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Pittsburgh holt AFC-North-Krone

Von Adrian Franke/Stefan Petri
Antonio Brown (r.) und die Steelers sicherten sich den Titel in der AFC North
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Denver Broncos (12-4) - Oakland Raiders (3-13) 47:14 (10:7, 10:0, 10:7, 17:0) BOXSCORE

Wer von Oakland im Duell mit dem verhassten Division-Rivalen einen großen Kampf erwartet hatte, durfte nur kurzzeitig hoffen: Nach einem abgefälschten Querpass von Broncos-QB Peyton Manning (21/37, 273 YDS) schnappten sich die Raiders den Fumble und trugen es zum zwischenzeitlichen 10:7 in die Endzone. Doch das war es dann auch schon über weite Strecken.

Stattdessen dominierte Denvers Running Back C.J. Anderson (13 ATT, 87 YDS, 3 TDs) das Spiel. Insgesamt konnten die Broncos die Partie mit 142 Rushing-Yards bei 34 Versuchen kontrollieren und auch die Defense machte sich mit einem Fumble-Return-TD kurz vor Schluss bemerkbar. Darüber hinaus sicherte sich Receiver Demaryius Thomas (7 REC, 115 YDS) einen Franchise-Rekord für die meisten Receiving-Yards in einer Saison: Mit insgesamt 1.619 Yards übertrumpfte er Rod Smiths Bestmarke aus dem Jahr 2000 um ganze fünf Yards.

So erledigte Denver seine Pflichtaufgabe letztlich souverän und machte den Nummer-2-Seed der AFC sowie die damit verbundene Bye Week in der Wild-Card-Round perfekt. Der letzte Touchdown des Spiels und damit der kompletten NFL-Regular Season gehörte allerdings kurioserweise Brock Osweiler: Der 24-Jährige war kurz vor Schluss für Manning reingekommen und bediente Tight End Virgil Green aus einem Yard zum Schlusspunkt.

San Francisco 49ers (8-8) - Arizona Cardinals (11-5) 20:17 (7:7, 6:10, 7:0, 0:0) BOXSCORE

Die 49ers haben Head Coach Jim Harbaugh, der allem Anschein nach in die NCAA zurückkehrt und nach Michigan geht, einen Sieg zum Abschied geschenkt: Erneut sah Arizonas Run-Defense alarmierend anfällig aus (33 ATT, 206 Rushing-Yards für SF), auch die Secondary erlaubte QB Colin Kaepernick (15/26, 204 YDS, 2 TDs) einige Big Plays. Darüber hinaus bekamen die Cardinals wie schon gegen Seattle große Probleme, wenn der Quarterback aus der Pocket loslief.

Zwar konnte Arizonas dritter Quarterback Ryan Lindley (23/39, 316 YDS, 2 TDs, 3 INTs) seinen Negativlauf beenden und nach unglaublichen 229 Pass-Versuchen seinen ersten NFL-TD-Pass feiern - per Flea Flicker zu Michael Floyd (8 REC, 153 YDS, 2 TDs). Gleichzeitig aber leistete sich Lindley erneut viele Fehler, ging nicht durch seine Reads und hätte mindestens zwei Picks problemlos vermeiden können. Auch in der Red Zone hatten die Cardinals, die erneut zumindest ein solides Run Game aufziehen konnten (25 ATT, 98 YDS), wieder große Probleme.

Was die Playoff-Setzliste angeht, ist die Pleite für allerdings Arizona unbedeutend: Da Green Bay und Seattle ihre Spiele gewannen, wären die Cards auch bei einem Sieg auf dem fünften Rang geblieben. Als nächstes steht das Wild-Card-Spiel in Carolina auf dem Programm.

Die Niners auf der anderen Seite machten kurz nach dem Spiel reinen Tisch und bestätigten die längst erwartete Trennung von Coach Jim Harbaugh. "Jim und ich sind zu dem Schluss gekommen, dass es in beiderseitigem Interesse ist, unterschiedliche Richtungen einzuschlagen", erklärte Geschäftsführer Jed York. Weiter hieß es in einem Statement: "Jim Harbaugh darf sich jetzt ohne irgendwelche Einschränkungen nach einem neuen Trainerjob umschauen. Wir konzentrieren uns nun darauf, einen neuen Head Coach für die 49ers zu finden."

