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Alle Wege führen ins MetLife

Von Adrian Bohrdt
Die Seahawks und 49ers kämpfen um den Einzug in den Super Bowl
© getty
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NFC Championship Game

No. 1 Seattle Seahawks (13-3) - No. 5 San Francisco 49ers (12-4) (Mo., 0.30 Uhr im LIVE-TICKER)

Der Weg in die Playoffs

Seattle: Die Seahawks zogen in der NFC West früh davon, Siege gegen die Playoff-Teams Carolina und San Francisco zum Auftakt inklusive. Von den ersten zwölf Spielen verlor Seattle nur eines (28:34 in Indianapolis) und vor allem zuhause schienen die Hawks unschlagbar. Nach einer Niederlage im Rückspiel gegen die 49ers setzte es aber eine überraschende 10:17-Heimpleite gegen Arizona. Die machten die Seahawks im Divisional Game schnell wieder vergessen: Man hielt die New Orleans Saints auf 15 Punkte und zog durch 140 Rushing-Yards und zwei Touchdowns von Marshawn Lynch in die nächste Runde ein.

San Francisco: Kein Team ist derzeit heißer als die 49ers, die ihre letzten acht Spiele gewannen. Trotz Erfolgen unter anderem über Seattle und Arizona verpasste San Francisco den Division Title letztlich um einen Sieg: Die knappen Niederlagen gegen Carolina und New Orleans, sowie die Klatschen in Seattle und gegen Indianapolis waren am Ende ein Ausrutscher zu viel.

So musste San Francisco in der Wildcard-Runde ran und erlebte im Eisschrank Green Bay eine packende Partie. Quarterback Colin Kaepernick lief sein Team bei Temperaturen deutlich unter dem Gefrierpunkt mit 98 Rushing-Yards in die Divisional Round, wo die 49er eine Defensivschlacht bei den Carolina Panthers mit 23:10 für sich entscheiden konnten und mit fünf Sacks und zwei Picks defensiv ein Ausrufezeichen ablieferten.

Die Situation der Seahawks

Seattles Defense zeigte gegen die Saints, warum sie die beste Secondary der Liga ist. Allerdings bestätigten die Hawks leichte Anfälligkeit gegen das Running Game, ließen 108 Rushing Yards und im Schnitt fast 4,2 Yards pro Versuch zu. Gegen die starke Rushing-Offense der Niners gibt es hier Verstärkung: Linebacker K.J. Wright kehrt nur sechs Wochen nach seiner OP wegen eines gebrochenen Fußes zurück. "Wir freuen uns sehr darüber. Er hat es unglaublich schnell zurück geschafft", strahlte Head Coach Pete Carroll.

Die andere Problemzone der Hawks wurde indes unter der Woche eher größer. Mit Percy Harvin (Gehirnerschütterung) fällt der gefährlichste Receiver aus, gegen New Orleans brachte es Seattle auf ganze103 Passing-Yards. "Percy fehlt uns natürlich", betonte Quarterback Russell Wilson: "Aber wir haben den größten Teil der Saison ohne ihn gespielt. Natürlich ist das schade, aber die Gesundheit geht vor."

Ohnehin dürfte Lynch die Offense gegen den Erzrivalen tragen müssen. Carroll, der sich mit 49ers-Coach Jim Harbaugh seit Jahren ein Privatduell liefert, freut sich in jedem Fall auf das emotionale Spiel, wenn die NFC-Schwergewichte zum dritten Mal in dieser Saison aufeinander treffen: "Das ist doch genau das, was wir wollen. Alle Spieler, alle Coaches wissen, dass sie etwas Außergewöhnliches leisten müssen, um das Spiel zu gewinnen. Das ist Wettkampf auf einem Level, wie es besser nicht geht."

Die Situation der 49ers

Die Niners müssen ihre Nemesis überwinden, um in den Super Bowl einzuziehen - die letzten beiden Partien in Seattle verlor San Francisco mit zusammengenommen 16:71 Punkten. In dieser Saison gab es am zweiten Spieltag eine 3:29-Klatsche. Quarterback Colin Kaepernick glaubt allerdings, dass sich das ändern wird: "Wir sind ein anderes Team als beim letzten Spiel. Wir haben viele Schlüsselspieler zurück und sind bereit."

Tatsächlich musste Tight End Vernon Davis zuletzt in Seattle mit einer Oberschenkelverletzung vorzeitig raus, Receiver Michael Crabtree (435 Yards seit seinem Comeback vor sieben Wochen) war überhaupt nicht dabei. "Wir wissen, dass es ein harter Kampf wird", betonte Running Back Frank Gore bei "CSN": "Aber wir sind dafür wie geschaffen." Immerhin: Seit 2011 hat kein Team mehr Auswärtssiege als die Niners, die in dieser Saison schon acht Mal auf des Gegners Platz gewinnen konnten. Und es gab es daheim in Week 14 einen knappen 19:17-Erfolg.

