NFL

Watkins, Johnny und das Monster

Von Adrian Franke
Sammy Watkins (l.) wurde an vierter Stelle von den Buffalo Bills gezogen
© getty
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Flops:

Justin Gilbert, CB, Cleveland Browns (#8 Overall):

Der erste Cornerback des vergangenen Drafts war bislang weitestgehend eine Enttäuschung. Gilbert sollte den Browns gemeinsam mit Joe Haden eine dominante Secondary ermöglichen, fand sich aber früh auf der Bank wieder. Die Ursache ist schnell gefunden: Im Season-Opener gegen Pittsburgh erlaubte er bei acht Targets sieben Completions für 122 Yards. Nach der Bye Week durfte Undrafted-Rookie-FA K'Waun Williams statt Gilbert ran.

"Es ist ein schmaler Grat. Man will das Beste für das Team machen, gleichzeitig braucht der Junge Selbstvertrauen. Es ist schwierig", gab auch Head Coach Mike Pettine nach Gilberts Pittsburgh-Debakel zu. Am Montag betonte Pettine zudem: "Er muss sich im Training weiter reinhängen. Wir haben Justin noch nicht aufgegeben, aber er muss sich in einigen Bereichen verbessern. Er muss den Trainern und seinen Fähigkeiten vertrauen."

Immerhin bekommt der Cornerback am Wochenende womöglich die Chance zur Wiedergutmachung: Da Haden beim zweiten Duell mit den Steelers auszufallen droht, könnte Gilbert zurück in die Startformation rutschen und zeigen, dass er es besser kann.

Bishop Sankey, RB, Tennessee Titans (#54 Overall):

Die Prognosen und Hoffnungen für Bishop Sankey stiegen im Titans-Fanlager vor der Saison ins Unermessliche. Der Running Back hatte als einziger Rookie die Chance, hinter einer soliden O-Line und scheinbar ohne ernsthafte Konkurrenz (Shonn Greene, anyone?) von Beginn an in jedem Spiel viele Chancen zu bekommen. Doch was steht nach fünf Spielen zu Buche? 32 Attempts, 150 Rushing-Yards, ein Touchdown - und der Platz in der Depth Chart hinter Greene.

Und es gibt durchaus Gründe dafür, dass die Titans Sankeys Chancen auf den Ball bislang limitieren. Der 22-Jährige hatte in der Saisonvorbereitung Fumble-Probleme und Schwierigkeiten bei der Ballübergabe, in den vergangenen Wochen offenbarte er zudem schlicht kein gutes Spielverständnis. Statt offenen Raum zu nutzen, lief er in seine Blocker oder stolperte, wenn die O-Line einen Weg freigeblockt hatte.

Dazu kommt das, aus Sankeys Sicht, Problem, dass die Titans mit Greene einen harten Inside-Runner haben, während Dexter McCluster der bessere Pass-Fänger ist. Ein zusätzlicher Grund dafür, dass Sankey weniger spielt, wenngleich Head Coach Ken Whisenhunt mit Blick auf die nächsten Wochen ankündigte: "Ihr werdet Sankey häufiger sehen. Auch früher im Spiel."

Greg Robinson, G, St. Louis Rams (#2 Overall):

Als physischer, harter Lineman sollte Robinson den Rams in der brutalen, defensivstarken NFC West mehr Präsenz an der Line geben und sowohl in Pass Protection, als auch im Running Game ein dominanter Lineman werden. Bislang ist davon aber nicht viel zu sehen: Für ganze zehn Offensive Snaps stand Robinson bislang auf dem Platz und verlor seinen Stammplatz an Davin Joseph (!).

Dabei ist zu erwähnen, dass Joseph laut "PFF" die zweitschwächste Guard-Note in der NFC (-5,6), die schlechteste Note in Pass Protection (-7,6) und ligaweit die meisten QB-Hits (5) zugelassen hat. Es war von Beginn an klar, dass Robinson noch Feinschliff braucht und sich an die NFL anpassen muss, zumal ihn die Rams vom Tackle zum Guard umschulen. Die Tatsache, dass er aber nicht an Joseph vorbei kommt ist für den Second-Overall-Pick mehr als nur enttäuschend und ein alarmierendes Zeichen.

