NFL

Den Kopf der Schlange töten

Von Florian Regelmann
In einem Rematch von Super Bowl XLII treffen die Patriots auf die Giants
© spox
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Defensive Line

Shaun Ellis / Kyle Love / Vince Wilfork / Brandon Deaderick vs. Justin Tuck / Linval Joseph / Chris Canty / Jason Pierre-Paul (Osi Umenyiora)

"Wie tötet man eine Schlange? Indem man ihr den Kopf abreißt. Und wie zerstört man diese so potente Offense? Indem man sich um Brady kümmert." Es sind die die Worte von Justin Tuck. Und sie klingen nicht nur wie eine Drohung. Sie sind eine Drohung.

Die D-Line der Giants ist vielleicht die beste der NFL. Tuck, Jason Pierre-Paul, Osi Umenyiora - die G-Men werden mit allem kommen, was sie haben, um Brady zu sacken.

Die Patriots D-Line muss sich aber nicht verstecken. Sie ist als Gruppe bei weitem nicht so gut wie die der Giants. Aber New England hat Vince Wilfork. Den besten Defensive Tackle auf Erden. Zumindest kann man nach seiner außerirdischen Vorstellung im AFC Championship Game zu keiner anderen Überzeugung kommen.

Das sagt Damien Woody: "Die D-Line der Giants ist wohl die beste der NFL. Aber wir dürfen auch die D-Line der Patriots nicht vergessen. Die Jungs spielen immer besser, natürlich in erster Linie wegen Wilfork. Daran, bei wie vielen Snaps er auf dem Feld steht, sieht man schon, was für ein guter Spieler er ist. Die D-Line der Pats kann auch Druck ausüben."

Vorteil: Giants.

Linebacker

Jerod Mayo / Brandon Spikes / Rob Ninkovich vs. Michael Boley / Chase Blackburn / Mathias Kiwanuka

Wenn es eine Position gibt, in der New-England-Defense, die wirklich gut besetzt ist, dann ist es die Linebacker-Unit. Jerod Mayo ist ein absoluter Star - verteidigt den Lauf hervorragend und ist eine echte Tackling-Maschine.

Brandon Spikes ist immer für ein Big Play gut - und Rob Ninkovich ist der Pressure-Linebacker, der Eli Manning zu schaffen machen könnte. Dass er das kann, hat er schon gegen Denver bewiesen.

Die Linebacker der Giants sind gut gegen den Lauf, haben aber so ihre Mühe gegen den Pass. Das gilt vor allem für Mathias Kiwanuka, der mehr ein Defensive End als ein Linebacker ist.

Wenn Brady beginnt, seine kurzen Pässe auf Gronkowski, Hernandez und Welker anzubringen, ist es schwer vorstellbar, dass die Linebacker der Giants da irgendetwas ausrichten können.

Das sagt Damien Woody: "Da haben die Patriots wirklich einen Vorteil meiner Meinung nach. Den Giants fehlt bei den Linebackern etwas die Erfahrung, da haben die Patriots die klangvolleren Namen. Mayo ist ein Pro Bowler, Spikes spielt auch ganz stark im Moment."

Vorteil: Patriots.

Secondary

Devin McCourty / James Ihedigbo / Patrick Chung / Kyle Arrington vs. Corey Webster / Kenny Phillips / Antrel Rolle / Aaron Ross

Das Problem der Patriots-Secondary auf den Punkt gebracht: Die Patriots haben nicht einen einzigen Spieler, der Cruz, Nicks, oder Manningham covern kann. Nicht einen. Gegen die Ravens war Receiver Edelman gezwungen, in Nickel-Sets den gegnerischen Slot-Receiver zu decken. Gegen Baltimore ging das noch gut, weil den Ravens die Waffen fehlten.

Aber Eli Manning ist nicht Joe Flacco. Und vor allem heißt der Slot-Receiver der Giants Victor Cruz. Edelman vs. Cruz? Ein Receiver soll den heißesten Receiver der NFL bewachen? Geht nicht. Oder um es in "ESPN"-Footballsprache zu sagen: Come on, man! Klar ist: Die Patriots müssen Turnover forcieren, um ihre Schwächen in der Coverage auszugleichen.

Die Giants-Secondary hat in dieser Saison eine irre Entwicklung gemacht. Als Starting-Cornerback Terrell Thomas sich schwer am Knie verletzte, schien die Saison schon verloren. Dazu kamen weitere Ausfälle. Aber inzwischen macht die Giants-Secondary einen doch ordentlichen Job.

