trikot.

Die Reaktionen:

Matt Hasselbeck (Colts-Quarterback, über seine gesundheitlichen Probleme im Vorfeld): "Es war nicht so schlimm, wie ich vor dem Spiel gedacht habe. Aus irgendeinem Grund habe ich es geschafft, das Spiel zu beenden. Es war ein sehr emotionaler Tag. Es macht wirklich Spaß, mit diesen Jungs zu spielen. Houston hatte mit dem Hail Mary das Momentum zurückgewonnen, aber wir haben geantwortet."

Chuck Pagano (Head Coach Colts): "Ich bin sehr, sehr stolz auf die Jungs. Matt war auf dem Totenbett, das war eine der härtesten Leistungen, die ich seit langem gesehen habe. Andrew [Luck] geht es jeden Tag etwas besser. Er steht kurz vor dem Comeback."

Frank Gore (Colts-Running-Back): "Ich habe einfach meinen Rhythmus gefunden. Ich war heute heiß."

Bill O'Brien (Head Coach Texans): "Das war kein guter Auftritt von uns. Aber es sind noch viele Partien zu spielen. Brian [Hoyer] hat seine Sache heute gut gemacht, wir werden das morgen analysieren und besprechen, wo wir hinsichtlich der Quarterback-Position stehen."

Brian Hoyer (Texans-Quarterback, über seinen späten Pick): "Keine Frage, das war eine ziemlich blöde Entscheidung. Ich denke aber, dass es auch positive Aspekte gab. Wir haben gekämpft."

Der Spielfilm:

Vor dem Kick-Off: Wenige Stunden vor Spielbeginn war klar: Es reicht erneut nicht für Andrew Luck. Der Quarterback der Indianapolis Colts hatte sich in Week 3 eine Schulterverletzung zugezogen und musste bereits in der Vorwoche zuschauen, in Houston muss erneut Backup Matt Hasselbeck ran. Doch auch der ist längst nicht bei 100 Prozent: Hasselbeck hatte bis zuletzt mit einer bakteriellen Infektion zu kämpfen und war zum Wochenbeginn gar im Krankenhaus. Jetzt muss er gegen J.J. Watt und Co. ran.

Die Texans auf der anderen Seite setzen trotz des Debakels in Atlanta erneut auf Quarterback Ryan Mallett, nicht wenige hatten die Rückkehr von Brian Hoyer in die Anfangsformation vermutet. Viel wichtiger erscheint allerdings die Frage, wie fit Arian Foster schon wieder ist: Der Running Back gab in der Vorwoche nach wochenlanger Verletzungspause sein Mini-Comeback, soll der Division-Rivale geschlagen werden, wird er deutlich stärker im Fokus stehen müssen.

7.: INTERCEPTION! Was für ein bitterer Start für die Texans: Houston startet gut, Arian Foster bewegt die Offense - wird dann aber schnell vom Hoffnungsträger zum Sündenbock. Der Running Back lässt einen etwas zu hoch platzierten Mallett-Pass kurz vor der Red Zone durch seine Handschuhe rutschen, Mike Adams schnappt zu. Der erste Turnover der Partie kommt beim ersten Drive. Adam Vinatieri bestraft den Fehler aus 48 Yards, 3:0 Colts.

14.: Das typische...Wer sonst? Indianapolis mit einem unaufgeregten, aber präzisen und effizienten Vortrag. Frank Gore wirkt explosiv, Houston hilft mit einer unnötigen Strafe. Aus sechs Yards findet Hasselbeck per Play Action schließlich - natürlich - Andre Johnson, den langjährigen Texans-WR, frei hinten in der Endzone. 10:0 Colts, Houston früh unter Druck.

27.: Erneut halten die Texans einen Colts-Drive mit einer Strafe am Leben, die Defense hält aber zum zweiten Mal. So muss Vinatieri erneut ran und lässt sich aus 42 Yards nicht zwei Mal bitten. 13:0 Colts. Im Gegenzug wird Mallett hart in der Rippengegend getroffen, Hoyer kommt sechseinhalb Minuten vor der Pause rein. Nach zwei Snaps könnte Mallett wieder rein, O'Brien lässt Hoyer aber drauf - und wird immerhin mit einem Field Goal belohnt. Noch 13:3 Colts. Kurios: Foster musste nach einem Zusammenprall raus und wechselte sich nach einem Snap kurzerhand selbst wieder ein. Jetzt wird er zunächst, sichtlich gefrustet, auf eine Gehirnerschütterung getestet.

30.: HAIL MARY TD! Unglaublich! Beeindruckender Schlussdrive kurz vor der Pause von Hoyer, der die Texans in knapp über einer Minute und ohne Timeout aber nicht in Field-Goal-Reichweite bringen kann. So gibt es eine Sekunde vor der Pause aus 42 Yards den Hail Mary von Hoyer und in der Endzone kommt Rookie Jaelen Strong gegen mehrere Verteidiger mit dem Ball runter. Touchdown, 13:10 Colts und plötzlich alles wieder offen!

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33.: Indianapolis kommt mal so gar nicht beeindruckt aus der Halbzeitpause zurück. Ein guter Kickoff-Return, drei gute Plays und Frank Gore, der bislang einen extrem starken Eindruck hinterlässt, läuft aus drei Yards ohne Probleme in die Endzone. 20:10 Colts. Doch Houston antwortet vier Minuten vor Ende des Drittels! Foster ist zurück auf dem Platz, DeAndre Hopkins macht weiter Play auf Play. In der Red Zone vergisst die Secondary plötzlich Strong: Der steht komplett ungedeckt in der Endzone und so ist auch sein zweiter NFL-Catch ein Touchdown! Nur noch 20:17 Colts.

