NBA

Zwei wie Pech und Schwefel

Bradley Beal und John Wall könnten einen der besten Backcourts der Liga bilden
© getty

Die Washington Wizards gingen in der Offseason bei den großen Free Agents leer aus, haben ihren Kader aber auf anderem Wege verstärkt. Die größte Veränderung gab es an der Seitenlinie - bekommt der neue Head Coach seine Stars in den Griff? Und: Ist das viele Geld für Beal und die Neuzugänge wirklich gut angelegt? Die Offseason in der Analyse.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Die Transaktionen:

Nach einer enttäuschenden Saison samt dem Verpassen der Playoffs wollten die Wizards umbauen, was sie - betrachtet man die Quantität der Transaktionen - auch getan haben. Durch die Verpflichtungen von Ian Mahinmi, Jason Smith und Andrew Nicholson haben sie besonders ihren Frontcourt in der Breite verstärkt. Der ungedraftete Center Daniel Ochefu ist ebenfalls einer für die großen Positionen, während für den Backcourt lediglich Trey Burke per Trade aus Utah und Tomas Satoransky vom FC Barcelona geholt wurden.

Bei all dem neuen Spielermaterial gab es zwangsweise auch Abschiede zu verkünden: Nene schloss sich den Rockets an, Ramon Sessions den Hornets und Garrett Temple den Kings. Auch J.J. Hickson, Jared Dudley, Alan Anderson und Drew Gooden werden künftig außerhalb der US-Hauptstadt ihr Geld verdienen.

Die wohl prominenteste Veränderung fand aber an der Seitenlinie statt: Head Coach Randy Wittmann, der seit 2011 die Zügel der Wizards in der Hand hielt, wurde umgehend nach der Saison entlassen. Als Nachfolger präsentierte GM Ernie Grunfeld Scott Brooks, seines Zeichens ehemaliger Head Coach der Oklahoma City Thunder.

Die Zukunft von Bradley Beal ist bei den Wizards ebenfalls gesichert: Der Shooting Guard unterschrieb einen neuen Vertrag für 5 Jahre und 130 Millionen Dollar und steigt damit zum Bestverdiener auf.

Die Strategie:

Es wurde schon sehr früh klar, dass Kevin Durant die Washington Wizards nicht mit der nächsten Hometown-Hero-Story beglücken würde. Der Plan, einen hochkarätigen Free Agent zu verpflichten, hatte aber weiter bestand: Angeblich waren die Wizards bis kurz vor Schluss im Rennen um Al Horford. Doch auch der entschied sich für eine andere Franchise.

Als Ersatz zog Grunfeld Mahinmi an Land, der in den nächsten vier Saisons 60 Millionen Dollar einstreichen wird, war für einen offensiv limitierten Center sehr viel Holz ist. Auch Andrew Nicholson, der noch auf seinen Durchbruch wartet, ist mit 26 Millionen Dollar für vier Jahre nicht gerade billig. Aber: Langfristig ist der Frontcourt nun tief besetzt und durch den Abgang von Nene auch jünger geworden. Da auch Marcin Gortat einen Vertrag bis 2019 besitzt, sollte sich hier erstmal keine Baustelle auftun.

Selbiges gilt auch für den Starting Backcourt. Trotz der Tatsache, dass Wall und Beal offenbar nicht die dicksten Buddies sind, bekam Zweiterer mit seinen 130 Millionen das volle Vertrauen ausgesprochen. Auch hier gilt: Bis mindestens 2019 ist das Duo an die Wizards gebunden. Die Verletzungsanfälligkeit der beiden setzt aber ein Fragezeichen hinter die Summe des Beal-Vertrags.

Nach der verkorksten und verletzungsgebeutelten Vorsaison herrschte die Meinung vor, dass bei aller Langfristigkeit der Spielerverträge ein frischer Wind an der Seitenlinie her musste. Wittman hatte sein Team zwar aus der Bedeutungslosigkeit des Ostens empor gehievt, doch das Front Office war wohl der Meinung, dass er den nächsten Schritt mit dem Team nicht gehen kann.

Nachfolger Brooks war einer der begehrtesten Coaches auf dem Markt und hat schon bei seiner langjährigen Tätigkeit bei den Thunder gezeigt, dass er zwei Stars auf dem Feld vereinen kann. Mit Wall und Beal findet er ein ähnliches Szenario vor und kann um die beiden herum auf jede Menge brauchbare Bausteine zurückgreifen.

Die Schwachstellen:

Werden Wall und Beal vom Gegner aus dem Spiel genommen oder fällt einer der beiden aus, fehlen offensiv die Optionen. Der Frontcourt mag zwar tief sein, Go-to-Guys werden sich an den Brettern aber nicht herum tummeln. An dieser Stelle ist auch Neu-Coach Brooks gefordert - ihm wurde in OKC vorgeworfen, dass seine Ideen abseits von Aktionen seines Star-Duos Durant/Westbrook nicht gerade revolutionär waren.

Überhaupt klaffen im Backcourt große Lücken in der zweiten Garde. Für Trey Burke kommt die Chance auf einen Neuanfang zwar gerade recht, doch ein konstanter Wall-Backup wird er nicht sein. Immerhin: Die verhältnismäßig günstige Verpflichtung von Tomas Satoransky aus Barcelona könnte sich zum Glücksfall entwickeln. Passt der Tscheche sein Spiel erfolgreich an die Association an, kann er für Entlastung sorgen.

Der Hoffnungsträger:

Wall ist als Franchise-Spieler mittlerweile über jeden Zweifel erhaben und hat sich zu einem Floor General entwickelt. Ganz soweit ist Beal noch nicht - doch sein neuer Vertrag zeigt, dass ihm eine Menge zugetraut wird. Am Anfang seiner Karriere noch als eindimensionaler Shooter verschrien, hat er sich im Laufe der letzten Saisons ein größeres Waffenarsenal zugelegt und kann auch selber Punkte kreieren. In der vergangenen Saison entsprangen nur noch 27 Prozent seiner Abschlüsse aus dem Catch-and-Shoot.

Bleibt er mal gesund, macht einen weiteren Schritt und harmoniert mit Wall, dann werden die Wizards endlich das haben, was ihnen schon länger zugeschrieben wird: Den (zweit-)besten Backcourt der Liga.

Das Fazit:

Die Wizards gingen bei den großen Namen auf dem Free-Agent-Markt leer aus. Doch anstatt Trübsal zu blasen, haben sie ihren Kader in der Breite verstärkt und einen langfristigen Kern geschaffen. Zudem ist Brooks zuzutrauen, dass er das Team weiterentwickelt und in die Playoffs führt.

Ein paar Fragezeichen bleiben dennoch: Was, wenn die Verletzungshistorie von Beal noch länger wird? Was, wenn er sich endgültig mit Wall überwirft und für schlechte Stimmung sorgt?

Zuletzt wäre da auch noch die berühmte "langfristige" Flexibilität. Die Wizards sind bei weitem nicht bekannt dafür, große Free Agents anzulocken - mit einer voraussichtlichen Payroll von 102 Millionen Dollar im Jahre 2019 (für acht Spieler) brauchen sie es aber auch gar nicht versuchen.

Die Note: 3-

Die Wizards in der Übersicht

Artikel und Videos zum Thema