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Wenn Leidenschaft viel Leiden schafft

Greg Hardy bekleckerte sich in Dallas nicht gerade mit Ruhm
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Der Flop der Woche, die Zweite: Die AFC South. In den meisten Jahren gibt es diese eine Division, die verglichen mit dem Rest der Liga hinterherhinkt. In der Vorsaison war das die NFC South, die Carolina mit nur sieben Siegen (!) für sich entschied. In diesem Jahr ist es die AFC South - und auch hier könnten sieben Siege am Ende reichen.

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Ein Beispiel: Die Texans, die am Sonntag von Miami komplett auseinandergenommen wurde, stehen bei zwei Siegen und fünf Pleiten und haben in den vergangenen beiden Wochen zusammengenommen 64 Punkte zugelassen. Trotzdem stehen sie nur ein Spiel hinter dem Division-Leader. Ein Spiel! An der Spitze "thront" nach wie vor Indianapolis, und das nachdem die Colts ihrerseits gegen New Orleans eine völlig inakzeptable erste Hälfte abgeliefert haben.

Drei Turnover, 67 Passing-Yards und ganze sechs First Downs standen nach zwei Vierteln gegen die Saints zu Buche, damit einhergehend ein 0:20-Rückstand. Indy bewies zwar immerhin etwas Moral und machte das Spiel nochmal spannend, am Ende stand aber eine weitere Pleite. Die nächsten Gegner der Colts? Carolina, Denver, Atlanta. Ja, sieben Siege werden am Ende wohl reichen...

Der "Remember me?"-Moment der Woche: Dwayne Harris. Nach vier Jahren in Dallas wollte Harris eine neue Herausforderung. Die Cowboys gaben ihm kaum Chancen als Receiver, die New York Giants versprachen ihm genau das - und legten einen lukrativen Vertrag obendrauf. Doch die Kritik folgte schnell: New York gab Harris unerwartet viel Geld und die Ergebnisse blieben zum Saisonbeginn noch aus.

Dann kam das zweite Spiel gegen Dallas. Natürlich, gegen wen auch sonst. Die Cowboys hatten am Sonntag gerade im Schlussviertel ausgeglichen, die Defense spielte stark und das Spiel war offen. Da trug Harris den folgenden Kick-Off 100 Yards zurück in die Endzone, es war der Game Winner. Doch nicht nur das: 1:36 Minuten vor dem Ende erzwang Dallas einen Giants-Punt und Harris' Nachfolger Cole Beasley ließ das Ei fallen. Turnover, Game over.

"Die Giants versprachen mir eine Chance, als Receiver zu spielen, und sie haben Wort gehalten. Dallas wollte mich nur als Blocking Receiver. Deshalb bin ich hier her gekommen", strahlte Harris anschließend: "Wenn du irgendwo neu bist, hilft dir so eine Aktion natürlich. Damit fühlst du dich stärker als ein Teil des Teams und die Fans im Stadion lassen dich das wissen. Es war für mich heute ein Ende wie im Film."

Das Schulterzucken der Woche: Die Patriots. Balance? Wer braucht schon Balance? Wer braucht schon ein solides Running Game, wenn er einen guten Gegner auch mit Tom Brady (!) als Top-Rusher schlagen kann? Tom. Brady. 15 Rushing-Yards erlief Tom Terrific, das restliche Running-Back-Corps der Patriots verzeichnete am Sonntag zusammen genommen ein Yard gegen die Jets. Das Ergebnis ist bekannt.

Brady warf 54 Pässe (355 YDS, 2 TDs) und New England versuchte überhaupt nicht erst, hinter seiner anfälligen O-Line und gegen die starke Jets-Front ein Laufspiel zu etablieren. Ganze neun Laufversuche hatten die Pats gegen New York, vier davon von Brady, und der Titelverteidiger zeigte wieder einmal, wie anpassungsfähig dieses Team ist und was für eine Herkulesaufgabe es aktuell bedeutet, die Patriots schlagen zu wollen.

Der Big Point der Woche: Der Raiders-Sieg in San Diego. In der AFC West kündigt sich ein Machtwechsel an: Die Raiders dominierten die Chargers am Sonntag nicht nur was die Fan-Lautstärke (in San Diego, wohlgemerkt) anging. Auch auf dem Platz war es eine klare Angelegenheit, denn nur weil die Chargers das Schlussviertel mit 23:0 für sich entschieden, gab es am Ende lediglich eine vergleichsweise knappe 37:29-Pleite.

"Sie haben uns gründlich vermöbelt. Das war richtig bitter", gab Chargers-Safety Jimmy Wilson unverblümt zu und Coach Mike McCoy haderte: "Es war von Anfang an ein verkorkstes Spiel." Dabei war es vor allem für San Diego ein erstes Endspiel und plötzlich sind die Chargers (2-5) Letzter in der Division. Oakland (3-3) dagegen hat mit Rookie-Receiver Amari Cooper das große Los gezogen und darf hinter den starken Broncos weiter zumindest von einer Wildcard träumen.

Kurz vor dem Karriereende steht...Ryan Mallett. Mal wieder. Nicht zum ersten Mal kündigt der Hangover das baldige Karriereende von Houstons (relativ) frisch gebackenem Backup-Quarterback an, doch die Anzeichen verdichten sich. Um so mehr nach dem Spiel in Miami, auch wenn Mallett dabei gar nicht auf dem Platz stand. Er hätte aber eigentlich überhaupt nicht mehr im Kader stehen sollen.

Mallett verpasste dem Team-Flug nach South Beach und machte den Verkehr in Houston dafür verantwortlich - es klang wie eine motivationslos vorgetragene Ausrede. Wie der Houston Chronicle dann am Montag berichtete, wollte Coach Bill O'Brien Mallett noch vor dem Spiel eigentlich entlassen. Doch Geschäftsführer Rick Smith legte sein Veto ein und so blieb O'Brien nichts anderes übrig, als am Montag mit Blick auf Mallett zähneknirschend anzukündigen: "Wir besprechen alle Optionen."

So steht am Ende eine Situation, die O'Briens Autorität nachhaltig untergraben und intern ein giftiges Klima schaffen könnte. Klar scheint: Unter O'Brien wird Mallett kein Spiel mehr bestreiten. Ob er nach den alles in allem unrühmlichen Monaten in Houston woanders noch eine Chance bekommt, bleibt abzuwarten.

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