NFL

It's Championship Weekend!

Von Adrian Franke
Aaron Rodgers sollte Cliff Avril am Sonntag meiden
© getty

Die Championship-Games sind da! Bei Green Bay bleibt vor dem Re-Match in Seattle die Wade von Aaron Rodgers das große Thema, die D-Line der Seahawks steht entsprechend im Fokus (So., 21.05 Uhr im LIVE-TICKER). Das Duell zwischen den Indianapolis Colts und den New England Patriots birgt mehrere packende Matchups - und für Andrew Luck die Chance, seine Nemesis zu schlagen. Allerdings dürfen die Colts dafür Blount nicht wieder explodieren lassen (Mo., 00.40 Uhr im LIVE-TICKER).

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No. 1 Seattle Seahawks (12-4) - No. 2 Green Bay Packers (12-4) (So., 21.05 Uhr)

Der Weg in die Playoffs:

Seattle: Die NFC-Saison endet für Seattle, wie sie begann - die Green Bay Packers sind zu Gast. Nach dem extrem dominanten 36:16-Auftaktsieg sahen viele den Titelverteidiger wieder in der klaren Pole Position. Doch bedingt durch mehrere schwerwiegende Ausfälle (Max Unger, Kam Chancellor, Bobby Wagner, Byron Maxwell) strauchelte Seattle und stand nach dem siebten Spieltag mit drei Siegen und drei Niederlagen da. Plötzlich rückten die Playoffs in zunehmende Ferne.

Doch nach dem Arbeitssieg in Carolina am achten Spieltag lichtete sich das Lazarett zunehmend und die Hawks erreichten zum letzten Saisondrittel ihre Topform: Mit Statement-Siegen über Arizona (19:3 und 35:6) sowie San Francisco (19:3 und 17:7) schob sich Seattle in der Division wieder auf den ersten Platz, der 20:6-Sieg über St. Louis sicherte den Hawks den Top-Seed. In der Divisional-Runde waren dann die wiedererstarkten Panthers zu Gast: Carolina konnte das Spiel offen halten, doch ein später Pick Six von Kam Chancellor brachte nicht nur das Stadion zum Beben, sondern sorgte auch für die Entscheidung.

Green Bay: Der rote Faden in Green Bay war über die komplette Regular Season der enorme Unterschied zwischen Heim- und Auswärtsspielen. Die Packers verloren in der ersten Saisonhälfte in Seattle, in Detroit, in New Orleans und beinahe auch in Miami, während schon vor der Bye-Week am neunten Spieltag Minnesota (42:10) und Carolina (38:17) zuhause abgefertigt wurden. Auch in der zweiten Saisonhälfte wurden Chicago (55:14) und Philadelphia (53:20) demontiert und das Spitzenspiel gegen die Patriots ging ebenfalls an Green Bay. Auswärts aber blieben die Probleme.

In Minnesota reichte es nur zu einem knappen 24:21-Erfolg und drei Spieltage vor Saisonende fand die explosive Offense kein Mittel gegen Buffalos Pass-Rush - mit 13:21 verlor Green Bay und musste um die Division zittern. Doch mit dem Heimsieg am letzten Spieltag über die Lions sicherten sich die Packers die NFC North sowie den zweiten Seed der NFC. In der Divisional-Round sah zuhause lange alles nach einer Überraschung aus: Der angeschlagene Aaron Rodgers hatte Probleme und Dallas schien dem Auswärtssieg nahe - doch ab Mitte der zweiten Halbzeit dominierte Green Bays Offense und drehte das Spiel noch.

Die aktuelle Situation:

Seattle: Der Sieg über Carolina kam für die Seahawks nicht ohne Preis: Receiver Paul Richardson riss sich das Kreuzband, womit Seattle eine wichtige Speed-Option im Passing Game fehlt. Center Max Unger (Knöchel) dagegen hat sein Comeback gut verkraftet und trainierte unter der Woche voll mit - gute Nachrichten für das starke Running Game. Defensiv ist Seattle ohnehin in Top-Verfassung: Die Secondary erlaubte WR in dieser Saison lediglich 159 Receptions für 1.587 Yards und fünf Touchdowns - ligaweit Topwert.

