NFL

Die Monster AG

Tom Brady und Rob Gronkowski messen sich mit Russell Wilson und Marshawn Lynch
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Offensive Line

Russell Okung, James Carpenter, Max Unger, J.R. Sweezy, Justin Britt vs. Nate Solder, Dan Connoly, Bryan Stork, Ryan Wendell, Sebastian Vollmer

Für den Trade von Guard Logan Mankins zu den Buccaneers Ende August wurde Pats-Coach Bill Belichick hart kritisiert, die wacklige O-Line war öffentlich schnell als einer der Hauptgründe für den schwachen Saisonstart der Patriots ausgemacht. Doch seitdem hat sich die Line kontinuierlich gesteigert, funktioniert und lieferte im Playoff-Spiel gegen den starken Ravens-Pass-Rush ihr Meisterstück ab (nur 15 QB-Pressures bei 53 Dropbacks) - auch wenn sie nicht zu den dominantesten Lines der Liga gehört.

Sebastian Vollmer: Ganz normal und unersetzlich

Allerdings hat sich die Einheit als solche gefunden und arbeitet gut zusammen, sodass die Patriots statistisch auf Platz zwei rangieren, was die Pass Protection angeht: Nur die Broncos (3,7 Prozent) hatten eine bessere Adjusted Sack Rate als New England (4,4 Prozent), eine Statistik, die Sacks pro Passversuch und gemessen an Down, Distance und Gegner berechnet.

Ganz anders sieht das bei den Seahawks aus, wenngleich die Line durch die Rückkehr von Max Unger zuletzt wieder deutlich solider wirkte. Nur acht Teams hatten eine schlechtere Adjusted Sack Rate als Seattle (8,7 Prozent).

Die große Baustelle bei den Hawks ist der Right Tackle: Justin Britt ist laut "Pro Football Focus" der schwächste Right Tackle dieser Saison, wenn es darum geht, den gegnerischen Pass Rush zu stoppen.

Gleichzeitig verfügt Seattle aber über die viertbeste Run-Blocking-O-Line, direkt gefolgt von New England. Vor allem was den Power Success (Anteil der Runs bei Third und Fourth Down mit zwei oder weniger Yards bis zum nächsten First Down, die ein First Down oder einen Touchdown erzielen) ist aber kein Team besser als Seattle (81 Prozent).

Vorteil: New England.

Defensive Line

Michael Bennett, Tony McDaniel, Kevin Williams, Cliff Avril vs. Rob Ninkovich, Vince Wilfork, Chris Jones, Chandler Jones

Durch die Abgänge von Red Bryant und Chris Clemons fehlt es den Seahawks in diesem Jahr etwas an Kadertiefe, um, wie von Pete Carroll gerne praktiziert, noch aktiver durchzuwechseln. Dennoch erfüllt Seattles D-Line ihre Aufgabe bemerkenswert zuverlässig: Mit Michael Bennett (sieben Sacks in dieser Saison) und Cliff Avril (ebenfalls sieben) verfügen die Hawks über zwei gute Defensive Ends, die auch ohne dominanten Pass-Rusher für konstanten Druck sorgen.

Dank der herausragenden Secondary kann Seattle zudem beiden mehr Zeit verschaffen, um zum Quarterback zu gelangen. Im Zentrum der D-Line dagegen fehlt Seattle der verletzte Top-Run-Stopper Brandon Mebane sowie dessen Vertreter Jordan Hill. Ausfälle, die vor allem in der Run-Defense nur gemeinsam aufgefangen werden können. Seattle macht das im Zusammenspiel mit seinen Linebackern gut - ein dominanter Interior Tackle in der Line fehlt allerdings. Die Folge: 141 der 363 gegnerischen Rushes gegen Seattle gingen durch die Mitte.

Genau diesen dominanten Tackle haben die Patriots in Form von Vince Wilfork, der nach starker Regular Season aber in den Playoffs bislang Schwächen zeigte. Vor allem gegen Baltimore ging die D-Line phasenweise unter. Dennoch könnte der 33-Jährige Seattle Probleme bereiten und damit ein möglicher X-Faktor gegen Marshawn Lynch werden. Rob Ninkovich (acht Sacks in dieser Saison) und Chandler Jones (6) sind extrem variabel und können beide etwa auch gegnerische Tight Ends beschäftigen, was den Patriots mehr Variabilität verleiht und Wechsel zwischen einem 3-4 und einem 4-3 erlaubt.