Green Bay Packers (12-4) - Detroit Lions (11-5) 30:20 (7:0, 7:7, 7:7, 9:6) BOXSCORE

ANALYSE Trotz Verletzung: Rodgers einfach meisterlich

Seattle Seahawks (12-4) - St. Louis Rams (6-10) 20:6 (0:3, 0:3, 6:0, 14:0) BOXSCORE

Lange taten sich die Seahawks mehr als nur schwer, zum ersten Mal seit drei Jahren blieben sie sogar ohne Punkte in der ersten Halbzeit. Am Ende aber reichten Seattle einige gute Minuten im Schlussviertel, um den Top-Seed der NFC perfekt zu machen - und das ganz im Seattle-Stil: Zunächst schnappten sich die Hawks eine Interception, wenige Plays später sprengte Marshawn Lynch (15 CAR, 64 YDS, TD) das Ei über die Linie.

Anschließend konnte Lance Kendricks einen Pass von Shaun Hill nicht unter Kontrolle bringen, Hawks-LB Bruce Irvin schnappte sich den Ball und trug ihn zurück in die Endzone - Game Over. Letzte Zweifel beseitigte anschließend Safety Earl Thomas, als er Benny Cunningham den Ball Zentimeter vor der Endzone zum Touchback aus der Hand schlug. "Es gibt keinen passenderen Plan, als dass Earl den Ball kurz vor der Goal Line weghaut", grinste Coach Pete Carroll anschließend und fügte hinzu: "Wenn du nach dieser Serie von NFC-West-Spielen nicht bereit für die Playoff bist, dann wirst du nie bereit sein."

Von den beiden TDs innerhalb kürzester Zeit erholte sich St. Louis, das Seattle mit gutem Pass-Rush anfangs noch Probleme bereitet und zwei Turnover (eine INT von Russell Wilson sowie ein Fumble von Lynch) erzwungen hatte, nicht mehr - zumal die Hawks-Defense erneut ihre Championship-Form auf den Rasen brachte.

St. Louis gelangen bei 19 Versuchen ganze 42 Rushing-Yards, auch Hill (26/37, 243 YDS, 2 INTs) konnte das Team gegen die Legion of Boom nicht tragen. Die Hawks, bei denen Center Max Unger eine weitere Pause bekam, verteidigen damit ihren NFC-West-Titel und können in der Wild-Card-Round entspannt zuschauen. Der NFC-Weg in den Super Bowl führt durch Seattle.

Atlanta Falcons (6-10) - Carolina Panthers (7-8-1) 3:34 (0:10, 3:14, 0:10, 0:0) BOXSCORE

Das NFC-South-Finale konnte mit einer erfrischend klaren Ausgangslage aufwarten: Der Sieger würde ein Wild-Card-Game ausrichten, der Verlierer dürfte sich über einen Top-Ten-Draft-Pick freuen. Doch trotz der Aussicht, eine verkorkste Saison mit nur einem Spiel retten zu können, hatte Atlanta Carolina nichts entgegenzusetzen. Die O-Line kam mit dem Pass-Rush der Panthers (sechs Sacks) überhaupt nicht zurecht, sodass QB Matt Ryan (29/47, 260 YDS, 2 INTs) sowie das eigene Run Game (16 ATT, 63 YDS) kaum Chancen hatten.

Darüber hinaus machten sich die Falcons das Leben selbst schwer und ermöglichten Carolina zwei Touchdowns innerhalb von zweieinhalb Minuten: Zunächst warf Ryan einen Pick Six, kurz darauf fumbelte Roddy White - von der 4-Yard-Line drückte Panthers-QB Cam Newton (10/16, 114 YDS, TD) das Ei per Power Run durch die Mitte in die Endzone. Es war kurz vor der Halbzeit schon die Vorentscheidung. In den letzten Sekunden des dritten Viertels ließ Ryan einen weiteren Pick Six folgen, der die Moral der Falcons endgültig brach.

