NFL

Alt und Jung im Fadenkreuz

Robert Griffin III steht vor der neuen Saison mächtig unter Druck
© getty

Die Preseason geht mit Week 3, oftmals die Generalprobe für viele Starter, in ihre heiße Phase. Der Auftakt in die neue Saison wirft längst seine Schatten voraus. Doch der Startschuss zur Regular Season ist für viele große Namen der NFL auch gleichzeitig die womöglich letzte echte Chance: Es geht um viel Geld, um die eigene Karriere - und um die Hoffnungen ganzer Metropolen. Wer hat die größte Zielscheibe auf der Brust?

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Robert Griffin III, QB, Washington Redskins

Es war ein weiterer unglücklicher Zwischenfall in der angespannten Griffin-Medien-Beziehung: Zu Beginn der Vorwoche erklärte RG3 in einem Radio-Interview: "Ich glaube, ich bin der beste Quarterback der Liga und jetzt muss ich rausgehen und das zeigen. Jeder Sportler auf jedem Level, der sich hinter jemand anderem einreiht, versucht nicht, sein Bestes zu geben." Diverse Medien machten daraus, man kann es sich denken, einfach die Schlagzeile "Griffin hält sich für den besten Quarterback der Liga" und lösten so eine Welle von Hohn und Spott aus.

"Ich weiß, was ich gemeint habe und jeder der anwesenden Reporter weiß das auch. Es ist schade, dass mein Name weiterhin benutzt wird, damit die Leute auf die Artikel klicken", antwortete der Offensive Rookie of the Year von 2012 kurz darauf. Griffins Umgang mit den (sozialen) Medien war zuletzt häufig mehr als unglücklich und sorgte für Kritik sowie Ablenkung. Die Redskins verkündeten schließlich, dass er den Medienvertretern vorerst nur an Spieltagen zur Verfügung steht. Ob das aufrecht erhalten wird, bleibt abzuwarten.

Klar ist: Das Team will vermeiden, dass sich die Geschichte aus der Vorsaison wiederholt, als Griffin sein schwächstes Jahr in der NFL erlebte und dabei, oft nicht selbst verschuldet, medial omnipräsent war - und zeigt so auch die Ernsthaftigkeit der Lage. Washington hat zwar die Vertragsoption für die 2016er Saison gezogen. Die ist aber nur garantiert, wenn sich RG3 schwer verletzt. Es könnte also sehr wohl das letzte Jahr des einstigen Wunderkinds in der Hauptstadt werden.

In neun Spielen verzeichnete Griffin in der vergangenen Saison nur vier Touchdown-Pässe, und das bei sechs Picks und neun(!) Fumbles. Seine O-Line ließ ihn dabei häufig im Stich, doch viel zu oft wirkte RG3 extrem hektisch und unentschlossen in der Pocket, ging nicht durch seine Reads - und traf dann auch noch falsche Entscheidungen.

In der Preseason offenbarte er bislang Licht und Schatten, vor allem aber weiterhin eben jene Unsicherheiten. Nach dem O-Line-Desaster gegen Detroit muss er jetzt zunächst seine Gehirnerschütterung auskurieren, die glücklicherweise wohl nicht allzu schlimm ist. Coach Jay Gruden hat sich nochmals klar auf Griffin als Starter festgelegt. Jetzt muss er dieses Vertrauen zurückzahlen.

Jadeveon Clowney, OLB, Houston Texans

Am vergangenen Montag durfte Jadeveon Clowney erstmals seit seiner Mikrofrakturierung wieder Teile des Mannschaftstrainings mitmachen. "Ich fühle mich ganz gut", strahlte er nach Houstons Preseason-Auftakt, "und bin einfach froh, wieder mit meinen Teamkollegen auf dem Platz zu stehen. Ich habe mich sehr darauf gefreut, wieder dabei zu sein."

Der Vorjahres-Nummer-Eins-Pick hatte dann aber auch noch einen konkreten Wunsch parat: "Es wird toll, wenn ich wieder Jagd auf Quarterbacks machen kann. Ich habe es satt, Blocking-Dummies zu tackeln, die sich nicht wehren." Ganz Houston hofft, ersteres in dieser Saison möglichst häufig mitzuerleben.

Im Laufe der Woche erhöhten die Texans Clowneys Trainingsbelastung bereits schrittweise: ein gutes Zeichen, was den körperlichen Zustand des Pass-Rushers angeht. Die Tatsache, dass er wie angekündigt von der PUP-Liste aktiviert wurde, lässt zumindest auf einen Teilzeit-Einsatz zum Saisonstart hoffen. Nur vier Spiele (sieben Tackles, kein Sack) verzeichnete der 22-Jährige in seiner Rookie-Saison.