Während San Francisco auf die drittbeste Rushing-Offense der Regular Season bauen kann, muss in Seattle nichtsdestotrotz auch das Passing Game besser funktionieren. Das steigerte sich in den letzten Wochen zwar, in Carolina gelangen Kapernick aber nur 15 Completions für 196 Yards. Prompt gab es von Legende Joe Montana unter der Woche in der "USA Today" Kritik: "Ich mag seine Moblität und wie er Pässe wirft. Aber manchmal muss er in der Pocket präziser sein, vor allem wenn die Defense Druck ausübt."

Players to Watch

Seahawks: RB Marshawn Lynch

Mit seiner überragenden Leistung in der Vorwoche brachte Lynch sein Team überhaupt erst ins Championship Game, am Sonntag wird der 27-Jährige erneut der Mittelpunkt der Hawks-Offense sein. Lynch gelangen gegen San Franciscos starke Run-Defense (die viertbeste der Regular Season) in den letzten vier Spielen insgesamt 384 Rushing-Yards. Wenn die Seahawks ihr Running Game früh auf Touren bekommen, funktioniert auch die Play-Action besser, wodurch Wilson mehr Möglichkeiten hätte.

49ers: QB Colin Kaepernick

Die Kritik von Montana war nicht grundlos. Kaepernick wirkte in Carolina mit dem Druck der Panthers phasenweise überfordert und traf schlechte Entscheidungen. Dazu hatte er Probleme mit der Kommunikation und verschwendete einige Timeouts - ein Problem, das vor den tobenden Seahawks-Fans nicht kleiner wird. Gegen die beste Secondary der Liga muss Kaep ein fehlerloses Spiel abliefern, um seinem Team die Chance auf den Super Bowl zu erhalten. Immerhin: In dieser Saison lief Kaepernick gegen Seattle für insgesamt 118 Yards, eine Gefahr, die die Seahawks im Hinterkopf haben müssen.

Darauf kommt es an

Welche Defense kann dem Spiel ihren Stempel aufdrücken? Wenn Seattles Secondary San Franciscos Receiver in den Griff bekommt, haben die Seahawks beste Chancen auf einen Trip zum Super Bowl. Umgekehrt haben die 49ers eine der besten Run-Defenses der Liga und gegen das zurzeit wenig angsteinflößende Receiving-Corps der Seahawks kehrt mit Cornerback Carlos Rogers (Oberschenkel) noch eine wichtige Stütze zurück.

Darüber hinaus kann sich San Francisco an den Arizona Cardinals orientieren. Die Cards erlaubten Lynch nur 71 Rushing-Yards, wodurch Wilson (108 Passing-Yards) in seinen Möglichkeiten stark eingeschränkt wurde - und fügten Seattle am vorletzten Spieltag die erste Heimpleite der letzten zwei Jahre zu. "Lynch ist einer der besten Backs der Liga", warnte Safety Donte Whitner: "Er geht mit sehr viel Körpereinsatz zur Sache. Wir müssen ihn ausschalten und sie zwingen, uns mit ihrem Quarterback zu schlagen."

Eine Defensivschlacht scheint garantiert. Seattle hat in seinen letzten sechs Spielen nie über 19 Punkte zugelassen, die Niners in den letzten elf Spielen durchschnittlich nur 15,2, wodurch auch die Quarterbacks in den Fokus rücken. Keiner verzeichnete in den zwei direkten Duellen dieser Saison über 200 Passing-Yards, Kaepernick erlebte mit 127 Yards und drei Picks bei der 3:29-Pleite im September sein persönliches Waterloo. Beide Teams werden auf ihr Running Game setzen, doch früher oder später werden sie auch Big Plays ihrer Quarterbacks benötigen. Wer sich hier besser schlägt, könnte am Ende die Nase vorn haben.

Prognose

Beide Teams stellen die besten Defenses der Liga. Während Seattle Vorteile in der Secondary hat, ist San Francisco besser gegen das Running Game. Genau hier könnte das Spiel entschieden werden: Wenn die Niners Lynch halbwegs in den Griff bekommen, wird das schwächelnde Passspiel der Seahawks zusätzlich Probleme bekommen. San Francisco hat mehr Waffen, erhält Rogers zurück und ist im Moment das komplettere Team. Tipp: 23:24.

Seite 2: Seahawks vs. 49ers

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