Es erscheint kaum vorstellbar, dass Robinson schlechter spielen würde als Joseph bislang und in einer aus Rams-Sicht ohnehin schwierigen Saison könnte er somit wichtige Erfahrungen sammeln, um sich in der NFL zu akklimatisieren. Head Coach Jeff Fisher bleibt aber bei seinem Plan: "Greg muss einfach weiterarbeiten. Er hat sich über die vergangenen beiden Wochen deutlich verbessert und bekommt langsam ein Gefühl für die Positionen."

Johnny Manziel, QB, Cleveland Browns (#22 Overall):

Ja, Johnny Manziel ist kein Starter und ja, Brian Hoyer verkauft sich bisher gut. Ganz so einfach sollte man es sich in der Bewertung des mit Spannung erwarteten Rookie-Quarterbacks aber nicht machen: Manziel hatte alle Möglichkeiten, das interne QB-Duell für sich zu entscheiden, schaffte es aber nicht. Der frühere Aggies-QB hatte Berichten zufolge Probleme mit dem Playbook und bislang konnte Manziel sein Potential überhaupt nicht zeigen.

Folgerichtig steht erst ein Passversuch in der NFL zu Buche, in der Preseason brachte Manziel nur schwache 50,8 Prozent seiner 59 Pässe an den Mitspieler (3 TDs). Zudem zeigte er in der Vorwoche wenig Fingerspitzengefühl, als er erklärte: "Man könnte schon sagen, dass mir das College-Leben fehlt. Aber das ist das Leben, für das ich mich entschieden habe und ich wusste, dass es anders werden würde."

Die Offseason-Partys sollen hier gar nicht unbedingt erwähnt werden, vieles davon wurde maßlos übertrieben. Doch Manziel machte bislang schlicht keine sonderlich gute Figur in der NFL und es gibt keinerlei Anzeichen, dass er, abgesehen von dem peinlichen und illegalen Trick-Spielzug gegen die Baltimore Ravens, auf dem Platz in dieser Saison noch für Aufsehen sorgen wird.

Morgan Moses, OT, Washington Redskins (#66 Overall):

Der Drittrunden-Pick sollte helfen, Washingtons löchrige O-Line aufzubessern - und lieferte bislang fast gar nichts. Trotz einiger Verletzungen in der Line schmorte Moses lange auf der Bank und lieferte bei der Niederlage gegen die Seahawks am Montagabend schon jetzt eines der Negativ-Highlights der Saison: Moses verpennte gegen Seattle komplett seine Zuständigkeit und den Snap, so dass Quarterback Kirk Cousins von Cliff Avril umgemäht wurde.

Ansonsten spielte er zwar solide, angeblich soll Moses aber schon im Training Camp geschwächelt haben. Unter anderem blieb er in seinen Blocks zu tief, dazu kamen einige kleinere Verletzungen.

Die mangelnden Einsätze scheinen die Gerüchte aus dem Trainingslager zu bestätigen, wenngleich Head Coach Jay Gruden vor Saisonbeginn hoffnungsvoll war: "Ich denke, er ist athletisch genug, um für eine lange Zeit ein sehr, sehr guter Tackle in dieser Liga zu sein. Er muss jetzt nur noch richtig ankommen. Aber er wird das schaffen." Bislang gibt es dafür wenige Zeichen.

Bewertung noch offen: Jadeveon Clowney (OLB, Houston Texans), Teddy Bridgewater (QB, Minnesota Vikings), Blake Bortles (QB, Jacksonville Jaguars), Dee Ford (DE, Kansas City Chiefs), Demarcus Lawrence (DE, Dallas Cowboys)

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