NFL

"Es ist völlig egal, wer Quarterback spielt"

Von Interview: Sebastian Stolz
Raiders-Kicker Sebastian Janikowski gehört zu den Besten seiner Zunft
© Getty

Die negative Bilanz der vergangenen Jahre, das Image und der Ruf, der den Oakland Raiders seit Jahrzehnten nachgesagt wird: Am Donnerstag können die Raiders beweisen, dass sie drauf und dran sind, ihr Piratenschiff wieder auf Kurs zu bringen. Dann tritt der dreifache Super-Bowl-Champion zum Thanksgiving-Spiel (22.15 Uhr im LIVESCORE) bei den Dallas Cowboys an.

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Einer, der die guten und die schlechten Zeiten bei den "Silver and Black" miterlebt hat, ist Sebastian Janikowski. Der Kicker, der im Training schon mal einen Ball problemlos 75 Yards weit tritt, spielt aktuell seine wohl beste NFL-Saison. Erst am vergangenen Sonntag besiegte der beste Scorer in der Raiders-Historie das Überraschungsteam der Cincinnati Bengals mit einem 33-Yard-Field-Goal 15 Sekunden vor Spielende.

Janikowski ist ein Star in Oakland und wohl der einzige Kicker, der nicht mit schlechten Witzen und Hänseleien seiner Mitspieler leben muss. Kein Wunder, wiegt der bullige Glatzkopf doch nur knapp 20 kg weniger als seine Kollegen von der Offensive Line. Kaum vorstellbar, dass "C-Bass" einst ein großes Fußballtalent war.

Im SPOX-Interview spricht der gebürtige Pole über seinen Wechsel vom Fußball zum Football, das Spiel gegen die Cowboys und deren neues Mega-Stadion, sowie über Chancen seiner Raiders und den Mann, der dieses Team aus Oakland für Janikowski so besonders macht.

SPOX: Am vergangenen Sonntag haben die Raiders das Überraschungsteam aus Cincinnati dank einer tollen Aufholjagd mit 20:17 besiegt. Wie haben Sie die Schlussminuten erlebt?

Sebastian Janikowski: Es war ein enges Spiel. Unsere Defensive hat immer wieder für Ballverluste gesorgt und so unserem Angriff die Chance gegeben, doch noch einmal zurückzukommen. Das ist uns kurz vor Schluss dann auch gelungen. Als wir dann Sekunden später auch noch einen Fumble erobert haben, wusste ich, dass es nun an mir liegen würde. Es ist immer ein tolles Gefühl, ein Spiel auf diese Art und Weise entscheiden zu können.

SPOX: Der Sieg gibt der Mannschaft sicherlich Selbstvertrauen. Was müssen die Raiders tun, um die Saison mit erhobenem Haupt beenden zu können?

Janikowski: Wir haben es ja gerade erst am Sonntag gesehen: Jedes Team kann jederzeit ein Spiel gewinnen. Wir müssen einfach weiter hart trainieren, hart an uns arbeiten und dann kommt der Rest schon von ganz allein.

SPOX: Die Raiders sind der klare Außenseiter in Dallas. Kann das vielleicht ein Vorteil für Oakland sein?

Janikowski: Diese Tatsache können die Raiders immer zu ihrem Vorteil nutzen. Aber egal, ob wir nun Underdog sind oder nicht, wir gehen in jedes Spiel mit der festen Absicht, den Platz als Sieger zu verlassen. Und in diesem Fall kann uns die Rolle des Außenseiters sicherlich dabei helfen.

SPOX: Sie wurden in Polen geboren. Mögen Sie denn solche amerikanischen Traditionen wie Thanksgiving?

Janikowski: Ich mag Thanksgiving. Das ist doch eine tolle Sache. Du verbringst eine gute Zeit mit deiner Familie und bekommst dazu noch gutes Essen. Ich bin mit einer Amerikanerin verheiratet. Sie feiert natürlich jedes Jahr Thanksgiving und ich verbringe dann Zeit mit ihr und ihrer Familie.

SPOX: Ist es etwas Besonderes, an Thanksgiving in diesem neuen Superstadion und vor einem Millionenpublikum an den TV-Geräten zu spielen?

Janikowski: Ich freue mich riesig darauf. Ich habe gehört, das Stadion soll unglaublich sein. Ich habe schon viele tolle Dinge über dieses riesige Stadion gehört und bin echt gespannt, was uns dort erwartet. Hoffentlich können wir dieses Spiel gewinnen.

