NFL

Epischer Krimi in Dallas!

Von Kittelmann / Petri
So kurz vor dem vielleicht größten Sieg seiner Karriere schenkt Romo (M.) den Sieg her
© getty

In Week 5 spielt Cowboys-QB Tony Romo wie von einem anderen Stern und hat die Broncos am Rande einer Niederlage - aber dann patzt er doch. Die 49ers feiern im Candestick Park eine Party auf Kosten der Texans. Die Chiefs und Saints bleiben unbesiegt, Seattle und New England sind geschlagen. Die Giants und Jaguars setzen ihre Pleitenserien fort, die Rams und Eagles - ohne Vick - schöpfen wieder Hoffnung.

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Dallas Cowboys (2-3) - Denver Broncos (5-0) 48:51 (14:7, 6:21, 13:10, 15:13) (BOXSCORE)

Ein unglaublicher Thriller im AT&T Stadium in Arlington! Die Cowboys kamen, mit einem frenetischen Publikum im Rücken, mit Volldampf ins Spiel. Ein langer erster Drive endete mit einem Touchdown-Pass von Tony Romo auf Receiver Dez Bryant - ein Vorgeschmack auf das, was noch kommen sollte.

Als Broncos-Wideout Eric Decker kurz darauf fumblete und die Boys sogar mit 14:0 führten, schien Denver kurz zu wackeln - denkste! Die folgenden fünf Possessions von Manning und Co: Fünf Touchdowns! Manning warf vier und spazierte einmal sogar selbst in die Endzone. 38:20 führten die Gäste Mitte des dritten Viertels, alles sah nach dem üblichen Ende aus.

Aber dann kam eine 82-Yard-Bombe von Romo auf Terrance Williams und plötzlich waren die Cowboys wieder da. Die Denver-Defensive war durch mehrere Verletzungen gezeichnet und erschöpft, und schließlich warf Manning sogar seine erste Interception des Jahres!

Auf 48:41 zog Dallas davon. Manning konnte mit einem Drive vor Schluss noch einmal ausgleichen, aber dann standen Romo zwei Minuten zur Verfügung, um noch ein letztes Mal zu punkten. Und was macht er? Wirft eine Interception. Das Geschenk nahmen die Broncos gerne an, ließen die Uhr runterticken und kickten Sekunden vor Schluss das Field Goal zum Sieg.

Es war die Partie mit den zweitmeisten Punkten seit dem Zusammenschluss der NFL und der AFL 1970: Nur Cincinnati und Cleveland kamen beim 58:48 der Browns 2004 zusammen auf mehr Zähler. Doch auch so war die Partie in Arlington eine, die man so schnell nicht vergessen wird.

Mit 506 Yards stellte Romo einen neuen Teamrekord für die Cowboys auf, was geworfene Yards betrifft, dabei erzielte er fünf Touchdowns. Peyton Manning bleibt ebenfalls auf Kurs für eine Rekordsaison, wirft 414 Yards und erzielt vier Touchdowns. Nächste Woche dürfen sich die Broncos auf die noch sieglosen Jacksonville Jaguars freuen. Die fröhliche Rekordjagd geht weiter.

San Francisco 49ers (3-2) - Houston Texans (2-3) 34:3 (14:0, 7:0, 3:3, 10:0) (BOXSCORE)

Wer ein Duell auf Augenhöhe erwartet hatte, wurde derbe enttäuscht: Furiose 49ers legten nach dem überzeugenden Sieg in St. Louis noch einen drauf und zermalmten Superbowl-Favorit Houston. Für die Texans war es bereits die dritte Saisonpleite - und was für eine!

Texans-QB Matt Schaub (173 YDS, 3 INT), der schon vor dem Match bei 6 Picks stand, erwischte einen rabenschwarzen Start. Gleich beim ersten Passversuch blieb Schaub an seinem persönlichen Albtraum hängen: 49ers-Corner Back Tramaine Brock las Schaubs Pass perfekt, fing ihn ab und trug das Ei über 18 YDS zum ersten Touchdown für San Francisco.

Da waren gerade einmal 90 Sekunden gespielt, es war der Startschuss zu einer großen Party im Candlestick Park, basierend auf einer brillianten Defensivleistung. Houstons Offense kam überhaupt nicht mehr auf die Beine.

Lediglich Kicker Randy Bullock mit einem 41-Yard Field Goal brachte die Texans zu Beginn des dritten Viertels aufs Scoreboard - zum 3:21. Schaub leistete sich noch zwei weitere Interceptions, bevor Texans-Coach Gary Kubiak ihn im vierten Viertel sogar auf die Bank beförderte. "Das war der Schneeball-Effekt. Wir haben nichts auf die Reihe bekommen, und wenn doch, haben wir uns selbst verletzt", suchte Schaub nach einer Erklärung.

Dennoch, so Kubiak, bleibe Schaub sein Starting-QB. Auch Ersatz T.J. Yates (3/5, 15 YDS) scheiterte beim Versuch, die Punkte-Ausbeute der Texans in die Höhe zu schrauben.

Ganz anders die 49ers: Running Back Frank Gore (17 CAR, 81 YDS, 1 TD) lieferte nach mäßigem Saisonstart das zweite herausragende Prime-Time-Match in Folge ab. Und aus einer durchschnittlichen Leistung von QB Colin Kaepernick (6/15, 113 YDS, 1 TD) ragte sein 64-YDS-TD auf Vernon Davis zum zwischenzeitlichen 31:3 heraus.

