NFL

Viel Arbeit für Jimmy Garoppolo

Von Adrian Franke/Jan Höfling
Brady-Vertreter Jimmy Garoppolo lieferte einen mäßigen Einstand
© getty

Brady-Vertreter Jimmy Garropolo erlebte ein maximal durchwachsenes Preseason-Debüt, während Lions-RB Ameer Abdullah den ersten Hype bestätigen konnte. Johnny Manziel präsentierte sich derweil weiter auf dem Weg der Besserung, Miamis Offense überzeugte und Melvin Gordon gab sich selbstkritisch. Außerdem: Bittere Verletzungen für die Washington Redskins und die New Orleans Saints.

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New England Patriots (0-1) - Green Bay Packers (1-0) 11:22 (0:3, 11:6, 0:6, 0:7)

Einen Tag nach seiner Bundesrichter-Anhörung im Zuge der "Deflategate"-Affäre führte Superstar Tom Brady seine New England Patriots beim Preseason-Opener gegen die Green Bay Packers im Gillette Stadium aufs Feld. Von den Fans gab es den erwartet lauten Applaus, der Arbeitstag des Quarterbacks war mit lediglich zwei Serien (1/4, 10 Yards), die ohne Ertrag endeten, von kurzer Dauer. Der einzige Touchdown der Hausherren war Running Back Jonas Gray mit einem Lauf über 55 Yards vorbehalten.

Der Rest des Spiels gehörte Backup Jimmy Garoppolo, der Brady die ersten vier Spiele ersetzen würde und deshalb besonders im Fokus stand. Mit 159 Passing-Yards (20/30), keinem Touchdown und einer Interception hatte der 23-Jährige, der zudem stolze sieben Sacks einstecken musste, dabei einen harten Start in die neue Saison. "Die Situation beeinflusst mich nicht, ich gehe an die Saison unverändert heran", resümierte Garoppolo im Anschluss: "Egal ob du Backup, Starter oder was auch immer bist, du musst mental immer auf der Höhe sein." Das runderneuerte CB-Corps wurde von Malcolm Butler angeführt.

Bei den Packers brachte Aaron Rodgers elf seiner 19 Pässe an den Mitspieler und verbuchte 117 Yards, ehe die Backup-Quarterbacks des Teams aus Wisconsin ran durften. Scott Tolzien gelang ein Touchdown-Pass über 26 Yards auf Jeff Janis, zehn seiner 16 Zuspiele kamen an. Brett Hundley (4/6, 60 YDS, TD), der John Crockett im vierten Quarter zum Touchdown zum 22:11-Endstand bediente, und Matt Blanchard (2/2, 11 YDS) kamen ebenfalls zum Zug. Erstmals war bei den Gästen Tom Clements für die Ansagen der offensiven Spielzüge zuständig. Am Ende standen 406 Yards ohne Ballverlust zu Buche.

Detroit Lions (1-0) - New York Jets (0-1) 23:3 (10:3, 0:0, 10:0, 3:0)

Ameer Abdullah, Ladies and Gentlemen! Wer nach den starken Trainingseindrücken noch nicht überzeugt war, dürfte sich spätestens jetzt auf die Saison des Rookies freuen. Detroits Running Back (7 CAR, 67 YDS) zeigte, was ihn ausmacht: Brutal effektive Cuts, Explosivität und gute Vision auf dem Platz. "Er ist so schnell wie Barry Sanders. Ich sage nicht, dass er Barry ist, aber er hat diese Explosivität", schwärmte auch Jets-Coach Todd Bowles.

Die Jets-Defense war damit teilweise überfordert, wovon auch Lions-QB Matthew Stafford profitierte: Seinen einzigen Drive schloss er mit 57 Yards und einem TD-Pass zu Golden Tate ab. Den zweiten Touchdown der Partie fing der ebenfalls auffällige Greg Salas (5 REC, 92 YDS, TD). "Es war ein guter Start, das Tempo war gut. Und wir konnten ein gutes Running Game aufziehen", resümierte Stafford.

Bei den Jets auf der anderen Seite waren infolge des kuriosen Kieferbruchs von Starting-QB Geno Smith alle Augen auf Ryan Fitzpatrick gerichtet - doch die Erkenntnisse blieben rar gesät. Fitzpatrick absolvierte nur einen Drive (2/3, 16 YDS), der aber immerhin in einem Field Goal resultierte. Eine größere Sample Size bot da schon Rookie Bryce Petty, Stand jetzt wohl der Jets Backup-QB. Petty hatte einen schweren Stand (10/18, 50 YDS) und offenbarte noch viel Luft nach oben. New York verwandelte nur drei seiner zwölf Third-Down-Versuche.

Cleveland Browns (0-1) - Washington Redskins (1-0) 17:20 (7:3, 7:10, 3:7, 0:0)

Für die Fans der Browns gab es trotz Auftaktpleite gleiche mehrere Gründe zur Freude. Quarterback Josh McCown (5/5, 33 YDS, TD) schaffte es direkt bei seinem ersten Ballbesitz der diesjährigen Preseason das Team aus Cleveland zu einem Touchdown durch Travis Benjamin zu führen und auch der Auftritt von Sorgenkind Johnny Manziel (7/11, 42 YDS) sorgte für zufriedene Mienen im FirstEnergy Stadium.

Vor allem Manziel, der sich bei seinen Einsätzen in der vergangenen Saison nicht wirklich mit Ruhm bekleckerte und der in der Offseason alles unternahm, um endlich die nötige Professionalität zu erlangen, unterstrich die guten Eindrücke aus dem Training Camp. Wie angekündigt verzichtete der 22-Jährige, der einen Sack einstecken musste, nach seinem Scramble-Touchdown auf die übliche "Money"-Geste, die ihm einiges an Kritik eingebracht hatte. Die Laufverteidigung der Browns konnte sich jedoch nicht in verbesserter Form präsentieren.

