NFL

Die Wade der Frozen Tundra

Von Adrian Franke
Aaron Rodgers trifft mit den Packers in der Divisional Round auf Dallas
© getty
Cookie-Einstellungen

No. 2 Denver Broncos (12-4) - No. 4 Indianapolis Colts (11-5) (So., 22.40 Uhr)

Der Weg in die Playoffs:

Denver: Abgesehen von der Pleite beim Super-Bowl-Rematch in Seattle am dritten Spieltag dominierten die Broncos in der ersten Saisonhälfte fast nach Belieben. Peyton Manning schien phasenweise an die unglaubliche Vorjahres-Regular-Season anknüpfen zu können und Julius Thomas machte sich auf, die TE-Rekordbücher zu knacken. Doch es folgte ein Bruch: Das 21:43 in New England am neunten Spieltag war ein schwerer Schuss vor den Bug, zwei Wochen später setzte es beim 7:22 in St. Louis die nächste Pleite.

Schlimmer noch: Thomas verletzte sich und kam im Laufe der Regular Season nicht mehr richtig zurück, was die Red-Zone-Effizienz der Broncos empfindlich schwächte und auch Manning wirkte angeschlagen. Gleichzeitig aber fand Denver im Saisonendspurt, während dem der Division-Sieg frühzeitig klar war, zu ungekannter Balance: RB C.J. Anderson explodierte förmlich und trug das Team. Trotz der bitteren Pleite in Cincinnati am vorletzten Spieltag reichte es letztlich zum zweiten Seed.

Indianapolis: Der Achillessehnenriss von Top-Pass-Rusher Robert Mathis Anfang September, dazu zwei Pleiten zum Auftakt gegen Denver und Philadelphia - der Saisonstart hätte aus Colts-Sicht besser verlaufen können. Doch anschließend fing sich Indianapolis: Klare Division-Siege über Jacksonville und Tennessee brachten das Team zurück in die Spur, die Defense spielte stark und mit Ahmad Bradshaw hatte Andrew Luck eine gefährliche Red-Zone-Waffe. Doch nach dem 34:51-Debakel in Pittsburgh am achten Spieltag taumelte das Team.

Vor allem gegen starke Gegner (20:42 gegen die Patriots, 7:42 in Dallas) taten sich die Colts schwer und seitdem sich Brashaw am elften Spieltag das Bein gebrochen hatte, verfügt Indy über ein kaum noch nennenswertes Running Game. Auch Turnover bleiben ein Problem, den Division-Sieg konnten die Colts mit einem guten Schlusspurt dennoch vorzeitig perfekt machen. Im Wildcard-Spiel empfing Indianapolis verletzungsgeplagte Bengals - und machte beim 26:10 kurzen Prozess, wobei Luck sein vielleicht bestes Saisonspiel ablieferte.

Adam Vinatieri: Jäger des entscheidenden Moments

Die aktuelle Situation:

Denver: Die Broncos können aller Voraussicht nach mit Weak-Side-Linebacker Brandon Marshall planen. Marshall war Denvers bester Tackler der Regular Season (110 Tackles), verpasste die letzten beiden Saisonspiele aber mit einer Fußverletzung. "Mir geht es gut", stellte er am Freitag nach dem Training klar: "Wenn es meine Entscheidung ist, werde ich spielen. Heute geht es mir so gut wie seit der Verletzung nicht mehr und ich konnte zum ersten Mal auch wieder voll sprinten."

Die Broncos wollen mit der endgültigen Entscheidung bis kurz vor dem Spiel warten, zumindest dürfte Marshall wohl in limitierter Rolle zum Einsatz kommen - während der Regular Season war er in der Base Defense und in den Nickel Packages auf dem Platz. Darüber hinaus machte Julius Thomas, der gegen Indy zum Saisonauftakt drei TD-Pässe fing, Broncos-Fans unter der Woche Hoffnung: "Die Pause war enorm wichtig für mich. Das hat gut getan. Ich konnte mich etwas regenerieren und behandeln lassen."

Doch daneben können sich die Broncos in diesem Jahr auf eine der besten Defenses der Liga verlassen: Zum gleichen Zeitpunkt im Vorjahr hatten sie weder Von Miller noch DeMarcus Ware in ihren Reihen und verfügen so jetzt über eines der besten Pass-Rush-Duos der Liga: Insgesamt 18 Picks und 41 Sacks verzeichnete die Defense in dieser Saison.

Indianapolis: Die Colts kommen mit breiter Brust aus der Wildcard Round, der dominante Auftritt gegen Cincinnati dürfte der zuvor wackelnden Offense wieder mehr Selbstvertrauen gegeben haben. Auch die Defense spielte gegen die Bengals stark, dabei darf man allerdings nicht außer Acht lassen, dass Cincinnati mit A.J. Green, Tyler Eifert und Jermaine Gresham drei wichtige Waffen fehlten. Gleichzeitig hatte Indianapolis defensiv zuletzt zumindest eine wirksame Waffe gegen die Broncos.

Cornerback Vontae Davis ließ in dieser Saison bislang das zweitniedrigste gegnerische Passer Rating aller Cornerbacks zu (39,8) - gleich nach Denvers Chris Harris (31,7). Doch mehr noch: Wenn Davis Broncos-WR Demaryius Thomas in den letzten beiden Spielen deckte, fing Thomas nur einen Pass für acht Yards. "Ich weiß es ehrlich gesagt nicht. Ich hatte einfach gute Spiele gegen Denver", erklärte Davis, warnte aber auch: "Peyton ist ein guter Quarterback, da musst du genau aufpassen, was du machst."