Safety Kam Chancellor, der gegen die Panthers ein herausragendes Spiel ablieferte, bastelt zudem an einer Serie: Gegen Carolina verzeichnete er sein drittes Playoff-Spiel in Folge mit einem Pick - nur Rodney Harrison und Aeneas Williams (je 4) stehen hier noch vor ihm. Gleichzeitig galt es aus Hawks-Sicht unter der Woche, die Konzentration hoch zu halten. "Seit dem ersten Spieltag haben sie sich komplett gewandelt, auch statistisch. Ihre Rushing Stats sind deutlich besser und auch defensiv haben sie sich gesteigert", lobte Coach Pete Carroll.

Chancellor selbst warnte davor, die Wadenverletzung von Packers-QB Aaron Rodgers zu überdramatisieren: "Wenn er spielt, egal wie er sich fühlt, ist es immer noch Aaron Rodgers. Du darfst nicht an ihm zweifeln oder erwarten, dass er anders spielt." Zudem verliefen die letzten Tage selbst in Seattle nicht komplett ohne Ablenkung: Defensive Coordinator Dan Quinn hat sich als klarer Favorit auf den Head-Coach-Posten in Atlanta heraus kristallisiert und dürfte in der kommenden Woche ein zweites Gespräch mit den Falcons haben.

Green Bay: In Green Bay bleibt Aaron Rodgers' Wade das große Thema. Genau wie Guard Josh Sitton (Zeh) und Running Back Eddie Lacy (Knie) trainierte Rodgers unter der Woche über nur eingeschränkt, Coach Mike McCarthy sorgte aber schon am Montag für ein erstes Aufatmen: "Ich glaube, es geht deutlich besser als in der vergangenen Woche." Rodgers selbst grinste: "Ich denke, ich habe noch 120 Minuten in mir. Ich hoffe nur, wir müssen nicht in die Verlängerung."

Gegen Dallas hatte Rodgers über zweieinhalb Viertel enorme Problem und steigerte sich erst gegen Ende des Spiels. Zwei seiner drei TD-Pässe warf er außerhalb der Pocket, wo ihm in den letzten fünf Jahren 33 TD-Pässe gelangen - Liga-Höchstwert. Doch nicht nur der Quarterback bereitete Green Bay gegen die Cowboys Sorgen - Lacy schlug sich während des Spiels mit einer Asthma-Attacke herum, die wohl durch das kalte Wetter verursacht wurde. Im milderen Seattle sollte das kein Thema mehr sein.

Die Offense wird in jedem Fall gegen die beste Defense der Liga im Fokus stehen: Green Bay verzeichnete in dieser Saison auswärts im Schnitt 17,2 Punkte weniger als zuhause, kein Team hatte eine größere Diskrepanz. Defensiv wird es aus Packers-Sicht auf die Run-Defense ankommen: Die Packers ließen in der Regular Season zwar 4,3 Yards pro Versuch zu, verursachten aber auch elf Fumbles. Nur Washington (12) und St. Louis (13) waren hier besser, Julius Peppers' erzwungener Fumble gegen Dallas war wohl die entscheidende Szene des Spiels.

Players to Watch:

Seattle: Die Defensive Line. Michael Bennett, Cliff Avril, Kevin Williams und Tony McDaniel müssen es schaffen, Rodgers aus der Pocket zu bekommen, um möglichst schnell herauszufinden, wie es um dessen Wade tatsächlich steht. Spannend dürfte das Duell zwischen Avril und Packers-RT Bryan Bulaga werden, der den Großteil der frühen Saison verletzt verpasste.

