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"Brady trotzdem nicht der Größte"

Brady? Sherman? Wer holt den Titel? Colts-Linebacker Björn Werner (r.) diskutiert mit
© Getty/SPOX
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These: Julian Edelman und Doug Baldwin sind die X-Faktoren

Stefan Petri (SPOX): Ich bin großer Edelman-Fan und halte ihn für den derzeit vielleicht besten Slot-Receiver - es könnte für die Seahawks entscheidend sein, ob sie ihn bei Third-Down-Situationen zu fassen bekommen. Aber gerade deswegen disqualifiziert er sich in meinen Augen als X-Faktor. Edelman muss seine Leistung bringen, seine sieben, acht, neun Catches, sonst geht nichts. Aber als X-Faktoren sehe ich seine Kollegen: Brandon LaFell und Danny Amendola. Liefern beide ein richtig gutes Spiel ab und kommen am Ende auf 100+ Yards und den einen oder anderen Touchdown, dann ist New England nicht zu stoppen. Baldwin ist für mich dann der X-Faktor, wenn er sich über das gesamte Spiel Revis gegenübersieht und trotzdem ordentlich Meter macht. Denn diese Big Plays wären dann eigentlich nicht eingeplant.

Bastian Strobl (SPOX): Interessante These, die vor allem endlich mal Julian Edelman in den Vordergrund rückt. Das sehe ich so wie du, Stefan: Jeder spricht bei den Patriots immer von Brady, Gronk oder Belichick. Aber wer war gegen die Colts der überragende Mann? Wer absolvierte fünf Third Downs und ein Fourth Down erfolgreich? Julian Edelman, der mittlerweile wirklich zu einem besseren Wes Welker mutiert ist. New Englands X-Faktor gegen Seattle ist er aber trotzdem nicht. In dieser Rolle sehe ich LeGarrette Blount. Die Patriots werden kaum so arrogant sein, Brady mehr als 30-35 Mal werfen zu lassen. Das wäre gegen Seattle und die Legion of Boom glatter Selbstmord. Und genau dort kommt Blount mit seinem Rammbock-Style, wie es "CBS Sports" auf Twitter bezeichnete, ins Spiel. Der Running Back kann Brady wertvolle Unterstützung liefern und die Uhr kontrollieren. Nicht ohne Grund heißt ein altes Sprichwort: Pass to score, run to win! Auf Seiten der Seahawks muss ich der These zustimmen. Von der Legion of Boom erwartet man, dass sie abliefert. Genauso von Russell Wilson und Marshawn Lynch. Aber was ist mit Baldwin? Ist er nun ein Elite-Receiver oder doch nur Mittelmaß, wie von Deion "PrimeTime" Sanders angedeutet? Auch wenn er Wilsons Lieblingsanspielstation bei Third Downs ist, muss Baldwin noch beweisen, dass er wirklich zu den Dez Bryants und Jordy Nelsons dieser Welt gehört. Viel dürfte darauf ankommen, ob er oder Jermaine Kearse sich als Gast auf Revis Island wiederfinden werden.

Florian Regelmann (SPOX): Mein Kandidat als X-Faktor ist weder Julian Edelman noch Doug Baldwin. Mein X-Faktor heißt Luke Willson. Jeder spricht über Rob Gronkowski, aber es ist gut möglich, dass der Nobody-Tight-End der Seahawks im Super Bowl eine ganz wichtige Rolle spielen wird. Die Wilson-to-Willson-Combo hat in dieser Saison schon öfters gut funktioniert. Luke Willson ist absolut ein Mann für die Big Plays, auch wenn man das vielleicht nicht denken mag. Gerade bei Scrambles von Russell Wilson wird er gefährlich. Und ohne seinen Catch bei dieser unfassbaren Two-Point-Conversion würde Seattle jetzt gar nicht im Super Bowl stehen.

Björn Werner (Indianapolis Colts): Im Football ist jeder einzelne Spieler so wichtig, da glaube ich nicht an ein einzelnen X-Faktor. Jeder Spieler auf dem Feld ist ein potenzieller X-Faktor, denn: Jeder Spieler hat seinen Job zu erledigen, und wenn jeder seinen Job macht, dann macht das am Ende den Unterschied. Es geht nicht darum, einen bestimmten Spieler mit aller Kraft zum X-Faktor zu pushen. So simpel es klingt: Jeder Spieler macht seinen Job, und nach dem Spiel wird man dann sehen, wer die beste Performance abgeliefert hat. Das entscheidende Duell ist für mich aber ohnehin das der O-Line gegen den Pass Rush. Da fängt das Spiel nämlich an. Brady muss vor dem Druck der Defensive Line geschützt werden, denn wenn das nicht gelingt, dann wird jeder noch so gute Quarterback irgendwann unpräzise - man kann einfach nicht performen, wenn man immer eine Hand im Gesicht hat. Und umgekehrt gilt das natürlich auch. Deshalb: Gewinnen wird das Team, das den eigenen QB am besten beschützt.

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