Arizona Cardinals (3-2) - Carolina Panthers (1-3) 22:6 (0:3, 3:3, 9:0, 10:0) (BOXSCORE)

Es dauerte etwas, bis die Cardinals-Offensive um Quarterback Carson Palmer in Schwung kam, doch dann hatte sie mit dem Gegner kaum noch Probleme. Mit einem 3:6-Halbzeitrückstand aus den Kabinen gekommen, gelang Arizona vor allem unterstützt von der starken Defense, die Cam Newton siebenmal zu Boden brachte und dabei eine Safety erzielte, letztendlich ein souveräner Sieg.

Daryl Washington - gerade erst zurückgekehrt nach einer Sperre von vier Spielen wegen Drogenmissbrauchs - feierte mit zwei Sacks und einer Interception ein Comeback nach Maß für die Cardinals. Calais Campbell gelangen ebenfalls zwei Sacks, zudem verbuchte er die erste Safety in der regulären Saison für sein Team seit neun Jahren. Der dritte entscheidende Spieler der Defense war Karlos Dansby, dem ebenfalls zwei Sacks und eine Interception gelangen.

Palmer konnte heute nur wenig zum Erfolg beitragen, ihm gelang nur ein Touchdown bei drei Interceptions. Noch schlechter lief es für Gegenüber Cam Newton, dessen Pässe dreimal abgefangen wurden. So mussten sich die Panthers mit zwei Field Goals begnügen.

Indianapolis Colts (4-1) - Seattle Seahawks (4-1) 34:28 (7:12, 10:7, 6:9, 11:0) (BOXSCORE)

Einen wahren Shootout lieferten sich die Colts und die Seahawks, an dessen Ende Seattle nicht nur die Puste ausging, sondern es sich auch aus dem Kreis der ungeschlagenen Teams verabschiedete. Bis ins Schlussviertel hatte Seahawks-Quarterback Russell Wilson sein Team noch in Führung halten können, doch Andrew Luck besiegte seinen letztjährigen Rookie-Rivalen mit dem bereits neunten Comeback im vierten Viertel seiner noch jungen Karriere. Der Touchdown von Delano Howell über 61 Yards zum zwischenzeitlichen 14:12 für die Colts war der erste nach einem geblockten Field Goal-Versuch in dieser NFL-Saison.

Obwohl Seattle in fast allen wichtigen Statistiken die Nase vorn hatte, gingen am Ende die Colts als Sieger vom Platz. Vor allem auch, weil die Gäste ihre Überlegenheit nur zweimal in Touchdowns ummünzen konnten und sich viermal mit einem Field Goal begnügen mussten. Auch wenn Wilson am Ende seinem Rivalen den Sieg überlassen musste, so waren es vor allem seine 102 Rushing Yards und die Fähigkeit, immer wieder Lücken in der Colts-Defensive auszunutzen, die Großes vom 24-Jährigen erwarten lassen.

Tennesse Titans (3-2) - Kansas City Chiefs (5-0) 17:26 (0:7, 0:6, 10:0, 7:13) (BOXSCORE)

Wer vor der Saison darauf gewettet hätte, dass die Chiefs ungeschlagen in die sechste NFL-Woche gehen würden, der würde jetzt wahrscheinlich eine Stange Geld sein Eigen nennen. Aber für Kansas City erweist such Kombination mit Headcoach Andy Reid und Quarterback Alex Smith immer mehr als absoluter Glücksgriff.

Reid schaffte es innerhalb kürzester Zeit aus einem Team, das die vergangene Saison mit zwei Siegen beendet hatte, eines zu formen, das zwar keinen Football zelebriert, aber mit einer gesunden Mischung aus gutem Laufspiel, einer soliden Defensive und einem sicheren Quarterback die NFL ordentlich aufmischt. Kansas City feiert seinen besten Saisonstart seit 2003, als man neun Partien in Serie gewinnen konnte, und nun folgen drei Heimspiele für die Chiefs, die die Playoffs fest im Blick haben.

Anfang des Schlussviertels sah es so aus, als sollten Smith und Co. den Erfolg noch einmal aus den Händen geben. Titans-Quarterback Ryan Fitzpatrick drehte die Partie beinahe im Alleingang. Doch Kansas City antwortete wie ein wahres Spitzenteam und sicherte mit drei Scores den fünften Sieg im fünften Spiel.

Cincinnati Bengals (3-2) - New England Patriots (4-1) 13:6 (0:0, 3:3, 3:0, 7:3) (BOXSCORE)

Doppelter Frust herrschte bei Tom Brady und den New England Patriots nach der überraschenden Niederlage bei den Cincinnati Bengals. Nicht nur verpasste es Brady nach 52 Spielen mit mindestens einem Touchdown, den NFL-Rekord von Drew Brees (54 Spiele) weiter anzugreifen, die Patriots verabschiedeten sich auch aus der Reihe der unbesiegten Teams.

Aus dem von der NFL geplanten Showdown zwischen den New Orleans Saints von Brees und Bradys Patriots am nächsten Spieltag wird nun also ein ganz normales NFL-Spitzenspiel. Um dort zu bestehen, wird sich New England aber gehörig steigern müssen.

Es war das erste Mal seit dem 20. September 2009, dass New England ohne eigenen Touchdown blieb. Den Bengals genügte ein einziger, um das Spiel für sich zu entscheiden. BenJarvus Green-Ellis erzielte diesen mit einem 1-Yard-Lauf im Schlussviertel. Eine Aufholjagd der Patriots wurde auch durch den gegen Spielende einsetzenden starken Regen behindert, der Brady keine Möglichkeit gab, eines seiner berühmten Comebacks hinzulegen. Sein Verzweiflungsversuch wenige Sekunden vor Schluss landete in den Armen der Defense.

Seite 2: Giants und Jaguars verlieren schon wieder

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