Die ganzen Pass-Rusher bekommen die Schlagzeilen und werden gefeiert, aber ohne die Leute in der Secondary würden die Tucks dieser Welt ihre Sacks gar nicht landen können. Wichtigster Mann: Cornerback Corey Webster - er muss im Matchup mit Wes Welker bestehen.

Das sagt Damien Woody: "Für mich ist die Secondary bei beiden Teams eine Problemstelle. Bei den Patriots ist sie aber definitiv noch viel größer als bei den Giants. Die Giants sind immerhin in der Zusammensetzung etwas eingespielt, da stimmt die Chemie besser. Die Patriots hatten so viele Verletzungen in der Secondary, sie geben eine Unmenge an Big Plays ab. Flacco hat schon viel mit ihnen angestellt. Eli Manning hat die Chance, tonnenweise Plays zu machen gegen diese Secondary."

Vorteil: Giants.

Special Teams

Stephen Gostkowski / Zoltan Mesko / Danny Woodhead / Julian Edelman vs. Lawrence Tynes / Steve Weatherford / Will Blackmon

Die Special Teams sind wie immer der große X-Faktor. Ohne die zwei Punt-Return-Fumbles der 49ers wären die Giants wohl gar nicht in den Super Bowl gekommen.

Insgesamt ist das Matchup der Special Teams relativ offen. Die Kicker Stephen Gostkowski (28/33 FG) und Lawrence Tynes (19/24 FG) nehmen sich nicht viel. Auch beide Punter, Zoltan Mesko und Steve Weatherford, sind gleichermaßen stark.

Einen Kickooff-Return-Touchdown haben beide Teams in dieser Saison bis jetzt nicht zustande gebracht. Sieht nicht danach aus, als ob es in dieser Hinsicht spektakulär werden könnte.

Das sagt Damien Woody: "Die Special Teams werden ein ganz wichtiger Teil des Spiels sein. Beide Teams werden scoren - und dann kann es gut sein, dass es am Ende auf die Special Teams ankommt. Coach Belichick predigt es immer wieder, wie wichtig ist es, solides Special-Teams-Play zu haben. Sollte es wirklich entscheidend werden, hätte ich mehr Vertrauen in die Special Teams der Patriots."

Vorteil: Ausgeglichen.

Coaches

Bill Belichick / Offensive Coordinator: Bill O'Brien / vs. Tom Coughlin / OC: Kevin Gilbride / DC: Perry Fewell

Zwei ganz Große gegeneinander. Sowohl Bill Belichick als auch Tom Coughlin sind Coaches der alten Schule. Beide gehörten zum Giants-Trainerstab von Bill Parcells. Der eine war ein Offensiv-Guru (Coughlin), der andere ein Defense-Superhirn (Belichick). Kurioserweise würde man heute denken, dass es genau andersherum hätte sein müssen. Die Giants sind unter Coughlin eigentlich immer in der Defense stark, Belichick veranstaltet mit den Pats Offensiv-Shows.

Historisch: Belichick könnte mit einem Sieg seinen vierten Super-Bowl-Triumph feiern und damit mit Chuck Noll gleichziehen. Seine einzige Super-Bowl-Pleite kassierte er aber gegen wen? Richtig, Coughlin. Was das Coaching im Spiel angeht, so ist Belichick sicher der größere Gambler. Wenn es zu unkonventionellen Entscheidungen kommen sollte, wird sie Belichick treffen.

Coughlin führt die NFL wohl an, wenn es um "Fast-Entlassungen" geht. Der 65-Jährige steht in New York Jahr für Jahr unter enormem Druck, zig Mal wurde sein Kopf gefordert, aber in den schwierigsten Momenten hat er immer wieder gezeigt, was für ein großer Trainer er ist. Auch weil er vor Jahren bereit war, seinen überharten Führungsstil ad acta zu legen und seitdem von seinen Spielern fast schon geliebt wird.

Das sagt Damien Woody: "Beide Coaches sind unglaublich erfahren und nicht das erste Mal auf der großen Bühne. Ich denke, dass Coach Belichick einen kleinen Vorteil hat. Es gibt keinen Coach in der NFL, der sein Team besser auf die Spiele vorbereitet. Jetzt gibst du ihm sogar zwei Wochen lang Zeit für die Vorbereitung. Da wird es verdammt schwer, ihn zu schlagen."

Vorteil: Patriots.

Prognose

Florian Regelmanns Prognose: 34:24 Giants.

Damien Woodys Prognose: 35:27 Giants.

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