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Saints schocken schwache Falcons

Die Falcons leisteten sich zu viele Fehler - wie diesen Fumble von Tevin Coleman
© getty

Week 6 beginnt mit einer Überraschung! Die New Orleans Saints (2-4) fügen den bis dato ungeschlagenen Atlanta Falcons (5-1) die erste Saisonniederlage zu und profitieren dabei von einem sehr durchwachsenen Auftritt der Falcons, die sich im ersten Durchgang drei Turnover leisteten. Für die Saints war es nach einer ungewohnten Durststrecke der zweite Heimsieg in Folge.

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Atlantas Quarterback Matt Ryan (30/44, 295 YDS, 2 TDs) stand im ersten Division-Spiel der Falcons in dieser Saison unter konstantem Druck und kassierte fünf Sacks sowie 20 Hurries, während sein Gegenüber Drew Brees (30/39, 312 YDS, TD) die Saints dank eines herausragenden Auftritts von Tight End Benjamin Watson (10 REC, 127 YDS, TD) zum Heimsieg führte.

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Doch nicht nur das Duell der Offenses ging an die Saints, auch defensiv erwischte Atlanta einen ganz schwachen Tag. Jetzt haben die Falcons zehn Tage Zeit, als nächstes warten die Tennessee Titans und die Tampa Bay Buccaneers. New Orleans bekommt es am kommenden Spieltag mit den Indianapolis Colts zu tun.

Die Stimmen:

Drew Brees (Saints-Quarterback): "Du willst natürlich immer gewinnen. Aber in unserer Situation so früh in der Saison brauchten wir so einen Sieg gegen einen starken Gegner dringend. Unsere Defense kann man heute nicht genug loben, offensiv haben wir die Punkte geholt, die wir gebraucht haben. Aber natürlich war da noch mehr drin. Einen besseren Mitspieler als Ben (Watson) kann man sich nicht wünschen."

Sean Payton (Head Coach Saints): "Das war ein guter Sieg gegen ein wirklich starkes Team. Es war uns wichtig, viel Ballbesitz zu haben. Das ist uns in der zweiten Hälfte besser gelungen. Delvin Breaux hat ein tolles Spiel abgeliefert und hatte Julio Jones über weite Strecken im Griff."

Benjamin Watson (Saints-Tight-End): "Das war ein Sieg der ganzen Mannschaft, denn in einer kurzen Woche ist es nie einfach. Ich glaube, wir waren alle wütend, es war bisher keine einfache Saison für uns. Hoffentlich wird uns dieser Sieg auf den richtigen Weg bringen."

Matt Ryan (Falcons-Quarterback): "Wir haben, gerade was die Turnover angeht, nicht so gespielt, wie wir uns das vorstellen. Wir wussten, dass das hier kein einfaches Spiel werden würde - das ist es nie. Aber wenn du so viele Turnover hast, ist es schwierig, Spiele zu gewinnen."

Der Spielfilm:

Vor dem Kick-Off: Atlanta hat die Chance, mit einem Division-Erfolg über New Orleans den sechsten Sieg im sechsten Spiel einzufahren und so den nächsten Schritt in Richtung Playoffs zu machen. Mit dabei: Star-Receiver Julio Jones, den seit zwei Wochen eine Oberschenkelverletzung plagt und dessen Einsatz fraglich war. Head Coach Dan Quinn bestätigte im Vorfeld aber, dass Jones keineswegs nur limitiert zum Einsatz kommen soll. Darüber hinaus kommen die Falcons mit Devonta Freeman, einem der besten Running Backs der bisherigen Saison, in den Big Easy.

Keine guten Nachrichten also für die Saints-Defense, die bislang über 400 Yards pro Spiel zulässt und in Philadelphia nach gutem Start einmal mehr einbrach. Doch auch die Offense ist noch überhaupt nicht im Rhythmus und da hilft es wenig, dass die Wechselgerüchte um Head Coach Sean Payton zuletzt massiv zunahmen. Immerhin aber hat New Orleans mit dem Sieg über Dallas vor zwei Wochen seine Heim-Pleiten-Serie nach sechs Niederlagen im Superdome in Folge beendet.