Auf der Gegenseite brachte Robert Griffin III, der in sein letztes Vertragsjahr geht, vier seiner achte Pässe für 36 Yards an den Mann. Ein Touchdown blieb RG III jedoch unter anderem deshalb verwehrt, weil Receiver Pierre Garcon einen tiefen Pass nicht unter Kontrolle bringen konnte. Kirk Cousins (12/14, 154 YDS) zeigte eine solidere Leistung und führte Washington zu weiteren Punkten. Für einen großen Wermutstropfen sorgte die Verletzung von TE Niles Paul, für den die Saison nach einem Bruch des Knöchels gelaufen ist. "Es ist unfassbar", kommentierte Redskins-Coach Jay Gruden die bittere Verletzung: "Er spielt für das Team eine sehr große Rolle."

San Diego Chargers (1-0) - Dallas Cowboys (0-1) 17:7 (7:0, 7:7, 0:0, 3:0)

Nicht der hoch gehandelte Rookie Melvin Gordon (6 ATT, 11 YDS) war es, der das Chargers-RB-Corps hinter einer guten O-Line anführte - die Show gehörte stattdessen Branden Oliver. Oliver (10 ATT, 53 YDS, TD) fand sich deutlich besser zurecht, während Gordon zu häufig zögerte und anschließend zugab: "Ich habe einige Runs verpasst. Heute hat es für mich einfach nicht gepasst."

Den zweiten Chargers-TD verzeichnete Danny Woodhead bei seinem Comeback mit seinem einzigen Run und der Running Back, der im Vorjahr einen Knöchelbruch erlitten hatte, strahlte anschließend: "Das hat sich toll angefühlt. Es war ein langer Prozess und ich fühle mich jetzt wirklich gut."

Insgesamt war es aber ein defensiv geprägtes Duell, zumal Tony Romo und Dez Bryant auf Seiten der Cowboys nicht aufliefen. Die ersten beiden Running Backs Darren McFadden und Joseph Randle fehlten zudem angeschlagen, Rookie Gus Johnson (13 ATT, 35 YDS, TD) durfte von Beginn an ran. Den stärksten Auftritt auf Seiten der Boys hatte aber Rookie-Tackle La'el Collins, der einige herausragende Blocks lieferte, sich sichtlich wohl fühlte und die ohnehin beste O-Line der Liga nochmals nach vorne pushen dürfte.

Chicago Bears (1-0) - Miami Dolphins (0-1) 27:10 (0:7, 3:3, 14:0, 10:0)

Die Erkenntnisse aus der Windy City stehen im genauen Gegensatz zum Ergebnis - zumindest was die Starter angeht. Miamis Starting-Offense zeigte einen tollen ersten Drive, QB Ryan Tannehill (6/7, 56 YDS, TD) fühlte sich in der Offense von Bill Lazor deutlich wohler und könnte den erhofften nächsten Schritt machen. Slot-Receiver Jarvis Landry fing den einzigen TD-Pass der Dolphins, deren neue D-Line um Ndamukong Suh zudem einen starken ersten Eindruck hinterließ.

Chicago auf der anderen Seite hatte defensiv die erwarteten Probleme. Die Umstellung von der 4-3 auf die 3-4 wird Zeit brauchen und bei dem Tempo und der Präzision von Miamis erster Offense kamen die Bears nicht mit. Doch auch die erste Bears-Offense um QB Jay Cutler (4/7, 42 YDS) schaffte trotz mehrerer Drives nur ein Field Goal.

Stattdessen konnten bei Chicago die Backups glänzen, vor allem Running Back Senorise Perry (10 ATT, 89 YDS, TD) sammelte Pluspunkte. Bei den Dolphins dagegen enttäuschten die Backup-QBs Josh Freeman (5/16, 76 YDS, INT) und McLeod Bethel-Thompson (5/12, 71 YDS, 2 INT). Auch Backup-RB Damien Williams (7 ATT, 20 YDS) konnte wenig überzeugen.

Baltimore Ravens (1-0) - New Orleans Saints (0-1) 30:27 (14:0, 6:14, 0:3, 10:10)

Nach dem ersten Drive war Schluss für Ravens-QB Joe Flacco (5/6, 33 YDS, 17 Rushing-Yards) - dennoch konnte Baltimores erste Offense einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Das System des neuen Offensive Coordinators Marc Trestman saß, auch wenn Starting-RB Justin Forsett (2 ATT, 3 YDS) weitestgehend raus gehalten wurde, und im Laufe der Partie prägten Big Plays das Bild: Baltimore verzeichnete acht Plays von mindestens 12 Yards (zwei Runs, sechs Pässe).

Die Saints auf der anderen Seite mussten hart arbeiten, um in die Partie zu kommen. Quarterback Drew Brees spielte nicht und als sich die Saints ihr erstes First Down erspielten stand es bereits 17:0. Backup-QB Luke McCown (7/10, 75 YDS, TD) durfte nach seinem TD-Drive dann raus, Ryan Griffin (10/17, 112 YDS, TD) ersetzte ihn. Tatsächlich ging New Orleans kurz vor Schluss sogar noch in Führung, doch zwei Sekunden vor dem Ende erlief Bryn Renner dem Game-Winner.

In der spannenden Frage der Jimmy-Graham-Nachfolge konnte Josh Hill punkten: Dem Tight End gelangen drei Receptions für den teaminternen Höchstwert von 40 Yards. Bitter für die Saints: Cornerback Brandon Browner musste mit einer Beinverletzung vom Platz gefahren werden. Wie schwer die Verletzung tatsächlich ist, bleibt aber vorerst noch unklar.

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