Atlantas Quarterback hat damit in dieser Saison mehr in die Endzone zurückgetragene INTs auf dem Konto als jeder andere Quarterback - und bei den Falcons dürfte es jetzt im Trainerstab einige Wechsel geben. Coach Mike Smith erklärte nach der Pleite schmallippig: "Ich bleibe so lange hier Trainer, bis unser Eigentümer Arthur Blank mir etwas anderes sagt." Die Panthers wiederum sind das erst zweite Team, das trotz zwischenzeitlich sechs Pleiten in Folge die Playoffs erreicht - und das erste Team, das den NFC-South-Titel verteidigen konnte. Als nächstes warten die Arizona Cardinals. Playoff-Sieg trotz negativer Bilanz?

Pittsburgh Steelers (11-5) - Cincinnati Bengals (10-5-1) 27:17 (7:7, 13:3, 0:0, 7:7) BOXSCORE

Die Steelers sind die Könige der AFC North! Zum ersten Mal seit 2010 sicherte sich Pittsburgh mal wieder den Division-Titel - und zwar im direkten Duell mit den Bengals. Allerdings könnten die Gastgeber diesen Erfolg teuer bezahlt haben.

Denn Le'Veon Bell verletzte sich im dritten Viertel am Knie, nachdem er mit Cincinnatis Safety Reggie Nelson kollidiert worden war. Der Running Back lag infolgedessen mehrere Minuten am Boden, bevor er mehr schlecht als recht den Platz verließ.

Ein möglicher Ausfall für die Playoffs würde die Steelers hart treffen, nicht umsonst bescherte Bell Pittsburgh in diesem Jahr einen neuen Franchise Record in Sachen Total Offense. Im Duell mit den Bengals reichte es allerdings auch so.

Und das lag vor allem am Duo Ben Roethlisberger und Antonio Brown. Big Ben kam auf 317 Yards bei 24/38 und warf 2 TD-Pässe sowie eine Interception. Wide Receiver Brown sorgte indes gleich im ersten Viertel für ein großes Highlight, als er nach einem 71-Yard-Punkt-Return scorte.

Doch das war noch lange nicht alles. Nachdem Cincinnatis Jermaine Gresham 11:14 Minuten vor dem Ende die Gäste noch mal auf 17:20 heranbrachte, roch es im Heinz Field ein wenig nach einem Comeback. Doch Big Ben stellte in der Schlussphase per 63-Yard-TD-Pass auf Brown wieder den alten Abstand her und sorgte für die Entscheidung - und einen echten Kracher in den Playoffs.

Mit dem Season Sweep gegen die Bengals haben sich die Steelers nämlich irgendwie selbst beschenkt. Nicht nur, dass in der Wild Card Round ein Heimspiel in Pittsburgh stattfindet. Viel, viel besser: 3. Januar. Heinz Field. Prime Time. Und dann auch noch gegen den Erzrivalen aus Baltimore. Mehr geht aus Sicht der Steel City eigentlich nicht.

"Hoffentlich ist unser Weg noch nicht zu Ende. Ich will nicht zu weit in die Zukunft blicken, aber da geht noch was", schmunzelte Roethlisberger nach der Partie. Auch die Reise der Bengals ist natürlich trotz Pleite noch nicht vorbei.

Schon vor der Partie war die Playoff-Teilnahme - die vierte in Folge (Franchise-Rekord) - schließlich fix. Statt einer Partie vor heimischen Fans muss die Truppe um Andy Dalton, der erneut nicht vollkommen überzeugte (244 YDS, 27/38, 2 TD, 2 INT), und Star-Receiver A.J. Green (8 REC, 82 YDS) nun ins Lucas Oil Stadium nach Indianapolis. Gegen die Colts verlor man übrigens am 19. Oktober mit 0:27. Da ist also noch eine Rechnung offen...

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