6.: OPENING-TOUCHDOWN! Die Saints verlagern sich früh auf ihr Passing Game und kommen so in die Red Zone. Hier lässt sich Mark Ingram aus zwei Yards nicht zwei Mal bitten und kämpft sich in die Endzone. Ein starker erster Drive und das erste Mal überhaupt in dieser Saison, dass New Orleans seinen ersten Offensiv-Ballbesitz in einen Touchdown verwandelt. Bitter allerdings: Andrus Peat, der bereits Left Tackle Terron Armstead vertritt, musste verletzt raus. Trotzdem: 7:0 Saints.

12.: Und Atlanta patzt im Gegenzug! Die Falcons spielen ein Fourth Down tief in der Saints-Hälfte aus, doch Ryan lässt das Ei nach dem Snap fallen: Turnover on Downs. Die Saints punten und auch Atlanta schafft kein First Down - doch mit ungleich schwereren Konsequenzen: Michael Mauti blockt den Punt und trägt das Ei zurück in die Endzone! Erinnerungen an den Punt-Block im ersten Heimspiel nach Hurricane Katrina werden unweigerlich wach, zumal Steve Gleason, der an ALS erkrankte Held aus jener Szene 2006, im Stadion ist. 14:0 Saints!

23.: Doch die Falcons antworten dieses Mal schnell: New Orleans hat keine Antworten auf das Passing Game und in der Endzone hat Cornerback Brandon Browner das Nachsehen gegenüber Roddy White. 14:7 Saints. Allerdings steht sich Atlanta wenig später erneut selbst im Weg: Nach einem starken Run schlägt Dannell Ellerbe Rookie Tevin Coleman den Ball aus der Hand - Fumble, nächster Turnover!

28.: UNFASSBAR! Atlanta macht heute alles, um den perfekten Saisonstart zu beenden: Erneut muss New Orleans schnell punten, die Offense ist seit dem ersten Drive eingeschlafen. Doch Atlanta vermasselt seinerseits kurz darauf den Snap komplett, der Ball liegt auf dem Boden und Ellerbe sagt Danke. New Orleans kommt zwar in Field-Goal-Reichweite, doch der Kick aus 51 Yards geht daneben. 14:7 Saints zur Halbzeit, ein Spiel der verpassten Chancen bislang.

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42.: Die erste Falcons-Pleite liegt in der Luft! Atlantas Offense hat seinen Rhythmus verloren, New Orleans eröffnet den zweiten Durchgang zunächst mit einem Field Goal. Kurz darauf marschieren die Saints das Feld runter und bei Fourth Down kurz vor der Endzone findet Brees per Play-Action-Fake Watson, den Atlanta überhaupt nicht in den Griff bekommt, zum Touchdown. Atlanta hatte der Offense unmittelbar davor mit einer Encroachment-Strafe noch zwei Yards geschenkt. 24:7 Saints, jetzt muss Atlanta aufwachen...

52.: ...und genau das gelingt: Atlanta spielt seinerseits ein Fourth Down aus und Freeman erledigt aus 25 Yards den Rest. Sein neunter (!) Rushing-Touchdown in dieser Saison, kein anderer Spieler hat aktuell über fünf. Noch 24:14. Aber Atlantas Defense kann New Orleans heute einfach nicht stoppen: Über die Running Backs sowie nach wie vor über Watson dominieren die Saints inzwischen und wieder ist es Ingram, der das Ei aus einem Yard über die Linie hämmert. 31:14 Saints, riecht nach Vorentscheidung!

58.: Und genau so ist es. Atlanta muss erneut punten, New Orleans leistet sich sogar noch ein zweites Missed Field Goal. Die Falcons können dann zumindest noch etwas Ergebniskosmetik betreiben, aus 13 Yards bedient Ryan Freeman zu dessen zweitem Touchdown. 31:21, der Onside Kick landet bei den Saints, die das Spiel einige Timeouts und einen Punt später mit einem Ryan-Fumble endgültig beenden. Die Falcons kassieren ihre erste Pleite unter Dan Quinn.