SPOX: Ein großes Thema zu Saisonstart war ja der megagroße TV-Screen, der ab und an von Bällen getroffen wurde. Haben Sie Wetten abgeschlossen, wie oft Pro-Bowl-Punter Shane Lechler den Jumbotron treffen wird?

Janikowski: Nein, Wetten haben wir nicht abgeschlossen. Aber ich bin mir sicher, dass Shane den riesigen Großbildfernseher problemlos treffen könnte. Er ist immerhin der beste seines Fachs.

SPOX: Gegen Cincinnati stand Bruce Gradkowski statt dem hochbezahlten JaMarcus Russell als Quarterback auf dem Feld. Hat man mit diesem Wechsel den Schalter endlich umgelegt?

Janikowski: Ich denke, es liegt nicht nur an einem Spieler, dass wir in dieser Saison mehr Spiele verloren als gewonnen haben. Jeder von uns muss einfach besser spielen. Es geht darum, dass die Jungs ihren Job richtig machen und es Spieler geben muss, die einfach nochmal einen Gang höher schalten können. Jeder muss seine Aufgabe hundertprozentig erledigen und wir müssen als Team auftreten. Es ist völlig egal, wer Quarterback spielt.

SPOX: Welche Ziele haben Sie sich in dieser Saison für sich selbst gesetzt und was erwarten Sie vom Team für den Rest dieser Spielzeit?

Janikowski: Ich selbst will immer mindestens 85 Prozent meiner Field Goals treffen. Außerdem ist es mein Ziel, beim Kickoff so viele Bälle wie möglich in die gegnerische Endzone zu kicken. Mit Touchbacks verhindert man schließlich, dass der Gegner einen guten Return haben könnte. Von unserer Mannschaft erwarte ich, dass wir ein paar Spiele gewinnen. Nur darum geht es.

SPOX: Als Kind sind Sie in Polen mit Fußball aufgewachsen. Sie haben sogar für die polnische U-17-Nationalmannschaft gespielt. Wann haben Sie sich dazu entschieden, Football zu spielen?

Janikowski: Als ich in die USA kam. Mein Vater ist nach Amerika gegangen und ich bin ihm gefolgt und hier zur High School gegangen. In meinem Abschlussjahr an der Schule habe ich dann zum ersten Mal mein Glück als Kicker beim Football probiert.

SPOX: Und dann war klar, Football ist der größere Sport in den USA?

Janikowski: Man kann hier viele Sportarten spielen - natürlich auch Fußball. Aber der Sport kommt eben nicht an Football heran. Baseball und Basketball sind ja auch sehr beliebt. Doch ich habe nie Baseball gespielt und für Basketball bin ich einfach zu klein. Da dachte ich mir, ich könnte es doch als Kicker versuchen. Die Grundvoraussetzungen hatte ich ja.

SPOX: Spielen Sie denn noch ab und an Fußball?

Janikowski: Ehrlich gesagt, ich spiele nicht mehr. Bis vor zwei Jahren habe ich noch mit Freunden ab und an gebolzt. Wir haben sechs gegen sechs gespielt und einfach nur eine gute Zeit gehabt. Aber ich finde dafür einfach keine Zeit mehr.

SPOX: Aber schauen Sie denn noch Fußball im Fernsehen?

Janikowski: Auf jeden Fall. Ich schaue mir viele Fußballspiele im Fernsehen an. Ich habe vor allem die WM-Qualifikation der Amerikaner verfolgt.

SPOX: Und Ihre Heimat Polen, gucken Sie sich die Spiele der polnischen Elf auch an?

Janikowski: Nicht wirklich. Die Spiele der Polen werden kaum im US-Fernsehen übertragen. Die beschränken sich bei internationalen Übertragungen eher auf große Nationen wie England oder so. Auch die Champions League schaue ich gern. Ich bin ein Fan von Manchester United. Ich schaue gerne ManUtd-Spiele.

SPOX: Die Raiders haben schon immer dieses etwas düstere Image. Was ist denn nun wirklich das Besondere an den "Silver and Black"?

Janikowski: Was daran so besonders ist? Ganz einfach: Al Davis (Raiders-Besitzer, Anm. d. Red.)! Für Al Davis spielen zu können, ist die großartigste Sache, die mir in meinem Leben passiert ist. Es macht unheimlichen Spaß, für die Raiders spielen zu können.

SPOX: Also einmal ein Raider, immer ein Raider?

Janikowski: Das wünsche ich mir. Aber man weiß ja im Profisport nie, was morgen passiert.

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