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"Wie Ringen gegen einen Kraken"

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These: Chip Kelly übersteht die Saison in Philadelphia nicht

mySPOX-User Lattenknaller: Chip hat nach und nach die Alphamännchen aus dem Team entfernt: Foles, Jackson, McCoy, Maclin... Wieso ist schwer zu sagen, vielleicht um Widerworte in der Kabine loszuwerden, vielleicht als Machtdemonstration. Tatsache ist aber, dass ihm jetzt Führungsspieler fehlen. Wenn die Eagles in dieser Season zur Halbzeit hinten lagen, ging das Spiel auch verloren - unter anderen weil man die Rushing Plays fast vollständig aufgab. Die beiden Siege bislang haben zwei Dinge gemeinsam: Führung zur Haftime und 100y+ Yards Rushing. Allerdings ist das derzeit nicht so einfach zu erreichen für die Eagles: Die O-Line bietet eher ein trauriges Bild, nachdem Mathis nun in Denver spielt und man zwei Jahre keine Verstärkung draften wollte. Chip hat nicht mehr die Spieler für seine explosiven Plays der Vergangenheit. Deswegen sind die Eagles vor allem eines: Einfach auszurechnen. Die Offense verwandelt nur 28 Prozent ihrer Third Downs in First Downs und folglich steht die Defense mit 363 Scrimmage Plays mit Abstand an der Spitze der NFL. Und das dürfte auch Chip im Laufe der Saison das Genick brechen. Ich sehe kaum Chancen, dass die Eagles mehr als sieben Siege einfahren - trotz der einfachen Division - und das ist in Philly einfach zu wenig. Da stellt sich nicht die Frage, unter welchen Bedigungen Chip bleiben würde, sondern eher, ob man ihn noch haben will.

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Marcus Blumberg (SPOX): So schwarz sehe ich nicht, Lattenknaller. Positiv betrachtet ist nach zwei Siegen aus den letzten drei Spielen durchaus ein Aufwärtstrend zu erkennen. Die Stimmung in Philly ist dennoch angespannt, was an den schnellen Pfiffen des Publikums schon bei kleineren Fehlern während der Spiele ersichtlich wird. Zugegeben, der Philly-Fan an sich ist ohnehin nicht sonderlich geduldig, aber wie lange wird sich Jeffrey Lurie das Ganze noch ansehen? Mit Vorgänger Andy Reid hat man im Grunde vier bis sechs äußerst wechselhafte Jahre ausgesessen, doch der hat auch nicht die komplette Organisation innerhalb kürzester Zeit auf links gedreht. Kelly wird diese Saison noch versöhnlich zu Ende bringen müssen, um den Eagles Grund zu geben, ihm weiter zu vertrauen. Was zudem für ihn spricht: Wirft man ihn nach dieser Spielzeit raus - während der Saison wird sich nichts tun - müsste der Nächste mit einem gigantischen Trümmerhaufen wieder ganz neu anfangen. Und ob man die Geduld dafür hat, darf bezweifelt werden - besonders in Philadelphia.

Stefan Petri (SPOX): Die Eagles sind bislang eine einzige Achterfahrt - wer weiß schon, ob es hinter der nächsten Kurve nach oben oder steil nach unten geht? Deshalb schlagen da zwei Herzen in meiner Brust. Einerseits hat Philly ein talentiertes Team, eine richtig gute Defense, und der Spielplan ist nicht übermäßig hart (außerhalb der Division warten nur noch die Panthers, Patriots und Cardinals). Wenn man den Karren mit dem Kantersieg über die Saints aus dem Dreck gezogen hat, ist noch einiges möglich. Andererseits haben mich die bisherigen Wochen schon ziemlich ernüchtert, das muss ich zugeben. Sam Bradford hat an Kellys Seite kein Wunderelixier gefunden und bleibt unterdurchschnittlich, Running Back DeMarco Murray mosert offen gegen die Taktik, und der Chiptator scheint nicht gerade beliebt bei seinen Spielern. Es geht am Sonntag gegen die Giants, danach nach Carolina. Zwei klare Niederlagen und die Playoffs sind weg, dann würde mich ein Rausschmiss nicht überraschen. Um auch noch in der kommenden Saison auf dem Thron zu sitzen, muss dagegen mindestens ein Postseason-Erfolg her, nur so lässt sich sein autokratischer Stil rechtfertigen. Den sehe ich derzeit nicht. Und dann waren es schon drei Jahre bei den Eagles ohne sichtbaren Aufwärtstrend...

Adrian Franke (SPOX): Doch, er wird die Saison überstehen, Stefan. So genial der Head Coach Chip Kelly nachweislich sein kann - im Gegensatz dazu verläuft sein erstes Jahr mit der alleinigen Macht über den Kader in der NFL zweifellos umso holpriger. Die Umstellungen in der Interior O-Line wirken nach fünf Spielen wie ein komplettes Desaster, ligaweit ist keine Line schwächer im Run-Blocking und die Verletzung von Guard Andrew Gardner sorgt hier für weitere Probleme. Die einfache Konsequenz: Kelly kann das Running Game, worauf seine Offense in der Theorie stark basiert, nicht ins Rollen bekommen und das Team leidet darunter. Und trotzdem schreibe ich die Ehe zwischen Kelly und den Eagles aus mindestens zwei Gründen noch längst nicht ab. Zum einen wäre da die Tatsache, dass Kelly eben in seinem ersten Jahr als Coach UND Kader-Alleinherrscher ist, und selbst im kategorisch ungeduldigen Philadelphia wäre es untypisch, einen neuen Geschäftsführer nach nur einem Jahr zu ersetzen und seine Arbeit so komplett ad absurdum zu führen. Das sehe ich also so wie Blumi. Da es am Coach Chip wenig Zweifel gibt, wird der GM Kelly wenigstens noch ein Jahr bekommen. Darüber hinaus ist nach wie vor nicht auszuschließen, dass die Eagles ihre komplett offene Division gewinnen und in die Playoffs einziehen. Und dann würde sich sowieso niemand mehr beschweren.

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