Der Star des Spiels: Benjamin Watson. Der Tight End der New Orleans Saints demontierte die Secondary der Falcons fast im Alleingang und offenbarte große Probleme in der Safety-Coverage. In bester Jimmy-Graham-Manier verschaffte sich Watson immer wieder Räume über die Mitte und stand insgesamt extrem lange auf dem Platz. Drew Brees suchte seinen Tight End oft und wurde dafür belohnt. Ebenfalls stark: Saints-Linebacker Dannell Ellerbe, der aber vorzeitig aufgrund einer Leistenverletzung raus musste.

Der Flop des Spiels: Atlantas Front Seven. Zugegeben, die Turnover sind der Offense anzukreiden und sorgten dafür, dass Atlanta im ersten Viertel nicht möglicherweise schon davonzog. Aber die Front Seven der Falcons war der Grund dafür, dass New Orleans offensiv im zweiten Durchgang schließlich daraus Kapital schlagen konnte: Der Pass-Rush kam, obwohl mit Pead der zweite Left Tackle der Saints früh ausfiel, viel zu selten an Brees ran und im Run Game gab es immer wieder große Löcher für Robinson, Ingram und Co.

Das fiel auf:

  • Die Falcons hatten in der Secondary massive Probleme: Weil sich die Defensive Backs zu stark auf die Receiver Brandin Cooks und Willie Snead konzentrierten, entwischte Tight End Benjamin Watson den Safeties immer und immer wieder. Es war über weite Strecken das einzige Mittel, das die Saints-Drives am Leben hielt, dennoch taten sich die Falcons hier extrem schwer und konnten sich auch im Laufe des Spiels nicht auf Watson einstellen.
  • Nach dem Washington-Spiel war es die zweite Partie in Folge, in der Atlantas Pass-Rush zu wenig lieferte. Der zumindest heute wackligen Secondary half das natürlich überhaupt nicht.
  • New Orleans kam, obwohl im Superdome unerwartet viele Plätze leer geblieben waren, mit viel Herz und Leidenschaft auf den Platz und überrollte Atlanta anfangs. Doch wie schon in Philadelphia schlief die Offense nach dem ersten Drive wie auf Knopfdruck ein und es dauerte bis in die zweite Hälfte, ehe Brees und Co. wieder aggressiver zu Werke gingen. Dann aber schaffte es New Orleans, das Spiel an sich zu reißen.
  • Atlanta versuchte von Beginn an extrem viele Play-Action-Spielzüge und wurde mehrfach belohnt: Die Saints, ihres Zeichens mit einer der schwächsten Run-Defenses der Liga, fielen konstant auf die Fakes rein, da Freeman zu stoppen sichtlich die oberste Priorität war. Das erlaubte es den Falcons im Laufe des Spiels, die Play Action zu nutzen, um das Running Game zu ermöglichen - und nicht umgekehrt. Trotzdem schaffte es Atlanta zu selten, Julio Jones (6 REC, 93 YDS) Eins-gegen-Eins-Matchups zu geben.
  • Alles in allem prägten aber verpasste Gelegenheiten und unnötige Fehler das Bild. Die Saints konnten Atlantas Offense zunächst überhaupt nicht stoppen, doch die selbstverschuldeten Turnover verhinderten, dass die Falcons daraus hätten Zählbares machen können. Umgekehrt schlug New Orleans aus den Turnovern zu wenig Kapital. Die Gäste verpassten letztlich den fünften Sieg in dieser Saison trotz Rückstand im vierten Viertel. Vier Mal war das Atlanta zuvor in diesem Jahr bereits gelungen.
  • Tevin Coleman bleibt nach überstandener Verletzung der klare Backup gegenüber Freeman - und das zurecht. Freeman (13 CAR, 100 YDS, TD; 8 REC, 56 YDS, TD) lieferte erneut mehrere explosive Runs und war auch im Passing Game wieder eine Waffe. Coleman (4 CAR, 40 YDS) kam dagegen eher sporadisch zum Einsatz, hinterließ aber, abgesehen vom Fumble, ebenfalls einen guten Eindruck.

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