Die aus Packers-Sicht rechte Seite des Feldes wird meist von Richard Sherman besetzt, sodass sich Rodgers viel auf den Rest des Feldes konzentrieren dürfte. Das könnte Avril häufiger zum Blindside-Rusher machen. Gleichzeitig könnte Green Bay mit seiner starken interior O-Line im Running Game einen Vorteil gegen Seattles Defensive Tackles haben - ein Duell, das für den Ausgang des Spiels mitentscheidend sein dürfte.

Green Bay: Eddie Lacy. Was die Packers auch verlauten lassen, Rodgers wird nicht bei 100 Prozent sein. Darüber hinaus bekommt er es mit der mit Abstand besten Secondary der NFL zu tun. Es ist daher eine der wichtigsten Aufgaben für Green Bays Offense, unberechenbar zu bleiben und Seattles Pass-Rush nicht ins Rollen kommen zu lassen.

Das bringt Eddie Lacy ins Spiel. Nach einem durchwachsenen Saisonstart drehte er auf, verzeichnete insgesamt 72,9 Rushing-Yards pro Spiel und 4,7 Yards pro Carry und seine 101 Rushing-Yards gegen Dallas am vergangenen Wochenende waren das sechste Mal, dass er in den letzten sieben Spielen mindestens 97 Yards erlief. Nummer sieben aus den letzten acht wird wohl nötig sein, um Green Bay eine Chance zu geben.

Darauf kommt es an:

Kann Green Bay Seattles Running Game zumindest halbwegs in den Griff bekommen? Die Seahawks stehen bei im Schnitt 168,4 Rushing-Yards pro Spiel und verzeichneten in der Regular Season als Team unglaubliche 5,3 Yards pro Run-Versuch. Zum Vergleich: Die Cowboys erliefen in der Vorwoche bei 28 Versuchen 145 Yards. Hätte Murray nicht im dritten Viertel kurz nach der eigenen 40-Yard-Line den Ball verloren, wäre womöglich ein 60-Yard-TD-Run dazu gekommen.

Gleichzeitig müssen die Packers Russell Wilson, der gegen Carolina alle acht Passversuche bei Third Down für 199 Yards und drei Touchdowns an den Mann brachte, in der Pocket halten. Auf die D-Line sowie auf die OLB Julius Peppers und Clay Matthews kommt also viel Arbeit zu. Green Bay verfügt über schnelle, athletische Linebacker sowie die Safeties Morgan Burnett und Ha Ha Clinton-Dix. One-on-One-Coverage für die Cornerbacks sowie Edge-Blitze könnten daher ein probates Mittel sein, um Wilson Probleme zu bereiten.

Umgekehrt darf man gespannt sein, in wie weit Rodgers Sherman testen wird. Von allen Cornerbacks hat keiner ein niedrigeres Passer Rating zugelassen als Sherman und beim Duell zum Saisonauftakt flog kein Ball in seine Richtung. "Du musst auf ihn aufpassen, aber du darfst keine Angst haben", betonte Rodgers, mahnte aber auch: "Die Zahlen lügen nicht, es werden wenige Pässe in seine Richtung geworfen und dafür ist die Anzahl seiner Interceptions sehr beeindruckend."

Prognose:

In den sechs Spielen, in denen es im Conference-Championship-Spiel eine Wiederauflage des Saisonauftaktes gab, gewann jedes Mal der Sieger des Season-Openers. Green Bay hat in dieser Saison auswärts immer wieder eine gewisse Anfälligkeit offenbart, dazu ist Rodgers nicht fit und die Run-Defense wird wie schon gegen Dallas Probleme bekommen. Keine guten Voraussetzungen vor einem Spiel in Seattle.

Schlagen die Seahawks Green Bay, wird Wilson der erste Quarterback in der Geschichte der NFL, dem in seinen ersten drei Profijahren zwei Super-Bowl-Starts gelangen. Und Wilson schnappt sich diesen Rekord am Sonntag, obwohl er mit Green Bays Outside-Pressure definitiv Probleme bekommen wird.

Tipp: 30:21 Seahawks.

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