NFL

Romo-Desaster zum Auftakt

Vom Team - und vom eigenen Arm - im Stich gelassen: Tony Romo
© getty

Die San Francisco 49ers haben zum Saisonauftakt einen klaren 28:17-Erfolg (BOXSCORE) bei den Dallas Cowboys eingefahren. Dabei spielte dem Team von Head Coach Jim Harbaugh vor allem die schwache Cowboys-Defense und die vier Turnover der Hausherren in der ersten Hälfte in die Hände - so war das Spiel schon vor der Pause entschieden.

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Bereits in der ersten Minute führte ein Fumble von Running Back DeMarco Murray zum ersten Touchdown der Gäste durch Chris Culliver. Niners-Quarterback Colin Kaepernick (201 YDs, 2 TDs) nahm die drei Interceptions von Tony Romo (281 YDs, 1 TD, 3 Int) dankend an und baute die Führung problemlos auf 28:3 zur Pause aus.

Dass das Ergebnis am Ende nicht ganz so dramatisch ausfiel, lag vor allem daran, dass die Niners in der zweiten Hälfte das Tempo rausnahmen und per Running Game die Uhr herunterspielten. Am klaren und verdienten Sieg bestanden zu keiner Zeit Zweifel.

Für die Cowboys wusste - vom Fumble abgesehen - am ehesten Murray (22 Carries, 118 YDs) zu überzeugen. Wide Receiver Anquan Boldin fing für San Francisco gleich acht Pässe, Justin Smith verbuchte zwei Sacks.

Die Reaktion

Jim Harbaugh (Coach, 49ers): "In so einem Spiel brauchst du viel Moral und Willen, dass war uns von Anfang an klar. Doch genau dort liegt unsere Stärke, genau das mach die San Francisco 49ers aus."

Eric Reid (Safety, 49ers): "Unsere Front Seven hat einen sehr starken Job gemacht und auch unsere Secondary war stark. Wir haben dauerhaft Druck auf den Quarterback ausgeübt."

Colin Kaepernick (Quarterback, 49ers): "Wir waren heute alle heiß drauf, das es endlich losgeht. Wir pushen uns in jedem Spiel und wollen als Team möglichstes viele Spiele gewinnen. Das war nur der Anfang"

Tony Romo (Quarterback, Cowboys): "Ich habe mich eigentlich güt gefühlt. Trotzdem habe ich ein paar unglückliche Entscheidungen getroffen. Das war einfach nur enttäuschend von mir."

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Kick-Off: Das Aus in den Playoffs gegen die Seahawks tat richtig weh - haben die 49ers das gut verdaut? Mit NaVorro Bowman und Aldon Smith fehlen mehrere Leistungsträger der Defense verletzt bzw. gesperrt - dazu konnte die 1st-Team-Offense in der Preseason keinen einzigen Touchdown verbuchen. Gehört man noch zur Elite?

Die Cowboys sollten eine gute Offense aufbieten - doch die Defense, die 2013 über 415 Yards pro Spiel zuließ, ist durch die Abgänge von DeMarcus Ware und Jason Hatcher wohl noch schwächer geworden. Die einzige Chance bietet wahrscheinlich ein Shootout.

1.: Das geht ja gut los für die Niners! Dan Skuta reißt RB DeMarco Murray den Ball aus den Händen, Chris Culliver muss das Ei nur noch aufsammeln und über 35 Yards in die Endzone tragen. Touchdown San Francisco nach 54 Sekunden! 7:0 49ers.

7.: Die Cowboys sammeln sich schnell und kommen bis an die 2-Yard-Linie. Aber dann geht die Play-Action schief, Romo wird von Altmeister Justin Smith gesackt. So wird's nur ein Dreier. 7:3 Niners.

9.: Von der Cowboys-Defense hatte man ja ohnehin nicht viel erwartet, aber das war dann doch recht einfach. Colin Kaepernick darf zum ersten Mal aufs Feld: Big Play auf Anquan Boldin, Big Play zu Tight End Vernon Davis, obwohl er schon fast am Boden liegt. Score. 14:3 San Francisco.

11.: Ein Fumble der Cowboys wird per TV-Beweis zurückgepfiffen, aber kurze Zeit später visiert Romy Dez Bryant an - in Triple Coverage. Interception, die wird bis kurz vor die Endzone zurückbefördert. Kaep macht den Rest. 21:3

18.: Oh no! Tony Romo mit Pick Nummer zwei, als er Jason Witten anvisiert. Und dabei waren seine Cowboys schon wieder fast in der Endzone der Niners. Das sieht nach einem ganz bitteren Abend aus.

27.: Aller guten Dinge sind drei! Tief in der eigenen Hälfte versucht Romo erneut die Bombe auf Bryant, der wieder gut gedeckt ist. Perrish Cox sagt danke und pflückt den Ball herunter. Immer noch 21:3 49ers.