50.: Houstons Defense kann Hasselbeck und die Colts-Offense allerdings einfach nicht stoppen. Dazu kommen weitere Strafen, die Texans stehen schon jetzt bei 100 Penalty-Yards. Aus zwei Yards fängt zu, aus Houstons Sicht, allem Überfluss erneut Johnson den Touchdown. 27:17 Colts. Houston antwortet per Field Goal, 27:20. Noch etwas über sechs Minuten zu spielen...

56.: ...und die Defense hält! Houston erzwingt endlich einen schnellen Punt - und nach einem bis dato richtig starken Auftritt leistet sich Hoyer den Aussetzer zur Unzeit: Unter Druck wirft er trotz enger Deckung eine weite Bombe und der Ball landet direkt in den Armen von Adams. INTERCEPTION! Colts Football und mit einem 43-Yard-Pass auf T.Y. Hilton beendet Hasselbeck das Spiel standesgemäß. Es ist der 16. Division-Sieg in Folge für Indianapolis - ein neuer NFL-Rekord!

Der Star des Spiels: Frank Gore. Es war nicht nur die herausragende Stat-Line, die der Ex-49er hinter einer überraschend guten O-Line auflegte - es war auch die Art und Weise, wie Gore spielte. Der 32-Jährige wirkte leichtfüßig, explosiv und beweglich und bereitete Houstons Front von Beginn an Kopfzerbrechen. Wie schon so oft in seiner Karriere lief Gore dann spät in der zweiten Hälfte nochmals heiß und bereitete Hasselbeck die dringend nötige Entlastung, so dass die Play-Action-Spielzüge funktionierten. Nicht minder beeindruckend: Matt Hasselbeck, der trotz Erkrankung viel mehr als ein solides Spiel aufs Parkett zauberte und Indy zum so wichtigen Auswärtssieg führte.

Der Flop des Spiels: Ryan Mallett. Nicht wenige Experten wunderten sich bereits, warum Mallett nach dem Falcons-Spiel noch eine Chance bekam - es schien, als wolle sich Coach Bill O'Brien nicht den eigenen Fehler, bereits nach Week 1 den Quarterback zu tauschen, eingestehen. Spätestens jetzt wird er da nicht mehr drum herum kommen, Mallett wirkte klar schlechter als Hoyer und hat jetzt in all seinen sechs NFL-Starts wenigstens eine Interception geworfen. Ebenfalls zu wenig kam von J.J. Watt, was allerdings auch dem Game-Plan der Colts geschuldet war, die das Spiel immer wieder vom Star-DE der Texans weg lenken konnten.

Das fiel auf:

  • O'Brien nahm das Spiel früh, schon ehe er den QB-Wechsel vollzog, aus den Händen von Mallett. Von Anfang an dominierten Arian Foster und Alfred Blue das Bild aus Sicht der Texans-Offense, da Foster merklich noch nicht bei 100 Prozent war, kam Blue durchaus auf seine Snaps.
  • Der Unterschied von Mallett zu Hoyer gab all den Kritikern, die Hoyer schon vor dem Spiel gefordert hatten, Recht: Hoyer wirkte deutlich sicherer in der Pocket, die Pässe kamen mit mehr Touch und präziser. Mallett machte nicht nur auf dem Platz keine gute Figur: Vor dem Extra-Point nach dem Hail-Mary-TD stürmte er bereits in die Kabine. Es gibt keinen Grund anzunehmen, dass Hoyer im nächsten Spiel nicht in der Startformation steht.
  • Indianapolis' O-Line sah deutlich besser aus als zuletzt, J.J. Watt bekamen die Colts mit konsequenten Double-Teams überraschend gut in den Griff. Zum ersten Mal seit dem zweiten Spieltag der Vorsaison blieb Watt in der ersten Hälfte ohne Tackle. Es dauerte viel zu lange, ehe der Rest der Texans-Front daraus Kapital schlug. Dann aber gelangen vor allem Jadeveon Clowney einige gute Plays. In der zweiten Hälfte wurde auch Clowney zunehmend gedoppelt - und der Rest des Pass-Rushs blieb trotzdem komplett blass.
  • Die fast schon logische Konsequenz: Nachdem die Texans gegen Atlanta fünf lange TD-Drives zuließen, war es die nächste extrem enttäuschende Vorstellung von Houstons Defense, insbesondere der im Vorfeld der Saison hochgelobten Front Seven. Zudem prägten enorm viele Strafen, offensiv wie defensiv, das Bild für die Hausherren.
  • Ein Lichtblick aus Texans-Sicht war Receiver DeAndre Hopkins (11 REC, 169 YDS). Gegen Zone-Coverage war Houstons Nummer-1-Receiver mehrfach komplett frei, auch wenn ihn Indianapolis' Top-Cornerback in Manndeckung über den Platz verfolgte, verschaffte sich Hopkins seine Freiräume.
  • Es schien fast, als hätte sich Andre Johnson über das erste Saisonviertel zurückgehalten: Der Ex-Texan verzeichnete in den ersten vier Saisonspielen zusammengenommen 51 Receiving-Yards - an alter Wirkungsstätte waren es 77 Yards und zwei Touchdowns. Der 34-Jährige machte so gemeinsam mit Gore und Hasselbeck die Ü-30-Party perfekt.

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