Clowneys unfassbares Talent ist über jeden Zweifel erhaben. Nur muss nach dem verletzungsgeplagten Vorjahr jetzt auch sein Körper mitmachen. Zum einen um Houstons Front Seven, die durch den Ausfall von RB Arian Foster eine noch größere Rolle einnimmt, wie erhofft zu verbessern - zum anderen aber auch, um den Druck und die ersten leisen "Bust"-Rufe nicht weiter zunehmen zu lassen.

Sam Bradford, QB, Philadelphia Eagles

Sam Bradford geht nach seinem Wechsel zu den Eagles in das letzte Jahr seines Rookie-Vertrages, auch wenn das wohl gar nicht nötig war: Nicht wenige Experten wie Fans gleichermaßen staunten, als sich herausstellte, dass sich Bradford gegen eine Vertragsverlängerung entschieden hat - obwohl ihm die Eagles selbige womöglich noch vor dem ersten Snap der Saison angeboten hätten.

Bradford spielt somit ein gefährliches Spiel und offenbart nach seinem zweiten Kreuzbandriss in ebenso vielen Jahren Selbstvertrauen: Der einstige Top-Pick wettet auf sich selbst.

Warum der 27-Jährige in dieser Liste auftaucht ist somit selbsterklärend: Enttäuscht Bradford oder verletzt er sich erneut schwer, hat er keinerlei Trümpfe in der Hand und wird von den Eagles entweder gar keinen, oder lediglich einen noch Team-freundlicheren Vertrag erhalten.

Darüber hinaus steht Bradford aber auch anderweitig unter Druck: Sportlich hat er nach wie vor viele Fürsprecher, und der erste Teil der 2013er Saison schien diese zu bestätigen. Gleichzeitig aber muss er in der explosiven, Quarterback-freundlichen Offense von Chip Kelly, mutmaßlich assistiert durch ein starkes Running Game, überzeugen. Andernfalls würden die Fragen nicht nur bezüglich seines Körpers, sondern auch hinsichtlich seiner Fähigkeiten als NFL-Quarterback lauter.

Chris Johnson, RB, Arizona Cardinals

Als die Vertragsdetails durchsickerten war schlagartig klar, warum sich Chris Johnson gleich mehrere Tage Zeit gelassen hatte, um die Offerte der Arizona Cardinals zu überdenken: Die Cards sicherten sich die Dienste des 29-Jährigen für die kommende Saison zum Minimum-Gehalt von 870.000 Dollar. Nur wenn es Johnson in den Pro Bowl schafft und mindestens 1.300 Yards erläuft, würde die Summe mit Bonuszahlungen auf zwei Millionen ansteigen.

Dazu stellte Head Coach Bruce Arians unmissverständlich klar: "Wir versprechen überhaupt nichts, wenn wir Spieler verpflichten." Die Tatsache, dass Arizona zu diesen Bedingungen dennoch den Zuschlag bekam, macht klar: Johnsons Optionen waren mehr als limitiert. "Zwei Alternativen" habe er gehabt, so der Running Back: "Ich hatte das Gefühl, Arizona ist die richtige Wahl."

Die geringe Auswahl lässt darauf schließen, dass es für Johnson ein richtungsweisendes Jahr wird - und doch könnte sich sein Bauchgefühl als wahr entpuppen. Die Cards haben über die letzten beiden Jahre ihre O-Line sukzessive verstärkt und mit Carson Palmer, Larry Fitzgerald, Michael Floyd und John Brown eine Passing-Offense aufgestellt, die Eight-Men-Boxes nur selten zulässt.

Darüber hinaus gab Arians zu, dass er CJ2K schon seit einer Weile im Auge hatte und bewundert. Assistant Head Coach Tom Moore hat Johnson zudem selbst in Tennessee erlebt und soll ein großer Fan sein. Arians kündigte bereits an, dass Johnson, der zunächst aber aufgrund einer Oberschenkelverletzung für ein bis zwei Wochen ausfällt, auch eine Chance auf den Starting-Job hat, sollte er Andre Ellington in den Schatten stellen. Rookie-RB David Johnson, der verletzungsbedingt weite Teile der Vorbereitung verpasste, muss sich so womöglich vorerst hinten anstellen.

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