30.: Jetzt darf auch Running Back Carlos Hyde einstimmen in den lustigen Touchdown-Reigen. Vier Yards durch die Mitte. 28:3 - ein Debakel!

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38.: Haste Scheiße am Fuß... Endlich kommen die Pass Rusher einmal durch und erwischen Kaepernick, dessen Pass flattert hilflos in die Arme von Linebacker Justin Durant. Aber der fumbelt zwei Sekunden später selbst und gibt das Leder wieder zurück. Unglaublich. 28:3 SanFran.

45.: Ein Lebenszeichen! Endlich! Romo hat Zeit in der Pocket und haut einen raus. Eigentlich ist Cox perfekt positioniert, aber der Ball fällt über seine ausgestreckten Fingerspitzen in die Arme von Dwayne Harris. Das sind 56 Yards! Im vierten Versuch kommt man dann sogar in die Endzone. Nur noch 28:10.

59.: Die Niners warten hier eigentlich nur noch auf den sprichwörtlichen Schlusspfiff, also versuchen es Romo und Co. ein letztes Mal: Romo findet Terrence Williams aus kurzer Distanz. Touchdown, 28:17. Wenn der Onside Kick erfolgreich ist, könnte man noch einmal hoffen.

59.: Nein. Der Onside Kick kullert direkt in die Arme von Boldin. Das ist die Entscheidung.

Der Star des Spiels: Anquan Boldin. Es wird viel über Michael Crabtree geredet, oder Neuzugang Steve Johnson. Oder auch Tight End Vernon Davis. Alle immens wichtig, keine Frage. Aber es ist der 33-Jährige, den man getrost als Kaepernicks Lebensversicherung bezeichnen kann. Ob nun Big Play, Slant, oder ein schwieriger Catch zum First Down - Boldin kann alles. Heute waren es acht Catches für 99 Yards, nicht zu vergessen seine Rolle beim Onside Kick.

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Der Flop des Spiels: Tony Romo. Zu oft wird das Versagen der Cowboys am 34-Jährigen festgemacht, und auch diesmal fing der Zug schon an zu entgleisen, bevor Romo in Erscheinung trat. Aber die Art und Weise der Interceptions, die einfach nur wild in die Secondary gefeuert waren, ist tödlich. Es hätten auch mehr sein können: Die langen Pässe hingen teilweise eine Ewigkeit in der Luft.

Das fiel auf

  • Tony Romo werden ja vor allen Dingen Clutch- und Dezember-Probleme nachgesagt. Zu unrecht übrigens. Nach der heutigen Performance muss man allerdings sagen: Das war teilweise einfach nur dumm, wie er die Pässe in Double- und sogar Triple-Coverage feuerte und einfach generell viel zu viel Risiko ging, auch wenn es das eine oder andere Mal gut ging.
  • Das Running Game bei den Cowboys funktionierte: Über fünf Yards pro Rush erkämpfte sich DeMarco Murray, der auch nach seinem Fumble den Ball bekam und später auch einen Touchdown verbuchen konnte. Da die Cowboys allerdings so schnell zurücklagen, mussten sie das Run Game mehr und mehr einstampfen und auf Romo vertrauen - mit dem bekannten Ergebnis.
  • Auch wenn man die Interceptions außer acht lässt, stimmte es oft nicht in der Cowboys-Offense. Gleich mehrfach schauten sich Romo und ein Receiver verständnislos an, nachdem ein Pass ins Niemandsland segelte.
  • Vor dem Spiel hatten die Niners einige Zweifler zu beklagen. Ob die nach diesem Spiel verstummen, ist schwer zu sagen - dafür sind die Cowboys eigentlich zu schlecht und machten zu viele Fehler. Trotzdem sollten sich die Mannen in Rot und Gold in der Umkleide ganz gut fühlen: Die Big Plays in der Offense waren da, die Defense ließ lange nicht viel zu und zeigte sich opportunistisch.
  • Die Niners-Offense hatte wie schon in der Preseason immer wieder ungekannte Probleme in der O-Line. Kaepernick war immer wieder unter Druck und auch das Running Game kam erst im letzten Viertel in Schwung. Dazu kamen mehrere unnötige Holding-Strafen.
  • Justin Smith ist fast 35, hat durch die Aufälle in der Defensive aber mehr denn je auf der Platte. Gegen die eigentlich hochgelobte O-Line der Hausherren schlug der Defensive Tackle gleich mehrfach zu und zeigte sein ganzes Können: Zwei Sacks, vier Solo-Tackles, dazu noch organisierte er seine Nebenmänner gewohnt souverän.
  • Auch der restliche Pass Rush der Niners wusste zu überzeugen: Insgesamt drei Sacks und mehrere Hurries und Quarterback-Hits. Erst als man nach großer Führung auf die übliche "Prevent Defense" zurückfuhr, hatte Romo mehr Zeit in seiner Pocket.

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