Doch auch die Colts-Offense scheint sich zum richtigen Zeitpunkt gefangen zu haben, Luck hält nach dem Bengals-Spiel den NFL-Rekord für die meisten Passing-Yards in den ersten vier Playoff Spielen (1.438). Doch gegen die Broncos sind Turnover, wie bei der 24:31-Auftaktpleite in Denver, verboten, wenngleich Receiver Reggie Wayne betonte: "Wir sind seitdem gewachsen. Wir sind ein besseres Team. Jeder kennt seine Rolle noch besser und jeder weiß, was er zu erwarten hat."

Players to Watch:

Denver: Peyton Manning. Was wurde über die letzten Wochen nicht alles über Manning spekuliert. Der 38-Jährige scheint nicht bei 100 Prozent zu sein und vor allem seine weiten Pässe sahen zuletzt mitunter alles andere als gut aus. Auch statistisch baute er im Laufe der Saison enorm ab: Zwischen dem neunten und dem elften Spieltag verzeichnete er 155 Pass-Versuche, persönlicher Rekord über drei Spiele. Zwischen dem 13. und dem 15. Spieltag warf er dann nur 74 Mal - persönlicher Tiefstwert über drei Partien.

Ob das Denvers Ansatz, ein starkes Running Game aufzubauen, geschuldet war, dürfte sich bald zeigen. Doch auch Mannings Passer Rating fiel in den letzten vier Spielen um 31 Punkte verglichen mit den ersten 13 Spielen. Der Routinier steht also gegen sein Ex-Team unter besonderer Beobachtung, zumal er auch endlich mit seinen Playoff-Statistiken aufräumen könnte: Elf Siegen stehen aktuell noch zwölf Pleiten in der Postseason gegenüber - und ist die Temperatur unter 4,4 Grad Celsius, hat Manning bei vier Pleiten noch kein Playoff-Spiel gewonnen.

Indianapolis: Andrew Luck. Während sich Manning auf eine der aktuell stärksten Defenses sowie ein gutes Running Game verlassen kann, musste Luck die Colts in dieser Saison nur zu häufig alleine tragen. Gegen Denvers starken Pass-Rush wird er angesichts seiner anfälligen O-Line noch häufiger improvisieren müssen und darf sich gleichzeitig keine Turnover erlauben.

Nur wenn Luck ein nahezu perfektes Spiel abliefert, haben die Colts eine Chance. Doch das gilt gleichermaßen für seine Receiver, die sich schon die komplette Saison über zu viele Drops leisten. Vor allem Deep Threat T.Y. Hilton, auf den es besonders ankommen wird, muss sich hier steigern: Seit 2012 hat kein Receiver in den Playoffs mehr Bälle fallen lassen als Hilton (6).

Manning vs. Luck: Der Sheriff und sein Erbe

Darauf kommt es an:

Was kann Indianapolis Front Seven ausrichten? Blitze sind gegen Peyton Manning in aller Regel keine gute Option, deshalb müssen es die Colts schaffen, mit konservativem Pass-Rush Manning in der Pocket Probleme zu bereiten - bedenkt man den schnellen Release des Routiniers eine schwierige Aufgabe.

Gleichzeitig kommt der Colts-Front die wichtige Aufgabe zu, Anderson in den Griff zu bekommen. In dieser Saison lässt Indianapolis pro Run Versuch 4,3 Yards zu und hatte immer wieder Tackling-Probleme. Gegen die Broncos dürfen sich die Colts hier keine Fehler erlauben: Kein Running Back hatte in den letzten sechs Spielen der Regular Season mehr Rushing-Yards (648) oder Touchdowns (8) als Anderson. Kommt Denvers Running Game ins Rollen, kann Manning seine effektiven Bubble Screens und Play-Action-Spielzüge auspacken.

Auf der anderen Seite braucht Luck Unterstützung gegen Miller und Ware. Trent Richardson spielt in den Planungen der Colts offenbar (und zu Recht) keine Rolle mehr, gegen die Bengals spielte Daniel Herron stark auf: 141 Combined Yards (Rushing und Receiving) gelangen Herron, mehr hatte kein Colts-Running-Back seit dem 15. Spieltag 2011. Um Denvers Pass-Rush aus dem Gleichgewicht zu bringen, braucht Indianapolis mindestens eine Wiederholung.

Prognose:

Zum siebten Mal treffen die beiden Top-TD-Passer der Regular Season (Luck: 40; Manning: 39) in den Playoffs aufeinander - fünf der bisherigen sechs Duelle gingen an den RS-Leader. Doch neben Luck spricht wenig für die Colts: Die Broncos haben 24 ihrer letzten 27 Heimspiele gewonnen und die beiden bisherigen Luck-Manning-Duelle gingen jeweils an das Heim-Team.

Denvers Defense wird letztlich den Unterschied ausmachen und Luck deutlich mehr Druck aussetzen als Cincinnati am vergangenen Wochenende. Das wird in dem einen oder anderen Turnover resultieren, und die Colts müssen erst einmal zeigen, dass sie Anderson stoppen können. Manning braucht keine herausragende Leistung, sollte mit einem fitten Thomas aber in der Red Zone wieder deutlich gefährlicher agieren.

Tipp: 31:21 Broncos.

Seite 1: Packers vs. Cowboys

Seite 2: Broncos vs. Colts

Die NFL-Playoffs im Überblick

Artikel und Videos zum Thema