Vorteil: (knapp) Seattle.

Linebacker

Bruce Irvin, Bobby Wagner, K.J. Wright vs. Jamie Collins, Akeem Ayers, Dont'a Hightower

Hier sind sich beide Teams qualitativ enorm ähnlich. Die Seahawks haben den Anker ihrer Front Seven in Bobby Wagner - als Wagner in der ersten Saisonhälfte verletzt war, strauchelte Seattle. Als er zurückkam, fand die Defense zu alter Dominanz. Obwohl Wagner nur elf Spiele in der Regular Season absolvierte, brachte er es auf starke 104 Tackles. Gleichzeitig kann er außerdem in Cover 2 auch decken, was dem aggressiven Kam Chancellor mehr Zeit in der Box erlaubt. So sind die Hawks in der Run-Defense extrem stark und schwer ausrechenbar.

K.J. Wright ergänzt Wagner herausragend, darüber hinaus hat Seattle in Bruce Irvin einen soliden LB-Pass-Rusher: 6,5 Sacks verzeichnete Irvin in der Regular Season. Die Patriots müssen sich, trotz des schweren Verlustes von Jerod Mayo, nicht vor Seattle verstecken, und setzen auf einen gar nicht unähnlichen Aufbau. Akeem Ayers darf sich häufig als Pass-Rusher versuchen (vier Sacks in seinen neun RS-Spielen für die Pats seit seinem Wechsel aus Tennessee), während Hightower der Anker im Zentrum ist.

Jamie Collins dürfte dagegen ein X-Faktor gegen die Seahawks sein. Der unfassbar athletische 25-Jährige ist New Englands Allzweckwaffe (116 Tackles, 4 Sacks, 2 Picks, 4 Forced Fumbles in der Regular Season) und hat sich längst einen Namen gemacht. Collins dürfte gegen die Hawks die undankbare Aufgabe zufallen, die Read Option und somit Russell Wilsons Läufe einzudämmen. Sein gewohnt pragmatischer Kommentar: "Ihr Running Game ist schön und gut. Aber wir werden sehen, wie das klappen wird."

Vorteil: Ausgeglichen.

Secondary

Richard Sherman, Kam Chancellor, Earl Thomas, Byron Maxwell vs. Darrelle Revis, Patrick Chung, Devin McCourty, Brandon Browner

Ebenfalls ein Duell auf hohem Niveau, doch an Seattles Legion of Boom ist schlicht kein Vorbeikommen. Alles startet mit dem besten Safety-Duo der Liga, Kam Chancellor ist der große, harte Hitter und dürfte gegen die Pats mit der besonderen, mitentscheidenden Rolle betraut werden, Rob Gronkowski unter Kontrolle zu bringen. Außerdem ist er in der Box, wo er 81,3 Prozent seiner Snaps verbrachte, ein herausragender Run-Stopper (24 Run-Stops, zweitbester Wert aller Safeties).

Seattles Legion of Boom: Das vierköpfige Monster

Earl Thomas nutzt seine Freiheiten dazu, überall auf dem Platz aufzutauchen, erzwang in dieser Saison die meisten Fumbles aller Safeties (4) und sichert die beiden aggressiven Cornerbacks ab. In Seattles Cover 3 kümmern sich Richard Sherman (links) und Byron Maxwell (rechts) zwar primär um eine Seite, gehen dort aber enorm aggressiv zu Werke. Darüber hinaus spielt Seattle auch viel Manndeckung und die Cornerbacks können sich dann auf Thomas verlassen. Sherman mit seinen 24 Picks in vier NFL-Jahren ist ohnehin ein Phänomen.

Bei all dem Lob für Seattles historisch starke Secondary darf man die Patriots aber nicht vergessen. Mit Brandon Browner und vor allem Darrelle Revis, der in dieser Saison zu alter Stärke zurückfand, hat New England in der Offseason ordentlich aufgerüstet und kann so gegen Seattle wohl häufig acht Spieler in die Box stellen, da die Cornerbacks die Receiver im Eins-gegen-Eins aus dem Spiel nehmen können. Dazu kommen mit Patrick Chung, der eine überraschend starke Rückkehr nach New England feiert, und vor allem Devin McCourty ein starkes Safety-Duo, das allerdings noch nicht auf Seahawks-Niveau ist.

Vorteil: Seattle

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